Ein Baumpilz, aber welcher

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.749 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Dezember 2019 um 10:24) ist von Beorn.

  • Hallo Fred,

    ich kann mich mit "Kiefern-Braunporling" (Phaeolus spadiceus = Ph. schweinizii) nicht anfreunden. Richtig ist, dass diese Art ein einjähriger, wurzelbürtiger Kiefern-Parasit und als Mumie bis ins nächste Frühjahr. Er erzeugt eine Braunfäule.

    - Was mir an deinen Bildern überhaupt nicht gefällt ist der nicht filzige Hut, der mich an "Lackporlinge" (z.B. Ganoderma applanatum = G. lipsiense) erinnert.

    Grüße Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fred!


    Der Baum ist eine Rotbuche (Fagus sylvatica). Da liegen zwar ein paar Keifernzweigerl, die der Pilzfruchtkörper umwächst, aber das ist nicht das Substrat des Pilzes.
    Der Pilz wurde ja schon als Ganoderma eingegrenzt, ich denke aber, es ist kein Flacher Lackporling, sondern entweder Ganoderma resinaceum (Harziger Lackporling) oder Ganoderma pfeifferi (Kupferroter Lackporling). Um das entscheiden zu können, müsste man einen Fruchtkörper mindestens mal durchschneiden, wenn man Glück hat, ist (war) er mehrjährig und man erkennt die Schichtungen der Röhren. Dann könnte man Ganoderma resinaceum schon ausschließen. Die Kontextfarbe gibt auch noch Aufschlüsse, zur Not müsste man mikroskopieren.


    LG; Pablo.

  • Hallo Ihr Pilzkenner, Helfer, Berater

    Das war doch klar, dass von mir nur eine Annahme kommen konnte, die nicht begründet ist. Ich blättere in einem Pilzbuch und der am ähnlichsten ist, bekommt den Zuschlag. Natürlich weiß ich, dass man so nicht Pilze bestimmen kann, bei der Vielzahl von Pilzarten.

    Pablo ist natürlich wieder der Größte. Man sieht fast nichts vom Baum, er sagt aber "Rotbuche"!. Ich werde einen Dreck tun und mich mit

    dieser Größe anlegen. Weißt Du noch Pablo, vor etwa drei Jahren hast Du mich belehrt, dass bei uns im Wald drei Pappeln liegen. Ich war auch bei Kiefer!!!

    Nachdem ich den Förster bemüht hatte, waren es die letzten Pappeln, die aus dem Wald mussten!

    Also, ich bin nun auch beim Harzigen Lackporling. Obwohl der Pilz bestimmt älter als ein Jahr ist, konnte ich noch am Anschnitt Obstgeruch

    wahrnehmen. Die Feuerprobe geht nicht, da Oberfläche nicht mehr harzig. Die Korkartigkeit absolut!

    Ich zeige nochmal einen Anschnitt und eine Ecke der Oberfläche. Alles mit Blitzlicht und Kunstlicht aufgenommen.

    Nochmal danke für Eure Hilfe

    Gruß Fred

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fred!


    Spannend! Sieht tatsächlich so aus, als wären die Röhren geschichtet, der fruchtkörper damit mehrjährig.

    An Ganoderma applanatum (= Flacher Lackporling) mag ich bei dem Farbspektrum nicht recht glauben, insofern wäre Ganoderma pfeifferi (= Kupferroter Lackporling) aus meiner Sicht schon plausibel. Das ist (nach Ganoderma valesiacum, die streng an Lärche in authochthonen Lärchenwäldern im Bergland gebunden ist) die seltenste Art der Gattung hierzulande und kommt vorwiegend an Rotbuche in möglichst alten, naturbelassenen Wäldern vor.

    Wenn du magst, kannst du mir ein den Fruchtkörper (oder die Hälfe) zuschicken, dann kann ich die Bestimmung absichern.

    Aber der Größte bin ich nicht (nur 178cm hoch :wink: ), und auch bei Pilzen bin ich Lernender - aber das ist man da ja immer irgendwie.
    Die Rinde am Stamm des Baumes hat die Rotbuche verraten: So glatt - nur mit feinen Pickelchen - und zugleich grau gibt's bei keiner anderen Baumart.


