Hallo,
als "Russulaphiler" habe ich mich dieses Jahr mit der Mikroskopie der Täublinge befasst. Hierbei werden für gewöhnlich zwei DInge untersucht:
- Die Sporen mit ihrem Ornament: Das sind stachelartige Strukturen auf der Außenwand der Sporen, welche unterschiedlich hoch sein können. Neben der Höhe spielt es eine große Rolle, ob sie isoliert oder über feine Linien mehr oder weniger verbunden sind.
Um das Ornament gut sichtbar zu machen färbt man es mit Iod (Melzers-Reagenz) an.
Hier kurz als Beispiel die Sporen des Bluttäublinges Russula sanguinea - Isolierte, höchstens vereinzelt verbundene, relativ hohe Stacheln.
- Die HDS (Hutdeckschicht) auf das Vorhandensein von Dermatozystiden und/oder Inkrustierten Primordialhyphen (und die Form der normalen Haare).
> Die Dermatozystiden sind meist relativ große Zellen mit Querwänden (Septen) und feinen, lichtbrechenden Ablagerungen. Sie lassen sich in Sulfovanillin (Vanillin in Schwefelsäure 70%) je nach Art unterschiedlich gut anfärben, daher wird in diesem Reagenz betrachtet.
Hier sind die gut dunkel anfärbbaren Zystiden von Russula badia dem Zedernholz- oder auch Heimtückischen Täubling zu sehen. Man beachte auch die eingezogenen Querwände. Im Hintergrund sind die Haare der Huthaut, als deutlich kleinere, teils verzweigte Zellgebilde zu erkennen.
> Das Sichtbarmachen der Inkrustierungen der Primordialhyphen ist erst nach Vorbehandlung möglich. Zunächst wird das zu untersuchende Stück für 10-15 Minuten in einer Karbolfuchsin-Lösung angefärbt. Damit nicht alles violett erscheint, sollte danach in verdünnter Salzsäure 3% ausgewaschen werden. Allerdings nur ca. 1 Minute ein paar Sekunden lang, sonst wird alles wieder entfärbt. Dann das Fitzelchen in Wasser mikroskopieren.
Man sieht die Inkrustierungen als dunkelviolette Klumpen/Tropfen an den Hyphenwänden, hier im Beispiel des Jodoform Täublings Russula turci. Warum der wohl in die Sektion INCRUSTATULA gehört.
Täublinge können auch keins von beiden haben oder auch beides! Beides ist schon eine Außnahme, da gibts nur ca. sieben Arten (die häufgsten wären wohl der Harte Zinnober-Täubling und der Braune Ledertäubling).
Die Form der genannten Strukturen ist außerdem wichtig, aber da empfielt es sich einen Vergleich zu haben (die Zeichnungen in RUSSULARUM ICONES sind gut) um das interpretieren zu können.
Um ein möglichst dünnes Stück der HDS zu bekommen hat wohl jeder Mikroskopiker seine eigenen Methoden. Ich mache einen viereck-Schnitt und lasse die Seite Richtung Hutmitte offen, packe die geschnittene Seite in Hutrand Nähe mit der Pinzette und ziehe Richtung Hutmitte ab. Das Stück kurz vor dem Abreisen der HDS vom Fruchtkörper ist besonders dünn und eignet sich gut zum mikroskopieren.
Andere Mikroskopische Merkmale, wie Basiden, Cheilozystiden, etc. besitzen bei den Täublingen nur untergeordnete Bedeutung.
(Die Bilder wurden alle in 1000x facher Vergrößerung (Öl) aufgenommen. Eine Einheit im Messokular (0-1) entspricht ca. 10 Mikrometern. Die Qualität ist durchs Okular nicht die beste, eine Mirkokamera steht auf der Wunschliste.)
LG Thiemo