Beiträge von KaMaMa

    Hallo Bernd,

    erst die gute Nachricht:

    die Bilder sind jetzt zu sehen! :thumbup:

    Die schlechte Nachricht:

    Bei diesem Cladoniengewimmel ohne Tröpfeltest fühle ich mich heillos überfordert, wo ich bei Cladonien ohnehin höchstens bei einer handvoll Arten halbwegs sattelfesst bin.

    Die Biester sind so variabel in ihrer Erscheinung...

    Klar ist, dass der Fund toll ist und ein Freude zu betrachten!

    A)

    Im 1.+2. Bild könnte jeweils eine und zwar die gleiche Flechtenart vorliegen.

    Eigenschaften: Auf (bemosstem) Totholz; braunfrüchtig, Apothecien in Knäueln; mit Bechern oder stumpf endend, Becher sprossend; Podetien unverzweigt, fein serediös, teils unberindet, keine Schuppen, keine Schollen; keine offenen Achseln oder offne Becher..

    Wenn ich das auf die kostenlose Excel-Datei der Britischen Flechten-Gesellschaft loslasse, bleibt C. ramulosa übrig.

    C. ramulosa ist sehr variabel!

    C. fimbriata sehe ich jetzt nicht, die sollte pokalratige Becher haben, Becher also, die sich abrupt weiten. Ich sehe eher einen kontinuierliche Zunahme des Durchmessers nach oben.

    B)

    Dann ist da noch eine stark verästelte Cladonie/Rentierflechte im zweiten Foto:

    C)

    Im 3./4.Foto taucht eventuell eine weitere Flechte mit diesen engen und am oberne Rand verengten Bechern auf:

    Sehr eventuell C. coniocraea / oder die Morphe C. ochrochlora (Excel-Ergebnis).

    So was hab ich auch schon gefunden und rätsle bis heute, was das ist.

    D)

    Dann sind da noch die bräunlichen Stifte in Bild 4:

    E)

    Die rotfüchtige Säulenflechte, mit den knäulig angeordneten Apothecien in Bild 5/6, würde ich wegen der gröberen Soredien zu C. floerkeana oder C. polydactyla tendieren.

    F)

    Die engen Becher in den gleichen Bildern mögen womöglich schon wieder eine andere Art sein???

    G)

    Bild 7ab zeigt eine weitere rotfrüchtige Flechte mit den breiten, teils sprossenden Bechern könnte C. polydactyla oder C. digitata sein.

    C. digitata hätte sehr große, rundliche,sorediöse Grundschuppen, was man aber in den Fotos alles leider nicht gut erkennen kann, und berindeten Becherböden.

    Im Bild 7b sind Öffnungen im Becherboden zu erkennen.

    Du kannst ja mal die Excel-Datei ausprobieren, und erzählen, auf was für Ergebnisse du kommst.

    Vielleicht findest du noch mehr Cladonienarten auf deinen Fotos?

    Vielleicht hast du zu dem Zweck noch mehr Fotos von den Minoritätsflechten (B,D,F) und bekaoomst damit etwas mehr heraus?

    Wichtig wäre immer die Chemie, um eine Entscheidung zu ermöglichen oder auch, um sich abzusichern.

    LG, Martin

    Hallo Codo,

    Umbillicarien, uiuiui!

    Bist du sicher, dass alle Bilder die gleiche Art zeigen?

    Ich nicht - das macht es noch spannender!

    Deine Bilder 1, 2 & 4 zeigen schwarze Fransen am Rand, damit sollte es U. cylindrica sein, wie du vorschlägst.

    Von den sensationellen, typischen Apothecien ist auf den Fotos leider nichts zu erkennen, was schade ist.

    Vielleicht sind die schwarzen Flecken die zugehörigen Initale.

    Schau sie dir doch noch mal genauer (mit der Lupe) an!

    Die Apothecien in Bild 5 wirken nicht wie sie bei U. cylindrica sein sollten (rillig).

    Vielleicht hast du hier eine U. crustulosa gefunden?

    LG, Martin

    Hallo,

    Den folgenden asymmetrisch gebauten Pilz fand ich tief an einem Ahornstubben wachsend, der junge Äste austrieb.

    Der Hut ist radial mit feinen grau-braunen Schuppen bedeckt, der Stiel ist gelblich verfärbt.

    Die Lamellen gabeln sich nahe am Stiel.

    Die hyalinen, zylindrischen Sporen messen 9,5-11,5 x 3,5 µm.

    Die Hyphen haben Schnallen.

