Beiträge von Beorn

    Hallo, Sebor!

    Möglicherweise schon beim Lamellenansatz: Hier sind die Lamellen (wenn auch ausgebuchtet) am Stiel angewachsen. bei Champis (Gattung Agaricus) sind sie frei. :wink:
    Es gibt noch ein paar weitere Hinweise, zB die Ringstruktur und der Aufbau der Huthaut (mikroskopisch).
    Zwei Details / Fragen zu den Sporenbeobachtungen: Die Sporen sind nicht warzig. Jedenfalls nicht die auf deinem Bild. Die Sporenwand ist glatt, und nur die gilt es zu beurteilen, nicht den Inhalt. Bei Sporen mit schaumig-tropfigem Inhalt ist das oft ein wenig gemein, weil sie bisweilen warzig erscheinen, es aber nicht sind. Da sind allerdings dünnwandige Sporen noch wesentlich kniffliger zu beurteilen.
    Und die andere Frage: In welchem medium hast du mikroskopiert? Das sieht fast aus, als wären die Sporen in Melzer oder Lugol oder einer anderen jodhaltigen Lösung beobachtet worden, wegen dem gelblichen Inhalt. Oder liegt das möglicherweise an den Einstellungen des Mikros?
    Am Rande vielleicht interessant: Mir ist keine Agaricus - Art mit einem so deutlichen, großen Keimporus bekannt. Die meisten Champis haben entweder gar keinen erkennbaren Keimporus, oder nur einen kleinen, lichmikroskopisch kaum darstellbaren.

    Jörg hat mit der Bestimmung natürlich ins Schwarze getroffen (bis darauf, daß die Lamellenfarbe bei champis ja auch weißlich ist, nur eben durch die Farbe des Sporenpulvers bei Sporenreife überlagert), eine Alternative wäre noch Agrocybe dura (ähm...?) gewesen, der aber größere Sporen hat.


    LG, Pablo.

    Hallo, Veronika!

    "Rundliche" Poren wären bei Trametes gibbosa (Buckelporling, Buckeltramete) eigentlich schon eine ziemlich ungewöhnliche Bildungsabweichung. Auch bei jungen Fruchtkörpern ist die längliche Porenform normalerweise deutlich ausgeprägt, bisweilen sogar noch stärker als bei ausgewachsenen Exemplaren:

    Rundliche Poren passieren bei der Art zB gerne dann, wenn der Pilz bei der Fruchtkörperbildung irgendwie nicht ganz erkennt, was unten und oben ist; also wenn Poren quasi auf der Oberseite gebildet werden:


    LG, Pablo.

    Moin zusammen!

    Die Beobachtung mit der Hutoberseite ist aber auch wichtig: Bei Agrocybe ist dieses unregelmäßige Aufplatzen recht typisch, also daß sich sowohl radiale, als auch konzetrische Risse bilden können. Bei Psathyrella bilden sich normalerweise nur radiale Risse (wenn überhaupt). Das hat mit dem zellulären aufbau der Huthaut zu tun, ist also ein recht konstantes Merkmal.
    Gilt freilich nur dann, wenn sich überhaupt Risse in der Hutoberflche bilden, und natürlich gibt es in beiden Fällen auch noch weitere Arten und Gattungen mit dem entsprechenden Merkmal.


    LG, Pablo.

    Ahoi, Toni!

    Die schwarzen Kugeln sind Holzkohlenkugelpilze (Daldinia spec.).
    Bis vor einigen Jahren hätte man das wohl noch makroskopisch als "Daldinia concentrica" bestimmt, inzwischen weiß man, daß es da recht viele Arten gibt, die sich neben ein paar makroskopischen Eigenschaften auch durch Mikromerkmale und KOH - Reaktionen unterscheiden. Ich weiß allerdings nicht genau wie - Kernpilze sind nicht so meine Baustelle.

