Alter Bovist

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 10.067 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Januar 2020 um 18:14) ist von Beorn.

  • Gumo liebes Pilzforumteam,

    anbei ein Bovist, den ich nicht zu bestimmen vermag. Ich habe in dem Waldstück, wo ich zur Zeit auf Pilzjagd bin, schon einige Exemplare gesehen. Sie waren leider nicht mehr in einem tollen Zustand. Dieser alte Herr hier hat für mich für sein Alter noch ein ganz ordentliches Aussehen. So meine Hoffnung, daß man noch sagen kann, um welchen Bovist es sich handelt. VG Carmen und vielen lieben Dank

    Datum: 14.01.2020

    Fundort: Thüringen, Laubwald, auf Totholz

  • Hallo Carmen!

    Kann es sein, dass der auf Holz gewachsen ist? Dann wär der Birnenbovist realistisch, den man jetzt in diesem Zustand noch recht häufig an Baumstümpfen finden kann.

    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Carmen,

    bei so alten Pilzen, und mit relativ wenig Hinweisen ist es nicht immer einfach.

    Vielleicht vergleichst du einmal mit dem Beutelstäubling.

    Die Fruchtkörper scheinen, mit dem Moos verglichen, doch etwas größer als Birnenstäublinge zu sein.

    LG Roswitha

  • Guten Morgen Alex und Roswitha, ich habe mir das schon gedacht, daß der Bovist nicht mehr sicher zu bestimmen ist.
    @ Alex Ja, die Boviste wuchsen alle auf Totholz.

    LG Carmen

  • Hallo Carmen

    Dann würde ich die Birnenstäublinge als recht wahrscheinlich erachten.

    Es wäre auch schön, wenn man ein Übersichtsbild hätte, bei dem man noch viel an nützlicher Information zur Bestimmung sehen kann, eben wie hier: wächst auf Holz, was die Birnenstäublinge auch leicht in Höhen von einen Meter klettern läßt.

    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Zusammen

    Aus meiner Sicht handelt es sich um einen alten Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum)

    Flaschenstäubling, Flaschenbovist (LYCOPERDON PERLATUM)

    Die Birnenstäublinge (Lycoperdon pyriforme)

    Sind mehr kugelartig und sind in diesem Stadium mehr dunkelbraun werdend.

    Birnenstäubling, Birnenbovist = APIOPERDON PYRIFORME (SYN. LYCOPERDON PYRIFORME, MORGANELLA PYRIFORMIS, UTRARIA PYRIFORMIS)

    Betreffend unterschied Bovist zu Stäubling.

    Kann nur mikroskopisch ermittelt werden.

    Die Unterschiede kann bestimmt jemand von diesem Forum besser erläutern.

    Schönen Tag

    LG Andy


  • Also den Unterschied zwischen bovist und stäubling kann man meist schon makroskopisch erkennen. Wenn man sie nämlich aufschneidet, ist der bovist homogen, diese bestehen nur aus einer fertilen Sporenschicht innen. Stäublinge hingegen haben eine feine trennlinie, man erkennt die durch eine Art Membran abgetrennte Fertilschicht oberhalb dieser linie/membrane.

    Muss mal schauen ob ich da ein gutes Foto habe.

    Lg jens

  • Hallo Carmen,

    die Alten sind deutlich erkennbar gegliedert in Kopf und Stiel. Das ist beim Birnen- und Beutelstäubling nicht ganz so. Im ersten Bild kann ich, wie ich glaube, erkennen, dass es sich um einzelne kompakte Stacheln handelt, die die Oberfläche besetzen. Dann sind es Flaschenstäublinge. Beim Beutelstäubling werden die Stacheln aus vielen einzelnen Haaren gebildet.

    LG Rigo

    Beutel....

    Flaschen...

    Birnenstäubling...

  • Hallo

    Zur Pilzbestimmung gehört immer ein Übersichtsfoto. Man kann mit so einem Bild schon viel erkennen oder auch Pilzarten ausschließen.

    Wenn der Pilz direkt auf Holz wächst, dann ist es ein Birnenstäubling. Ja, eine Birnenstäublingsmumie. Die Kugel ist auch vorhanden, nur eingefallen. Und Mumien nach Farbe bestimmen, das funktioniert nicht

  • Hallo Uwe,

    Wenn der Pilz direkt auf Holz wächst, dann ist es ein Birnenstäubling.

    das ist mir zu dogmatisch, bei allem Respekt. Auf Holz kann auch der Flaschenstäubling, macht er nicht so oft kann er aber sehr wohl.

