Großer grauer Blätterpilz mit dichtstehenden Lamellen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.668 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. Dezember 2019 um 17:38) ist von Beorn.

  • Lieber Betrachter,

    die Fotos habe ich am 8. Dezember 2019 auf dem Ettersberg bei Weimar gemacht.

    Höhe ca. 400 m üNN.

    Große graue Pilze bei Buchen auf Kalk.Hutdurchmesser bis 12 cm.

    Stieldurchmesser bis 4 cm.

    Auffällig dichtstehende gewellte Lamellen.

    5 Exemplare (1 Myzel).

    Die Art ist mir noch nie aufgefallen.

    Für Hinweise bin ich dankbar.

    LG Dieter Rudolf

  • Hallo Dieter

    Das könnte eine Austernseitling (Pleurotus ostreatus) sein. Buche könnte auch passen.

    Gelbstielige Muschelseitling (Panellus serotinus)

    schliesse ich aus.

    Aber wie immer nur eine Vermutung und ohne Gewähr.

    LG Andy

  • Hallo Dieter,

    ich denke hier eher an alte, von irgendetwas befallene Nebelkappen. Austernseitlinge sind Holzbewohner.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Vielleicht könnte Gerd hier noch was Interessantes schreiben. Solche Wuchsstörungen sind schon auch sein Spezialbereich.
    Und derart deformierte nebelkappen (mit reduzierten Lamellen) sind mir auch schon ab und an begegnet.


    LG, Pablo.

  • Hallo!

    Ich glaube auch eher an Grau, oder Nebelkappen.Sind alt.

    Ich habe gehört,daß sie auch keine Speisepilze mehr sind.

    Wäre nur ein Mischpilz.also nur bedingt nehmen.Einen guten

    Geschmack wird es nicht geben.Austernpilze ,Stiehl meist nicht mittig.

    Großteil vom Hut wächst vor dem Stiehl.Nehme ich nur 2 cm vom

    Hutrand .Scharf gebraten ist ok.

  • Servus!


    Vielleicht könnte Gerd hier noch was Interessantes schreiben. Solche Wuchsstörungen sind schon auch sein Spezialbereich.
    Und derart deformierte nebelkappen (mit reduzierten Lamellen) sind mir auch schon ab und an begegnet.


    LG, Pablo.

    Hallo Pablo,

    obwohl ich mich jetzt seit 10 Jahren mit "Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern" (salopp "Missbildungen") beschäftige kann ich da nicht wirklich weiter helfen. Denn eine derartige Missbildung an Nebelkappe haben wir bisher leider noch nicht im Gruselforum (---> viewforum.php?f=34&sid=c5e5d90e8693de006a5d38b07b4a6649 )vorgestellt und diskutiert. Und in der von mir eingesehenen Literatur gibt es keinen Hinweis auf derartige Missbildungen an Nebelkappen.

    ----> Ein grundsätzliches Problem ist übrigens auch , dass ich bei den gezeigten Bildern nicht einmal Details der Missbildung der Lamellen beurteilen kann.

    - Mein Vorschlag:

    ---> Mir den Fruchtkörper zuschicken und im Gruselforum einstellen.

    Grüße Gerd


    Servus!


    Vielleicht könnte Gerd hier noch was Interessantes schreiben. Solche Wuchsstörungen sind schon auch sein Spezialbereich.
    Und derart deformierte nebelkappen (mit reduzierten Lamellen) sind mir auch schon ab und an begegnet.


    LG, Pablo.

  • Nehme ich nur 2 cm vom

    Hutrand .Scharf gebraten ist ok.

    Hallo,

    bei richtig jungen Exemplaren ist fast der ganze Pilz absolut lecker. Junge Austernseitlinge gehören für mich in die Top-five, weit vor Steinpilzen und Maronenröhrlingen.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo jörg!

    Was sind denn die anderen 4? Vielleicht ist mir ja seit ewigkeiten was tolles entgangen!

    Würde mich echt interessieren!

    Danke Dir und Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Alex,

    Stockschwämmchen, Rauchblättriger Schwefelkopf, Herbsttrompete und Brauner Büschelrasling.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Danke Dir Jörg!

    Den Braunen Büschelrasling hatte noch nie! Der kommt neu auf die Liste!

