Waldpilzsterben

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 13.073 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Juni 2023 um 19:40) ist von Franz.

  • Hallo Naturfreunde,

    auf Youtube sah ich erschreckende Videos. Da rafften Leute alles was im Wald wuchs ohne Sinn und Verstand massenweise in Kisten, Körbe und große Beutel. Auch Korallen in allen Farben. Und das zeigen die voller Stolz in diesem Videokanal! Mit Sicherheit wurde das meiste davon auf den Müll geschmissen. Oder, man hört immer wieder, dass in den Wäldern von Kärnten etc. aus Kleinbussen bis zu 10 Personen mit Körben und GPS-Geräten aussteigen und diese Leute dann am Abend vollbeladen mit Steinpilzen und Co. wieder eingesammelt werden. Die Polizei steht dem machtlos gegenüber, denn man kann ja nicht jeden Waldweg kontrollieren.

    Ich weiß auch nicht, warum es hier im Norden von München eigentlich keine Pfifferlinge, Steinpilze oder Speisemorcheln gibt. Vielleicht ist diese dicht besiedelte Region über Jahrzehnte hinweg übersammelt worden (neben Umweltschäden wie Nährstoffeintrag, Saurer Regen, Stickoxide, Kalk-Düngung, Grundwasserabsenkung, forstliche Übernutzung, Bodenverdichtung, Verwehung von Pflanzenschutzmitteln usw.; siehe auch vorhergehende Blogs).

    Eigentlich freute ich mich schon auf den Spätsommer und Herbst, wenn auf den Märkten Reherl (Pfifferlinge) zuhauf angeboten werden oder in den Restaurants leckere Pilzgerichte - meist Steinpilze und Pfifferlinge - serviert werden. Aber neuerdings habe ich Bedenken. Soll man das kommerzielle Waldpilz-Absammeln, egal wo, wirklich unterstützen.

    Waldpilze sind ein wertvolles Geschenk der Natur und haben eine große ökologische Bedeutung. Lässt sich der kommerzielle Handel noch mit unserem heutigen Umweltverständnis vereinbaren? Sind wir beim Kauf von Waldpilzen nicht quasi Hehler von Pilzdieben oder Naturschändern?! Oder ist es egal, wenn bestimmte Pilzarten aus den europäischen Wäldern verschwinden? Und, sollte man vielleicht das Thema mit Rücksicht auf bestimmte südost-/osteuropäische einkommensschwache Bevölkerungsgruppen tabuisieren? Kommt nach dem Insektensterben das Waldpilzsterben? Wird es in den jetzt noch Speisepilz-reichen Regionen mit unserem unbedachten Kaufverhalten bald auch solch eine partielle Pilzwüste geben? Werden in 20, 30 Jahren Steinpilze und Pfifferlinge das Preisniveau von Pèrigord-Trüffeln erreichen? Sollte vielleicht der Handel mit in der Natur abgesammelten Pilzen gänzlich verboten werden? – Sammeln in Maßen für die persönliche Pilzpfanne – o.k., schadet angeblich nicht, aber für den Handel flächendeckend permanent abräumen – ich weiß nicht.

    LG, Toni

  • Hallo Toni,

    nein, nicht Sammler sind für den Rückgang der der Pilze verantwortlich. Der Artenschwund beschränkt sich nicht auf Eßbares, er betrifft fast ja alles, was wächst, kreucht und fleucht. Ursache ist der Siedlungsdruck sich plagenmäßig vermehrender Menschheit. Dort liegt der Hund begraben, nicht im Verhalten Einzelner.

    Gruß - Franz

  • hallo toni,

    Darüber könnte man wohl lange debattieren...

    Es gibt ja auch registrierte pilzsammelstellen (zumindest hier in ö), ein "waldpilzsterben" kann mit dem klimawandel und dem "waldumbau" einhergehen- andere arten profitieren vlt. davon... natürlich kann es in 30 jahren mit steinis und eierschwammerl anders aussehen. ein verbot für kommerzielles sammeln lässt sich auch schwer durchsetzen/kontrollieren.