    LG Rigo

  • Hallo Zusammen

    Wir werden des Rätsel Lösung hier nicht bestimmen können, schätze ich.

    Ich bin auch der Meinung wie Rigo, ich würde einen Wachstum nähe oder auf Holz dem Flaschenstäubling zumuten...

    Danke Jens für die Erklärung der Trennmembran.

    Das war lernreich und hilfreich.

    Schönen Sonntag

    LG Andy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!

    Vielleicht aus dem Wald? :wink:

    Ich hatte sowas durchaus auch schon gesehen: Lycoperdon perlatum auf recht morschem und teils vergrabenem Holz - das geht durchaus.
    Mit Stäublingen kenne ich mich zwar nicht wirklich aus, aber Lycoperdon perlatum und Lycoperdon pyriforme sind schon morphologisch ganz gut trennbar durch die unterschiedliche Anatomie der Velumstacheln, unterschiedliche Wuchsform und ein etwas anderes Farbspektrum.

    Insofern kann man auch an Holz wachsende Flaschenstäublinge (Lycoperdon perlatum) als solche erkennen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo

    Ihr könnt gerne die Pilzbücher umschreiben.

    auf recht morschem und teils vergrabenem Holz

    Das nennt sich eher Humus.

    Auf den Bildern ist wenig zu erkennen, aber eher scheint es ein dickerer Ast zu sein. Und so sehen Birnenstäublinge aus, wenn sie Mumien werden.

    Ich habe noch nie Flaschenstäublinge auf normalen Ästen gesehen. Und ich gehe schon einige Jahre ganzjährig in die Pilze.

  • Guten Morgen,

    vielen lieben Dank für Eure Hilfe. Ich dachte mir schon, das es wahrscheinlich nicht geht, so einen alten Gesellen noch gut zu bestimmen. Ich habe dort schon einige Exemplare gesehen. Sie alle wuchsen auf Holz, entweder, wie hier oben auf dem Bild an liegenden Totholzästen oder auf Baumstümpfen.

    Ich kann jedenfalls anhand Eure Beiträge auch eine ganz Menge dazu lernen. LG Carmen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo; Uwe!

    Zu den Bildern oben kann ich nicht wirklich was sagen.

    Aber die Literatur müssen wir doch nicht umschreiben, sondern nur - sagen wir mal - variabel im Verständnis bleiben. :wink:
    Steht ja auch überall, daß Maronen als Mykorrhizapilze "auf dem Boden" wachsen sollen. Machen die nur eben nicht immer, sondern klettern auch gerne mal auf Holz herum und stellen dann auch dort mal ihre Fruchtkörper ab.


    LG; Pablo.

  • Salü ihr Lieben,

    also auf Holz oder nicht sollte ja nun geklärt sein. Nach so vielen Stunden hat das wohl jeder Interessierte "ergoogelt".

    Aber noch ein Wort zu Carmens Bild #1 u. 2. man sieht da ja nicht nur kleine Stacheln, sondern auch noch die runden Fußabdrücke

    welche die Monsterstacheln hinterlassen haben nach dem sie abgefallen sind.

    Camen, danke für diesen interessanten Thread!

    LG Rigo

  • Aber die Literatur müssen wir doch nicht umschreiben, sondern nur - sagen wir mal - variabel im Verständnis bleiben. :wink:
    Steht ja auch überall, daß Maronen als Mykorrhizapilze "auf dem Boden" wachsen sollen. Machen die nur eben nicht immer, sondern klettern auch gerne mal auf Holz herum und stellen dann auch dort mal ihre Fruchtkörper ab.

    Hallo Pablo

    Bevor hier wieder Irritationen auftreten und einige Leser behaupten,"Maronen wachsen auf Holz", müssen wir einiges klarstellen. Maronen können nur scheinbar auf Holz wachsen. Sie versuchen manchmal so hoch wie möglich zu wachsen. Sie nutzen total vergammeltes Holz = Humus um einen guten Sporenabwurfplatz zu finden. Maronen wachsen niemals auf festem Holz und ebenso die Flaschenstäublinge auch nicht.

