Ein Täubling

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.546 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Dezember 2019 um 21:15) ist von CH-Andy.

  • Hallo Pilzfreunde

    Heute hab ich noch ein Täubling mit nach Hause genommen zwecks Bestimmung.

    Rein nur makroskopisch.

    Zuerst dachte ich an einen Speise-Täubling (Russula vesca)

    Rein nur bei der optischen Betrachtung.

    Die Geschmacksprobe war jedoch sehr unangenehm und scharf.

    Huthaut matt

    Lamellen weiss und blätternd

    Stiel brüchig, weiss und zuspitzend

    Gefunden bei Weisstann und Buchen

    Somit wahrscheinlich nicht Essbar und ich vermute einer der Spei-Täublinge:

    Russula emetica (unter abgezogene Hut sollte leicht rötlich sein, negativ)

    Russula mairei (hab jedoch nichts gelbliches feststellen können, negativ)

    Ich glaub der nächste Schritt wäre Mikroskopische Betrachtung?

    Was meint ihr?

    LG Andy

  • Hallo Andy

    Bei solchen Hutfarben, insbesondere in der Nähe von Buchen gewachsen, habe ich immer

    Russula nobilis, Buchenspeitäubling

    in Verdacht.

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

    Eine Verzehrfreigabe gibt es ausschließlich vom Pilzsachverständigen/Pilzkontrolleur/Pilzberater vor Ort!

    Finde HIER den nächstgelegenen PSV

  • Hallo Matthias

    Ja das könnte auch sein, die Beschreibung des Geschmack als extrem scharf passt sehr gut.

    Man könnte nun eine chemische Reaktion auslösen mit Sulfovanillin oder Phenol.

    Ich denke nicht das solche Lösungsmittel frei erhältlich sind.....

    Ich vermute das passt so.

    Schönen Abend

    LG Andy

  • Hallo Matthias

    Russula nobilis kommt auch nicht in Frage, habe soeben gelesen das bei diesem Täubling die Huthaut nicht abziehbar ist. Was mir jedoch sehr gut gelungen ist.

    Aus meiner Sicht passt dieser sehr gut:

    Gelbfleckende Täubling (Russula luteotacta)

    Weil ich nun auch gilbende Stellen entdecken kann nach einige Stunden trocknen.

    Ich denke es benötigt noch mehr Ausschlussverfahren damit man hier zu 100% den richtigen Typ Täubling bestimmen kann.


    LG Andy

  • Hallo Andy,

    Man könnte nun eine chemische Reaktion auslösen mit Sulfovanillin oder Phenol.

    Ich denke nicht das solche Lösungsmittel frei erhältlich sind.....

    Wichtig sind vor allem zwei Reagenzien, Guajaktinktur = Guajak Harz in Ethanol ~70% gelöst (ungiftig) und Eisen(II)-Verbindungen bevorzugt als festes Eisen(II)-sulfat Salz (es ist "nur" Eisen, also auch weitgehend ungiftig). Diese Beiden sind ein Muss, wenn man sich mit Täublingen befassen möchte und dabei recht umkompliziert.

    Die Reaktion auf Guajak ist oft bei äußerlich ähnlichen Täublingen unterschiedliche und erlaubt beispielsweise die Arten um den Kirschroten Spei-Täubling vom Buchen Spei-Täubling abzugrenzen. Lohnt sich durchaus, auch oder gerade weil man makroskopisch arbeiten will. Wichtig ist eine jährlich frisch angesetzte/bezogene Lösung und die Reaktion nach ca. fünf Sekunden zu notieren. Lässt man sich mehr Zeit reagieren nahezu alle mehr oder weniger positiv Täublinge.

    Eisen(II) hilft dir v.a. beim erkennen von Herings-Täublingen wenn der typische Geruch fehlt oder nur sehr schwach ist. Auch die Speise-Täublinge (R. vesca, R. heterophylla) haben eine besonders auffällige Reaktion ist sind mit einem Körnchen Reagenz sofort zuzuordnen.