    Da wären m.m andere ansätze wie z.b weniger fliegen, nicht immer das neueste handy brauchen usw sinnvoller/nicht nur für die schwammerl.

    Lg joe

  • Hallo Joe,

    mit dem Finger auf andere zeigen ("weniger fliegen") löst überhaupt keins der drängenden Umweltprobleme. Man muss überall anpacken.

    Ein Verbot für das kommerzielle Absammeln ließe sich leicht umsetzen. Dann dürfen halt auf keinem Marktstand und in keinem Restaurant Waldpilze angeboten werden. Wer es dennoch macht, muß die Herkunft belegen können. Wenn Berge von Eierschwammerl herumliegen, wird das nicht der Nachbar in seinem Garten gesammelt haben. Zudem müsste das Verbot EU-weit gelten. Man könnte aber auch zunächst in D oder A ein Zeichen setzen.

    LG, Toni

  • Hallo Toni,

    bisher hat doch keiner mit dem Finger auf andere gezeigt. Was stört Dich an dem Apell, weniger zu Fliegen?! Ich halte den für seeehr vernünftig.

    Kommerzielles Sammeln übt regional sicher einen Druck auf die Bestände mancher Arten aus. Ich vermute allerdings, daß in der Nachkriegszeit aus purer Not, vielvielmehr aus den Wäldern geholt wurde, als heute. Und der massive Rüchgang vieler Arten hat viele andere Gründe.

    Ein kommerzielles Sammelverbot in der EU ändert gar nix an Importen aus der ganzen Welt. Und dann bin ich wieder am apellieren: lasst uns keine Pfifferlinge aus Südafrika importieren. Wir haben eine Pfifferlingssaison und brauchen doch ausserhalb der Saison diesen vermeintlichen "Luxus" nicht.

    Ich persönlich kaufe keine Wildpilze (Ausnahmen bestätigen die Regel). In der Gastronomie gilt das Gleiche. Manchmal teste ich aber aus Neugier doch Gerichte. Ich habe aber den absoluten Luxus, das ganze Jahr über eine Auswahl an Selbstgefundenem verspeisen zu können.

    Aber Pilzgenuss gehört zum Kulturgut, ebenso wie Wildgerichte. Das will ich keinem durch Verbote vorenthalten. Dass weniger mehr ist, gilt selbstverständlich auch hier. Zumal ja eine breite Palette an Zuchtpilzen zur Verfügung steht.

    Zum oben angesprochenen Thema, plagenmässige Vermehrung der Menschheit: in den meisten reichen Ländern geht die Bevölkerungsentwicklung eher nach unten. Viele EU Länder haben stagnierende oder negative Entwicklungen. Der Rückgang der Bioderversität hat (in diesen Ländern) ganz andere Ursachen.


    Grüßle

    RudiS

  • Hallo Franz,

    wer meint, dass der Sammeldruck auf die Speisepilze keinen Einfluss auf die Populationsdichte hat, für den gibt es z.B. auch keine Überfischung der Weltmeere.

    Also, eine Sammelquote gibt es ja bereits (z.B. 1 kg pro Person). Aber, wie Joe richtig bemerkte, lässt sich diese Quote nicht kontrollieren. Und was ist die beste unkontrollierbare Quote wert: Nichts.

    Zu diskutieren wäre ein striktes kommerzielles Sammelverbot ganz ohne Quote und dazu ein Handelsverbot. Solche Einfuhr- und Handelsverbote und gibt es bereits für etliche biogenen Objekte (Elfenbein, Tigerkrallen, Südsee-Schneckenhäuser ...).

    LG, Toni

  • Hallo Toni,

    die Verbote, die Du ansprichst haben aber doch damit zu tun, daß bestimmte (z.T. endemische) Tier- und Pflanzenarten extrem gefährdet sind. Dafür gibt es dann z.B. Regelweke wie CITES, das Walfangmoratorium, etc.