    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!

    ----> Ein grundsätzliches Problem ist übrigens auch , dass ich bei den gezeigten Bildern nicht einmal Details der Missbildung der Lamellen beurteilen kann.

    - Mein Vorschlag:

    ---> Mir den Fruchtkörper zuschicken und im Gruselforum einstellen.

    Grüße Gerd

    Ein Bildchen eines eigenen Fundes mit dieser Bildungsabweichung hätte ich schon noch:

    Ist allerdings schon etwas älter, und einen Beleg habe ich dazu nicht.
    Ich kann mal gucken, ob ich von der Kollektion noch weitere, unbearbeitete Bilder habe, wo man mehr Details rausarbeiten kann. Oder eben nochmal finden (hatte diese Form der Nebelkappe in diesem Jahr auch in der Hand, aber nicht dokumentiert).

    Daß das was Unbekanntes ist, war mir gar nicht klar.

    Wenn ich noch ein paar weitere Bilder davon bei mir im Archiv finde, kann ich das schon im Gruselforum noch einstellen, wobei es mit Beleg dazu halt schon schöner wäre.

    Bei der Bestimmung bin ich mir allerdings sicher (zumindest was den von mir gezeigten Fund betrifft), weil bis auf die Form und die reduzierten Lamellen alles (inklusive dem markanten Geruch!) alles eben zu Clitocybe nebularis passte, und in der Kollektion (halbring) auch weniger beeinträchtigte Fruchtkörper standen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich versuche einmal etwas zu spekulieren und Möglichkeiten für derartige Missbildungen zu listen:

    (1) Auf deinem Fund sehe ich Knöllchen auf dem Hut, die mich an den „tremelloiden“ Befall durch den Mykoparasiten „Syzygospora sp. = Christiansenia sp.“ erinnert.

    Syzygospora – Befall ( salopp „Rüblingsgallen“ genannt) wurde nach meinen Recherchen bisher auf folgenden Wirten nachgewiesen:

    - Ascocoryne sarcoides (Fleischroter Gallertbecherling)

    Corticiaceae (Rindenpilzartige):

    (a) Phanerochaete sordida (Cremefarbener Zystidenrindenschwamm)
    (b) Leucogyrophana mollis

    (c) indet. (da wird auf zersetztes Holz hingewiesen)

    Flechten

    - Gymnopus dryophilus s.l. (Waldfreund-Rübling)

    -Marasmius pallidocephalus

    - Polyporales (Androdia infirma)

    - Rhodocollybia butyracea (Butter-Rübling)

    - Veluticeps abietina = Columnocystis abietina (Blaugrauer Fichten-Schichtpilz
    leg/det. LUSCHKA, N. (1993)

    - Hinweise auf eine Befall der Nebelkappe habe ich nicht gefunden

    ---> Ohne Mikroskop läuft da nix. Doch auch das ist nicht einfach, da diese Mykoparasiten nur sehr dünne Layer auf dem Wirt bilden und intrahymenial zwischen den Hyphen des Wirts wachsen. Die bestimmungswichtige Elemente(z.B. Zygokonidien, Basidien (inkl. Schnallen, Sporenanzahl), Haustorien) sind daher nach [4] nur schwer und eher zufällig zu finden.

    ----------------------------------------------

    (2) Hymenophor-Rückbildung durch Befall von Mycomyces sp. = Peckiella sp.

    - Anstelle von z.B. Lamellen wird die Hutunterseite des Wirtes +-glatt bis leicht radial gefurcht und dicht mit Perithezien des parasitischen Pilzes besetzt, die einem ziemlich harten Filzlager (Subikulum) aufsitzen.

    - Befallen werden nach meiner Recherche bevorzugt Russula sp., Lactarius sp.; vereinzelt auch Boletales, Porlinge, Agaricales.

    ---> Die Lamellen-Ausprägung auf deiner Abbildung würde recht gut zum Schadbild passen, wenn das Subikulum entsprechend hart ist.

    ----------------------------------------------

    (3) Gen-Defekt (Mutation)

    - Kann man nicht ausschließen und wird bei nicht bekannter Ursache von Teratologen häufig genannt. Nachweisen kann man das nur uter kontrollierten Laborbedingungen.

