Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Hallo,

    Mein Ratschlag wäre, sich vielleicht erst mal klar zu machen wie man die Riesenschirmlinge (alle essbar) von den Safranschirmlingen (manche giftig) unterscheiden kann.

    Und dafür ist einzig und allein die Stieloberfläche ausschlaggebend. Vergleiche mal ein paar Bilder von

    Parasol, Riesenschirmling, Riesenschirmpilz, Paukenschläger, Paukenschleger, Gemeiner Riesenschirmling, Gugermukken, Schulmeisterpilz, Eulchen, Großer Schirmling (MACROLEPIOTA PROCERA SYN. MASTOCEPHALUS PROCERUS, MACROLEPIOTA PROCERA, LEPIOTA PROCERA, LEPIOTOPHYLLUM PROCERUM, MACROLEPIOTA PERMIXTA)

    und

    Gerandetknolliger Garten-Safranschirmling, Gerandetknolliger Gartenriesenschirmling, Safranschirmling-Gartenform, Rötender Gartenschirmpilz (CHLOROPHYLLUM BRUNNEUM SYN. CHLOROPHYLLUM RHACODES VAR. HORTENSIS, LEPIOTA BRUNNEA, MACROLEPIOTA RHACODES VAR. HORTENSIS, MACROLEPIOTA RACHODES VAR. BOHEMICA)

    Wenn du dir mit einem Riesenschirmling sicher bist, ist es ganz unerheblich sich Sorgen um die genaue Art anhand der Knollenform, die zudem stark vom Alter abhängig ist, zu machen.

    Und bei Unsicherheiten lieber einen Pilzsachverständige finden / DGfM ...

    Okay, ist jetzt eh angebrannt. Danke.

    oder bist du am Verhungern?:hmmm:

    LG Thiemo

    Hallo,

    Leider rochen die Pilze sehr schwach und dann nach irgendwie eben Pilz

    Das ist so eine Angabe, die nicht weiterhilft. Ich denke ja, dass die eher nach Eichen-Milchling/Blattwanzen gerochen haben. Aber Gerüche sind schon schwierig zu beschreiben, wenn die entsprechende Erfahrung fehlt.

    Wenn du noch mal zu den Pilzen kommst, kannst du folgendes verifizieren:

    - Weiße Milch, die sich auf einem Stück Taschentuch gelb verfärbt.
    - Geschmack der Milch nach einigen Sekunden Verzögerung deutlich bitter und zusammenziehend, seltener auch etwas scharf

    - junge Fruchtkörper haben sehr dunkelbraune Hutfarben ohne Rot

    - Fundort: Nadelwald unter Kiefern, Fichten auf saurem Boden

    Falls alle vier Punkte passen, hört dieser Fund auf Leberbrauner Milchling Lactarius hepaticus, sonst bleibt er unbestimmt.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Also die Rötelritterlinge sind roh ja ordendlich unverträglich (Hämolysine), aber eine normale Zubereitung (15-20 Minuten) reicht normalerweise aus um diese weitgehend zu denaturieren. Ein Abkochen halte ich nicht für nötig und überzogen, aber wer will darf das natürlich gerne tun.

    Im Internet findet man natürlich (bei entsprechender Suche) immer abweichende, ja sogar gegensätzliche Meinungen. Jeder muss selbst für sich entscheiden was er glauben will.

    Aber man muß eine kleine Menge Pilze nicht unbedingt 20 Minuten braten.

    Nicht unbedingt, aber bei manchen Arten reichen einfach 10 Minuten nicht. Probier das mal mit einer festfleischigen Rotkappe. Und da braucht es keine große Menge.

    Auch hier: Jeder kann tun und lassen was er will und sollte seine persönliche Verträglichkeit mit kleinen Mengen testen. Aber nicht jeder Laie weis, welche Arten roh oder halbroh kritisch sind und daher sind pauschale Ratschläge wie 15-20 minütiges Erhitzen sinnvoll und sollten nicht von den eigenen Verträglichkeiten nivelliert werden.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Also eine Frage beschäftigt mich ja immer wieder mal, vielleicht kann das ja in diesem Zusammenhang jemand kurz erklären:
    Was ist so grauenhaft und entsetzlich an Sporenabwürfen, daß die so konsequent abgelehnt werden?

