Wie Veronika schon schreibt, ist es immer die Summe der vielen Merkmale, die einen Anfangsverdacht ergeben.
Bei den kleinen Arten ist es sehr hilfreich, wenn mehrere Altersstufen vorhanden sind.
Einige Pilze vertrocknen im Alter (z.B. Schwindlinge, Filzrüblinge) andere verfaulen oder zerfließen sogar (Tintlinge, Düngerlinge).
Um die tatsächliche Lamellenfarbe zu bestimmen sind Jungpilze und Altpilze ziemlich ungeeignet. Das Mittelalter ist hier perfekt.
Die Hutfarbe wiederum lässt sich am Besten bei Jungpilzen bestimmen, weil dann die Witterungseinflüsse noch nicht so stark gewirkt haben.
Die Sporenfarbe ist immer wichtig und manchmal an den Lamellen, am Stiel oder einem benachbarten, überdachten Pilz zu erkennen. Schwärzlich bis violettbraun grenzt z.B. die Tintlinge, Schwefelköpfe, Schmierlinge, Düngerlinge und Träuschlinge ein.
Leider kommen auch die großen Pilzgattungen im Miniformat vor. So gehören zu den Ritterlingsartigen auch die kleinen Nabelinge (mit braunen Lamellen wie der Hut). Die haben aber dann herablaufende Lamellen wie die Trichterlinge.
Holzbewohner, Folgezersetzer, Moosbewohner oder Wiesendungpilz ist nach dem Wuchsort zu unterscheiden, was aber oft in die Irre führt wenn kein Vorwissen vorhanden ist.
Bei den kleinen Pilzen wird jeder Sachverständige sein ganzes Wissen komprimieren müssen. Insbesondere das Feldwissen, was sich durch jahrzehntelanger Erfahrung ausgeprägt hat. Oft kollidieren diese Erfahrungen mit den Schreibtischmykologen, die nur nach Aktenlage bestimmen.
Es gibt in dem Zusammenhang einen Roman und Kinofilm (Die Vermessung der Welt) über die Diskrepanz von Humboldt (Feldforscher) und Gauß (Grundlagenforscher). Am Ende sind beide der Meinung, dass sie "vermessen" waren, die Welt wissenschaftlich erklären zu können.