Hallo Peter,
deine Erklärung erscheint mir recht plausibel. Die Becherform dient der Oberflächenvergrößerung. Vielleicht kann ich das so zusammenfassen, auch wenn man dagegen viele Einwände wegen den Ausnahmen haben kann:
Z.B. bei Spitz- und Speisemorchel wird die Fruchtschicht durch die Ausbildung von Falten, Lappen und Furchen vergrößert. Diese Formen wachsen saprophytisch, also auf Laub, Holzabfällen etc. und haben deshalb einen Stiel, um sich aus dem Mulch zu erheben. Bei den Lorcheln kann man zwei grundsätzliche Formen beobachten. Eine ähnlich gut ausgeprägte Form wie Morchella esculenta ist Gyromitra esculenta, und rudimentärere Formen wären Helvella, Paxina, Leptopodia oder Macroscyphus. Bei den Becherlingen sind viele Holzbewohner beheimatet. Diese verwerten wohl Lignin, Zellulose und Hemizellulose, was zum einen das Nährstoffangebot stark einschränkt und zum Energiesparen nötigt, andererseits sind die Äste oft schon erhaben, so dass sich ein Stiel erübrigt. Aufgrund des schwer zugänglichen Nährstoffs und des Verwurzelungs-Widerstands auf Holz sind sie auch meist sehr klein; vielleicht mangelt es auch an Stickstoff, Phosphor, Schwefel etc. (evtl. doch Teil-Resorption über den Becher). Ausnahmen gibt es - wie gesagt - immer. Der Gewöhnliche Orangenbecherling oder der Tiegelförmige Napfbecherling wachsen bevorzugt auf lehmigem Boden. Die Pflanzenkonkurrenz ist hier eingeschränkt; also brauchen diese keinen Stiel. Öhrlinge und Spatelinge haben das Exponieren der Fruchtschicht alternativ gelöst. Wie das nun mit Discina, Disciotis etc. erklärbar ist, lässt sich diskutieren.
LG, Toni