    Seit ich mich mit Pilzen beschäftige, habe ich sicherlich so um die 1001 Sporenabwürfe angefertigt. Bei keinem einzigen kann ich mich jetzt an enorme Schmerzen erinnern, oder daß im Anschluss die ewige Nacht ausbrach...? Eher würde ich behaupten, daß das alles gar nicht so schlimm war, und die einzige Folge gewesen wäre, daß ich viel über Pilze gelernt und verstanden habe. Ein Resultat ist zB, einen Lacktrichterling (unabhängig von der Art, die geht hier eh nur mikroskopisch) zu erkennen, irgendwann auch ohne Sporenabwurf. Pilze bestimmen aber Sporenabwürfe ablehnen ist ein wenig wie Fahrradfahren, aber ohne Pedale.

    Es macht so vieles so viel einfacher, und gehört schlichtweg zur Untersuchung dazu, und sei es nur, um die eigene Formenkenntnis aufzubauen und ggfs zu überprüfen.

    Mit einem Sporenabwurf (einfach nur ein Abwurf, keine Mikroskopie) wäre in diesem Fall die Idee mit dem TuFur überhaupt nicht auf den Tisch gekommen.

    Also, kann mir nun jemand erklären, was an Sporenabwürfen so scheuslich ist, daß niemand die macht? :wink:

    Da kann ich mich nur anschließen. Lieber einen Sporenabwurf zu viel als zu wenig. :)

    Ich kann zwar verstehen, dass man möglichst schnell ein Ergebnis möchte und bei so etwas eben nicht nach 5 Minuten zufrieden ist. Aber bis zum nächsten Tag muss man auch nicht warten, denn meist gibt's bereits nach so 4 Stunden ausreichend zu sehen.

    Das soll jetzt auch gar nicht auf diese Anfrage bezogen sein (Christine hat ja auch einen Abwurf gemacht) sondern Allgemein. Man hat es ja auch im Paralellthread mit dem Ritterling sehen können, wie gut so ein Abwurf Klarheit verschafft. Das gehört einfach zum Bestimmen dazu.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Also, der Pilz stand in einem Laubwald, hauptsächlich Buchen, aber vermutlich auch andere Bäume in Reichweite. Genaueres kann ich gerade leider nicht dazu sagen. Damit wird dann wohl auch eine genaue Bestimmung unmöglich bleiben. Aber... vielleicht kann und möchte mir ja doch noch jemand etwas mehr dazu sagen. Welche Arten würdet ihr denn _in Betracht ziehen_ für den kleinen? Und was würdet ihr zur weiteren Bestimmung unternehmen? Käme man da mit ein bisschen Chemie weiter, oder müsste man mit dem Mikroskop ran?

    Ich fürchte hier ist keine Bestimmung möglich. Leider hast du hier nicht nur wenig aussagekräftige Bilder und unsichere Angaben zu Geschmack und Partnerbäumen, sondern auch ein Einzelexemplar. Ob eine mikroskopische Betrachtung zwingend nötig wäre ist nicht gesagt, aber hier geht auch schon makroskopisch nichts. Man kann zumindest Weißsporer ausschließen.

    LG Thiemo

    Hallo,

    es gibt sicher viele gute Bücher, der "Altmeister" welche in der Regel vergriffen sind. Frau Marxmüller's Russularum Icones ist das Werk mit dem ich hauptsächlich arbeite. Aber auch hier ist die gedruckter Version vergriffen und wird gemäß meiner Anfrage bei ihr auch nicht mehr nachgedruckt werden. Dafür gibt es seit 1 1/2 Jahren das Werk quasi digital auf CD. Als Extra kommt dazu noch der sehr gut Bestimmungsschlüssel von Bresinsky, der aber ohne Mikro kaum nutzbar ist. Arbeiten lässt sich mit der digitalen Version in jedem Fall erheblich einfacher, durch Verlinkungen im Dokument fällt das Suchen und blättern weg. Auch dabei ist eine hochwertige Sporenpulver-Farbtabelle.

