Bach-Wanderung mit Pilzen – Teil 2/3

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.577 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. Februar 2020 um 19:41) ist von Beorn.

  • Hallo und willkommen im zweiten Teil der Bachwanderung!


    Ab ins Wasser…

    Ein kleines Rinnsal sprudelt fröhlich in den Bach und formt in der Kälte schöne Skulpturen: da erscheint sogar simples Moos wie ein Juwel!

    Weiter im Bach watend finden wir eine große Schere von einem Krebs: Vielleicht gibt es ja unter Euch einen Experten, der da weiterhelfen kann? Beachwolle vielleicht???


    6. An einem dicken Buchenstamm wieder ein Erstfund: der Rasigkrustige Buchenkugelpilz - MELOGRAMMA SPINIFERUM. Teilweise bis 60cm Länge überzieht er den Stamm und bricht durch die Rinde.


    Weiter dem Bach folgend


    7. wächst an einem für mich nicht näher zu bestimmenden Laubbaum ein grauer Pilz mit Poren, bei dem mir nicht gescheites einfällt. Für den Aschgrauen Wirrling sind die Poren zu rund.

    Was meint Ihr???


    Nach einer großen Biegung liegt ein Baumstamm quer über den ganzen Bach.


    Darauf gibt es eine Unzahl an verschiedenen Pilzarten zu finden!

    Aber das im nächsten Teil!


    Liebe Grüße und eine schöne Woche!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Axel,

    Das sollte sie Schere eines Flusskrebses sein. Ein Zeichen, dass die Wasserqualität sehr gut ist! Aber ich habe Bedenken, ob es vertretbar ist durch einen intakten Bach zu wandern.

    LG Rigo

  • ahoi alex!

    Die schere stammt leider von einem amerikanischen signalkrebs/eine bei uns invasive art.

    Nr 7 vlt. Die braune borstentramete. Eine schnittbild gibts nicht dazu oder?

    Feine Tour, danke fürs mitnehmen!

    Lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Bei dem unbekannten Porling würde ich Cerrena unicolor (Aschgrauer Wirrling) erstmal nicht ausschließen. Die Form des Hymenophors ist bei der Art recht variabel. Aber so deutlich rundlich-poroid wäre schon sehr ungewöhnlich. Das letzte Bild erinnert da aber sehr stark an Datronia mollis (Großporige Datronie), für die wäre so eine ausgeprägte Hutbildung wie auf den beiden ersten Bildern aber sehr ungewöhnlich. Da müsste man wohl die gesamte Kollektion noch genauer angucken (Verläufe der Wuchsformen, Betrachtung der Porengrößen mit Skala, Schnittbilder).


    LG; Pablo.

  • Hallo Alex,

    du hast gerufen, hier bin ich!:D

    Joe liegt völlig richtig! :thumbup:

    Bei deinem Scherenfund handelt es sich recht sicher um die eines Amerikanischen Signalkrebses ( Pacifastacus leniusculus).

    Sehr gut zu erkennen an den hellen bzw. weißlichen Gelenkhäuten der Schere (Flusskrebse haben dagegen eher rötliche). Zudem bleibt beim Schliessen der Schere des Signal- im Gegensatz zum Edelkrebs keine Lücke zwischen den "Backen" (kann man auf deinem Foto gut erahnen).

    Traurig sollte über den Tod dieses Tieres allerdings niemand sein, ist er doch ein für nahezu alle einheimischen Krebsarten, vor allem aber dem Edelkrebs, äusserst aggressiver und existenzbedrohender Invasor. Diese, gegen die Krebspest weitestgehend resistenten, "Amis" sind verantwortlich für die Verbreitung dieser Krankheit und der damit verbundenen Ausrottung unserer wehrlosen Arten.

    Diese Krebspest, und hier schließt sich wieder der Kreis ins Pilzforum bzw. zeigt, daß Krebse genau hier her gehören, ist übrigens eine PILZ-Erkrankung!

    Aphanomyces astaci gehört zur Gattung der Eipilze.

    LG Thomas

  • Hallo Zusammen!

    Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

    Klar! Rigos Einwand ist berechtigt!

    Ich bin der Meinung, dass man im Bachbett keine Umbauarbeiten vollziehen sollte und so schonend wie möglich sein sollte. Das gleiche gilt im übrigen auch im Wald links und rechts. Aber das setze ich eigentlich bei uns naturverbunden Leute voraus. Auf der anderen Seite möchte ich es für meinen Teil auch nicht übertreiben. Wenn ich mir vorstelle, was in einem Bachbett los ist z.b. bei Hochwasser, welche Gesteinsbrocken da durchpflügen, da sind meine Spuren dagegen vernachlässigbar.

