Pilzbalz

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.625 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Dezember 2019 um 09:49) ist von Franz.

  • Hallo Pilzler,

    beim Betrachten dieses Fotos keimte folgende Frage:

    Ist es bei Pflanzen und Pilzen eigentlich ausgeschlossen, daß es bei gleicher Art eine ähnliche Rivalität gibt wie im Tierreich zur Erhaltung eigener Gene ??

    Gruß - Franz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Franz!

    Also... Klares "Jein". :wink:

    Mal auf das Bild bezogen: Da glaube ich ganz stark, daß tatsächlich nur ein einziger Pilz zu sehen ist. Also beide Fruchtkörper vom selben Mycel produziert wurden.
    Stell dir mal einen gut ausgeprägten Hexenring vor, sagen wie von Mönchsköpfen oder Nebelkappen. Ein großer Hexenring mit einem Durchmesser von so 5-6 Meter. Da stehen dann iin einem erkennbaren Kreis locker mal so 40-60 Fruchtkörper - und dennoch sieht man nur einen einzigen Pilz. Also die Fruchtkörper von diesem einen Pilz.

    Jetzt ist es bei deinem Dachpilz natürlich auch so, daß der mit direkter Konkurrenz in seinem Substrat (also dem Totholz, in dem er lebt) nicht einverstanden ist. Was er allerdings durchaus toleriert, sind andere Pilze, deren Stoffwechsel etwas anders ist, die also ein anderes Nährstoffspektrum aus dem Substrat ziehen. Also ganz grob: An einem Braunfäulepilz wird der sich gar nicht stören, ein anderer Weißfäulepilz wird ihm eher im Weg sein. Aber auch der kann ja einen anderen Stoffwechsel haben, so daß die sich nicht stören, selbst wenn ihre Hyphen dicht an dicht durch das Substrat wandern. Manche nutzen sich sogar gegenseitig, weil zB das Mycel des einen Pilze Enzyme ausscheidet, die das Mycel des anderen Pilzes nicht produzieren kann. Aber die Stoffwechselprodukte der einen Art können für eine andere Art interessant und nützlich sein.
    Ein anderes Mycel der selben Art aber hätte aber schon einen Stoffwechsel, der so ähnlich ist, daß eine direkte Konkurrenz besteht. Diese Mycelien müssen sich dann gegenseitig versuchen zu verdrängen oder müssen sich zumindest voneinander abgrenzen. Wobei auch da natürlich erwünscht ist, daß mehrere Mycelien der gleichen Art im näheren Umkreis vorkommen, weil das gut für die geschlechtliche Fortpflanzung also die genetische Durchmischung ist.

    So ganz grob funktioniert das zumindest mal bei Zersetzern, wie auch deinem Dachpilz.

    Bei Mykorrhizapilzen ist es noch mal ein wenig komplizierter, weil die Mycelien (also die einzelnen "Organismen") viel langlebiger sind (können hunderte Jahre alt werden) und die Lebensweise generell eine völlig andere durch die Partnerschaft mit Bäumen.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.