    Bei Interesse am besten bei Fr. Marxmüller anfragen -> anatis.verlag@gmail.com ; Preis müsste so um die 30€ liegen. Billiger kommt man an keine so gute, deutschsprachige Monographie.

    LG Thiemo

    Hallo,

    schöne Vorstellung, dazu kann man auch etwas sagen.

    Deine zwei genannten Kandidaten scheiden sicher aus. R. vesca wegen der Sporenpulverfarbe, R. exalbicans(=pulchella) nicht zuletzt wegen dem Habitat und dem Geschmack. Letzterer ist ein strenger Birkenbegleiter, welche in deinem Kiefern/Eichen Wald eher nicht vorkommen dürfte. Auch das Sporenpulver erscheint mir zu dunkel.

    Jetzt die spannende Frage, was kann es sonst sein. Spät im Jahr kommt in deinem Habitat auf jeden Fall dieser hier - Kiefernweichtäubling - Russula cessans - vor. Ob er das nun ist kann ich per Bild nicht sagen. Hätte dein Fund einen Buckel wäre auch der Buckel-Täubling R.caerula in dem Habitat häufig zu erwarten. Er hat eine bitterliche Huthaut bei gleichzeitig milden Fleisch. Aber eben (fast immer) mit Buckel und kräftigeren Hutfarben.

    LG Thiemo

    Hallo,

    wenn ich es mir recht überlege, habe ich die Milch von L.turpis noch nie probiert. Das war für mich immer eindeutig, auch ohne Geschmackstest. Vielleicht ist bei ihm auch nur das Fleisch scharf, da gibt es ja durchaus Unterschiede (s. Lactifluus vellerus).

    LG Thiemo

    Hallo,

    ich meine die gezeigte Art nicht persönlich zu kennen und bräuchte das komplette Programm (Makrochemie, Geruch, Verfärrbungen am nächsten Tage/gilben?, Haptik, genaue Sporenpulverfarbe, Mikromerkmale, ...) um mir ein Bild von diesem Täubling zu machen. Leider wurden die Fruchtkörper durch externe Faktoren (Wetter, Sonne) deutlich beeinflusst, was die Sache nicht einfacher macht.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Das wollte ich schon lange mal schreiben: dass der Thiemo sich wirklich super mit Täublingen auskennt. Nächstes Jahr, Thiemo, könnten wir uns mal zum Täublingssuchen treffen. Von mir ist der Steigerwald nur 1,5 h Autofahrt weg. Sehr gerne können wir uns auch mal an einem wohlbekannten versumpften Tümpel an der A3 südlich von Würzburg treffen, den du bestimmt auch kennst, da gibt es extrem viele unterschiedliche Täublinge.

    FG

    StephanW

    Vielen Dank für das Lob. :saint:.


    Nein den "Tümpel" kenne ich noch nicht und wir können uns gerne in der nächsten Saison dort treffen. Wenn es soweit ist machen wir das einfach per PN aus. :)

    LG Thiemo

    Hi,

    das ist ein alter durchwässerter Ocker-Täubling R.ochroleuca. In dem Zustand kann die Stielrinde bemerkenswert grauen und fast schon an die Graustiel-Täublinge erinnern. Der Gelbe Graustiel-Täubling R.claroflava hat einen leuchtend gelben Hut und wächst in nährstoffarmen Mooren. Das Grauen ist bei ihm auch viel stärker und ist v.a. an Verletzungen (kratzen der Stielrinde) mitzuverfolgen. Diese schmutzig ockergelben Hüte, gern auch mit olivgrün Stich, passen gut zu ochroleuca.

    Der Ocker-Täubling schmeckt meist etwas schärflich kann aber auch vollkommen mild sein.