    Anders sähe das natürlich aus, wenn dauerhaft Massen an Leuten durchwandern würden. Aber getroffen habe ich dabei - Gott sei Dank - bis dato noch niemanden.

    Aber genau diese Naturferne der "normalen" Leute mag auch dazu führen, dass niemandem mehr der Zusammenhang bekannt ist, dass alles, was wir an Müll produzieren, das Abwasser verunreinigen etc. direkte Auswirkungen auf das Leben im Wasser und an Land hat.

    Insofern würde es auf lange Sicht wahrscheinlich schon viel bringen, wenn man Menschen wieder mehr an die Natur heranführt. Nur was man kennt, spannend findet und keine Anscheu davor hat, ist man auch bereit zu schützen.

    Danke für die Scherenbestimmung! Tja die Amis! schon wieder eine Invasion und das vor der Haustür...

    Vielen Dank auch für die Ideen zum Grauen Pilz! vielleicht komm ich ja da nochmals vorbei und mach noch mal einen Querschnitt - hab ich leider vergessen!

    Danke nochmals und liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo,

    auch wenn ich Rigos Denke absolut nachvollziehen kann, ist dieser Einwand im obigen Kontext etwas übertrieben. Zum einen ist es egal in oder auf welchem Medium man sich in der Natur bewegt, einen minimalen Einfluss hat das wohl immer. Vielmehr kommt es doch darauf an, dieses "Eindringen" in andere Lebensräume mit geringster Intensivität bzw. so feinfühlig und so wenig wie möglich verändernd zu praktizieren. Letztendlich ist es doch egal, ob wir in ein Bachbett, in Seen oder Meere, in den Luftraum oder in einen Wald "eindringen", entscheident ist immer das WIE!

    Nach Rigos Logik hätten nämlich sonst auch wir nichts in der Heide, auf Wiesen und erst recht nicht in den Wäldern zu suchen. Und dass wir Pilzler hier demnach etwas "kaputt" machen würden, wäre dann ja schließlich ein Eigentor!:wink:

    Und, nur so am Rande: AUCH dieses Bachbett ist leider schon, selbst ohne Alex, alles andere als intakt: Siehe beispielsweise Krebspest!

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (4. Februar 2020 um 17:11) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Oh, hallo ihre Lieben,

    ich wollte den Alex nicht tadeln wegen seiner Canyoning-Tour. Ich bin ja nicht der Moralapostel vom Dienst. Aber meine Meinung darf ich doch auch sagen, ohne gerügt zu werden. Ja es ist nicht alles in bester Ordnung in unserer Natur, aber daraus zu schließen es käme auf ein wenig mehr Steine umdrehen nicht an, ist nicht meine Meinung. Noch ein Wort zu Thomas! Also über den Waldboden gehen, mit all seiner Biologie im Laubuntergrund ist schon eine andere Hausnummer als durch einen ökologisch intakten Bach zu flatschen!! Gerade jetzt wo die Natur immer früher beginnt zu erwachen und alle möglichen Tiere im Bach ihre Kinderstube haben sollte man, das doch etwas kritischer sehen. Frösche, Kröten, Olme, Molche, Neunaugen, Fische und auch Krebse gehören dazu. Wenn letztere auch nicht die Edelkrebse sind, sondern Migranten aus Amerika sieht man doch, dass das Biotop so weit in Ordnung ist. Also Waldwandern mit Bachbettwandern gleichzusetzen disqualifiziert dich eigentlich als verantwortlichen Naturforscher!

    LG Rigo

  • Hallo Rigo!


    Ich danke Dir für Deinen Beitrag!

    Wie schon oben geschrieben stimme ich Dir auch zu. Wenn Du Dich getadelt fühltest, dann war das nicht meine Intention, ganz im Gegenteil. Menschen, die vorsichtig mit der Natur umgehen und andere dazu anregen wollen, halte ich für extrem wichtig! Bleib dabei!


    ich wollte nach deiner Anregung lediglich meine Sicht der Dinge erzählen, ohne Tadel und Wertung. Dass es zu allen Themen immer unterschiedliche Auffassungen gibt ist ja legitim.