    Aber trotz eines Rückgangs in der BRD sind die "Pfifferlinge" nicht vom Aussterben bedroht. Auch Kaiserlinge, die in der BRD wirklich gefährdet sind, sind in der Toskana und Ligurien durchaus nicht selten.

    Wie willst Du da ein Handelsverbot rechtfertigen?

    Und der Vergleich mit dem Leerfischen der Meere mit dem kommerziellen Pilzhandel hinkt gewaltig. Pilzfruchtkörper zu sammeln ist eher wie das Abernten von Zitronen vom Baum. Der Pilz lebt weiter und kann sich weiter vermehren, der Zitronenbaum lebt weiter ud kann sich weiter fortpflanzen

    Der Fisch ist tot und bleibt es.

    In großen Teilen Tibets ist das Sammeln des Chinesischen Raupenpilzes die wichtigste Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung. Und trotz intensivster Sammeltätigkeit ist kein signifikanter Rückgang der Pilze zu beobachten.

    Also, wie oben beschrieben, ich vermeide es gehandelte Wildpilze zu verspeisen. Und freue mich, wenn andere das auch tun. Aber eine Kriminalisierung des Handels löst keine Probleme. Das Verbot Trüffeln zu handeln, ließe eine Trüffelmafia entstehen, mit all den Problemen, die man von kriminellen Vereinigungen kennt.


    Grüßle

    RudiS

  • hi toni,

    ich wollte hier auch nicht mit dem finger auf jemand zeigen/hab weder das recht noch die weiße weste dazu.

    Eine idee ist ein verbot jedenfalls, es wird aber wahrscheinlich bei jedem einzelnen bleiben den konsum von gehandelten wildpilzen einzuschränken. Die haben halt leider eine schlechte/gar keine lobby...

    Lg joe

  • <Zu diskutieren wäre ein striktes kommerzielles Sammelverbot ganz ohne Quote und dazu ein Handelsverbot. >

    Hallo Toni,

    Natürlich würden Verbote das Artensterben verlangsamen, nicht aber aufhalten. Das geht nur durch zahlmäßige Reduzierung der Menschheit. Mancheiner ist über solche Forderung entrüstet, aber ich plädiere nur für niedrigere Geburtenquoten.

    Gruß - Franz

  • Hallo,

    eigenlich rennen hier ja alle in Richtung des selben Ziels, nur über die "Wahl der Sportbekleidung" wird noch gestritten...:wink:

    Allerdings, Toni der Vergleich zwischen verstärktem Absammeln von Speisepilzen und dem Überfischen der Meere ist nicht nur ein Apfel-Birnen-Vergleich, eigentlich ist es gar keiner! Rudi hat das ja auch bereits sehr gut erklärt.

    Selbige Diskussion tauchte hier bereits vor etwa zwei Jahren auf und ich kann mich noch sehr gut an eine Forschungsstudie, ich glaube aus der Schweiz, erinnern, in der bei Langzeitstudien festgestellt wurde, daß das maximale Absammeln von Fruchtkörpern, ich meine Pfifferlingen, selbst über mehrere Jahre hinweg keinerlei negativen Auswirkungen auf den Bestand hatte im Vergleich zu "unangetasteten" Gebieten!

    Verbote, siehe beispielsweise Rauschgifte o.ä., bringen, solange irgendein Bedarf besteht, überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil, wenn Handel unkontrolliert und versteckt passiert bzw. dadurch Preise durch die Decke gehen und es Menschen gibt die diese auch bezahlen können, wird es noch mehr Verlierer geben als es sie ohnehin schon gibt!

    Sprich, solange beispielsweise ein wohlhabender Banker in seinem Luxusbüro in Frankfurt/a.M.! sitzt und plötzlich Bock auf eine Portion Pfifferlinge bekommt, wäre es ihm so was von sch...egal, ob dieser Pilz in DL aus Artenschutzgründen verboten wäre oder 100g davon deshalb nun 2.500,-€ kosten würden! Wo ein Bedarf ist, gibt es einen Markt und wo der Bedarf nicht legal gedeckt werden kann, passiert es illegal und es steigen die Preise!

