Hallo.
Ja, das ist ein sehr spannendes Thema.
Im Grunde sind Pilzmycelien in der Lage, sich sehr schnell zu regenerieren. Da findet ja ein ständiger Ab- und Aufbau von Mycel statt, auch bei Mykorrhizapilzen. Die sitzen ja nicht nur an den Baumwurzeln sondern durchwachsen auch meterweit den umgebenden Waldboden auf der Suche nach zusätzlichen Nährstoffen und Wasser.
Also selbst wenn es in diesem jahr nicht mehr reicht um eine größere Anzahl Fruchtkörper zu bilden: Im nächsten Jahr kann das wieder ganz anders aussehen.
Wenn wir mal bei der Symbiose, der Partnerschaft zwischen Pilz und Baum bleiben:
Da profitiert nicht der eine Partner mehr als der Andere. Beide sind aufeinander angewiesen und voneinander abhängig. Der Gewinn ist für beide Seiten gleich hoch. Ohne irgendwelche Mykorrhizaverbindungen sind die meisten Waldbäume nicht lebensfähig. Zumindest nicht auf längere Sicht. Die Pilze, die diese verbindungen eingehen, können ebenfalls nicht lange überleben, ohne eine verbindung zu einem Baum.
Das bedeutet aber auch: Geht es einem Baum gut, geht es auch dem Pilz gut. Sieht man in einem Wald viele Fruchtkörper von Mykorrhizapilzen kann man also davon ausgehen, daß die Bäume auch fit und gesund sind. Berücksichtigen muss man dabei natürlich auch die Zeit, also im Februar gucken verschafft kein gutes Bild.
Sieht man kaum Mykorrhizapilze, dann stimmt entweder der Zeitpunkt nicht, oder mit dem Wald, den Bäumen (und ihren Pilzpartnern) ist etwas nicht in ordnung.
Siehe jetzt im Moment: Viel Wald, fast keine Mykorrhizapilze. Obwohl die Zeit ideal wäre. Klar, die sind ziemlich eingetrocknet, Mycelien mussten sich stark zurückbilden. Als nächstes fallen zwei dinge auf: Dort, wo eigentlich der Waldboden voller Fruchtkörper zwischen dem Laub aus dem letzten jahr sein sollte, sieht man nun: Keine Fruchtkörper und Laub aus diesem jahr, und zwar zum großen Teil grün und flächendeckend. Ein Blick nach oben: Gerade bei den Rotbuchen sieht man in meiner Gegend vor allem an Waldrändern und besonders trockenen Stellen fast kahle Bäume.
Da ist wirklich was kaputt gegangen.
Im Radio wurde neulich ernsthaft abstruser Müll verbreitet, von wegen "keine Schäden an der Natur durch die Dürre und Hitze" (O-Ton eines sog. "Experten", der faktisch von Ökologie offensichtlich nicht die allergeringste Ahnung hat). Denn es ist schlicht falsch.
Schäden sind entstanden, die sich aber größtenteils sicher reparieren lassen, wenn man möglichst nicht eingreift: Also keine idiotischen "Notfällungen" im Winter, insgesamt den Wald möglichst in Ruhe lässt und die Schäden durch Forstarbeiten minimiert.
Wenn das Wetter sich bessert, erholt sich auch den Wald.
Man kann da auch nicht trennen: Pflanzen, Pilze und Tiere bilden ein komplexes Netzwerk, das zu gleichen Teilen voneinander abhängig ist.
Da könnte man nun auch noch was zur Rolle von saprobiontisch lebenden Pilzen und parasitär lebenden Pilzen erzählen, denn auch die erfüllen extrem wichtige Funktionen.
Aber davon vielelicht ein ander Mal.
LG, Pablo.