Blasenförmige Becherling oder Falscher Blasen Becherling ?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.698 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. September 2019 um 11:35) ist von SirRob.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Robert!


    Wenn diese Pilze so groß sind, wie im vergleich zu den Moosen vermutet, und wenn sie auf erde (und nicht etwa auf vergrabenem Holz) wuchsen, dann wäre Peziza badia s.l. (Kastanienbrauner Becherling im weiteren Sinne) ein Arbeitstitel. Sofern es tatsächlich eine Peziza ist und nicht vielleicht eine Otidea.

    Bestimmungen (Arbeitstitel ist nur eine vage Vermutung, keine Bestimmung) sind in der Gattung aber nur anhand von mikroskopischen merkmalen möglich.

    Immerhin: Peziza vesiculosa (Blasiger Becherling) ist das nicht, der sieht anders aus, die Wuchsweise ist anders und das Substrat stimmt nicht.


    LG; Pablo.

  • Vielen Dank, ich habe leider kein Mikroskop spiele aber schon länger mit dem Gedanken mir eines zuzulegen, kenne mich damit aber gar nicht aus. Ich denke das lässt sich so nicht mehr sagen, könnte auch der Ledergelbe Öhrling sein, stimmt schon. Trotzdem Danke das es nicht der Blasenförmige Becherling ist.

    PS:

    Über einen Tip welches Mikroskop und ein Buch oder Link wie man das bestimmen der Sporen lernen kann würde ich mich sehr freuen :)

    LG

    Robert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Robert!

    Ganz so einfach ist es nicht, und die Sporen sind auch nur ein Aspekt, eines von vielen merkmalen, die bei der Mikroskopie berücksichtigt werden.
    Im Grunde ähnelt die mikroskopische Beobachtung der makroskopischen: Man sieht nur einfach Merkmale an, die zu winzig sind, um sie mit blosem Auge zu erkennen.

    Die mikroskopischen Merkmale sind ebenso vielfältig wie die makroskopischen (und wie die makroskopischen sind von Gattung zu Gattung ganz unetschiedliche Dinge interessant), und auch sie müssen interpretiert werden, diese Interpretation muss geübt werden.

    Es ist leider nicht so, daß auf den Sporen jeweils der Name der Art aufgedruckt wäre, bei manchen Gattungen spielen die Sporen mikroskopisch zB keine Rolle, weil sie bei allen Arten mehr oder weniger gleich aussehen.

    Solche Becherlinge wie hier sind allerdings dankbar für den einstieg in die Mikroskopie, weil sie einigermaßen leicht zu präparieren sind und schöne, große, gut darstellbare Strukturen präsentieren.
    Was die Pilzmikroskopie betrifft, bin ich weitestgehend Autodidakt, kann darum kaum sinnvoll Literatur zum Einstieg empfehlen.
    Was die Bücher zur Bestimmung (mit mikroskopischen merkmalen) betrifft: Ich habe da nicht eins, sondern mehr als ein Dutzend - und was fehlt, ist im Verein einsehbar.

    Das sind aber dann alles Gattungsmonografien, Spezialliteratur, und viele viele Einzelveröffentlichungen aus Fachzeitschriften.

    Was super ist: Mikroskopierkurse für Einsteiger, die an etlichen Pilzschulen angeboten werden, oder die Mikroskopiertage in diversen Pilzvereinen.

    Das ist "Learning by Doing": Mir hat das auf die Finger gucken bei guten Pilzmikroskopikern sehr geholfen, und freilich auch der reege Austausch über verschiedene Pilzforen.


    LG; Pablo.

  • Hallo,

    Vielen Dank Pablo, mein Vater hat ein Mikroskop :)

    Jetzt ist die Frage mit wieviel-facher Vergrößerung arbeitet man wenn man z.B. Täublingssporen untersuchen möchte ?

    Dann sehe ich immer so Größenangaben wie z.B. 19-24 x 6-10 µm ??

    Benötige ich da eine spezielle Unterlage mit Gitternetz oder Maßeinheiten, mir ist nicht klar wie ich feststellen soll welche Größe die Sporen haben?

    Ich weiß Offtopic...

    Robert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Robert!

    Es braucht halt ein Messokular (also ein Okular mit eingebauter Messkala). Das muss geeicht sein, d.h. man muss einmal mit einem Objektmikrometer (= Objektträger mit eingebauter Skala) überprüfen, ob Messokular - Skala mit Objektmikrometer - Skala übereinstimmen.

    Bei Täublingssporen kommt es ja oft auch auf die Struktur des Ornamentes an, da muss man - wie bei den meisten Sporen und Messungen - ein Ölimmersionsobjektiv mit 1000facher Vergrößerung (also x10 duch Okulare & x100 durch Ölimmersionsobjektiv) benutzen.

    Bei 1000facher Vergrößerung (geht optisch mit vernündtiger Auflösung nur mit Ölimmersion) sollte die Skala vom Messokular übrigens idealerweise 1µm pro Strich anzeigen.

    Hier mal als Beispiel Antrodiella citrinella (Zitronengelbe Tramete), im oberen Bildteil 1000fach in Ölimmersion (1 Strich = 1µm), im unteren Bildteil 400fach (ohne Öl natürlich):


    Bei riesig großen Sporen macht es keinen Sinn, bei 1000facher Vergrößerung zu messen, da ist die Skala dann halt etwass anders (1 Strich = 2,5µm bei richtiger eichung).

    Wie hier am Beispiel von Urnula craterium (Urnenbecherling):

    Bei Peziza ist auch das Ornament sehr wichtig, das sollte man dann schon auch bei maximaler Vergrößerung in Öl beobachten und ggfs. anfärben, wie hier bei Peziza boltonii in Baumwollblau (die blauen Sporen mit den besser sichtbaren Warzen):

    Skala ist hier wieder 1 Strich = 1 µm.


    Vielleicht erklärt das ja ein wenig was. :)


    LG, Pablo.