    Wir, als quasi die Profis aus der Praxis, zumindest für diesen Markt, wären dann übrigens die ersten Ansprechpartner, sozusagen die Pilzhehler und -dealer. Und, jeder muss sich fragen, ob er dann bei entsprechenden Angeboten noch Nein sagt bzw. sagen kann! Wenn wir es nicht machen würden, machen es halt andere. Heutzutage machen es z.B. die armen Leute in Polen, Weißrussland, Ukraine...

    Ich hatte vergangenes Jahr mal versucht, mich genau dieser Problematik einmal etwas sarkastisch zu nähern!:

    Feuilleton

    Unsere Probleme, auch was die Pilze betrifft, sind weitaus größerer Natur! Und, unser allergrößtes Problem sind doch letztendlich wir selbst!

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (22. Juli 2019 um 00:25)

  • Hallo Thomas

    Konntest du mein PDF denn öffnen? Sonst sende ich nochmal den link zum Artikel. Der ist glaub etwas ausführlicher bei Interesse.

    Lg jens

  • Hallo zusammen,

    Vergleiche sind nie 1:1 übertragbar. Sie dienen im Wesentlichen zur Auflockerung in einem Diskurs. Aber wenn man es schon so genau nimmt. Pilze sind für den Bestandserhalt auf die Verbreitung der Sporen angewiesen. Damit werden neue Lebensräume erschlossen und alte oder geschädigte Myzelien werden regeneriert etc.. Oder meint jemand, die Evolution hätte sich einen Spaß erlaubt. Ein Zitronenbaum ist ein Kulturprodukt, und für den Bestand braucht es keine Verbreitung der Kerne in den Früchten. Das nur so nebenbei.

    Die schweizerische Untersuchung ist imposant. Aber auch übertragbar? In der Schweiz gibt es noch weitgehend unberührte Wälder, da mag das zutreffen. Aber ein Sammeldruck in Verbindung mit anderen Stressfaktoren, gibt es da eine Analyse? Noch ein Vergleich zum kritisieren. Nimmst du ein Medikament lässt sich Nutzen und Schaden relativ gut einschätzen. Nimmst du aber fünf verschiedene gleichzeitig ein, was dann?

    Wenn das Absammeln keinen Einfluss auf die Populationsdichte hat, dann frage ich mich schon: Liegen Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung falsch? Dort steht z.B. Cantharellus spp. ist eine "besonders geschützte Art" und dafür gelten Sammeleinschränkungen (Sammeln erlaubt „Soweit sie in geringen Mengen für den eigenen Bedarf der Natur entnommen werden“). Im §44 steht auch etwas über ein Vermarktungsverbot.

    Wenn es nach euch geht: Halali, alle Leute kommt täglich in den Wald und sammelt Pilze soviel ihr wollt, auch die von der roten Liste; das Absammeln hat keinen Einfluss auf Bestand und Population.

    Spaß beiseite: Ich werde mich weitgehend zurückhalten beim Verzehr von Handelsware. Diese Diskussion sollte man sehen als Anregung zum Nachdenken und auch Diskutieren im Freundeskreis über den vielleicht bedenkenlosen Umgang mit den Naturschätzen.

    VG, Toni

  • Hoi Toni,

    also die Studie ziehe ich lediglich heran, um zu untermauern, dass dass intensive Sammeln lokal dem Pilz nicht schadet.

    Als Ausnahme sehe ich nur Ascomyzeten, die sich selber regenerieren (daher ist es sinnvoll, 2-3 Morcheln stehenzulassen).

    Ich gehe davon aus, dass in einem ausführlichen Aufsatz der Studie etwas in der Richtung stehen wird, dass die Verbreitung Schaden nehmen wird, wenn wirklich 100% Fruchtkörper vernichtet würden. Das ist ja klar. Man wird bei der Studie annehmen, dass immer genug Fruchtkörper innerhalb einer grosser Umgebung unentdeckt bleiben, oder über den Tier-Verdauungstrakt verbreitet werden (bei dem Geschmack z.T. hat die Evolution wohl nicht nachgedacht.... bzw. unsere Kläranlagen übersehen).

