Hallo zusammen!
Jetzt melde ich hier doch mal auf, um ein paar Märchen zu korrigieren.
Das Aggressive Eschen - Blattstielbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), ist eigentlich mehr ein Symptom denn eine Ursache. Der Pilz soll sich aus östlichen Richtungen nach Mittel- und Westeuropa ausgebreitet haben. Nur: Da, wo der herkommt, gibt es auch Eschen, und die sind dort auch nicht ausgestorben.
Daß der Pilz Bestände der mittel- und westeuropäischen Sippen von Fraxinus excelsior so bedroht, liegt sicherlich auch an der allgemeinen Schwächung der Bäume insbesondere durch die Kontamination von Gewässern und Böden mit Stickstoff (katastrophale Überdungung der Böden), sowie am Klimawandel (immer längere, intesivere Trockenphasen), Kontamination von Gewässern und Böden mit diversen Artenvernichtungsmitteln (von Industrie und Lobbyisten gerne "Pflanzenschutzmittel" genannt, sind aber in Wirklichkeit alles Artenvernichtungsmittel) und natürlich: Ausdünnung und Zerstörung der Bestände durch Waldwirtschaft / Abholzung.
Um sich eines ausbreitenden Parasiten zu erwehren, benötigt eine Species vor allem einen möglichst großen Genpool. Sind die Bestände aber dezimiert, bestehen logischerweise weniger Möglichkeiten, Abwehrmechanismen zu entwickeln. Das betrifft übrigens auch bereits befallene Bäume: Auch diese können umstellen, und auch nach Jahren des Kränkelns entweder selbst Wiederstandmechanismen entwickeln, oder durch Fortpflanzung und Gendurchmischung wiederstandsfähigere Nachkommen erzeugen. Es zählt also jeder einzelne lebende Baum, erkrankt oder gesund, um den Fortbestand der Spezies zu sichern. Selbstverständlich würde das nun heißen, daß man das Fällen von lebendigen Eschen sofort und vollständig einstellt, um der Art zu helfen, wiederstandsfähige Bestände zu entwickeln.
Soweit der Ökologische Aspekt.
Der wirtschaftiiche Aspekt besagt aber: Das infizierte oder sogar abgestorbene Holz ist viel weniger wert; je stärker sich der Pilz an einem Baum ausbreitet, desto größer der kommerzielle Verlust.
Das ist der wahre Grund, warum es zu den gezielten Vernichtungen von Eschenbeständen kommt. Es wird oft behauptet, das Abholzen diene dem Schutz der Species, das ist allerdings eine Lüge. Die aber insofern sinnvoll ist, daß man auf die Weise sogar an Eschen in Naturschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten heran kommt, die sonst nicht gefällt werden dürften. So funktioniert das auch in meiner Gegend, es ist teils wirklich entsetzlich, wie dort die Eschenbestände geschädigt und gezielt vernichtet werden, um die momentane Situation kommerziell auszunutzen.
Dadurch hat es die Species natürlich umso schwerer, sich mit Hymenoscyphus fraxineus zu arrangieren, zumal ja auch die oben angeführten ökologischen Probleme weiterhin zunehmen.
Immerhin: In diesem Jahr habe ich wesentlich mehr gesund austreibende Eschen gesehen, als in den beiden Vorjahren. Darunter übrigens auch Bäume, bei denen sich in den beiden letzten Jahren im Mai kaum drei Dutzend einigermaßen grüne Blattstände entwickelt hatten, in diesem Jahr aber sind die Kronen weitestgehend voll.
Die Bäume kommen schon klar, man muss sie nur halt auch lassen (auch wenn's wirtschaftlich weniger profitabel ist als umhauen).
LG, Pablo.