Hallo Inge,
ich möchte nicht missverstanden werden: Auch ich sagte wiederholt, dass eine eindeutige Bestimmung der Flechten meist (nicht immer) Farbreaktionen (also Chemie) und / oder Mikroskopie braucht. Das ist halt so, da es tausende von Flechtenarten gibt und davon sehr, sehr viele nicht nur Doppelgänger sondern vermutlich "Dutzend-" oder "Hundert-"Gänger haben (wenn ich diese Begriffe mal so salopp einführen darf), und makroskopisch UNMÖGLICH alle zu trennen sind.
Wenn man sich auf nicht invasive Betrachtung beschränken und an der Schönheit der Kreatur erfreuen möchte, so ist das natürlich möglich. Mache ich auch, aber halt nicht nur. Aber man darf nicht erwarten, dass die Flechten nur durch Betrachten eindeutig bestimmbar wären. Häufig ist nicht einmal die Gattung klar. Um zu erläutern, wie schnell man sich nicht nur in der Art, sondern auch in der Gattung vertun kann, wenn man nicht sauber schlüsselt oder alle Details auswendig weiß und erkennt und tiefer blicken kann als andere Lupe, Mikroskop und Chemie, habe ich vorgestern den Beitrag über eine Xanthoparmelia hier eingestellt.
Wenn man also selbst keine Chemie anwenden möchte, ist das völlig in Ordnung. Man sollte das anderen aber nicht vorwerfen, die es tun. Ich MUSS zwar keine Chemie anwenden, tue es aber dennoch und ich bin auch überzeugt davon, dass dies den Flechten nicht schadet, wenn ich ein wenig von ihrem Thallus entnehme. So ist das halt in der Natur von der auch ich ein Teil bin.
Hier übrigens mal ein - zugegeben extremes - Beispiel die Probenmenge einer Lecania:
Wenn eine Schnecke eine Spur durch die Flechte frisst, ist vermutlich mehr vernichtet. Oder wenn der Spaziergänger zufällig einen Stein mit Flechtenbewuchs umstößt. Solche Dinge passieren dauert, die Flechten können das ab. Die abgebildete Menge reicht üppig für eine Bestimmung inklusive Chemie und Mikroskopie und es bleibt sogar das meiste davon übrig.
LG, Martin