Beiträge von Beorn

    Hallo zusammen!

    1 & 4 sind auf jeden Fall Hautköpfe (Dermocybe). Bei der 1 würde ich mit Peter mitziehen, und den in der Gruppe um Cortinarius croceus (Gelbblättriger Hautkopf) vermuten. Kommt jetzt ein bissel auf den Standort an: In sauren (Hoch-)Mooren gibt es noch zwei sehr ähnliche Arten (zB Cortinarius huronensis).
    Bei 4 würde ich mit dem doch deutlich orangenen Velum am Hutrand klar zu Cortinarius malicorius tendeieren. Da lohnt sich ein Schnittbild, das Fleisch der Art ist in der Stielspitze oft grün.
    Cortinarius bolaris (3) ist klar. :agree:
    Nummer 2 dürfte ein schwieriger Fall werden. In dem Zustand und als Einzelfruchtkörper sind Schleierlinge normalerweise nicht bestimmbar. Da kann man also nur spekulative Vermutungen anstellen. Was man sagen kann: Für einen Hautkopf (Dermocybe) ist der insgesamt zu stämmig (kräftiger Habitus), auch die ziemlich breiten, entfernten Lamellen deuten eher auf einen Raukopf (Leprocybe) hin.
    Und wenn der nun im bodensauren Fichtenwald gefunden wurde, dann kann das sehr wohl Cortinarius rubellus (Spitzgebuckelter Raukopf) sein. Klingt komisch, ist aber so: Ein Buckel ist ja deutlich erkennbar, wenn der an der Spitze etwas eingefallen ist, braucht das nicht zu stören. Die Natterung / Zickzackvelumbänder am Stiel sind bei C. rubellus erfahrungsgemäß nicht immer ausgeprägt und auch vergänbglich, darauf darf man sich nicht verlassen. Ungewöhnlich sind hier die intensiv gefärbten Lamellen, was aber auch ein Reflex / Artefakt sein kann, durch den Blitz bedingt.

    Mal zwei Kollektionen von Cortinarius rubellus:

    Und zum vergleich eine von Cortinarius croceus:


    LG; Pablo.

    MoinMoin!

    Vom Aussehen her ist Agaricus bisporus (Zuchtchampi) jedenfalls die wahrscheinlichste Option. :agree:
    Standort ist da nicht so wichtig, mir ist Agaricus bisporus auch ab und an schon in freier Wildbahn begegnet. Dort dann meistens irgendwo in der Umgebung von Pferdemist, zB entlang von Reitwegen.


    LG, Pablo.

    Hallo, Wolfgang!

    Tja, hm...
    Wenn Pilzbestimmungen nach Bild funktionieren sollten, müsste das ja voraussetzen, daß Pilze "in natura" auch so aussehen wie auf Abbildungen. Und da das nicht der Fall ist... :wink:
    Und wenn makroskopische Bestimmungen bei solchen Pilzen möglich wären, warum fragen dann alle Schlüssel, die von Experten dieser Gattugen zusammengestellt wurden, als erstes (und letztes) einige Mikromerkmale ab?

    Ich kenne mich mit solchen Pilzen zwar nicht aus, meine aber dunkel zu erinnern, daß Lyophyllum palustre zu den nicht verfärbenden arten gehört. Und dann passt das nicht recht mit den Flecken an den Lamellenschneiden deines Fundes zusammen.
    Und irgendwie geistert mir immer noch die Gattung hydropus im Kopf rum, wo es einige verfärbende Arten gibt. >Sowas hier< (wenn auch nicht verfärbend) sieht deinem Fund ja auch recht ähnlich, oder? Und >hier< wäre mal eine krass verfärbende Art der Gattung. Nur so als Beispiel.

    Kann natürlich auch gut sein, daß deine Bestimmungsidee sehr wohl passt.
    In solchen Fällen schreibe ich ganz gerne ein "cf" entweder ganz vorne dran (vor Gattungsname) oder zwischen den gattungs- und Artnamen. "cf" ist die Abkürzung von "conferatur", also lateinisch für "zu vergleichen mit", und ist ein offizielles Kürzel daß man dazuschreibt, wenn eine Bestimmung (aus welchen Gründen auch immer) plausibel aber nicht sicher ist.
    So kommt man nachher nicht durcheinander, wenn man die Bilder sortiert und mit späteren Funden vergleicht, oder kann einem Leser signalisieren, daß es auch noch weitere Möglichkeiten zu berücksichtigen gibt.


    LG, Pablo.

    Salut!

