Absporen (ein Versuch)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.253 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. November 2019 um 14:08) ist von Porli.

  • Hallo Pilzfreunde,

    am Wochenende war ich im Mischwald um gezielt Lorcheln/Morcheln/Trompeten zu suchen, die ich in meinem

    ganzen Leben noch nicht gefunden habe. Na was soll ich sagen, wieder mal nix gefunden,

    zudem wars a__kalt und bin frustriert zurück gelaufen. Dabei dachte ich an das Absporen, das ich auch mal

    versuchen wollte, einfach aus Spaß wenn ich schon nichts zum schnippeln habe.

    Ich habe wahllos ein paar Pilze eingesammelt, die mir über den Weg gelaufen sind, egal ob giftig oder nicht.

    Das soll hier auch egal sein, ich möchte nur meinen Versuch vom Absporen dokumentieren.

    Zuhause habe ich aus Klebefolie Weiß/Schwarz einen Zebrastreifen gemacht. Die Stiele habe ich abgeschnitten und

    die Pilze verteilt auf dem Zebrastreifen. Ich habe das so belassen über Nacht an einem kalten und windstillen Ort.

    Pilz_1 : keine Ahnung

    Pilz_2 : keine Ahnung, irgend ein Trichterling

    Pilz_3 : ein Champignon, ich weiß nicht welcher

    Pilz_4 : Roter Heringstäubling vermute ich

    Pilz_5 : Blauer Lackpilz bzw. Violetter Lacktrichterling sollte das sein

    Pilz_6 : Stockschwämmchen vielleicht

    Pilz_7 : keine Ahnung

    Pilz_8 : vielleicht der gleiche wie Pilz_1 (gleiche Farbe beim absporen und genauso kleine Sporen)

    Pilz_9 : keine Ahnung

    Pilz_10: Braunkappe (ohne Absporung)


    Am nächsten morgen habe ich die Pilze weg genommen und daneben gelegt.

    Als ich den Roten Heringstäubling umdrehte kam mir eine heftige und beißende Prise in die Nase.

    Mir war das irgendwie unheimlich und habe alle Pilze gleich entsorgt.


    Hier noch ein Foto bei Tageslicht


    Ich war so überrascht dass alle Pilze so schön abgesport haben, und ich dachte gleich an mein Mikroskop, das ich

    vor vielen Jahren mal gebraucht habe für die Qualitätssicherung in der Lebensmittelbranche.

    Es ist ein einfaches, günstiges Mikroskop mit selbst gebautem Dunkelfeld. Die Dunkelfeldmikroskopie ist in dem Bereich

    zwingend notwendig um bestimmte Merkmale z.B. bei Bakterien zu erkennen.

    Also habe ich nach langer Zeit das Mikroskop wieder zusammengebaut/geschraubt.


    Das Sporenpulver hat sich an die PVC-Folie festgeklebt, also muss ich mit der Impföse und mit dest. Wasser

    die Sporen auflösen und ein wenig davon auf den Objektträger aufbringen.


    Jetzt noch einen kleinen Tropfen klares Wasser zum Sporenwasser dazu und das Deckblättchen auflegen.

    Diese Sporen sind sehr klein, so klein wie manche Bakterien, manche auch viel kleiner wie z.B. Zuchthefen.

    Deswegen das Deckblättchen, damit man den Tropfen platt drückt, und somit

    ein homogenes Blickfeld unter dem Mikroskop erhält.

  • Die nachfolgenden Bilder sind jetzt nicht von guter Qualität, mein Mikroskop ist nicht ausgestattet mit Kamera.

    Ich muss mit der Handylinse ganz nah an das Okular mit 10mm Schaulinse und versuchen ruhig zu bleiben um ein Foto zu machen.

    Wirklich scharf habe ich es nie bekommen, egal welches Handy/Smartphone oder Kamera, aber man kann

    in etwa erkennen was Sache ist. Die Vergrößerung vom Mikroskop ist 640 x

    Dieses Bild zeigt die Sporen von Pilz_1, der Pilz_8 hatte exakt die gleichen und kleinen Sporen, also oval bis mandelnförmig.


    Dieses Bild zeigt den Pilz_2, diese Sporen sind eher rund bis leicht oval. Hier erkennt man auch den Zellkern falscher Ausdruck,

    in der Pilzkunde nennt man den Punkt in der Spore den KEIMPORUS (musste ich nachlesen)


    Dieses Bild zeigt den Pilz_3, den Champignon, man erkennt hier gut den Keimporus.


