Heterobasidion annosum oder andere Art?

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 5.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Februar 2020 um 21:40) ist von Beorn.

  • Hallo,

    in meinen Suchgebieten wachsen im Wurzelbereich von Bäumen, zum Leidwesen der Waldbesitzer oft Wurzelschwämme.

    Bei vielen ist eine Bestimmung durch Aussehen und den typisch aufdringlichen Geruch möglich.

    Im Wurzelbereich eines entwurzelten Nadelbaumes wächst seit mehreren Jahren dieser großflächige Porling.


    Kann es sich in diesem Fall auch um Heterobasidion annosum handeln, oder kämen noch andere Arten in frage?

    Vielen Dank

    Roswitha

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!

    An Tanne wäre es Heterobasidion abietinum oder Heterobasidion annosum. :wink:

    Heterobasidion annosum kommt natürlich auch an Fichte vor. Und die morphologische Variationsbreite der Fruchtkörper von Heterobasidion annosum schließt wohl die von Heterobasidion abietinum sowie die von Heterobasidion parviporum vollständig mit ein. Insofern sehe ich momentan keine andere Möglichkeit, als bei Funden an Fichte und Tanne von "Heterobasidium annosum s.l. /agg." zu sprechen, und Funden an allen anderen Laub- und Nadelhölzern von "Heterobasidion annosum s.str.".

    Müssen wir uns hier aber nicht den Kopf drüber zerbrechen, denn ich glaube kaum, daß das ein Wurzelschwamm ist. Die Fruchtkörper sind viel zu fett, offenbar mehrjährig und vor allem viel zu feinporig. Nächter Schritt wäre mal einen durchzuschneiden und gucken, wie das drinnen aussieht, also vor allem die Strukturen und Farben von Kontext (Hutfleisch) und Trama (Röhrenfleisch) wären interessant, um uns in eine Richtung zu lenken.


    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Roswitha!

    Zum FomPini würde auch das bemerkenswert helle Fleisch Iinsbesondere Röhren) passen.
    Wenn du den daheim liegen hast, mach doch mal noch einen Brutzeltest (Hutkruste mit einem Feuerzeug oder Streichholz "anzünden", ob die schmilzt).


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Danke für deine Einschätzung und den Tipp.

    Habe inzwischen als Referenzpilz diesen ganz eindeutigen Fom. Pin. herangezogen.

    Die Oberfläche brutzelte bei diesem ganz typisch.

    Bei unserem fraglichen Pilz war es bedeutend schwieriger, eine geeignete Fläche zu finden, weil sich hier großteils ältere Substanz an der Oberseite befindet. Und diese hat an keiner Stelle die gesuchte Reaktion gezeigt.

    Hier noch ein Bild der Porenstruktur der beiden Pilze.

    Links der gesuchte Pilz und rechts der Rotrandige Baumschwamm

    Im direkten Vergleich sieht man, dass die Poren links doch etwas feiner sind als rechts.


    Hier noch die Porenstruktur des linken Pilzes in Vergrößerung:

    Viele Grüße

    Roswitha

  • Hallo Toni,

    danke für den Hinweis.

    Der Kontrollpilz hat sofort die erwartete Reaktion gezeigt.

    Unser Unbekannter reagierte hingegen gar nicht.

    Damit können wir nach dem Ausschlussprinzip folgern, Rotrandiger Baumschwamm ist es keiner.

    Damit bleiben leider noch immer X-1 in frage kommende Arten übrig.:(

    LG Roswitha

    • Offizieller Beitrag

    Tach!


    Also nach den weiteren Bildern, insbesondere der Ansicht der Poren im Vergleich zu dem typischen FomPini (dann sind die doch nicht so fein, wie ich dachte) und der Angabe zur KOH - reaktion (aber schon im Schnittbild getestet, also auf Kontext und / oder Trama?), wäre ich doch geneigt, hier einen Wurzelschwamm zu vermuten (Heterobasidion annosum agg.). Die Fruchtkörper sind wie schon gesagt extrem variabel - aber wenn nichts brutzelt, keine KOH - Reaktion stattfindet, der Kontext so hell ist - ich meine, daß da nicht viel anderes übrig bleibt.

    Noch ein paar Bilder zur KOH - Reaktion (5% reicht da auch schon) bei FomPini:

    Ob Heterobasidion das auch kann, müsste ich mal überprüfen. Denke es aber nicht.


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    Heterobasidion annosum wurde mal als Fomitopsis annosa bezeichnet, oder?