    Die Porenformen und Porengrößen bei Porlingen sind schon wichtig - aber man muss auch immer mit Abweichungen rechnen. So verndern sich Form und Größe je nach Alter, Wachstumsbedingungen, Lage des substrates und Lage der Fruchtkörper. Bei manchen Porlingen ist es generell so, daß die Ausprägungen variabel sind, bei anderen ist es stark fixiert, wie die Poren geformt sind. Das richtig zu beurteilen, ist oft eine FRage der Erfahrung, weil man eben solche Faktoren wie Wuchsweise am Substrat oder Alter der Fruchtkörper mit berücksichtigen muss.

    Bei deinem Fund scheint es offensichtlich zu sein, daß bei zwei Wachstumsschüben wohl unterschiedliche äußere Bedingungen herrschten.
    Interessant wäre nun noch bei diesem Fund, welcher Porling es nun ist. Dazu müsste man mindestens mal noch die Oberseite und ein Schnittbild sehen, vielleicht lässt er sich dann schon recht gut einordnen. Oft ist es aber auch eher kompliziert, und bei vielen Porlingen braucht man mikroskopische Merkmale...
    ...die bisweilen ebenso schwer zu beurteilen sind, wie die makroskopischen.
    Meistens ist es die Kombination aus makro- und mikroskopischen Merkmalen, so daß sich ein (in sich entsprechend variables) "Gesamtbild" einer Art ergibt.


    LG, Pablo.

    Moin!

    Nach Ludwig (Pilzkompendium III) ist der Wortstamm:
    trix, trichos (gr.) "Haar" und loma "Saum, Rand"; Tricholoma also ungefähr zu übersetzen als "mit haarigem Rand".
    Trifft freilch nicht auf alle Arten der Gattung zu, aber das wäre ein anderes Problem, daß eine im Namen suggerierte Beschreibung nicht immer zum Verhalten einer Art passt.


    LG, Pablo.

    Hallo, Toni!

    Solche Übergangsformen finde ich total faszinierend. Das ist das Spannende, wenn man wirklich in die Tiefe geht und beobachtet und forscht: Man entdeckt Zusammenhänge und Verbindungen, die man sonst kaum für möglcih gehalten hätte. Evolutionäre Vielfalt macht es möglich, daß manche Lebewesen auch solche "Sonderwege" beschreiten.

    Schön zu erkennen auf deinem Bild, wie sich innerhalb der "Mutterzelle" (archaischer "Ascus") vier "Sporen" bilden.

    Unsere Einteilung in die verschiedenen Reiche des Lebens ist eben auch nur ein Ansatz, ein Konzept, und an den Grenzen entsprechend vage und fließend. So wie auch die Grenze zwischen Schleimpilzen und "echten" Pilzen nicht so ganz klar definiert ist, obwohl sie sich entwicklungsgeschichtlich wohl sehr früh getrennt haben. Panta rei... :happy:


    LG; Pablo.

    Hallo, Frank!

    Es ist wie es ist, woanders habe ich aj kürzlich schon dampf abgelassen, daß sich ein paar weniger Sachkundige Leute halt irgendwelche "tollen" Gesetze ausdenken, und wir (bzw. du) haben dann den Ärger damit.
    Nervt, aber dank dir wird sich das Forum damit arrangieren und weiterhin eine Plattform für die pilzbegeisterten Mitglieder bleiben. Danke, daß du auch hier die Zeit findest und dich engagierst, um alles auf eine solide, rechtliche Basis zu stellen und gleichzeitig möglichst die Funktionaalität aufrecht zu halten. :agree:

    Der neue, bläuliche Style ist übrigens gar nicht schlecht, wie ich finde. Wirkt so aufgeräumt und entspannt. Aber ich denke, daß das alte Design so weit wie möglich irgendwann zurückkommt, als Auswahlmöglichkeit?

    Die fehlende Anzeige zu aktuellen Themen und Beiträgen momentan dürfte dann eines der vorübergehend inaktiven Plugins sein, richtig?
    Kein Problem, wir werden auch eine Weile ohne diese Anzeige zurecht kommen.