    An dem Birkenstamm könnten auch zwei Arten zu sehen sein: Die mit den knubbeligen Anwuchsstellen und hellen, ockerlichen Farben eben ockertrameten (Trametes ochracea) und die mit den dunklen Farben Schmetterlingstrameten (Trametes versicolor).
    Vorausgesetzt natürlich, wie von Roswitha schon hervorgehoben, daß sie jeweils Poren an der Unteseite hätten.


    LG, Pablo.

    Hallo, PScout!

    Ich arbeite mit einem ziemlich unaufwendigen Askania RME5, das funktioniert für die mikroskopische Untersuchung einwandfrei. Gebraucht gekauft für etwas über 300eu.
    Man muss die Forenlandschaft etwas im Auge behalten, immer wieder mal tauchen hier und da Angebote für gebrauchte Geräte zu vernünftigen Preisen auf.
    Phasenkontrast etc. sind super und machen richtig Spaß, aber kein Muss, wenn man ordentlich präparieren kann.

    Von Hypholomasporen habe ich gerade kein Bild parat, aber Pholiota s.l. sind ja auch Strophariaceae. Also hier mal ein Sporenbild von Pholiota oedipus:

    Mit älterer (aber guter) Olympus - Kamera durchs Okular von meinem "billigen" Askania. Geht also ganz gut. Tip: Blende aufschieben, für mehr Schärfe. Auch bei Phasenkontrast. :wink:


    LG, Pablo.

    Hallo.

    Das "Chaos" bei den Schüpplingen liegt aber vor allem daran, daß man sich vor allem in der Trivialliteratur nicht wirklich mit der Thematik beschäftigt hat.
    Persönlich richte ich mich nach Jan Holec (Pholiota - Monografie von 2001), im Bewusstsein, daß danach noch die eine oder andere verfeinerung dazu kam, aber die Taxonomie dort halt klar und strukturiert ist.
    "Pholiota aurivella" gibt es dort nicht, weil das eben ein uneinheitlich interpretiertes Taxon ist. Je nach Ator ist das entweder Pholiota adiposa oder Pholiota limonella.
    Die beiden sind übrigens nur durch die Sporenmaße / Sporenform zu unterscheiden (Substrat ist irrelevant, gibt nur eine Tendenz vor). Dein schüppling auf dem ersten Bild ist mit Sicherheit keine der beiden Arten.
    Nummer 2 (a&b): Ist jetzt also auch mikroskopisch untersucht, super! Wie sehen denn die Zystiden aus? Sind die Basidien siderophil?

    Bei Nummer 5 hat man ebensowenig eine chance, den sinnvoll einzugrenzen, wenn man nicht auch die Unterseite beachtet. Erster Schritt wäre mal herauszufinden, ob der irgendwo Poren bildet. :wink:


    LG, Pablo.

    MoinMoin!

    Die Vorschläge von Veronika und Joe zu 3 (FomFom) und 4 (Bjerkandera adusta) unterschreibe ich sofort. :agree:
    1a: Wenn auch ungewöhnlich groß, wäre mein erster Gedanke da Pholiota jahnii (Pinselschüppling). Die Arten um Pholiota adiposa (Hochthronender Schüppling = Goldfellschüppling) sitzen normalerweise direkt an Holz, das auch nicht vergraben sein sollte. Form der Schuppen an Hut und Stiel sind noch etwass anders.
    1b: Würde ich dann durchaus für einen Sparrigen (Pholiota squarrosa s.l.) halten.
    Wenn man da mal bei der Unterscheidung zum Hallimasch zweifelt: Sporenabwurf machen, dann ist es eindeutig.
    1a und 1b: Da werden wir zu keinem Ergebnis kommen. Noch nicht einmal auf Gattungsebene, fürchte ich. In Frage kommen neben Entoloma (Rötlinge) und Lyophyllum / Tephrocybe (Graublatt) noch ein paar Angehörige von kleineren, weniger bekannten Gattungen wie Hydropus (Wasserfuß) oder Rhodocybe (Tellerling).
    Das Schwärzen an den lamellenschneiden ist interessant, kann natürlich auch ein Artefakt sein. Sieht aber recht regelmäßig ausgeprägt aus. Das wäre schon ein Hinweis, daß beide Kollektionen zur gleichen Art gehören könnten.


    LG, Pablo.

    Hi.

    Genau, wenn man Tubaria hiemalis vom normalen TuFur trennen will, dann könnten hier die schmächzigen fruchtkörper mit den stark gerieften Hüten schon eine Tendenz zu hiemalis andeuten. Einigermaßen sicher zu trennen sind die beiden dann allerdings wohl nur mikroskopisch.


