Ist das ein flockenstieliger Hexenröhrling und essbar

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 13.953 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. September 2013 um 22:39) ist von Norbert.

  • Hallo Markus,

    keine Netzzeichnung vorhanden, flockige Stieloberfläche, rote Poren. Eindeutig ein Flocki. Bei weiteren Bestimmungsanfragen mache bitte Fotos von allen Seiten und von einem Querschnitt und schneide nicht die Stielbasis ab. Dort befinden sich oft wichtige Bestimmungsmerkmale.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo Markus,

    Abschneiden oder Herausdrehen, das ist sogar unter vielen Pilzkundigen eine strittige Frage. Es gab sogar einmal die Meinung, Abschneiden sei für das Pilzmycel schädlich, weil in die Schnittstelle Fäülnisbakterien u.a. eindringen könnte.
    Grundsätzlich gilt: du darfst Pilze abschneiden, wenn du dir ganz sicher bist, dass du den Pilz kennst. Kennst du den Pilz nicht, dann vorsichtig herausdrehen und alles, was so am Pilz haftet, dran lassen. Zur Bestimmung eines Pilzes braucht man alle Teile und sein Biotop.

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Veronika,

    die unterschiedlichen Ansichten, ob man Pilze schneiden oder herausdrehen sollte, beruhen auf reinen Spekulationen, da es hierüber keine wissenschaftlichen Arbeiten gibt. Alleine die Meinung, dass das Pilzmycel mit Fäulnisbakterien konfrontiert werden könnte und deshalb Schaden nehmen könnte, zeigt mir, dass gerade im Bereich der meist selbst ernannten "Pilzkundigen" hier und da scheinbar jeglicher Bezug zur Praxis fehlt.

    Wenn wir in einem so herrlichen Pilzherbst wie jetzt durch die Wälder streifen und diese fast atemberaubende Pilzvielfalt sehen, dann werden wir bei etwas genauerem Hinsehen feststellen, dass viele dieser Pilze bereits in einem Zustand des Fäulnisprozesses sind. Das sind völlig normale organische Zersetzungsprozesse, an denen eben Bakterien beteiligt sind, die dem Pilzmycel mit Sicherheit nix anhaben können, denn sonst würden sich die Pilze ja durch diesen Vorgang selbst zerstören... also dieser seltsamen Logik folgend... :wink1:

    Wenn wir dann noch, wie hier im Spessart, auf hunderten Hektar Waldfläche Komplettumbrüche des Waldbodens durch Schwarzwild erleben, das manchmal tief in den Boden gräbt und wirklich alles umpflügt, und dann sehen, dass gerade dort ein Jahr später die Pilze wieder kommen, als sei nix gewesen, dann frage ich mich schon, ob ich es mit Fachleuten zu tun habe, die solche Ansichten vertreten (ich meine jetzt nicht Dich damit).

    Was wir wissen ist, dass wir nicht viel wissen und manchmal gar nix wissen. ;)

    Wenn wir aber wirklich etwas lernen wollen, dann sollten wir die Natur beobachten und nicht auf rein theoretischen Denkansätzen beruhende Meinungen von Anderen übernehmen.

    Lg Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    ich weiß um diese Diskussion und halte sie auch für gelinde gesagt Blödsinn. Genau wie es Blödsinn war, dass man eine Zeit lang behauptet hat, der Rückgang der Pfifferlinge in Deutschland wäre auf die Art und Weise des Sammelns zurück zuführen, vorallem auf das Absammeln der noch so kleinsten Pfifferling (was ich ohnehin bei keinem Pilz mache).
    Es gibt eben Jahre, wo Pilzarten in Massen auftreten und dann wieder für Jahrzehnte verschwinden, z.B. bei uns der Karbolegerling.