    LG, Pablo.

    Hallo, Peter!

    Eine gewisse Variationsbreite gibt es ja immer bei Sporengrößen. Aber in der Gruppe fehlen mir die Vergleichswerte, da habe ich noch nichts selbst vermessen. Auch mangels Material: Wenn man mal Fruchtkörper findet, findet man darin ja nicht unbedingt auch Sporen.

    Ich find's dennoch richtig, wenn du Funde so gut wie möglich zu unterscheiden versuchst. Auch wenn die Bestimmungs ich dann am Substrat orientiert: Besser zunächst getrennt dokumentieren, weil zusammenführen kann man mehrere Datensätze später jederzeit, wenn sich ganz sicher sagen lässt, daß alles eine Art ist. Wenn man in 2, 20 oder 200 Jahren aber eine Möglichket findet, da doch verschiedene Arten zu unterscheiden, dann wird's schwierig, die Dokumentationen der Vergangenheit wieder aufzudröseln, wenn alles unter einem Namen notiert wurde.


    LG, Pablo.

    Moin!

    Das sind schon mal ziemlich plausible Erklärungen.
    Auch die Bildung von Lamellen, Stacheln und Röhren dient ja der Oberflächenvergrößerung, nimmt man jedenfalls an. Strategien gibt es also diverse, und letztlich ist das ja auch alles im Fluss. :happy:

    Interessanzte Doku übrigens zu den Hefesporen, danke!
    Du hast nicht zufällig ein Bild, wo man auch Sporen im Ascus sehen kann? ich hab' sogar mal den Bodensatz eines Weizenglases spaßeshalber mikroskopiert, aber da fand ich tatsächlich nur Konidien, von denen ich hoffte, daß es tatsächlich eine Bierhefe war. Nichts so längliches elliptisches mit zwei Tropfen jedenfalls.

    Wegen den Kreuzungsversuchen zu Ganoderma: Eben, darum schrob ich ja: Ein Riesenaufwand. Wer soll denn das entsprechende Material anbringen, und vor allem vital, so daß man noch lebendige Sporen hat?


    LG; Pablo.

    Hallo, Toni!

    Es ist durchaus möglich, daß hin und wieder ein Erstbeschreiber Schwierigkeiten mit den Schreibweisen hat. Auch mein kleines Latinum ist so lange her, da ist Vieles schon wieder verschüttet. Ich meine mich aber dunkel zu erinnern, daß es im Grunde bei vielen lateinischen Wörtern unterschiedliche Schreibweisen gibt. Auch eine Sprache verändert sich ja immer mit der Zeit, eine so viel genutze und weit verbreitete Weltsprache wie Latein nicht nur im Laufe der Zeit sondern auch je nach Gebiet, wo sie gesprochen wird. Und es ist ja auch nicht so, daß diese Sprache "tot" wäre, sondern sie wird nach wie vor - wenn auch nicht von vielen Leuten - gesprochen. Es gibt sogar lateinische Wörter für Telefon, Fernseher, Autobahn und so weiter. :wink:

    Bei den Pilznamen wird es auch darum schwierig, weil ja nicht nur lateinische, sondern auch noch griechische Wörter verwendet werden, sowie sehr viele Eigennamen. Und da wird den Launen und Phantasie der Erstbeschreiber kaum eine Grenze gesetzt, siehe zB Spongiforma squarepantsii. Benannt nach einer relativ bekannten Comic - Figur, der der PIlz sehr entfernt ähnlich sieht.