    Dann spuckt Meixner zu Heterobasidion annosum mit KOH nichts aus, aber zu H2SO4 (Fleisch und Poren erst braun-schwarz, dann schwarz), KMnO4 (Poren und Fleisch sofort braun-schwarz) und zu Gujak (Fleisch und Poren nach einigen Minuten blau).

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    der Axel Meixner "Chemische Farbreaktionen bei Pilzen", den meinst du wohl, ist leider vergriffen. Findet man vll. noch im Antiquariat.

    Ich möchte dies zum Anlass nehmen, alle Pilzfreunde, die hier im Forum angemeldet sind, aufzurufen, ihre nicht mehr gebrauchten Büchen, Mikroskope etc. zum Kauf anzubieten.

    Dafür eignet sich die Rubrik "Stammtisch/Marktplatz/Fundgrube".

    VG, Toni

  • Hallo Toni,

    der Axel Meixner "Chemische Farbreaktionen bei Pilzen", den meinst du wohl, ist leider vergriffen. Findet man vll. noch im Antiquariat.

    auch von dem habe ich - wie auch vom Erb/Matheis - eine eingescannte Version. Mein Liebster hat sich jeweils vom Verlag eine Genehmigung dafür für den Privatgebrauch geben lassen und mir das aus der Unibibliothek eingescannt :)

    Beste Grüße

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Wenn man makrochemisch weiter machen wollte, könnte man noch einen Tropfen Melzer auf ein Schnittbild geben: Die Bindehyphen von Heterobasidion annosum agg. (hieß vielleicht auch mal Fomitopsis, hat aber nach aktueller Gattungsdiagnose nichts bei Fomitopsis verloren) sind stark dextrinoid. Diese Rotfärbung ist makroskopisch nicht immer toll zu beobachten, wegen der Eigenfarbe von Melzers Reagenz. Mikroskopisch wär's schöner, aber testen kann man's ja mal...

    Hier ein Beispiel:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    hieß vielleicht auch mal Fomitopsis, hat aber nach aktueller Gattungsdiagnose nichts bei Fomitopsis verloren

    Diese Bezeichnung habe ich auch nur genannt, weil sie bei Meixner verwendet wird, während ein Heterobasidion annosum gar nicht auftaucht. Google hatte mir dann ausgespuckt, dass damit derselbe Pilz gemeint sein könnte.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Liebe Sabine,

    lieber Pablo!

    Inzwischen habe ich die 3 vorhandenen Substanzen aufgetragen. ( KMno4 ist zurzeit nicht vorhanden)

    Hier die Verfärbung links mit H2SO4 und rechts mit Guajak:

    Ja und mit Melzer ---- schwer zu sagen, ob das die Farbe der Substanz selbst oder eine Reaktion ist. Seht selbst.

    Vielen Dank für eure Mithilfe

    Roswitha

  • PomFunga 22. Februar 2020 um 13:37

    Hat den Titel des Themas von „Heterobasidion annulosum oder andere Art?“ zu „Heterobasidion annosum oder andere Art?“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Roswitha!

    H2SO4 ist kritisch, da gibt es zum einen bei Porlingen wenig wirklich signifikante Studien, außerdem müsste man da zunächst mal festlegen, mit welcher Konzentration man testet.

    Guajak ist ganz nett für Täublinge (eingeschränkt für Ritterlinge und Schleierlinge), ist aber bei den allermeisten Holzzersetzern nicht signifikant. Guajak weißt bei einer Positiven Reaktion ein Enzym nach, das für den Abbau von Lignin verantwortlich ist. Glaube ich - wobei ich gerade nicht daheim bin und es nicht noch mal nachgeschlagen habe.

    Demnach wären alle Weißfäuleerreger sowieso positiv - und viele andere auch, weil das Enzym selbst von vielen Mykorrhizapilzen noch gebildet wird - möglicherweise auch von Braunfäuleerregern (und einfach nur inaktiv ist).

    Positiv ist eine Reaktion mit Guajak dann, wenn: Innerhalb von weniger als einer Minute ein deutlicher Farbumschlag nach blau bis türkis erfolgt. Erfolgt die Färbung erst später, wäre die Raektion negativ bzw. unsignifikant, weil Guajak auch mit Luftsauerstoff nach einer Weile so reagiert.

    Bei dem Melzer - Bild: An welcher Stelle wurde denn die Reagenz aufgetragen?


    LG, Pablo.