Hallo Naturfreunde,
auf
Youtube sah ich erschreckende Videos. Da rafften Leute alles was im
Wald wuchs ohne Sinn und Verstand massenweise in Kisten, Körbe und
große Beutel. Auch Korallen in allen Farben. Und das zeigen die
voller Stolz in diesem Videokanal! Mit Sicherheit wurde das meiste
davon auf den Müll geschmissen. Oder, man hört immer wieder, dass
in den Wäldern von Kärnten etc. aus Kleinbussen bis zu 10 Personen
mit Körben und GPS-Geräten aussteigen und diese Leute dann am Abend
vollbeladen mit Steinpilzen und Co. wieder eingesammelt werden. Die
Polizei steht dem machtlos gegenüber, denn man kann ja nicht jeden
Waldweg kontrollieren.
Ich
weiß auch nicht, warum es hier im Norden von München eigentlich
keine Pfifferlinge, Steinpilze oder Speisemorcheln gibt. Vielleicht
ist diese dicht besiedelte Region über Jahrzehnte hinweg übersammelt
worden (neben Umweltschäden wie Nährstoffeintrag, Saurer Regen,
Stickoxide, Kalk-Düngung, Grundwasserabsenkung, forstliche
Übernutzung, Bodenverdichtung, Verwehung von Pflanzenschutzmitteln
usw.; siehe auch vorhergehende Blogs).
Eigentlich
freute ich mich schon auf den Spätsommer und Herbst, wenn auf den
Märkten Reherl (Pfifferlinge) zuhauf angeboten werden oder in den
Restaurants leckere Pilzgerichte - meist Steinpilze und Pfifferlinge
- serviert werden. Aber neuerdings habe ich Bedenken. Soll man das
kommerzielle Waldpilz-Absammeln, egal wo, wirklich unterstützen.
Waldpilze
sind ein wertvolles Geschenk der Natur und haben eine große
ökologische Bedeutung. Lässt sich der kommerzielle Handel noch mit
unserem heutigen Umweltverständnis vereinbaren? Sind wir beim Kauf
von Waldpilzen nicht quasi Hehler von Pilzdieben oder
Naturschändern?! Oder ist es egal, wenn bestimmte Pilzarten aus den
europäischen Wäldern verschwinden? Und, sollte man vielleicht das
Thema mit Rücksicht auf bestimmte südost-/osteuropäische
einkommensschwache Bevölkerungsgruppen tabuisieren? Kommt nach dem
Insektensterben das Waldpilzsterben? Wird es in den jetzt noch
Speisepilz-reichen Regionen mit unserem unbedachten Kaufverhalten
bald auch solch eine partielle Pilzwüste geben? Werden in 20, 30
Jahren Steinpilze und Pfifferlinge das Preisniveau von
Pèrigord-Trüffeln erreichen? Sollte vielleicht der Handel mit in
der Natur abgesammelten Pilzen gänzlich verboten werden? – Sammeln
in Maßen für die persönliche Pilzpfanne – o.k., schadet
angeblich nicht, aber für den Handel flächendeckend permanent
abräumen – ich weiß nicht.
LG, Toni