    Die Unterschiedlichen Endungen sind eher leicht zu erklären: Das hat meist mit dem Geschlecht der Gattung zu tun. So gibt es für jedes Geschlecht im lateinischen ja mehrere Endungen und auch Deklinationen. "Tricholoma" ist zB nicht weiblich, sondern sächlich. Darum enden viele Epithete auf "-um" (Tricholoma saponaceum, Tricholoma tigrinum, Tricholoma vaccinum). Bei Hyphoderma ist das ähnlich, die ist ebenfalls sächlich, und darum die Epithete oft mit "-um" endend (Hyphoderma roseocremeum).
    Schwierig wirds dann, wenn ein Pilz aus einer "sächlichen" Gattung in eine tatsächlich "weibliche" wandert: So wird aus Hyphoderma pallidum zB Peniophorella pallida. Ungünstig nun, wenn eine Umkombination vorgenommen wird, aber das Geschlecht der neuen Gattung vom Autor nicht berücksichtigt. Auch das kann passieren. Oft gibt es dann solche Fälle wie eine "orthographic variant", wenn der fehler jemandem auffällt bzw. nicht übernommen wird. Manchmal setzen sich solche Fehler aber auch einfach fort.

    Ein Schreibfehler oder Grammatikfehler im Namen ist halt kein Grund, warum eine Beschreibung ungültig werden würde. Und somit zählt der in der Originaldiagnose notierte Name, auch wenn der eine oder andere Fehler aus sprachlicher Sicht drin stecken mag.


    LG, Pablo.

    Hallo, Peter!

    Gut, daß du das Ganoderma - lucidum - Problem erwähnst. Das könnte zB durchaus so ein Fall sein, wo mehrere verschiedene Arten die gleiche ITS - Sequenz haben. :agree:
    Mehr Sicherheit würde man wohl nur durch Kreuzungsversuche mit Primärmycelien in Kultur erlangen können: Ein enormer Aufwand!

    Also zumindest unsere >Lieblingshefe< (im weiteren Sinne) wird den Ascomyceten zugeordnet (siehe "Classification"). Die dürfte auch soweit genetisch aufgeschlüsselt sein, daß eine Zuordnung zu einer Klasse (Ascomycota) schon anhand des genetischen Bildes möglich ist.
    Aber ob das für alle "Hefen" zutrifft: Keine Ahnung. Ist auch echt nicht mein Fachbereich. Frag mal einen Ornithologen, ob er dir was zur Systematik von Florfliegen erklären kann. :wink:

    Darauf pflonck? Saccharomyces cerevisiae s.l.?


    LG, Pablo.

    Hallo, Toni!

    Ich weiß nicht, ob die Evolution in solchen Mustern wie "Vorteil - Nachteil" denkt.
    Etwas funktioniert, also wird es beibehalten bzw. weiter entwickelt. Entwicklungsgeschichtlich scheint diese Becherform recht archaisch zu sein. Interessanterweise wurde sie aber in mehreren getrennten verlaufenden Strängen parallel entwickelt. Ein wichtiges Prinzip der Evolution ist ja halt auch Vielfalt, da muss es nicht sein, daß eins unbedingt besser ist als das andere. Es gibt in der Evolution auch keine Perfektion, denn das würde Stillstand bedeuten, und somit das Ende des Lebens.

    Daß die Natur nichts "ohne Sinn" macht, ist auch eine schwierige Behauptung. Weil es von einem anthropozentrischen Denken ausgeht, also meint, daß wir von unserem sehr individuellen und eingeschränkten Standpunkt einen tieferen Sinn in den Verläufen von Natur und Evolution überhaupt verstehen und erkennen könnten. Können wir aber oft nicht, dazu sind wir bei weitem nicht intelligent genug. :wink:

    Ich bin nicht so sicher, ob man Hefen wirklich zu den Ascomyceten zählen kann. Das sind im größtenteils ja nur Konidienketten, die völlig auf geschlechtliche Vermehrung verzichten. Wenn keine Bildung von geschlechtlichen Sporen vorkommt, gibt es auch keine Asci und keine Basidien. Ich meine mich aber dunkel zu erinnern, mal gelesen zu haben, daß man bei einigen hefen tatsächlich Bildung von Asci beobachtet hat. Aber gilt das für alles, wass man in diesen Topf schmeißt?