    Velumreste kann ich zwar keine feststellen, würde hier aber trotzem den Berindeten Seitling, Pleurotus dryinus sehen.

    Der Pilz ist neu für mich. Kann das so stimmen?

    LG, Martin

    Bilder:

    Bild 1 Fruchtkörper an Ahorn

    Bild 2 Blick auf Hutoberseite

    Bild 3

    Bild 4

    Hallo,

    Die Unterscheidung ist gar nicht so schwer:

    Die Striegelige Schichtpilz ist klein, dünn, striegelig (dickhaarig), ledrig.

    Er liegt mit einem großen Teil des Fruchtkörpers an der Unterseite des Substrats auf und bildet bei Bedarf darüber einen Hut.

    Der Striegelige Schichtpilz gelb-orange bis bräunlich, kann aber auch leuchtend gelb daher kommen.

    Der Schwefelporling ist vor sehr viel größer, dicker, samtig und weichfleischig. Er steht büschelig, ev. mit kurzen Stielen, vom Substrat ab, ist mehr hellgelb bis orange gefärbt.

    LG, Martin

    Hallo Mr X,

    beim zweiten Pilz Frage ich mich, ob das nicht eventuell eher M.pura sein könnte, weil M.rosea komplett rosa sein sollte.

    Ich sehe aber eher blaue Farbtöne an Hut.

    Ein Foto mit dem liegenden Pulz wäre vorteilhaft, um die Stiele besser zu erkennen, z. B. ob sie sich nach oben verjüngen.

    Denn Mönchskopf sehe ich auch als solchen an.

    LG, Martin

    Hallo Stefan,

    so tief weil ich jetzt nicht in die Fälbling einsteigen, um alle 500, oder wie viele das auch sein mögen, bestimmen zu können.

    Ich denke, man käme auch noch weiter ohne die von dir genannten Fachbücher, wenn man sich auf Paper stützt, von denen viele kostenlos veröffentlicht werden.

    Der Vorteil eines Buches ist natürlich, dass sich jemand anderes, und zwar jemand vom Fach, die Mühe gemacht hat, alles zusammenzusuchen und zu kompilieren.

    Es reizt halt, zu schauen, wie weit man kommt und zudem lernt man mit jedem Pilz dazu.

    Mit dem Zuordnung zum H. crustuliniforme- Aggregat kann ich gut leben.

    LG, Martin

    Hallo Stephan,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Mit Fälbling liege ich also zumindest richtig.

    Eine Monographie zur Gattung Hebeloma besitze ich nicht, nur gängige kleinere Bücher, in denen die vielleicht häufigsten (?) Fälblinge aufgeführt werden.

    Zum Ergebnis Süßriechender Fälbling komme ich über das Kosmos-Handbuch "Pilze" mit Quercheck über das Buch "Fungi of Temperate Europe".

    Deiner Antwort entnehme ich, dass es gar nicht einfach ist mit den Fälblingen, und deshalb habe ich weiter nachgebohrt.

    Bei weiterer Recherche finde ich, dass sie sich mikroskopisch wenig unterscheiden und auch die Artgrenzen in Diskussion sind.

    Der Geruch spielt wohl eine bedeutende Rolle in der Bestimmung, leider habe ich genau hier Probleme...

    Also habe ich heute früh nochmals frische Fruchtkörper geerntet, auch einen möglichst jungen, kleinen, um nochmals genauer zu prüfen - es sind ja genug davon da!

    In Frage stehen Geruch, Cortinareste an Stiel und Hut, Cheliozystiden in Form und Größe, Ornament und Dextrinoität der Sporen.

    Bild 10a Pilzgruppen im Blumentopf unter Edelkastanie

    Bild 10b Pilzbüschel mit jungem Exemplar - alle FK ohne Cortina

    Ich rieche eine süßliche Note, aber sehr süß würde ich heute nicht mehr behaupten wollen - heute drängt sich ein erdiger Geruch stärker auf, was am Substrat liegen könnte.

    Die Lamellen sind jung weißlich; ein älteres Exemplar hat dunkle Tröpfchen anhaften (Bild 10).

    Die Sporen sind schwach dextrinoid (Bild 11 unten) - das passt nicht zu H. sacchariolens, der stark dextrinoide Sporen hätte!

    Die Cheilozystiden sind typisch 90-110 µm lang (Bild 12), sind etwas wellig gebogen ohne sich wieder zu weiten und haben Durchmeser um 7 µm an der keuligen Spitze, verhüngen sich sehr deutlich nach unten (Q um 1,8).

    Ich zähle 60-64 Lamellen mit Stielansatz an zwei Hüten aus.