    Insofern ist für mich alles in bester Ordnung und ich freue mich weiterhin auf Deine Beiträge und auch alle Kommentare - auch die kritischen!


    Liebe Grüße und einen schönen Abend!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Rigo,

    wenn du dich in irgendeiner Form gerügt gefühlt hast, dann haben Alex und ich uns wohl missverständlich ausgedrückt! Dann SORRY! Oder aber, du hast es falsch gelesen und es zu persönlich genommen...?:wink:

    Wie ich ja bereits schrieb, kann ich deine grundsätzlichen Bedenken durchaus nachvollziehen! Jedoch an diesem Beispiel, wo es in gewissem Sinne ja auch um Erforschung, Erkundung, Bestandsaufnahme und "Öffentlichkeitsarbeit" geht, du darfst nämlich nicht vergessen, dass Alex nicht nur Biologe heißt sondern tatsächlich auch ein solcher ist!, nun eine gewisse Umweltzerstörung festzumachen, hielt ich halt für übertrieben. Da gibt es wohl Millionen ärgerer Dinge, um die wir uns kümmern sollten und müssten!

    Da ich übrigens auch Biologe bin, bzw. war, disqualifiziert mich meine obige Meinung keinesfalls. Und wenn du auch nur annähernd wissen würdest, was du mit jedem Schritt über den Waldboden tatsächlich auch "zerstörst" , oder zumindest durcheinander bringst, hättest du das auch sicher so nicht formuliert!:wink:

    Und nochmals: Dank Alex's Forschungstour wissen wir nun alle, dass dieses Flüsschen ebend nicht mehr intakt ist! Und alleine dieses Wissen, wenn auch mit äusserst negativer Note, war schon einen solchen Gang wert!

    LG Thomas

  • Alex, alles in Ordnung!

    Thomas, diese Forschungstour war schon sehr wichtig und hat uns viel Neues gebracht. Gut, dass in Europa die Krebspest fast alle Flusskrebse ausgerottet hat haben wir zwar schon in der Volksschule gelernt, aber nun wissen wir auch, dass es stimmt. Eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit, die du hier betreibst, wenn du als Biologe jedem unbedarften Leser hier suggerierst, dass es legitim ist einen Bachlauf in Gummistiefel zu durchwandern. Nun die Krebspest haben wir und können auch nichts daran ändern, was aber noch lange nicht heißt, dass alles andere im Bach nicht schützenswert oder gar verloren ist.

    LG Rigo

  • Hallo Rigo,

    es ist irgendwie schon belustigend, wie du einem permanent das Wort im Munde verdrehst. Wer lesen kann ist klar im Vorteil!!!

    Vielleicht warst du gerade Kreide holen oder aber es wurde in der Volksschule nicht gelehrt, es gibt nämlich durchaus noch diverse Gewässer, in denen gesunde Flusskrebspopulationen existieren!

    Und, selbstverständlich ist jegliches Leben schützenswert in einem Bachlauf! Wie auch im Meer, in Seen, in der Luft oder auch im Wald... Den übrigens auch du, zumindest bei Dreckswetter, bestimmt mit Gummistiefeln durchwanderst (wenn wir schon einmal bei diesem unsinnigen Thema sind)!:wink:

    Wir denken und fühlen ja eigentlich, wie jeder Naturfreund hier, was die Erhaltung und den Schutz unserer Welt anbelangt alle gleich. Aber wenn schon ein solch vehementes Engagement, dann gäbe es doch meiner Meinung nach wesentlich notwendigere und vor allem angebrachtere "Einsatzgebiete".

    LG Thomas

  • Halllo Zusammen,

    jeder von Euch hat seine berechtigten Punkte gemacht, jetzt gleitet es leider ins persönliche ab.

    Deshalb möchte ich nochmal zurück zur Sache: Bäche und Uferrandstreifen sind extrem empfindliche Biotope. Das mit einem normalen Wirtschaftswald (in dem wir alle uns meist bewegen) zu vergleichen ist in meinen Augen sehr fragwürdig. Bergbäche nahe des Quellgebietes sind relativ robust, langsam fliessende Bäche mit viel Sediment, sind wesentlich empfindlicher. Und als Rückzugsraum für viele Tiere ist gerade der Ufersaum nicht zu unterschätzen. Wasservögel, Eisvogel, Wasseramsel, Biber, Otter, rechnen nicht mit Menschen im Bach und werden in ihrem Rückzugsgebiet aufgeschreckt. Deshalb sollte man gerade in der kalten Zeit, aber auch zur Brutzeit meiden, wo möglich.