    Womit wir bei einem weiteren Problem wären: Genetik bei Pilzen. Auch das ist alles noch viel zu lückenhaft. Meines Wissens ist erst bei sehr wenigen Arten überhaupt das Genom vollständig entschlüsselt. Und das vor allem bei Arten, die eben keine geschlechtlichen fruchtkörper bilden, wo also nicht wirklich zu sagen ist, ob das Ascomyceten oder Bassidiomyceten sind. Bei den meisten Pilzen sind bisher nur einzelne Sequenzen bekannt, meistens die ITS, oft auch noch LSU und vereinzelt andere konservative Sequenzen. Nun wird gerne versucht, einen Zusammenhang zwischen Verwandschaftsbeziehungen und LSU - Sequenzen herzustellen. Das allerdings steht auf sehr wackeligen Füßen.
    Da sind eine Menge Fragen ungeklärt, und manches passt nicht wirklich zusammen. So nimmt man zB eine - an Gemeinsamkeiten der LSU - Sequenzen ausgerichtete - Familie der Rickenellaceae an. Die dort zusammengeffassten Arten und Gattungen passen aber nicht zusammen. Sie haben eher zufällig eine gemeinsame LSU - Sequenz, sind aber höchstwahrscheinlich oft gar nicht auf Familienebene miteinander verwand.

    Auch der Begriff "Schimmelpilze" ist eine sehr künstlich zusammengestellte Gruppe und alles andere als homogen. Im Grunde ist das nichts anderes als ein Sammelbegriff für "Ungeschlechtliche / anamorphe Pilzfruchtkörper mit einem haarigen bis flaumigen Erscheinungsbild". Auch die Anamorphen von Botryobasidium - Arten kann man getrost als Schimmelpilze bezeichnen. Es sind aber Basidiomyceten. Weil die Hauptfruchtformen halt Basidien bilden.

    Ebenso artifiziell wäre der Begriff "Kompakte fruchtkörper" oder "Großpilze". Jede Grenze, die man da ziehen würde, wäre absolut willkurlich und unterliegt ganz und gar persönlichem Gutdünken.
    Aber ich vestehe schon, worauf du hinaus willst, und ja, da gebe ich dir recht: So gesehen stimmt deine Beobachtung. :agree:
    Es gibt mehr Basidiomyceten mit "großen", auffallenden, kompakten Fruchtkörpern als entsprechende Ascomyceten. Und: becherförmige Basidiomyceten gibt es im Vergleich nur recht wenige. Dafür gibt es in dem Bereich aber noch einen ganzen Haufen von krustenförmigen, resupinaten Holz- und Bodenbewohnern. Und theoretisch könnte man ja auch das Judasohr als becherförmig bezeichnen. Das wäre auch ein Basidiomycet, aber ein sehr archaischer, mit einer sehr ursprünglichen Form von Basidien, die sich sehr von der Form "moderner" Ständerpilze unterscheidet.


    LG; Pablo.

    Hallo, Saskia!

    Der Matsutake - Komplex enthält noch eine ganze Reihe offene Fragen hinsichtlich der morphologischen, geneetischen und verbreitungstechnischen Abgrenzung einzelner Arten.
    Zu berücksichtigen sind da auch weitere Arten wie Tricholoma caligatum, Tricholoma ilkkaii, Tricholoma dulciolens, Tricholoma anatolicum, in Nordamerika Tricholoma magnivelare und weitere (?). Erstaunlicherweise ist das genetische Bild von europäischen "Tricholoma matsutake" und asiatischen >relativ einheitlich<.
    Die nordamerikanische magnivelare und die europäisch - asiatische matsutake könnten genetisch gesehen sogar eine einzige Art sein, allerdings gibt es bei Tricholoma generell ein paar Unwägbarkeiten, was die ITS - Sequenzen betrifft. In einigen anderen Sektionen ist zB bekannt, daß es mehrere unterschiedliche ITS - Sequenzen innerhalb einer einzigen Art gibt (Tricholoma sulphureum), auch ist es möglich (wenn auch ich da jetzt erstmal kein beispiel aus der Gattung wüsste), daß zwei unterschiedliche Arten mal die gleiche ITS - Sequenz haben.

