Rübling-Variationen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.777 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. August 2019 um 18:29) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    eine makromorphologische Bestimmung rund um den Waldfreundrübling finde ich sehr schwierig. Die Literaturangaben sind so variabel, dass ich zu keinem klaren Ziel komme.

    Waldfreund-, Mäuseschwanz-, Striegeliger-, Büschel-, Spindeliger-, Rillstieliger ..alle so ähnlich. Un dann noch die Variationen durch Alter, Standort, Feuchte ...

    Ich vermute, dass es sich bei den beiden Exemplaren um die gleiche Art handelt. Ca. 100 m Abstand zwischen beiden Funden.

    Nr. 1 war in einem feuchten Graben mit viel nassem Laub gewachsen und Nr. 2 dagegen auf einem trockenen Waldwegrand.

    VG, Toni

    Nr.1

    Nr. 2

  • Hallo.

    Guck dir mal bei deinen ersten die striegelige Basis an. Die hat der zweite ja scheinbar nicht, deshalb würde ich von zwei Arten ausgehen.

    Ansonsten kann ich es aber nachvollziehen, dass einige Gymnopus Arten schwierig zu trennen sind. Ich habe da schon auch manchmal noch Probleme, mich mit denen aber auch noch nicht sehr intensiv befasst.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Von Rüblingen im weiteren Sinne habe ich leider auch kaum Ahnung.
    Aber wichtige Merkmale in der Gruppe sind:
    - Geruch der frischen Fruchtkörper

    - Lamellenfarbe (eventuell auch Sporenpulverfarbe, aber ich glaube, die ist immer weiß, außer bei den Rhodocollybia - Arten)

    - Hutrandriefung älterer und durchfeuchteter Fruchtkörper
    - Stielbekleidung (Stiel glatt, bereift, befasert, striegelig behaart)

    - Stielfarbe (Farbverlauf von der Stielbasis zur Stielspitze)

    - manchmal Geschmack

    Ich denke auch, daß wie da zwei Arten sehen.
    Bei den ersten ein Pilz mit ungerieften Huträndern, beigockerlichen Lamellen und zur Basis hin striegelig behaartem Stiel. Wenn der nicht irgendwie auffällig gerochen hätte, dann dürfte eiine Kauprobe nach einigen Sekunden im Mund reichlich scharf geworden sein. Optisch halte ich das jedenfalls für Brennende Rüblinge (Gymnopus peronatus).

    Die anderen scheinen ziemlich büschelig zu wachsen, die Stiele sind von der Basis her dunkel, aber deutlicih weiß bereift, die Hüte ebenfalls ungerieft (vielleicht aber auch trocken?)

    - ich würde da ältere Knopfstielige Rüblinge (Gymnopus confluens) vermuten.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    du hast ja wie immer soo recht.

    Nr. 1 schmeckt unangenehm und leicht scharf und astringierend, nicht so sehr wie ich es bei einem Brennenden Rübling erwartet hätte. Aber vielleicht liegt das in der Variationsbreite.

    Nr.2 ist eindeutig mit einem Knopf am Stiel und dem Loch im Hut, wenn man den Hut abzieht. Da hatte mich der rillige Stiel total irritiert. Das ist mir schon peinlich, da ich etliche andere bei diesem Ausflug sogleich als Knopfstielige Rüblinge identifiziert hatte. Aber so ist es halt mit der Variationsbreite. Man lernt nie aus.

    LG, Toni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toni!

    Ja, ich denke schon, daß die Schärfe beim Brennenden Rübling variieren kann. So wie ja auch die Bitterkeit beim Gallenröhrling.

    Richtig milde Brennende Rüblinge hatte ich noch nicht, aber ich hatte schon mal welche, auf denen man ernsthaft lange herumkauen musste (mehr als eine Minute), bis es los ging.

    Die Schärfe kommt da manchmal langsam, dafür dann aber meistens ganz schön kräftig.

    Aber vielleicht im Alter ja nicht mehr so ausgeprägt? Ich hatte bisher glaube ich nur jüngere exemplare probiert.

    Das mit dem Alter der Fruchtkörper ist freilich eh so eine Sache: Daß due die Knopfstieligen nicht sofort erkannt hast, ist ja eigentlich kein Wunder, da die jung ja wirklich sehr anders aussehen. In dem Stadium, daß du zeigst, sind sie eben deutlich schwerer zu erkennen. War ja auch von mir nur geraten, aber wenn du das mit dem "Knopf" überprüfen konntest, sollte es wohl passen.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    noch ein Hinweis zum Brennenden Rübling (Gymnopus peronatus), den kann man auch noch an seinem Geruch gut erkennen: wenn man den an den Lamellen reibt und ihn dann an die Nase hält, kann man einen sehr säuerlichen, essigartigen Geruch wahrnehmen. Dieser typische Geruch ist mir eigentlich sonst von keinem anderen Pilz bekannt.

    Im 123 Portrait des Brennenden Rüblings wird der Geruch als pilzig angenehm angegeben, was ich leider für völlig falsch halte.

    LG Sepp

    Eine Verzehrsfreigabe gibt es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

  • Hallo Sepp,

    du hast recht: Der Pilz war jetzt zwar schon ziemlilch alt. Aber beim kräftigen Rubbeln an der Lamellenschicht kam ein Essiggeruch zustande.

    Ich machte auch noch ein Sporenpräparat: Abwurf weiß; Sporen linsenförmig, etwa doppelt so lang wie breit.

    Es passt also alles zum Gmnopus peronatus.

    Danke für den interessanten Hinweis.

    VG Toni

  • Hallo Toni,

    Pilze 1 scheinen mir aufgrund des behaarten Stieles eindeutig Collybia hariolorum zu sein. Sie müßten übel riechen (fauliges Sauerkraut, quetschen!). Pilz 2 ist eine andere Art.

    Gruß - Franz

  • Hallo Toni,

    Pilze 1 scheinen mir aufgrund des behaarten Stieles eindeutig Collybia hariolorum zu sein. Sie müßten übel riechen (fauliges Sauerkraut, quetschen!). Pilz 2 ist eine andere Art.

    Gruß - Franz

    Hallo Franz,

    und ich schließe "Gymnopus hariolorum, Striegeliger Rübling" aus. Denn diese Art hat u.A. (a) enger stehende Lamellen, (b) einen kräftigeren, aufgeblaseneren Stiel als "Gymnopus peronatus, Brennender Rübling :

    Zum Vergleich "Gymnopus peronatus, Brennender Rübling" (Aufnahme von Toni):

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    Ein weiteres Bild (mit ähnlich üppigem Basalmyzel) aus meinem Bestand:


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    Es bleibt dabei: Pablo hat beide Funde korrekt bestimmt!!!

    Grüße Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Franz!

    Der Striegelige Stinkerübling (ehem. Collybia hariolorum, jetzt Gymnopus hariolorum) gehört auch zu den Blassporrüblingen.

    Ich würde ja dagegen setzen, aber wer löst das auf? Da bräuchte man ja einen Schiedsrichter mit guter solider Gattungskenntnis und ggfs auch Mikroskop.


    Gymnopus hariolorum kenne ich jedenfalls erstens mit mehr gedrängt stehenden Lamellen (siehe Kommentar von gerd), aber auch mit helleren Lamellen (weißlich) und eben einem extrös auffälligen Geruch nach fauligem Kohl, der eigentlich auch bei alten fruchtkörpern nicht zu überriechen ist.


    LG, Pablo.