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo zusammen,
    Um das mal zu Klären ,im Jahre 1975 wurde das Pilzreservat
    La Chanéaz begründet, um die Frage des Einflusses des Pilzsammelns auf die Pilzflora zu untersuchen. Auf fünf Dauerbeobachtungsflächen à je 300 m2 inventarisierte die WSL von 1975 bis 2006 in wöchentlichen Begehungen von Mai bis November alle Pilzfruchtkörper über 1cm Größe.
    Auf den verschiedenen Flächen wurde geerntet , nicht geerntet , abgedreht und/oder abgeschnitten.
    Kurze Ergebniszusammenfassung : Der einzige meßbare Einfluß der Pilzsammler auf die Population ist das Rumtrampeln auf dem Waldboden , dies mindert die Fruchtbarkeit , die Mycelien überleben das aber und nach ca.2 Jahren haben sie sich auch wieder erholt.
    Grüße Norbert

    Das Pilzwissen kriecht mir nach , hoffentlich holt es mich mal ein .

  • Hallo Veronika,

    die Frage, warum das so ist, interessiert mich seit vielen Jahren. Das Mycel ist im Boden, treibt aber über lange Zeit keine Fruchtkörper aus.

    Wir wissen nicht, was diesen Vorgang auslöst und wir können hierüber nur spekulieren. Vor zwei Wochen habe ich es erlebt, dass in einem Waldbereich, den ich seit 13 Jahren beobachte, (weil dort die Verhältnisse mit anderen guten Pilzstellen fast völlig identisch sind hinsichtlich Bäumen, Boden, Hanglage, Alter der Bäume....) nun das erste Mal ein sehr großer Pilzschub stattgefunden hat (einige tausend Steinpilze). An anderen Stellen bzw. in anderen Waldbereichen gab es zeitgleich nur ganz vereinzelt Steinpilze.

    Es ist kaum zu erklären. Von Bäumen weiß man ja, dass sie dann, wenn es ihnen nicht gut geht, besonders viele Früchte entwickeln, um ihr nachkommen zu sichern. Ich vermute mal, dass sich bei den Pilzen ähnliche Vorgänge abspielen...

    LG Jürgen
    [hr]
    Hallo Norbert,

    diese Studie kannte ich bislang noch nicht, die Ergebnisse decken sich aber absolut mit meinen bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen.

    Danke - interessanter Hinweis.

    LG Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von waldtroll (24. September 2013 um 21:35)

  • Hallo Norbert, hallo Jürgen,

    über den Flockenstieligen Hexenröhrling sind wir doch zu einer interessanten Diskussion gekommen, vielen Dank.

    Diese Studie, Norbert, von der du sprichst, wo könnte ich diese nachlesen?

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Zitat von Markus1977 pid='5059' dateline='1380042081'

    ...

    habe ich tatsächlich einen essbaren flockenstieligen Hexenröhrling gefunden?

    ...

    Hallo Markus,

    das es ein flockenstieliger ist steht ja nun fest.

    Aber auch der netzstielige Hexenröhrling ( Boletus luridus ) ist essbar und genau so schmackhaft.

    Neuere Untersuchungen ergaben, der ihm nachgesagte Kopringehalt ( wie beim Schopftintling ) ist nicht nachweisbar.
    Dennoch kommt es bei einigen Personen immer wieder zu unangenehmen Reaktionen in Verbindung mit Alkoholgenuss, so beschreibt es auch Andreas Gminder in seiner Literatur.
    Für mich selbst habe ich festgestellt, bei mir finden solche, wahrscheinlich allergische Reaktionen in Verbindung mit Alkohol nicht statt.
    Zu einer guten Pilzsoße, auch der aus Hexenrohrlingen, gehört für mich der Kochwein...ja auch der, den der Koch schon mal so zwischendurch beim kochen zu sich nimmt :)

    Übrigens, der Netzstielige ist oft leichter zu finden - in Parks, an Weg- und Waldrändern und oft sogar in Gärten...immer auf Kalk - somit ist er also auch ein zuverlässiger Kalkanzeiger.


    VG Julius

  • Hallo Veronika und Jürgen,
    Weiß leider nicht mehr , wo ich die Studie gelesen habe , aber schaut mal hier
    http://www.wsl.ch/dienstleistung…tionen/index_DE
    Da läßt sich einiges als pdf runterladen , auch deutsches.
    Viel Spaß beim Lesen . Bei entsprechender Suche findet sich aber bestimmt noch genaueres.
    Gruß Norbert

    Das Pilzwissen kriecht mir nach , hoffentlich holt es mich mal ein .