    LG; Pablo.

  • Hallo Fred,

    der Harz verschwindet nicht. Ich habe das mehrfach bei in allen Teilen verkohlten "Fomitopsis pinicola" getestet. Und zur Sicherheit gerade eben an einem 20 Jahre altem Exsikkat von Ganoderma lucidum.

    Wenn du recht hättest, wäre dein Fund harzfrei und du müsstest sowohl G. resinaceum als auch G. pfeifferi ausschließen.

    - Aber, ich stimme dir nicht zu. Denn auf Bild 1 deines ersten Beitrags

    kann ich auf dem Hut mehrere Harztropfen erkennen!!!

    Und deshalb muss man nur noch G. resinaceum und G. pfeifferi in Betracht ziehen. Das passt auch gut zu den Schnittbild-Farben, die bei den harzfreien Arten (G. applanatum; G. australe) anders aussehen.

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    Ich zeige einmal den Querschnitt durch "G. resinaceum"(Harziger Lackporling:

    Hutfleisch: Ockerfarben bis hellbraun; bei G. pfeifferi dunkel rotbraun!!

    Grüße Gerd

  • Guten Abend Gerd

    Erstmal danke, daß Du Dir weiter Zeit genommen hast, hinter das Geheimnis des wirklichen Namens zu kommen. Mich kann man da

    rauslassen, weil ich wirklich keine Ahnung davon habe. Ich bin noch nicht soweit, daß man noch viel weiter eindringen kann, um eine

    Bestimmung vorzunehmen. Also, ich habe nochmal bei Kunstlicht auf dem Zimmertisch eine Aufnahme von der Oberfläche gemacht.

    Mit Bestimmtheit kann ich sagen, dass der Pilz keinerlei Harzanteile auf der Oberfläche hat. Die oberen Bilder sind unglücklich aufgenommen.

    Wenn Du antwortest, sag mir bitte nebenbei, wie man im Nachhinein auf die Bilder Kennzeichnungen vornehmen kann.

    Gruß Fred


    PS. Die dunkle Stelle ist kein Harz. Nur polierte Stelle. Wenn es sein soll, mache ich morgen bei Tag noch eine

    Aufnahme!

  • Hallo Fred,

    Auch ich kann bei deiner Aufnahme leider kein Harz auf der Oberfläche erkennen

    eine weitere Aufnahme

    Hallo Fred,

    dein Fund wird für mich immer interessanter. Und ich bin mir jetzt nicht sicher, ob wir da mit weiteren Bildern weiter kommen.

    Mein Vorschlag: Schick bitte einen vollständigen Fruchtkörper an mich oder Pablo (dem ich vertraue, da ich mit ihm schon unterwegs war).

    - Ich (vermutlich auch Pablo, davon bin ich überzeugt), werden deinen Fund auch ohne mikroskopische Untersuchung eindeutig bestimmen können. Doch, bei Unsicherheit hätte ich kein Problem damit einen Blick ins "Scharfe Auge"(Mikroskop) zu werfen.

    Also: Schicke mir oder Pablo eine PM und frage nach der Adresse, an die du den vollständigen Fruchtkörper schicken kannst.

    Grüße Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fred!


    Da ich nicht genau weiß, ob und wie das ankommt, mit der Antwort auf die Emailnachricht übers Forum, schicke ich dir gleich noch eine PN mit der Adresse.

    Also klar: Der ist lösbar mit einem Stück Pilz in der Hand. Schaffe ich, und Gerd kann das auch.

    Bitte nicht mehr allzu viel auf der Hutoberfläche wischen, denn bei diesen ganodermas finden sich da meistens mehr schöne Sporen als in den Röhren (wenn man die denn brauchen sollte). :wink:


    Wie viel Harz eine Hutkruste enthält, scheint nicht immer ganz konstant zu sein.
    Tatsächlich hatte ich schon junge Rotrandige Baumschwämme (Fomitopsis pinicola), die nur sehr zögerlich und an manchen Stellen gar nicht "bulbbern" wollten in der Feuerzeugflamme.