    Jetzt kommt der Rote Heringstäubling, der Pilz_4, den hatte ich das erste mal in der Hand. Er riecht schon recht seltsam und hat auch

    noch andere interessante Merkmale aufzuweisen. Seine Sporen sind grob stachelig, auf dem Foto nicht so gut zu erkennen, aber

    am Mikroskop viel besser zu erkennen indem man immer etwas vor- und zurückzoomt, man erkennt dabei die

    Abstufungen von der Spore besser. Die Sporen sind auch viel größer als die von Pilz_1


    UND hier nochmal der Rote Heringstäubling. Unter dem Objektiv ist mir eine Spore vorbei geschwommen, die hatte in der Spore irgendwelche

    Einzeller die wie verrückt herumgeschwommen sind.

    Das können Bakterien sein, z.B. begeißelte (= feine Härchen um die Bakterie, damit können die schnell schwimmen).

    Also habe ich eine Stelle gesucht wo sich die Einzeller tummeln und habe eine gefunden.

    Das Video zeigt fünf Sporen als Haufen, man achte auf die unteren zwei Sporen, leider nur 10 Sekunden.

    Diese Aufnahme ist mit Vergrößerung 1000x mit Öl zwischen Objektträger und Objektiv.

    Video


    Dies war mein erster „Ausflug“ in die Welt der Pilzsporen, ich hoffe dem Einen oder Anderen Pilzsucher etwas Details

    von Pilzen zu ermöglichen, von denen ich bisher auch nichts gewusst habe.

    Grüße

    Porli

    Einmal editiert, zuletzt von Porli (13. November 2019 um 08:32)

  • Hallo Jens,

    bevor ich mich tiefer in die Welt der Pilze einarbeite brauch ich erst mal grundlegende Kenntnisse in der Pilzkunde und vor allem den Gattungen (makroskopisch) wie du sie hast.

    Vielen dank für deine Hilfe im Forum

    Porli

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Porli!

    Spannender Versuch und schön dokumentiert. :thumbup:
    Um die makroskopische Beobachtung kommt man nicht herum, wenn man sich mit Pilzen beschäftigen will. Schon aus einem ganz einfachen grund: Mikroskopische Beobachtung ist immer rein visuell. Makroskopisch kann man Pilze mit viel mehr Sinnen erfassen. Im grunde mit allen Sinnen. Außer optischen Merkmalen spielen ja auch Gerüche, Geschäcke, Konsistenzen, Haptik und sogar Gehör eine Rolle.

    Zu dem Versuch noch ein paar kleine Gedanken:
    Ich lasse meine PIlze immer direkt auf Glasplättchen absporen, normalerweise eben direkt auf einen Objektträger. Da kann man die Unterlage (zum Fabvergleich) nach Belieben wechseln. Man kann das Sporenpulver umherschieben, mit einer Rasierklinge aufnehmen und woanders hin tun, chemikalien drauftropfen und gucken, was passiert...

    Was die Mikroskopie betrifft: Das Dunkelfeld brauchst du eigentlich nicht. Wenn du mit einem 1000er Objektiv mikroskopierst, muss das Öl halt ok sein. Sonst wird da nichts wirklcih scharf.
    Generell sehen die Sporen von hunderten Pilzen aus ganz verschiedenen Gattungen ziemlich gleich aus. Darum muss man für Bestimmungen meistens auch ganz andere Sachen noch mikroskopieren, wie Basidien, Asci, Zystiden, Paraphysen, Aufbau von fruchtkörpern, Huthautstrukturen, Hyphen in verschiedenen Plectenchymen eines fruchtkörpers und einiges mehr, je nach Ordnung, Familie und Gattung.
    Dein Pilz 1 und Pilz 8 sind zB definitiv zwei verschiedene Arten, auch wenn die Sporen sich sehr ähnlich sehen.
    Vermutlich beides Clitocybe s.l., das wäre so eine Gattung, wo mikroskopisch in vielen Fällen erstaunlich wenig rauszuholen ist und die allermeisten bestimmungsrelevanten merkmale makroskopisch sind. Nicht ganz so krass wie zB bei Tricholoma, aber eben auch eine der mikroskopisch merkmalsarmen Gattungen.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.