Gegürtelter Egerling?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.903 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Mai 2014 um 20:28) ist von Ehemaliges Mitglied 02.

  • Hallo liebes Forum,

    gestern fand ich ein paar Pilze, die ich nicht eindeutig einordnen kann.

    Ich gehe davon aus, das es Egerlinge/Champignon sind. In dieser Art habe ich allerdings noch keine gefunden.

    Folgende Bedingungen für Champignon sind erfüllt:

    1. Keine reinweissen Lamellen
    2. Lamellen reichen nicht an den Stiel
    3. Ring, bzw. Manschette vorhanden

    Merkmale
    Lamellen: freistehend, Rosa-Dunkelrosa/Braun
    Fleisch: Fest, bei Schnitt- leicht rosa-braun färbend
    Hut: bis 5-9cm, Huthaut bis zur Mitte abziehbar
    Geruch: Unbedeutend!
    Geschmack: Unbedeutend - filziges Empfinden!
    Sporen: Dunkelsiena / Rotbraun!

    Weitere Merkmale siehe Bilder und Scan.

    Meine Annahme: Es könnte sich um den Gegürtelten Egerling handeln.


    Bild1. So fand ich Sie am Wegrand


    Bild2.


    Bild3.



    Bild4. Sporenfarbe



    Bild5. Farbe nach übergiessen mit heissem Wasser


    Grüsse von der Wuhle. Heinz

  • Hallo Heinz,

    es kommen in Frage Großsporiger Champ. (Agaricus silvaticus), Blutchamp. (Agaricus langei) und Gegürtelter Chap. (Agaricus subperonatus).
    Der Standort könnte zum Gegürteltem Camp.passen, aber genau genommen, liebt dieser Pilz offene Stellen, humusreich vor allem. Es kommen Parkanlagen oder Gärten/ Kompost auch in Betracht.

    Dein Bericht über Keetz ist ehr interessant. Ich bin dieses Wochenende in Neukloster, auch Westmecklenburg zur Frühjahrstagung der AMMV (Arbeitsgemeinschaft Mycologie M.-V.) Diese ist übrigens auch für jedermann offen.

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Veronika,

    danke für deine Hinweise. Es war eine offene Stelle. In diesem Bereich ist sehr viel Laub vorhanden. Ich favorisiere mal den Gegürtelten Egerling.

    Ich wünsch dir ein interessantes und auch erholsames Wochenende. vielleicht finde ich ja mal Zeit, um eine Tagung der AMMV zu besuchen.

    Gruss aus Berlin. Heinz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Heinz!

    Hübscher Fund. :agree:
    Daß es ein Champi ist und warum hast du ja schon erklärt.
    Da kannst du ganz grob drei große Gruppen unterscheiden:
    a) Gilbende, angenehm (Anis, Bittermandel, Marzipan) duftende Arten
    b) Gilbende, unangenehm (Krankenhaus, Tinte, Desinfektionsmittel, Heftpflaster) riechende Arten
    c) Rötende Arten
    Wobei natürlich Verfärbungen nicht immer ausgeprägt sein müssen. Der klassiche Wiesenchampi zB ist ein Röter, der aber meist gar nicht verfärbt. :wink:

    Du hast es hier ganz offensichtlich mit einem Röter zu tun, siehe abgeschnittener Stiel.
    Die Waldchampi - Gruppe (Agaricus silvaticus, Agaricus langei, Agaricus haemorrhoidarius etc.) kann man hier ausschließen, das sind allesamt Arten mit eher schmächtigem Wuchs und hängendem, häutigem, teils vergänglichem Ring.
    Insofern ist die Idee mit dem Gegürtelten Champignon (Agaricus subperonatus) eine gute Spur. Was man auf den Bildern erkennen kann, spricht schon für die Art. Allerdings gibt es auch da noch einige recht ähnliche Arten, zB. Agaricus pseudovillaticus / vaporarius (Kompost - Egerling) mit eher büscheligem Wuchs, Agaricus gennadii (Scheiden - Egerling) mit meist deutlicher Stielhülle und kaum Tramaverfärbung, Agaricus impudicus (Braunscheckiger Stinkegerling) mit oft unangenehmem Geruch, Agaricus cupreo-brunneus (Purpurbrauner Egerling) mit einem Habitus, der eher an den Wiesenchampi erinnert. Auch der Braune Zuchtchampi (Agaricus bisporus) kann mal eine etwas aufreißende Hutoberfläche zeigen, die sieht aber auch in der Wildbahn etwas anders aus. Sicher würde mir ein wirklicher Kenner der Gattung jetzt noch weitere Arten um den Kopf hauen, an die ich nicht gedacht habe.

    Insgesamt erscheint mir aber der Gegürtelte noch am Wahrscheinlichsten. Das wäre jedenfalls eine Art mit deutlich und prompt rötendem Fleisch.
    Wichtig, wenn du Champis möglichst genau bestimmen willst, ist immer ein Schnittbild (komplett vom Scheitel bis zur Stielbasis), Beobachten der Verfärbungen an verschiedenen Stellen (Huthaut, Stiel, Stielbasis, Fleisch an verschiedenen Stellen). Auch die Stilebasis muss man sich immer angucken (Knollig, gerandet, bescheidet, zylindrisch, wurzelnd), das sind wichtige Merkmale.
    Den Geruch hast du hier schon erwähnt.
    Auch den Ring muss man genau beurteilen: Doppelt, aufsteigend, hängend, häutig oder dick / wattig, beflockt (Unterseite)...

    Ist eben eine schwierige Gattung.
    Und bevor jetzt wieder jemand dagegenhält: Selbstverständlich lassen sich Champis auch zum Verzehr sammeln, ohne daß man die Art exakt ermittelt hat. Mache ich auch gelegentlich (Will ja nicht jeden Waldchampi mikroskopieren müssen), je nach dem, ob ich mehr Hunger oder mehr Lust auf Bestimmung habe.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo,

    recht herzlichen Dank für Deine Informationen. Immer wieder für mich eine Bereicherung.
    Zur Bestimmung von (in diesem Fall) Champignons könnte ich sicherlich nach den allgemeinen Regeln vorgehen. Aber erst einmal möchte ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Von daher sind Informationen zur Bestimmung für mich wichtig. Wenn meine Annahme auch noch Bestätigung findet, ist es für mich ein Erfolgserlebnis. Darauf möchte ich nicht verzichten. Also weiter so.

    Gruss aus Berlin. Heinz