    Und FomPini zieht normalerweise wirklich viel Harz aus dem Holz - vorausgesetzt, dort gibt es welches. Mal angenommen, ein Mycel zersetzt noch die Reste eines schon lange abgestorbenen Stammes, der eben schon lange auch kein Harz mehr produzieren kann. Verwendet die Reste der gewonnenen Energie nochmal in einen fruchtkörper - aber Harz kann er nicht mehr aus dem Susbtrat saugen, weil keins mehr da ist. Dann dürfte auch die Hutkruste des Fruchtkörpers kein Harz mehr enthalten können.

    Nur so eine Überlegung, warum es bei manchen solchen Pilzen mit dem "Brutzeltest" besser klappt und bei manchen schlechter.
    Wenn die Kruste genug Harz enthält, dann funktioniert der Test aber sicherlich auch noch nach Dutzenden von Jahren. Harz zersetzt sich ja kaum (vgl. Bernstein).


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo, hallo Gerd

    Das geht in Ordnung , Ich hatte Euch das Bild von vor 4 Std. nochmal gezeigt. In meiner Bildersammlung ist das Bild viel besser zusehen.

    Ich meine die Zeichnung und so. So ist es sicher besser, ihr habt ihn in der Hand. Also, geht weg!!!

    Gruß Fred

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christine!


    Jeder Baum produziert Harz (auch Eichen). Das sieht nur nicht immer so aus wie das gängige Fichtenharz, und die meisten Bäume produzieren auch viel weniger davon.
    Der Pilz selbst kann kein Harz herstellen, er kann es nur aus dem Substrat gewinnen. Darum ja auch meine Theorie oben, warum das mit dem Test auf harzhaltige Hutkruste bei manchen Fruchtkörpern besser, bei anderen weniger gut funktioniert.


    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander!

    Da habe ich mich doch tatsächlich im Thema vertan, und die Auflösung zunächst >hier eingestellt<.

    Also nun eben noch schnell hier hinüber kopiert, daß alle Beteiligten das auch im richtigen Thema nachlesen können:

    Der Fund ist ein Harziger Lackporling (= Ganoderma resinaceum).

    Leider nicht ganz der Knüller bzw. Rarität wie Ganoderma pfeifferi, aber wer weiß, was sir in deinen Wäldern noch so alles begegnet.

    Es ist schon so, daß die Röhren stellenweise etwas geschichtet wirken. Aber sie sind es nicht, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie es bei einem mehrjährigen fruchtkörper aussehen würde. Es ist wohl eher so, daß das durch unteschiedliche Wuchsgeschwindigkeiten passiert ist. Denn diese angedeuteten Schichten sind nicht durchgehend, sondern nur partiell ausgeprägt, es gibt absolut keine Hyphenschicht zwischen den Röhren - und sei sie noch so dünn.

    Also: Fruchtkörper ist einjährig. Was erstmal noch nicht viel heißt: Im ersten Lebensjahr eines mehrjährigen Porlings sind auch da die Fruchtkörper einjährig. :wink:

    Was aber für die Bestimmung wichtiger ist: Die helle Farbe vom Kontext (also das Hutfleisch, die faserige Masse zwischen Hutkruste und Röhren) ist viel zu hell für Ganoderma pfeifferi. Und der Fruchtkörper ist - obwohl so riesig - deutlich zu leicht, die Fruchtkörper von Ganoderma pfeifferi müssten auch im getrockneten Zustand ein höheres spezifisches Gewiccht haben.

    Reingelinst habe ich trotzdem noch: Der Aufbau der Hutkruste bestätigt dann nochmal die Bestimmung als Ganoderma resinaceum. Zudem sind die Sporen eher schlank, die von Ganoderma pfeifferi sollten breiter elliptisch sein und Breiten von mehr als 9µm erreichen.

    Hier noch die Doku dazu:


    LG, Pablo.