    Ich selber bin in der Hauptsaison selten in meinem nächsten Wald, weil der von asiatischen Truppen auseinandergenommen wird. Die Stochern im Moos mit Stöcken nach jedem Edulis baby. DG u.a. werden vernichtet. Ein asiatisches Geschrei durch den Wald, dass es einem nur die Lust vermiest. Will sagen, mir geht es eher um den respektvollen Umgang mit der Natur. Jeder Pilz ist schön und alle sollen etwas davon haben. Diese Raffgier z.T. ist entsetzlich. Daher bin ich absolut für eine Begrenzung der Sammelmenge. Ansonsten kann man diesem respektlosen Umgang gegenüber der Natur und anderen Pilzsammlern keinen Einhalt bieten. In vielen Kantonen gibt es solche (1 kg finde ich allerdings etwas übertrieben), bei uns leider nicht.

    lg jens

  • Hallo Toni,

    im Grunde stimme ich dir ja, wie eigentlich alle, natürlich zu. Allerdings habe ich, als zumindest ehemaliger, Biologe so meine Probleme mit einigen deiner Vergleiche!

    Sie wirken teilweise sehr unwissenschaftlich formuliert, wirken etwas aus dem Zusammenhang gerissen und entbehren gelinde gesagt mitunter einer, für mich, nachvollziehbaren Logik.

    Verstehe das aber bitte nicht als generelle Kritik oder Besserwisserei, nur wenn man sich mit bestimmten "Fakten" in wissenschaftliche Bereiche wagt, sollten diese schon "Hieb- und Stichfest" sein!:wink:

    Beispiel:

    " Ein Zitronenbaum ist ein Kulturprodukt, und für den Bestand braucht es keine Verbreitung der Kerne in den Früchten. Das nur so nebenbei."

    Eigentlich verstehe ich gar nicht, was du mit dieser Aussage im Gesamtkontext ausdrücken möchtest. Aber ich versuche trotzdem mal, es etwas zu präzisieren:

    Also, die Zitrone in seiner Urform, die Zitronatzitrone (Citrus medica), ist alles andere als ein Kulturprodukt! Ursprünglich aus den Himmalayregionen stammend, wie auch die beiden anderen Zitrus-Urformen Pampelmuse und Mandarine, ist diese Pflanze bereits zu Beginn der Zeitrechnung nach Südeuropa gelangt. Und natürlich ist sie allein schon der veränderten Klimabedingungen wegen, so wie tausende andere (Nutz-)Pflanzen auch, im Laufe der Zeit "kultiviert" worden. Das kann natürlich auch Veränderungen, Veredlungen, Kreuzungen etc. beinhalten. Aber, welches uns hier bekannte Obst oder Gemüse hat nicht einen solchen Prozess durchlaufen?!

    Und, nun wird es wissenschaftlich, die Aussage zur Vermehrung ohne ihre Kerne ist so nicht richtig! Das genauer zu erläutern würde hier allerdings den Rahmen gewaltig sprengen, da "allertiefste" Biologie und Genetik!

    Nur ganz grob soviel: Die Zitrone kann sich, wie so viele andere uns bekannte Obst- und Gemüsearten (und auch Pilze), sowohl geschlechtlich, also durch z.B. Bestäubung, als auch ungeschlechtlich, vermehren. Man spricht in diesem Fall gerade bei den Zitrusfrüchten von Polyembryonie. Und dafür werden sehrwohl die "Kerne" benötigt!

    Ich glaube aber, daß du hier eventuell eine andere, eigenständige und zur Fortpflanzung nicht relevante Sonderform der Fruchtentwicklung meinst, die sogenannte Jungfernfrüchtigkeit oder Parthenokarpie. Dafür sind Zitrusfrüchte sehr bekannt, wie aber auch beispielsweise Trauben, Bananen, Birnen, Äpfel, Tomaten, Gurken und, und, und...