    ---> Denn in der freien Natur sind (wie auch in deinem Fall) meist nur einzelne Fruchtkörper Gen-geschädigt und im nächsten Jahr findet man meist an dieser Stelle keine derartig geschädigte Fruchtkörper mehr

    (4)  Virenbefall

    ---> Dies wäre eine Möglichkeit, sofern der Wirt Fruchtkörper „steril“ ist und keine Sporen produziert.sind und normale Sporen produzieren.

    ---------------------------------

    - Zum Abschluss noch einen kleinen Überblick über sonstige Schadbilder an Hymenophoren, die ich in diesem Fall als Ursache ausschließe:

    (1) Virenbefall

    ---> Würde ich ausschließen, sofern die Fruchtkörper „fertil“ sind und normale Sporen produzieren. Denn Mykoviren erzeugen nach [2] meist keine sichtbaren oder völlig andere Fruchtkörper-Deformierungen.

    (2) Bakterien-Befall

    ---> Auch hier erwähnt [2] andere Schadbilder.

    (3) Abweichende Hymenophore: Hier werden Gabelungen, Anastomosen, Lamellen, Röhren gebildet, die man bei dieser Art nicht erwartet. Als Ursache werden Mutationen vermutet.

    (4) Zersetzung des Fruchtkörpers inkl. Hymenophor durch Befall von Hypomyces sp. wird salopp "Goldschimmel" bezeichnet.

    (5) Gallenbildungen durch Insekten. Am bekanntesten sind die durch die Pilzfliege Agathomyia wankowiczi hervorgerufensn Zitzengallen an Ganoderma applanatum.

    (6) Auch pleuroide oder morchelloide Prolifikationen (Wucherungen) können zu ungewöhnlichen Hymenophor-Ausprägungen führen.

    (7) Nicht zu vergessen: Wachstum unter Lichtabschluss zeigen u.A. ungewöhnliche Hymenophore.

    (8) Fast hätte ich die Gattung "Tremella" vergessen, die allerdings das Hymenophor des Wirts auch nicht so verändert.

    - Na ja, da habe ich sicher noch etwas vergessen.

    --------------------------------------------

    - Fazit: Ohne Fruchtkörper in der Hand und Mikroskop bleibt alles nur Spekulation.

    Grüße Gerd

    Literatur:
    [1] Jülich (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze; Kleine Kryptogamenflora Bd. IIb/1
    [2] Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch der Pilzfreunde Bd. V: 56
    [3] J. Ginns (1986): The Genus Syzygospora; Mykologia 78(4): 619-636
    [4] T. Rödel (2006): Über zwei Funde mykoparasitischer Syzygospora-Arten in Sachsen; Boletus Bd. 29, Heftb1:49-55
    [5] E. Ulbrich (): Morchelloide und tremelloide Formen von Agaricaceen; Notizblatt des königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 9: 999-1026
    [6] G.W. MARTIN (1937): A new type of heterobasidiomycete; Journal of the Washington academy of sciences vol. 27, No. 3: 112- 114

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!


    Das ist doch schon mal was Handfestes. Ist ja auch ein Gewinn, wenn man mal ein paar Ideen ausschließen kann bzw. sich auf einige Möglichkeiten fokussieren kann. Danke dafür. :thumbup:
    Also eiine Gedankennotiz habe ich mir mal angelegt: Das nächste mal, wenn mir so etwas begegnet, fertige ich davon einen Beleg an - idealerweise mit etwas Basismycel, denke ich mal? Falls man daraus auch noch erkenntnisse gewinnen kann.

    Was ich schon mal sagen kann: Die Hymenialschicht (also das, wo eigenltich die Lamellen sein sollten) war nicht besonders verhärtet, jedenfalls keineswegs so, wie bei Funden von "Steinreizkern". Auch irgendwelche Hinweise auf Perithecien waren nicht erkennbar, aber ich habe eben auch nicht mikroskopiert. Und die Hypomyces - Arten bilden ja erst im finalen Stadium teleomorphe Fruchtkörper aus.

    Es bleibt also erstmal spannend.

    Volvariella surrecta (Parasitischer Scheidling) kam mir noch in den Sinn, aber die davon befallenen Nebelkappen - Fruchtkörper sehen ja auch ganz anders aus...


    LG, Pablo.