die kleinen dunkellameligen Glockenhütigen...

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.804 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. November 2013 um 16:36) ist von Rumpelrudi.

  • Liebe Pilzfreunde

    Ich habe - jetzt, da die Pilze in Wälder und Wiesen aufgrund der Kälte seltener werden - eine theoretische/ praktische Frage.

    Gibt es Tipps, Hilfen, wie die meist kleinen dunkellamelligen und glockenhütigen, teils nicht einmal verwandten Gattungen Mürblinge(Faserlinge, Zärtlinge), Samthäubchen, Düngerlinge, Glockenschüpplinge, Häublinge makroskopisch, eventuell auch aufgrund des Lamellenbilds auseinandergehalten werden können?

    Einmal editiert, zuletzt von matyves (20. November 2013 um 07:07)

  • Hallo,

    natürlich gibt es makroskopische Unterscheidungsmerkmale.

    Im Pilzbuch von Ewald Gerhardt sind die Gruppen recht gut eingeteilt.
    Zum Beispiel: Helmlinge: Hüte dünnhäutig, halbkugelig, kegelig-glockig, selten genabelt, meist trocken, hygrophan, feucht durchscheinend gerieft, Lamellen z.T. mit andersfarbiger Schneide, angeheftet bist herablaufend. Stiele meist gebrechlich, hohl. Einige Arten milchend, Sporen weiß......

    Und in dieser Art beschreibt er auch alle anderen Gruppen. Aber die Pilze halten sich nicht an äußere Merkmale und einige tauchen auch in anderen Gruppen auf.

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Wie Veronika schon schreibt, ist es immer die Summe der vielen Merkmale, die einen Anfangsverdacht ergeben.
    Bei den kleinen Arten ist es sehr hilfreich, wenn mehrere Altersstufen vorhanden sind.
    Einige Pilze vertrocknen im Alter (z.B. Schwindlinge, Filzrüblinge) andere verfaulen oder zerfließen sogar (Tintlinge, Düngerlinge).
    Um die tatsächliche Lamellenfarbe zu bestimmen sind Jungpilze und Altpilze ziemlich ungeeignet. Das Mittelalter ist hier perfekt.
    Die Hutfarbe wiederum lässt sich am Besten bei Jungpilzen bestimmen, weil dann die Witterungseinflüsse noch nicht so stark gewirkt haben.

    Die Sporenfarbe ist immer wichtig und manchmal an den Lamellen, am Stiel oder einem benachbarten, überdachten Pilz zu erkennen. Schwärzlich bis violettbraun grenzt z.B. die Tintlinge, Schwefelköpfe, Schmierlinge, Düngerlinge und Träuschlinge ein.

    Leider kommen auch die großen Pilzgattungen im Miniformat vor. So gehören zu den Ritterlingsartigen auch die kleinen Nabelinge (mit braunen Lamellen wie der Hut). Die haben aber dann herablaufende Lamellen wie die Trichterlinge.

    Holzbewohner, Folgezersetzer, Moosbewohner oder Wiesendungpilz ist nach dem Wuchsort zu unterscheiden, was aber oft in die Irre führt wenn kein Vorwissen vorhanden ist.

    Bei den kleinen Pilzen wird jeder Sachverständige sein ganzes Wissen komprimieren müssen. Insbesondere das Feldwissen, was sich durch jahrzehntelanger Erfahrung ausgeprägt hat. Oft kollidieren diese Erfahrungen mit den Schreibtischmykologen, die nur nach Aktenlage bestimmen.


    Es gibt in dem Zusammenhang einen Roman und Kinofilm (Die Vermessung der Welt) über die Diskrepanz von Humboldt (Feldforscher) und Gauß (Grundlagenforscher). Am Ende sind beide der Meinung, dass sie "vermessen" waren, die Welt wissenschaftlich erklären zu können.

    Netter Gruß vom Rudi