    LG Thiemo

    Edit: Stephan war schneller und hat noch weitere, gute Trennmerkmale genannt. :)

    Hallo,

    ich habe mich wieder mal intensiv mit einem Täubling beschäftigt, der dieses mal im eigenen Garten, versteckt unter Efeugestrüpp das Licht der Welt erblickte.

    Es handelt sich um einen kleineren, wenig festen Täubling. Wobei in unmittelbarer Nachbarschaft auch ein etwas stämmigeres Exemplar (was sich auch mit der Beobachtung von Romagnesi bei dieser Art deckt!), leider schon komplett überaltert zu finden war. Die Kostprobe einer Lamellen zeigt keine Schärfe, also eine milde Art. Geruch war dabei wenig markant. Wenn man sich die Lamellen anschaut ahnt man es schon, dieser hier ist ein Ocker- oder Dottersporer. Der Sporenabwurf bestätigt diese Vermutung am nächsten Tag: IVb.

    MIlde, dottersporende Täublinge kann man zunächst nach Habitus zerlegen. Die eher kräftigen Vielfarbigen-Täublinge/Ledertäublinge fallen erst mal raus. (Davon gibt es aber auch schmächtige Arten wie R.carpini.)

    Leider bleiben da immer noch einige Möglichkeiten offen. Vor allem wäre es nun wichtig zu wissen ob die Pilze Dermatozystiden oder inkrustierte Primoridalhyphen besitzen um die Amethystinae und Chamaeliontinae auszuschließen. Es geht auch makroskopisch: Die Arten um den Jodoform-Täubling haben dem Namen nach oft einen charakteristischen Geruch an der Stielbasis und reagieren kaum mit Guajak-Tinktur. Letzteres ist klar nicht der Fall, Guajak schlägt eindeutig positiv nach einer Sekunde um. Die Chamaeliontinae mit vorwiegend gelblichen Hüten haben meist noch dunkleres Sporenpulver. Im mikroskopischen Bild zeigen sich wie erwartet auch die in Sulfovanillin anfärbbaren, septierten Zytiden.

    -> Kleine, dottersporige, milde Täublinge mit Dermatozystiden: Da kommt man zu den Zwergtäublingen Tenellae.

    Diese lassen sich makroskopisch wieder zerlegen. Dottersorige Zwergtäublinge mit gilbenden Fleisch, auffällig süßen Geruch oder ohne diese Merkmale. Gerade wegen mögliche Verfärbungen sollte man Täublinge mindestens einen Tag liegen lassen und beobachten! Zusätzlich fällt der mögliche Mykorrhizapartner in's Gewicht. Für diesen Fund kommt am Fundort ausschließlich Fichte auf Sandboden in Frage. Daher muss es eine Art des Nauseosa-Aggregats sein. Da wird's jetzt aber sehr diffus...

    R.nauseosa, R.laricina und R.cessans sind schwer zu trennende Arten in ihrer Variationsbreite. Die Tendenz geht von nauseosa nach cessans betreffend: Sporen zunehmend kleiner, mit mehr abgerundeten als stacheligen Ornament und mehr Verbindungslinien. Und makroskopisch: Weniger olivgelbe als violette Hutfarben, abnehmende Tendenz der Stielvergrauung beim Trocknen, stinkender (nauseosa) bis banaler Geruch und Vorkommen von vorwiegend montaner bis Flachland-Lage.

    Nach Betrachten aller Merkmale hört dieser hier auf den Kiefer-Weichtäubling Russula cessans, der auch unter Fichten vorkommt.

    Mit Fokus auf die Ornamenthöhe: Relativ niedrige, abgerundete Waren als Sporenornament; in MELZER x1000(Öl)

    Verbindungen im Ornament sind bei allen Sporen vorhanden, aber oft sehr variabel: Von gelegentlich zusammenfließenden Warzen bis einzelnen Reihen, seltener auch ansatzweise teilnetzig.


    HDS in Kongorot/SDS x1000(Öl):
    Man sieht die typischen Haare des Nauseosa-Aggregats und die (sehr vielgespaltigen) Dermatozystiden, hier links im Bild mit Divertikeln (Auswüchsen).


    LG Thiemo