    Insofern: Wirklich giftig scheint keine der Arten aus dieser Sektion zu sein. Manche aber könnten ungenießbar sein.


    LG, Pablo.

    Hallo, Toni!

    Um sich der Frage zu nähern, muss man erstmal kurz feststellen, daß die Unterscheidung Schlauchpilz (Ascomycet) und Ständerpilz (Basidiomycet) nicht das geringste mit der äußeren Form der Fruchtkörper zu tun hat.
    bei Schlauchpilzen werden die geschlechtlichen Sporen innerhalb der dafür vorgesehenen Zellen gebildet (diese Zellen nennt man Asci / Schläuche), bei Ständerpilzen werden die geschlechtlichen Sporen außen an den entsprechenden Zellen gebildet. Entwicklungsgeschichtlich ist das ein fundamentaler Unterschied, im Grunde sogar eine noch grundlegendere Unterscheidung als im Tierreich zwischen Wirbeltieren (Kanarienvogel, Krokodil, Mensch, Känguru, Goldfisch, Ginsterkatze) und Wirbellosen (Braune Wegschnecke, Marienkäfer, Waldameise, Kreuzspinne, Feuerqualle, Regenwurm).

    Es gibt also Schlaupilze, die ganz klar und deutlich in Hut und Stiel gegliedert sind (Herbstlorchel, Speisemorchel, Sattellorchel) und Ständerpilze, die becherartig geformt sind (Rötlicher Gallerttrichter, Brauner Haarschüsselrasen, Gelber Schüsselschwindling, Flaumiges Hängeröhrchen).
    Die Evolution ist also von ganz unteschiedlichen Voraussetzungen aus mehrmals den selben Weg gegangen, was die Form betrifft. Insofern kann das mit der Becherform ja nicht so verkehrt sein, solange es offensichtlich funktioniert.

    Generell gibt es sehr unterschiedliche Arten der Sporenverbreitung bei Pilzen. Oft sind es Mischformen aus mehreren Optionen. So spielen Insekten und andere Tiere eigentlich fast immer eine Rolle für die Verbreitung. Ein Fliegenpilz lässt zwar seine Sporen fallen und mit dem Wind verbreiten, profitiert aber auch davon, wenn ein Wildschwein einen reifen Fruchtkörper umrennt, die Sporen sich im Fell verfangen, und am nächsten Baum wieder ausgeschubbert werden.

    Das geht den Becherlingen auch so, aber die becherförmigen Ascomyceten haben noch einen weiteren Trick auf Lager: Die Schläuche können die Sporen (mit unterschiedlicher Kraft, je nach Art) regelrecht aktiv ausschleudern. Man kann das sehen, wenn man einen reifen Becherling im richtigen Moment im Gelände beobachtet: Da sieht man mitunter die Wolken von Sporenstaub mit blosem Auge aufsteigen, auch bei völliger Windstille und ohne daß an dem Fruchtkörper manipuliert wurde.

    Es ist auch nicht wirklich so, daß in einem Wald mehr "Becherlinge" als "Pilze mit Hut und Stiel" wachsen. Das scheint nur so, weil ddie Becherchen meistens unauffälliger sind. In wirklichkeit sind sie aber ebenso häufig und omnipräsent. Man muss nur einen einigermaßen verwitterten, gut genug feuchten Holzast aufheben und angucken, da wird man eigentlich fast immer mindestens eine Mollisia, Orbilia, Hyaloscypha oder ähnliche Becherchen irgendwo dran finden. Meistens in etlichen Exemplaren. Nur: Die sind halt oft kaum größer als 1mm.