  • Hallo Uwe,

    zu dem Stäubling kann ich nichts sagen, was du jedoch zu den Maronen meinst, da muss ich widersprechen! "...Maronen wachsen niemals auf festem Holz... ". Also wenn ich mal davon ausgehe, daß man Kiefernzapfen durchaus auch einen holzartigen Zellaufbau zugestehen kann, stimmt das so nicht ganz. Im vergangenen Herbst habe ich selbst diverse Maronenfunde auf vergrabenen Zapfen gehabt. Ist mir, und anderen Sammlern auch, aufgefallen, da wir die Pilze herausgedreht hatten und nahezu jeder zweite "stand" auf einem Zapfen. Da ich das sehr bemerkenswert fand dachte ich eigentlich, ich hätte das hier auch eingestellt, vermutlich hatte ich das aber vergessen. Nun kann ich auf die Schnelle leider auch keine Fotos dazu liefern, vielleicht aber finde ich diese noch.

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (28. Januar 2020 um 17:56)

  • Hallo Zusammen

    Uwe man muss die Bücher nicht umschreiben....

    Heute habe ich noch eine (Mumie) gefunden, weshalb man das Wort Mumie in Verbindung mit dem Pilz bringen darf...... Ist ein anderes Thema.

    Siehe da bei der Betrachtung des Bildes könnte man davon ausgehen das dieser direkt aus dem Substrat Holz entstanden ist. Dem ist nicht so, ich konnte das Moosgewebe inkl. Fruchtkörper hin- und herschieben sogar abheben vom Holz (wahrscheinlich eine Holzlatte) .

    Somit gehe ich davon aus, dass im Moos das Mycel vorhanden ist aus dem der Fruchtkörper entstanden ist.

    Ich hoffe wir können dieses Thema nun zum Abschluss bringen.

    Schönen Abend

    LG Andy

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!

    Das Verständnisproblem resultiert vielleicht daraus, wie wir Pilze beobachten.
    Denn wir sehen ja nicht "den Pilz an sich", sondern nur einzelne Fortpflanzungsorgane.

    Um mal beim Beispiel Imleria badia zu bleiben: Natürlich ist das ein Mykorrhizapilz (vor allem von Rotbuche, Eichen, Kiefern, Fichten, Birken, Lärchen, Esskastanie usw.). Wie alle anderen Ektomykorrhizapilze auch betreibt das Mycel neben der Symbiose mit den Wurzeln diverser Bäume in der Umgebung auch einen ganz normalen Substratstoffwechsel: Soll heißen, selbstverständlich zersetzt und verzehrt Imleria badia auch abgestorbenes, organisches Material im Waldboden. Das Mycel eines einzelnen Pilzes (also ein zusammenhängender "Organismus") kann sich über eine Fläche von Dutzenden Quadtratmetern erstrecken. Zusammen mit den Mycelien von dutzenden bis hunderten anderer Pilze - im Idealzustand (eines einigermaßen vitalen und gesunden Waldbodens). Dabei wird alles Mögliche durchwachsen und auch verstoffwechselt - unter anderem wohl auch morsches Holz und Detritus. Manche Mykorrhizapilze können das besser, andere schlechter. Maronen und diverse Sprödblättler sind vermutlich noch besser darauf eingestellt auch aus Totholz Nährstoffe lösen zu können, als einige andere Dickröhrlinge, Amanita - Arten oder gar Schleierlinge. Jedenfalls: Wer Fruchtkörper von einem Satansröhrling unmittelbar auf Totholz findet (egal wie stark zersetzt), der bekommt von mir 10 Pilzchips für ein Dokubild. :wink:

    Da besteht halt noch mal ein UNterschied zwischen extrem stark spezialisierten Arten (also Mykorrhizapilze, die sich im Laufe ihrer Evolution so sehr auf eine Lebensweise eingestellt haben, daß sie nicht nur völlig abhängig von der Bildung der Mykorrhizaverbindungen sind, sondern auch noch angewiesen auf ganz bestimmte Baumpartner), und weniger spezialisierten Arten - oder sogar solchen, die nur fakultativ Mykorrhiza bilden (also Mykorrhizaverbindungen eingehen können - aber zumindest als Mycel auch ohne Mykorrhiza jahrelang überleben können).

    Imleria badia dürfte eher zweiteres sein, also wenig spezialisiert und durchaus in der Lage, daß ein mycel auch mal eine ganze Weile überlebt ohne Zugang zu einem oder mehreren Mykorrhizapartnern.


    LG; Pablo.