    LG, Pablo.

    Hallo.

    Ja, in der Tat ist es so, daß alleine in Europa die anzahl dieser "mittelgroßen bis großen" Braunsporer doch deutlich im vierstelligen Bereich liegt.
    Alleine die Gattung Cortinarius umfasst um die 800 Arten. Mit der Gattung Hebeloma kommen sicher nochmal an die 200 dazu. In der Gattung Inocybe finden sich etliche mittelgroße bis große Arten, insgesamt umfasst die Gattung auch sicherlich mehr als 200. Dazu kommen einige großfrüchtige Psathyrellas, Stropharia, Naucoria, Gymnopilus und viele weitere mehr, meistens kleinere Gattungen mit nur wenigen so groß werdenden Braunsporern.

    Was die Sache insgesamt natürlich auch recht spannend macht. :wink:

    Cortinarius ist definitiv eine der komplexesten Gattungen, einigermaßen zuverlässige Bestimmungen nur nach Bild sind oft völlig unmöglich, bzw. die Anzahl der Spezialisten, denen eine einigermaßen solide Bestimmungsidee nach Bild zuzutrauen ist, dürfte in Europa bei kaum zwei Dutzend liegen.
    Aber: Kein Grund, es nicht dennoch zu versuchen, möglicherweise lässt es sich ja mit frischeren Fruchtkörpern immerhin auf eine Artengruppe eingrenzen, das wäre schon mal ein Erfolg.


    LG, Pablo.

    Hallo, Joe!

    Mit etwas Verspätung nun auch alles Gute, vor allem für ein neues Jahr mit gesundheit Erfolg und Glück im Leben, nicht nur was die Pilze angeht.
    Aber natürlich auch. :happy:


    LG, Pablo.

    Ahoi!

    Zwergerlfeuer (Calocera viscosa) stimmt, Cortinarius spec. ebenfalls. :agree:
    Bei dem Schleierling besteht aber keine Chance auf eine Bestimmung der Art. Dazu bräuchte man mindestens noch junge Fruchtkörper, wo sich die frische Lamellenfarbe und die frischen Hutfarben beurteilen lassen. Schnittbild ist auch erforderlich, auch bei junge Fruchtkörper, auch das Velum müsste man sehen können.
    Höchstwahrscheinlich gehört der in die Untergattung Telamonia, allein die enthält mehrere hundert Arten nur in Europa.


    LG; Pablo.

    Hi.

    Dann müsste er aber auch spätestens beim Anschneiden / Knautschen mehlgurkig (ev. mit leicht ranziger Komponente) gerochen haben. Optisch sieht es schon aus wie Clitocybe ditopa, aber das ist keine ganz einfache Gruppe mit einigen sehr ähnlich aussehenden Arten.


    LG, Pablo.

    Hallo, Peter!

    Na, vor allem scheint sich Leif Ryvarden einig zu sein (vgl. Poroid Fungi of Europe). Was aus meiner Sicht noch ein wichtigeres Argument ist als der Stand bei den Datenbanken. :wink:


    LG, Pablo.

    Hi.

    Oh ja, Pilze aus Costa Rica sind spannend!
    Zur Unterscheidung von Daedaleopsis tricolor und confragosa wurde das Wesentliche geschrieben, neben den Oberflächenfarben und der Struktur des Hymenophors kann auch die Dicke der Fruchtkörper ein Hilfsmerkmal sein, die Fruchtkörper von confragosa sind im Vergleich meistens deutclih dickfleischiger und kompakter angelegt.

    Soweit ich weiß, sind die beiden nicht kreuzar und unterscheiden sich auch genetisch verschieden, also doch recht sicher zwei zu trennende Arten.


    LG, Pablo.

    Hi.

    Guter Hinweis von Jutta, den Nordischen Milchling muss man da als Verechslungsmöglichkeit auf dem Schirm haben. Ebenso wie den Blassrandigen Milchling (Lactarius fluens).
    Der Nordische hat meist irgendwo einen violetten Schimmer auf der Huthaut, nie einen grünen, und der Graugrüne meistens einen grünlichen, nie einen violetten.


    LG, Pablo.

    Hallo!

    Schöne Dokumentationen, Alex. :agree:
    Stimmt: Angebrannter Rauchporling (Bjerkandera adusta) und Zweifarbiger Porling (Gloeoporus dichrous) können sich recht ählich sehen. Beim Rauchporling fehlen allerdings sämtliche rötlichen Farbnuancen der Röhrentrama, die sind hier ganz gut erkennbar.