    Was das Ansammeln von Detritus und Wasser in Bechern betrifft: Klar, Regen bzw. Wasser generell kann auch der Sporenverbreitung dienen. "Schmutz" müsste man nun genauer definieren, da verstehen Pilze nämlich was ganz anders drunter, als die meisten Menschen. In einem natürlichen, nicht von Menschen verdreckten Wald gibt es nämlich keinen Schmutz, weil alles teil der Kreisläufe des Systems ist und alles in ständiger Bewegung und Umwandlung. Die Pilzsporen und auskeimenden Pilzsporen suchen sich in diesem System ihren Platz, der kann auch wenige Zentimeter vom ursprünglichen Fruchtkörper liegen. Ist gar nicht so schlecht, weil da die Bedingungen ja auch passen.
    Dabei findet natürlich nur ein Bruchteil der Sporen eines Fruchtkörpers eine Möglichkeit zum Auskeimen, und nur ein Bruchteil dieser Primärmycelien findet ein weiteres, geschlechtlich passendes Primärmycel der gleichen Art, mit dem es einen neuen, fertigen Organismus bilden kann. Die Pilze regeln das über die Sporenmasse (teils Millionen von Sporen aus nur einem einzigen Fruchtkörper). Der Trick der Pilze, egal aus welcher Klasse, Ordnung, Familie: Die Sporen sind mehr oder weniger omnipräsent.

    Insekten fangen übrigens nicht so viele Pilze, ein bekanntes Beispiel sind Austernseitlinge, die sich Nematoden angeln und als kleines Zubrot verspeisen.

    Schlauchpilze sind in der Tat entwicklungsgeschichtlich älter als Ständerpilze, allerdings gibt es mehr Schlauchpilz- als Ständerpilzarten (Zahlen können aber nur geschätzt werden, weil die meisten Arten weltweit ohnehin noch nicht beschrieben sind), aber beide Klassen existieren sehr erfolgreich nebeneinander her.


    LG, Pablo.

    Hallo, Erich!

    Und ich freue mich, wenn die Tips denn weiter helfen.
    Worauf man bei diesem Pilz auch noch achten kann: Er wächst nicht auf Holz, sondern direkt auf dem Erdboden, und frisch riecht er nach Schwimmbad (chlorartig). Der Geruch ist aber nicht immer gut ausgeprägt, verfliegt schnell, wenn man die Pilze geerntet hat, und ist auch bei ganz jungen, oder trockenen, oder ganz alten fruchtkörpern manchmal nicht gut feststellbar.
    Mit den mikroskopischen merkmalen, die du dargestellt hast, ist es aber eindeutig.


    LG, Pablo.

    Hallo, Erich!

    Das ist Disciotis venosa (Morchelbecherling). Sehr schön zu sehen auch die Tröpfchen an den Polen der reifen Sporen, was auf die Morchelverwandschaft hinweist. Einige der Becher- bis scheibenförmigen Gyromitra - Arten sehen makroskopisch ja auch so aus, haben aber nicht diese Tröpfchen an den Sporenpolen. Ebenfalls makroskopisch nahezu identisch sind diverse Peziza - Arten, die aber amyloide Ascusspitzen hätten.

    Alle Albatrellus - Arten haben ziemlich klar erkennbare Poren (wenn aauch teils sehr fein) und eine ganz andere Konsistenz. Sind insbesondere längst nicht so brüchig wie diese Pilze, sondern elastisch und zäh.


    LG, Pablo.

    Hallo, Basti!

    Der Fruchtkörper, den du zeigst, ist schon eine sogenannte "Rindenmulchmorchel".
    Es gibt eine (oder mehrere) Sippen aus dem Formenkreis der Spitzmorchel (Morchella elata clade), die sehr gerne auf Rindenmulch diverser Nadelbaumarten wachsen. Sorgen musst du dir definitiv keine machen, diese Pilze verarbeiten einfach das Substrat (also den Mulch) und sind an den übrigen, lebenden Pflanzen in deinem Garten gänzlich uninteressiert.
    Roh sind sie giftig, wie alle Morcheln, wie eigentlich 99% aller Pilze, gegart schmecken die durchaus ganz passabel. Was jetzt keine verbindliche Verzehrempfehlung ist, weil das kann ich nur geben, wenn ich alle zum Verzehr vorgesehenen Fruchtkörper "real" vorliegen habe und beurteilen kann. Weil halt auch Giftlorcheln auf solchem Rindenmulch vorkommen können und weil die generelle Genießbarkeit (Frischezustand der einzelnen Fruchtkörper) über Bild überhaupt gar nicht beurteilt werden kann.