    Klar gibt's noch weitere Reagenzien: Ammoniak oder KOH verfärbt die Lamellen des Zitronenblättrigen Täublings rosa (Unterscheidung zu anderen sehr ähnlichen "Säufernasen"), Sulfovanillin reagiert z.B. mit dem Buckel Täubling Himbeerrot und Phenol entlarvt den Brätlingstäubling R. amoena (VS negativ bei R. amoenicolor & violeipes) sowie Ledertäublinge (R. olivacea, vinosobrunnea, alutacea). Das ist dann aber schon fortgeschritten und nicht ungefährlich. Sulfovanillin (Vanillin in konzentrierter Schwefelsäure, sehr ätzend und gewebeschädlich!) wird auch eher bei der Mikroskopie von der Huthaut (Dermatozystiden) benötigt. Phenol gilt als CMR-Stoff, also krebserregend, erbgutschädigend und fruchtschädigend, daher wird der nur ausgepackt wenn zwingend nötig (auch wieder eher für die Mikroskopie der Huthaut als Karbolfuchsin). Chemikalien können in Kleinstmengen z.B. über den mykoshop von Andreas Gminder bezogen werden. Nut theoretisch überlegt: Frei erhältlich sind die meisten, bei Phenol kommt man als ohne Sachkunde-Nachweis dem Graubereich schon nahe...(gut, dass ich den als Apotheker habe)


    Heute hab ich noch ein Täubling mit nach Hause genommen zwecks Bestimmung.

    Rein nur makroskopisch.

    (...)

    Ich glaub der nächste Schritt wäre Mikroskopische Betrachtung?

    Was meint ihr?

    Man kommt makroskopisch schon weiter als man glauben mag. Allerdings ist die Farbe des Sporenpulvers unerlässlich und an den Lamellen nur schwer und unzuverlässig abschätzbar. Zusammen mit Aussehen, Geschmack, Ökologie, Abziehbarkeit der Huthaut, Guajak & Eisen(II) lassen sich doch recht viele Arten makroskopisch ansprechen und müssen nur für Restzweifel oder Bestätigung unter die Linse (Sporen, Huthaut).
    Wichtig ist natürlich auch die richtige Literatur zur Gattung. Mit einem "Laien Pilz-Bilderbuch" lässt sich schlecht arbeiten. Fr. Marxmüller's RUSSULARUM ICONES ist zwar vergriffen, die kürzlich erschienene digitale CD Auflage aber trotzdem empfehlenswert, da sie auch mit einem Schlüssel und einer hochwertigen Sporenpulver Farb-Tabelle kommt. Schwer erreichbar und teuer wären natürlich die Werke von Romagnesi oder Einhellinger.


    Zu deiner vermutetetn Art, welche ich noch nicht kennenlernen durfte:

    Gelbfleckender Täubling: Diese scharf schmeckende, rothütige, meist bald ausblassende Art kann man mithilfe der „Nagelprobe“ bereits im Gelände bestimmen: Ritzt man mit dem Fingernagel den Stiel oder die Lamellen an, verfärben sich die betroffenen Stellen nach einiger Zeit knallgelb. Die weißlichen Lamellen, die beim jungen Pilz Tröpfchen ausscheiden können, laufen oft deutlich herab und stehen ziemlich entfernt. Geschmack: sehr scharf. Geruch: mehr oder minder fruchtig. Sporenpulverfarbe: I a, I ab oder I b.

    - Marxmüller, H. (2019): RUSSULARUM ICONES [digital].

    Das war jetzt ziemlich viel Info und ich hoffe dich damit nicht erschlagen zu haben :).

    LG Thiemo


    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo

    Wow sehr interessant, vielen herzlichen Dank für deine sehr hilfreiche Info und Mühe.

    Ehrlich gesagt, werde ich noch sicher einige Jahre auf der makroskopischen Ebenen mich weiter vertiefen und so an Erfahrung sammeln. Aber es interessiert mich schon auch die ganze Mikroskopie und chemische Ansätze zu erlernen (Basislevel).

    Weil bei den Täubling sagte man; Geschmacksprobe möglich und alle milden sind essbar und alle scharfen ungenießbar/Giftig.

    Doch irgendwie möchte ich halt schon gerne wissen mit welchem Typ Täubling habe ich es zu tun.

    Die ganze Pilzwelt finde ich sehr interessant und spannend.

    Schritt um Schritt....... Ich bin ja noch ein Schüler. ;)


    PS

    Gelbfleckende Täubling (Russula luteotacta)

    Kann man auch verwerfen, ich hab kurz getestet.... Der Stiel bleibt weiss.


    Schönen Abend

    LG Andy