    LG, Pablo.

    MoinMoin!

    Nadelholz ist eigentlich kein Substrat für die holzbewohnenden Arten aus der Gruppe um Peziza varia / Peziza micropus (Riesenbecherling).
    Peziza ist aber generell ein Problem, und ohne mikroskopische Untersuchung schreibe ich da bei keiner Kollektion mehr einen Artnamen dran. Jedenfalls nicht bei eigenen Funden.

    Ansonsten gehe ich bei den bisherigen Bestimmunsgvorschlägen gerne mit, die Rotkappe ist aus meiner Sicht sogar sehr sicher Leccinum leucopodium (= Leccinum albostipitatum = Pappelrotkappe = Weißstielige Rotkappe). Pappelblatt liegt ja daneben, Hutfarben und Struktur wie Farbe der Stielbekleidung sind hier ziemlich typisch.


    LG, Pablo.

    Hallo, Joe!

    Famos! :agree:
    So soll eine gemeinschaftliche Exkursion aussehen, und wenn sich dann noch solche schicken Funde machen lassen, ist das eine gelungene Aktion.
    In einer Gruppe macht es besonders Spaß, wenn man Funde gemeinsam beobachten und besprechen kann.


    LG, Pablo.

    Hallo, JoBi.

    Durchaus möglich, aber ziemlich stark rötend für meinen geschmack. vaporarius ist ja eine Art aus dem subperonatus - Aggregat (wenn überhaupt auf artebene trennbar), und den kenne ich eigentlich weniger kräftig rötend. Insofern könnte es auch noch was anderes sein, sogar ein Zuchtchampi (Agaricus bisporus) wäre da vorstellbar, mit der selben Einschränkung (rötet normalerweise nicht so stark).


    LG, Pablo.

    Hallo, Wolfgang!

    Die Genetik schlägt seit etlichen Jahren durchaus schon in der Mykologie auf. Aber es ist noch viel aufzuholen. Trotzdem hat sie schon eine Menge "babylonische Verwirrung" gestiftet, wobei das auch immer eine Frage des Verstöndnisses ist. :wink:

    Neben den Pilzdaten in der Genbank (die ja alle Lebensformen sammelt) gibt es sogar eine Gendatenbank nur für Pilze: >Unite - Estland<
    Da ist schon Vieles gesammelt, und viele gewonnene Erkenntnisse sind durchaus hilfreich. Sofern man nicht die morphologischen Grundlagen aus den augen verliert, ohne die halt nix geht. dafür ist die Genetik bei Pilzen noch nicht weit genug entwickelt, um's mal evolutionsbiologisch auszudrücken.


    LG, Pablo.

    Salut!

    Ich glaube, die Zitzengallenfliegen stören den Lackporling nicht wirklich. Der hat ja immer die Möglichkeit, neue Fruchtkörper zu bilden, und die befallenen fruchtkörper sterben auch normalerweise durch den Befall nicht ab. Es könnte sogar sein, daß die Fliegen als Sporentaxis genutzt werden, wenn die schlupfphase in eine Sporulationsphase des Pilzes fällt. Dann wäre das beinahe schon eine Art Symbiose, weil die Fliegen zur Artverbreitung beitragen.
    Ist aber freilich nur mal in den blauen dunst spekuliert.

    Hier noch ein schickes Zitzengallenbild aus meinem Fundus:


    LG, Pablo.

    Hallo, Wolfgang!

    Es gibt so ein paar Möglichkeiten, wo so eine Hybridisierung zu diskutieren wäre. Generell ist es bei Pilzen aber anscheinend nicht gängig und wenn dann wohl nur bei sehr nahe stehenden Arten möglich, die sich dann ohnehin kaum trennen lassen und auch genetisch kaum unterscheiden dürften.
    Der Unsicherheitsfaktor: Die Genome von Pilzarten sind längst nicht so weit erforscht wie die von vielen Pflanzen- oder Tierarten. Nur wenige Arten wurden bislang völlig aufgeschlüsselt, von den meisten kennt man nur einzelne Sequenzen wie ITS oder LSU.
    Da besteht noch einiges an Forschungsbedarf, zumal es nur sehr verienzelt Kreuzungstests gibt. Das geht nämlich ohnehin nur mit saprophytisch lebenden Arten, weil Mykorrhiza - bildende Arten nicht kultivierbar (oder nur mit enormem Aufwand) sind.


    LG, Pablo.