    Die Stiele und Hüte sind ohne jede Cortinareste, auch bei jungen Exemplaren.

    Die Stiele sind über die gesamte Länge weiß bereift und bräunen bei Druck.

    Bild 10 Lamellen mit Tröpfchen

    Bild 11 Schwach dextrinoide Sporen auf gequetschter Lamelle (in Melzers gefärbt, mit Wasser gespült) - vgl. Bild 8 nach Sporenabwurf in Wasser

    Bild 12: 90 µm lange Cheilozystide mit Basalschnalle (in Melzers gefärbt)

    Der Pilz ist mit meinem Mitteln wahrscheinlich nicht einzugrenzen, zumal ich schon beim Geruch Zweifen habe.

    Die Hoffnung, dass z.b. der büschelige Wuchs in Blumenerde weiterhelfe, hat mich getrügt.

    Der Beker'sche Schlüssel (von 2016) zu den Hebeloma-Sektionen in Groß-Brittanien führt mich jedoch, wenn ich keinen sehr süßen Geruch wähle, zur Sektion Denudata, der größten Hebeloma-Gruppe, zumindest in GB.

    Ausschlaggebend sind hier die Eigenschaften: Lamellen ohne rosa Färbung, Spp ohne Rotton; kein sehr süßer Geruch; nicht an Brandplätzen; ohne Cortina; nicht wurzelnd, ohne Ring, etc.etc.; Sporen nicht stark dextrinoid

    Von dort geht im Schlüssel es weiter zur Gruppe Crustuniliniformia (wegen nicht stark ornamentierter Sporen).

    Bei Crustuliniformia werden 8 Arten genannt, u.a. H. crustuliniforme, aber nicht weiter unterschieden.

    H. crustuliniforme sensu latu wird in Fungi of Temperate Europe charakterisiert mit folgenden Eigenschaften, von denen die allermeisten auf den Fund zu passen scheinen.:

    + klebriger Hut

    + bleiche, helle Farbe

    - starker rettichartiger Geruch - mit etwas guten Willen kann ich jetzt Radieschen riechen, da ich sie riechen soll - aber das ist wohl nicht Sinn der Übung.

    (+ Auf der 123-Pilzseite wird allerdings auch gelegentlich fruchtartiger Geruch erwähnt (Melone/Birne), dann würde es wieder passen.)

    + "nackt" - d.h. wohl ohne Cortina

    + häufig Tropfen an der Lamellenkante

    + Stiel flockig bereift über gesamte Länge

    + Stiel nicht wurzelnd

    + Cheilozystiden lang und wellig (>90µm gemessen)

    + Cheilozystiden an Spitze um 7 µm

    + Sporen mandelfö., schwach dextrinoid

    + Sporengröße 9,6-13,5 x 5,5-7,2

    + Vorkommen bei Laub- und Nadelgehölzen

    + an gestörten Stellen, offne Habitate an Straßen (Blumentöpfe würde ich hier sehen)

    + über 60 Lamellen

    Bei H. crustuliniforme handelt es sich natürlich um Arten-Aggregat.

    Mittlerweile sind mehr Merkmale abgeprüft, aber wirklich klar ist das Bild noch immer nicht.

    Ich lasse es gut sein, im Wissen, ich ein Hebeloma gefunden und als solche erkannt zu haben.

    Vielleicht handelt es sich um eine H. crustuliniforme im weiteren Sinne.

    LG, Martin

    Du fragst ferner nach H. tubulosa:

    Diese Flechte bildet keine Lippensorale, sondern vielmehr endständige Kopfsorale. D.h. im Gegensatz zu H. physodes platzt der röhrenförmige, hohle Thallus nicht an den Ende auf und entwickelt nicht dort im Inneren Soredien, sondern die Thallusröhren bleiben an den Enden geschlossen und die Soredien werden auf der Oberfläche der Thallusenden gebildet.

    Auf diese Weise lassen sich die beiden Arten recht gut unterscheiden.

    LG, Martin

    Hallo zusammen!

    In Nachbars Blumentopf vorm Haus wimmelt es von Pilzen!

    Da musste ich mir ein Büschelchen schnappen und versuchen zu bestimmen.

    Ich lande bei Hebeloma sacchariolens, dem Süßriechenden Fälbling.

    Könnte das hinkommen?

    Einmal durchgeschnitten verströmt er einen betörend süßen Duft.

    Das Sporenpulver ist braun; die Sporen selbst sind mandelförmig, wirken schwach warzig ornamentiert (eingefärbt habe ich nicht).