    LG; Pablo.

    MoinMoin!

    Ja, läuft auch im Rhein-Neckar-Raum:



    Mit Dank an die Pilzkollegen mit guten Augen.
    Das sind jetzt allerdings schon klassische Stromtal - Auwälder auf dickem, lockerem, basischem Sediment, nährstoffreich und mit vielen Eschen, Bärlauch, Anemonen, Aaronstab, Einbeere usw.
    Und erstaunlich: Die meisten schon ziemlich alt und madig.


    LG; Pablo.

    Salut!

    Dann bin ich ja mal gespannt, morgen nachmittag endlich mal mit ein wenig Zeit zum Gucken. Vielleicht tut sich ja hier auch etwas.


    LG, Pablo.

    Hi in die Runde!

    Daumen sind gedrückt, für Harry und auch alle anderen.
    Wobei ihr von der Berliner Fraktion ja immer noch ein bisschen länger warten müsst. Dafür habt ihr noch Funde, wenn hier schon alles durch ist. :happy:


    LG; Pablo.

    Salut, Harry!

    Dann beginnt es also. :cool:
    Normalerweise sind es ja so ein bis zwei Wochen, bis die vom südlichen Oberrhein bis an den nördlichen Oberrhein gewandert sind. Werd' mich aber trotzdem mal auf die Suche machen, weil die Flatschmorcheln sind ja früher dran normalerweise.

    Dein gemörch sieht aus wie Streuobstwiesenmorcheln, kann das sein?


    LG, Pablo.

    Moin!

    Ach ja, diese Verwirrenden Becherlinge...
    Vor allem die Gattung Peziza hat eine Menge Fallen zu bieten. Immerhin: Peziza vesiculosa meine ich hier ausschließen zu können, Wuchsweise und Ökologie / Substtrat passen nicht dazu.
    Leider sind alle Arten schon in sich sehr variabel, was die makroskopischen Merkmale betrifft. Wenn ich jetzt also behaupten würde, daß das Peziza micropus ist, wird mir nur anhand der Bilder niemand das Gegenteil beweisen können. Wenn jemand behauptet, das wäre Peziza arvenensis, wird man ohne Mikroskop auch nicht das Gegenteil beweisen können. :wink:
    1,2 und 3 können übrigens durchaus zur gleichen Art gehören, solche Farbspiele passen durchaus in die Variationsbreiten diverser Peziza - Arten.

    Sehr spannend sieht Pilz nummer 4 aus.
    Es ist gut möglich, daß der zu den +/- scheibenförmigen Gyromitra - Arten gehört. Eine recht bekannte Art an Laubholz ist da auch noch Gyromitra parma, aber es gibt weitere, eher unbekannte Arten in der Gattung. Ein paar davon stellt Christian >hier< vor.


    LG; Pablo.

    Hallo, Peter!

    Ich glaubte mal, orellanus gefunden zu haben. Da war ich noch frisch und unwissend. Mittlerweile, mit sehr viel mehr Formenkenntnis, würde ich das stark bezweifeln, daß ich den je in der Hand hatte.

    Der Pilz auf den von dir ins Spiel gebrachten Bildern ist definitiv ungewöhnlich für einen C. rubellus. Aber auch orellanus ist es vermutlich nicht: Da könnten wir viel spekulieren, ohne den in der Hand zu haben und möglichst auch am Fundort beobachten zu können, würde ich mich da auf "unbekannter Schleierling" festlegen.


    LG, Pablo.