Hallo Stephan
Diese Umkombinierungen werden ja nicht willkürlich oder zum Spass gemacht. Es ist auch keine Erfindung der Genetik, das gab es schon immer, früher einfach anhand morphologischer Merkmale. Schau mal im Index Fungorum, durch wie viele Gattungen die Art Saproamanita vittadinii gereicht wurde (8 Gattungen in 180 Jahren). Bei häufigen, auffälligen, bekannten Arten ist das natürlich lästiger als bei einer mediterranan Art die hierzulande noch kaum jemand in der Hand hatte.
Die Erkenntnis ist, dass viele frühere Boletus-Arten, die nach (mehr oder weniger willkürlich gewählten) morphologischen Kriterien in dieser Gattung zusammengefasst wurden, in genetischer Sicht unterschiedlicher sind als erwartet. Natürlich bleibt es die gleiche Spezies, aber mit der neuen Gattung wird dieser Unterschied zum Ausdruck gebracht.
Die grosse Schwierigkeit: Was macht genetisch eine Gattung aus, und was ist eine Sektion? Der DNA ist unsere Terminologie und unser Bedürfnis nach Ordnung nämlich egal. Hier wird halt ein gewisser Grad an Ähnlichkeit verwendet (ich bin kein Genetiker und kann es nicht besser ausdrücken). Dieser Ähnlichkeitsgrad muss aber für alle Gattungen gleich sein, gleichgültig ob die Gattungen schon vor der molekularen Untersuchung getrennt waren oder nicht. Sonst wäre die Wissenschaft ja reine Willkür ("bei Boletus lassen wir einfach mehr Abweichung innerhalb der Gattung zu und machen Sektionen draus, sonst stören sich die Hobbymykologen daran...")
Fazit: Wir müssen halt damit leben. Sich drüber aufregen ändert nichts am Fortschritt der Wissenschaft.
Zum Glück ist aber der Name Boletus erythropus nicht plötzlich falsch! Wenn du zur absoluten Sicherheit noch die Autoren hinten dran schreibst (oder s.l. oder agg. wenn Arzen zerstückelt wurden), dann ist die Art für die Zwecke hier im Forum korrekt betitelt. Es ist einfach nicht der neuste Name, aber jeder wird ihn verstehen. Du riskierst einzig, dass jemand besserwisserisch den neueren Namen zum Besten gibt.
Gruss Raphael