    Es gibt da mehrere Ursachen, natürliche und künstliche, also gewollte. Jedem sind als Ergebnis solcher Manipulationen die kernlosen Obstsorten aus den Supermärkten bekannt.

    Dieses Beispiel sollte dir nur einmal, in aller Kürze, zeigen, wie "leicht" ein solches, aus besten Beweggründen angeführtes, aber schlecht recherchiertes, Argument auch nach "hinten losgehen" kann!

    Trotzdem kann ich deine Wut über die erwähnten Praktiken einiger Menschen im Umgang mit der Natur komplett verstehen und zutiefst nachempfinden!:thumbup:

    LG Thomas

    2 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (22. Juli 2019 um 16:34)

  • Hallo Maxi,

    das wäre meiner Meinung nach erst einmal komplett unbegründeter und ziemlich blinder Aktionismus!

    Ab und an habe ich mir schon seine Videos angesehen und zumindest darin NICHTS gesehen, was wirklich relevant zum Thema dieses Threads wäre. Dieser Typ sammelt augenscheinlich auch nicht mehr oder weniger, als es viele andere "Pilzverrückte" ebenso tun. Er komprimiert es halt nur in seinen Filmchen.

    Solches oder ähnliches Sammelverhalten ist im Vergleich zu den wirklichen Verursachern der katastrophalen Entwicklung unserer Natur doch eher "Krümelkacke"!

    LG Thomas

  • Ich kann es nur nicht verstehen wie man das jeden Tag machen kann. So viel Pilze kann man gar nicht essen und für die Verdauung idt das eh nichts. Ich bin der Meinung das die meisten Pilze durch Waldarbeiten vernichtet werden, weil wenn man sich mal anschaut wie Wälder aussehen nachdem Traktoren drin waren, is ja klar das dann da nichts mehr wächst. Zudem ist es sehr schwer überhaupt unberührte Wälder zu finden

  • Hallo Maxi,

    es wäre ja nun eine reine Vermutung, daß der da nun jeden Tag "erntet", zumal es ja bestimmt auch bei ihm witterungsbedingte pilzarme oder gar pilzlose Zeiten geben wird.

    Jeden Tag Pilze zu essen hat übrigens eher weniger mit möglichen Verdauungsproblemen zu tun! Aber, wer will schon täglich das Gleiche auf dem Teller haben?:confused:

    Ausserdem gäbe es ja, selbst bei häufigeren Sammlungen, auch immer noch die Möglichkeit, sich die Pilze für "schlechtere Zeiten" in egal welcher Form zu konservieren. Also, reine Spekulation!:wink:

    Natürlich wird es, mit wenigen Ausnahmen in Nationalparks oder Naturschutzgebieten, immer schwieriger, noch nahezu unberührte Waldflächen erleben zu dürfen. Die wirtschaftlichen Interessen der Waldbesitzer hatten/haben leider Vorrang.

    Damit einhergehend natürlich auch der Eingriff in gestandene Waldstücke, leider mit immer schwererer, automatisierter und damit, im Vergleich zu früheren schonenderen Methoden, zerstörerischer Technik. Aber auch solche Eingriffe in Kleinbiotope übersteht die gesamte Natur normalerweise und passt sich mit der Zeit Immer wieder an. Dass wir Pilzsammler darunter zeitweise leiden müssen, ist natürlich ärgerlich, aber man darf Ursachen und Wirkung nicht verwechseln und muss die Ursachenkette auch zu Ende denken!

    Viel schlimmer nämlich ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß solch Eingriffe bei der gegenwärtigen Entwicklung gezwungenermaßen exponentiell angestiegen sind und weiter ansteigen werden! Durch den Klimawandel und andere diverse Umweltvergehen bedingtes Absterben und Erkranken des Waldes, und dadurch z.B. Befall mit Schädlingen, zwingen die Verantwortlichen geradezu zu solchen massiven Eingriffen.

    Und genau da sind wir wieder beim Anfangsproblem!

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (28. August 2019 um 19:42)