    Andererseits kann ich natürlich die kindliche Entdeckerfreude nachvollziehen, wenn man in einem Bach langläuft.

    Ist halt, wie vieles im Leben eine Abwägung, die jeder treffen muss. Allerdings, muss man im Hinterkopf behalten, dass man (wenn man veröffentlicht) immer Vorbild ist. Also wenn man Bachwanderungen macht und drüber schreibt, wird es Nachahmer geben.

    Und zum Thema "Qualifikation": Ein Biologe hat qua Studium gute Voraussetzungen bestimmte Zusammenhänge in der Natur besser zu verstehen, als ein Betriebswirtschaftler. Aber deshalb ist er nicht automatisch Naturschützer oder Ornithologe. Nicht falschverstehen, das ist keine Kritik an der Biologie, sondern Zweifel am "Automatismus" Biologie = Naturschutz.

    Nix für unguat
    RudiS

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!

    Ach, das muss ja nun echt nicht so hochkochen.
    Ein einzelner Mensch mit Gummistiefeln, der sich behutsam durch ein Bachbett bewegt, ist doch ein vergleichsweise minimaler Impact gegenüber so einigen wesentlich gängigeren Umständen - wie zB das stark mit Artenvernichtungsmitteln behandelte Maisfeld oder der Weinberg in der Nachbarschaft - ganz zu schweigen von der Spur einer "Baumerntemaschine" quer durch den Bach oder gar dem Anlegen eines Golfplatzes.

    Nicht nur ein Bachbett ist ein sehr empfindliches Biotop (oder kann ein empfindliches Biotop sein). In meiner Umgebung gibt es Binnendünen mit markanten Sandtrockenrasengesellschaften, wo schon ein einziger Fußtritt mit Turnschuhen (!) zur falschen Jahreszeit (Frühling oder Sommer) katastrophale Auswirkungen haben kann. Ähnliche Beispiele gibt es noch einige.

    Um mal eines zu nennen - das hier:

    ist ein autochthoner Fichtenurwald auf Hochmoortorf. Auch da ist jeder Schritt im Prinzip ein signifikanter Eingriff. Nicht nur in den Bächen.

    Als Kind habe ich den zusammen mit einem Kumpel durchwühlt, auf der Suche nach Steinpilzen, den Fröschen und Molchen nachgestellt...
    Das ist kein Naturschutzgebiet, einfach ein vergessenes und unbewirtschaftetes weil mit Maschinen schlecht zu beforstendes Waldstück.
    Klar haben wir damals den einen oder anderen Schaden angerichtet, aber: Nach mehr als 20 Jahren war ich dieses Jahr zum ersten Mal wieder dort, und es hat sich nicht verändert.
    Das Biotop ist nicht an den Stellen kollabiert, wo wir als Kinder gespielt haben. Ich bin durchgestreift - freilich etwas behutsamer als damals - und sah die Erkenntnis bestätigt: Einzelne, durchziehende Menschen sind harmlos. Auch wenn sie mal ein oder zwei Kilo Steinpilze raustragen oder den ein wenig vom Laich von den Molchen in einem Glas mitnehmen, um daheim die Kaulquappen beim Schlüpfen zu beobachten.
    Das hat dem Biotop nicht geschadet. Schaden würde es, wenn dort doch jemand auf die Idee käme, Forstwirtschaft zu betreiben oder man dieses Juwel zum NSG erklären würde und Wege anlegen müsste, um die Massen an staunenden Besuchern irgendwie zu kanalisieren. Sorrry, auch wenn der letzte Punkt jetzt erstmal kontrovers erscheint, aber wenn ich einige NSGs hier in der näheren Umgebung sehe, da "müssen einfach alle Leute hin", weil es so außergewöhnlich ist.
    Manche Juwelen an Artenvielfalt und mit weitgehend intakter Natur bleiben am besten erhalten, wenn sie einfach niemand kennt. Uaßer eben ein paar Locals, oder ehemaligen Locals, oder maximal noch dem einen oder anderen von diesen Locals eingeladenen Naturforscher (die oder der eine Verschwiegenheitspflicht verpasst bekommt). Dann schadet auch ein kleiner Gang durch den Bach, über die Düne oder über ein seit 20 Jahren nicht mehr betretenes Geflecht aus Polytrichum- und Sphagnumpolstern nicht.


    LG; Pablo.