Kiefern- und Fichtensteinpilz ?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.641 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. August 2019 um 20:10) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    heute sind mir zwei Steinpilze aufgefallen, die doch etwas verschieden aussehen.

    Ist das links ein Kiefernsteinpilz und rechts ein Fichtensteinpilz? Unter der Huthaut waren beide bräunlich.

    Viele Grüße

    Luzia


    I

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Luzia!


    Ich sehe da zwei Fichtensteinpilze (Boletus edulis), wobei einer durch den Parasitenbefall etwas verdallert daher kommt.
    Die Hutfarben (und Formen) von Boletus edulis sindd extrem variabel, decken quasi von weiß bis schwarz alle Brauntöne ab, auch rotbraun, gelb und grau kommen vor.

    Kiefernsteinpilze haben einen durchgehend satt roten Hut (anfangs dunkles Rotbrauch, später heller) und oft auch einen dunkleren Stiel.
    Ebensowenig wie Boletus edulis an Fichten gebunden ist (kann auch mit allen anderen Laub- und Nadelbäumen Mykorrhiza bilden, solange die Baumart generell Ektomykorrhiza zulässt), ist Boletus pinophilus an Kiefern gebunden (geht auch mit Eichen und / oder Rotbuchen).


    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maxi!

    Die Art ist in Mitteleuropa nicht gerade häufig. So ganz grob hat man die besten Chancen in bodensauren, nährstoffarmen Kiefernwäldern auf sandigen, aber nicht zu trockenen Böden.
    Ausnahmen bestätigen die Regel: Einen Fundort bei mir in der Ecke habe ich in einem Rotbuchen - Eichen - Mischwald (ganz ohne eingestreute Kiefern), allerdings auch auf nährstoffarmem, saurem Buntsandsteinboden.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    du sprichst in einem deiner Beiträge oben explizit die Ektomykorrhyza an. Bedeutet das, dass bei z.B. Steinpilzen die Endomykorrhyza auszuschließen ist bzw. liegt es an der jeweiligen Baum- oder an der Pilzart?

    Oder auch anders gefragt: Da es sich ja bei beiden Symbiosen um mutualistische (zum Vorteil beider) handelt, was oder wer entscheidet, ob nun ein extra- oder ein intrazellulärer Stoffaustausch stattfindet?

    LG Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Mein Wissensstand war, daß Ektomykorrhizapilze die Feinwurzeln umschließen, aber nicht direkt in sie eindringen. Endomykorrhizapilze leben weitgehend in den Feinwurzeln ihrer Partnerbäume. Es gibt unter den Endomykorrhiza - Pilzen kaum Arten, die irgednwelche für uns direkt sichtbaren Fruchtkörper bilden (da war was mit einigen Glomerulomycota, die das wohl können). Zudem können einige Rötlinge sowas wie eine "Pseudoektomykorrhiza" bilden, das müsste ich aber nochmal nachlesen wie das funktioniert.

    Also das, was wir so an fruchtkörpern finden, sind zu weit mehr als 99% Ektomykorrhizapilze.

    Es ist dann eine Frage der Baumart, ob Nur Ektomykorrhiza, nur Endomykorrhiza oder beides akzeptiert wird als Partner.

    Was ein Grund ist, warum wir bei sämtlichen Ahornarten, sowie bei Bäumen wie Rosskastanie, Platane, Eberesche usw niemals einen "Mykorrhizapilz" finden werden: Die verweigern allesamt die Bildung von Ektomykorrhizaverbindungen.

    Zu den weißen Steinpilzen:
    Teils teils, Maxi.
    Ganz jung und / oder ohne direkten Lichteinfluss sind die Fruchtkörper auf dem Hut oft weiß.
    Die Formen von Beoletus edulis mit "echtem" Pigmentverlust dagegen sind selten. Um das zu erkennen, muss man die Fruchtkörper alt werden lassen bzw. so auffinden, daß sie schon länger im Licht gestanden haben. Dann bleibt der Hut immer weiß, egal wie viel Sonne dran kommt und wie alt die Fruchtkörper werden. Und das ist recht selten.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für diese Vertiefung!

    Du meintest in deinem Beitrag, bevor es eventuell zu Missverständnissen kommt, aber bestimmt in dem Beispiel mit den Rotfüssen nicht "...Pseudoektomykorrhiza".? Sinn bringt hier doch begrifflich "...Pseudoendomykorrhiza", oder verstehe ich das jetzt falsch?:/

    LG Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Rötlinge, nicht Rotfüße. :wink: Sämtliche Rotfußröhrlinge sind ganz normale Ektomykorrhizapilze.

    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie sich das fachleutisch korrekt nennt.

    Die Rötlinge aus der Gruppe um den Schlehen- und den Schildrötling überlisten irgendwie die Wurzeln von Rosaceae, die normalerweise keine Ektomykorrhiza bilden.

    Wie genau das abläuft, da bin ich selbst jetzt überfragt. Da müsste es aber Studien zu geben, wie das funktioniert und wie es dann heißen muss.


    LG, Pablo.