    Die Sporen habe eine Größe von etwa 10,0-12,0 x 5,5-7,3 µm.

    Keulenförmige Cheilozystiden konnte ich auch finden.

    Scheint alles zu passen - was meint ihr?

    Bilder:

    Bild 1 Topfgucker

    Bild 2 Hüte Cremeweiß, aufplatzend

    Bild 3 Lamellen angewachsen, mit ganz kleinem Zähnchen herablaufend (kaum zu sehen)

    Bild 4 Pilzbüschel mit Substrat (Erde)

    Bild 5 Hut mit leichten Rissen

    Bild 6 Lamellen, Stiel mit Missbildung, ohne Ringzone

    Bild 7 Sporenabwurf (links) des Pilzes ist braun

    Bild 8 Mandelförmige Sporen mit warzigem Ornament; 10,0-12,0 x 5,8-7,3 µm gemessen

    Bild 9 Keulenförmige Cheilozystiden (in Luftblase)

    Hallo Bernd,

    deine Hypogymnia hat eindeutig Lippensorale, damit ist es eine H. physodes.

    Also liegst du richtig.

    P+ oranges Mark ist eine hübsche D'reingabe, die man beobachten kann, aber für die Bestimmung nicht unbedingt braucht.

    Die schwarzen Pyknidien treten regelmäßig auf und stellen eine alternative Vermehrungsstrategie dar.

    Wahrscheinlich siehst du die Pyknidien an H. physodes jetzt öfter, nachdem du sie zumersten Mal gesehen/bemerkt hast.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    das ist P. furfuracea, richtig! :thumbup:

    Wie die Flechte auf die Reagenzien reagiert, wusste ich jetzt gar nicht.

    K+ gelb hätte ich, wie bei den meisten anderen graugrünen Blattflechten, vermutet.

    Die Chemie braucht man hier nicht zu wissen, denn die Flechte ist schon durch ihren isidiösen Wuchs sehr gut kenntlich.

    Eine sehr schöne Flechte übrigens, wie ich finde!

    Ich lese: "In den Gebirgen Zentraleuropas ist sie zusammen mit H. physodes und P. glauca die häufigste Großflechte." (aus DFD)

    Offenbar werden je nach C+/- rot zwei chemische Rassen unterschieden, nämlich var. ceratea (+) und var. furfuracea (-). Aha!

    LG ins Sauerland, Martin

    Hallo Bernd,

    wie ich sehe, bist du fündig geworden und hast dir X. parietina mit Apothecien zum Üben geholt.

    Sehr schön!

    Dein Beifang auf der Baumrinde sind Trentepohlia-Algen, wie du richtig erkannt hast.

    Es handelt sich um freilebende - also nicht lichenisierte - Algenzellen, die oft in Fäden oder Zellketten wachsen (Bild 8).

    Dann sind sie auch etwas "eckig," zumindest unförmig und nicht kugelig.

    Die sehr dicke, farblos glasige Zellwand ist typisch, ebenso wie gelbe, orangen bis bräunliche Vesikel / Kügelchen im Inneren.

    Die grünen Strukturen sind die Chloroplasten.

    Wenn diese Algen in Flechten leben, erkennt man das häufig schon durch ankratzen des Thallus, der sich dann im Kratzer durch die freigelegten Algenzellen orange oder gelbgrün färbt.

    Beispiele wären z.B. Schrift- und Zeichenflechten an glattrindigen Bäumen, die du hoffentlich in jedem Wald findest.

    Oft findet man sie in Form von fädigen Kolonien, dann bestehen sie auf Fäden aneinander gehefteter, zylindrischer Zellen.

    Hier auf Stein:

    Oder auf Rinde, wie bei deinem Fund:

    In Flechten hingegen habe ich sie noch nie völlig orange gefunden, sondern eher nur mit einigen orangen Vesikeln, auch schon ganz ohne.

    Das mag daran liegen, dass der orange Farbstoff auch ein Schutz gegen die UV-Strahlung ist und unter dem Schutz des Pilzpartners in Flechten nicht mehr so notwendig.

    Beispiel aus einer Arthonia.

    Wie du siehst sind einige Zellen fast ganz grün:


    Wenn dich Algenzellen interessieren, schau dir mal den unscheinbaren, schwarzen Belag an, der viele Steine und die Krustenflechten darauf überzieht!

    Oft sind das kunterbunte Cyanobakterien (Gloeocapsa), die sich unter dem Mikroskop in eine bunte Wunderwelt verwandeln.

    Schau mal auch hier.

    LG. Martin