Safranschirmling

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 5.024 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. September 2014 um 21:14) ist von matyves.

  • Hallo Pilzfreunde
    Diesen Schirmling mit knollig verplumpter Stielbasis, geschwärztem Hutzentrum und rötendem Fleich im Anschnitt habe ich auf einer Wiese in der Nähe einer Fichte gefunden. Seid Ihr mit der Bestimmung Garten-Safranschirmling (Chloropyllum brunneum) einverstanden? Der dürfte trotz des nicht unangenehmen, an Rettich oder Gras erinnernden Geruchs giftig sein, oder?


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matyves!

    Irgendwo zwischen den Trümmern ist ja eine keulig verdickte Stielbasis zu sehen. Also eben nicht gerandet, was uns zum Keulenstieligen Garten - Safranschirmling (Chlorophyllum rachodes, früher auch unter diversen anderen Namen wie Macrolepiota rachodes var. bohemica bekannt).
    Die selbe Art hat auch Jörg gerade >hier< gezeigt.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    du verwirrst mich etwas. Ich weiß, dass Macrolepiota rhaocodes jetzt Chrorophyllum rachodes heißt und die Varität dazu hortensis, aber bohemica ist mir neu. Ist das nun identisch oder wieder ein anderer Name?

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Veronika!

    Sorry.
    Das ist aber auch verwirrend. Nach Großpilzen BWs ist zB Macrolepiota rhacodes var. hortensis das Gleiche wie Macrolepiota rhacodes var. bohemica.
    Darum halte ich mich ja auch am liebsten an die Arbeit von Else Vellinga.
    In der Gruppe wurde so viel umbenannt, fehlgedeutet, verschoben und kombiniert, daß kaum noch eindeutige Interpretationen der einzelnen Arten möglich waren.
    Darum war der erste Schritt, die Dafranschrimlinge - also die Arten mit deutlich safranrot verfärbendem Fleisch und ungenattertem Stiel - in eine eigene Gattung zu stellen. Aus meiner Sicht absolut logisch und nachvollziehbar.
    Dann hätte man da also die Gattung Chlorophyllum (Safranschirmlinge). Die Typusart dieser Gattung ist Chlorophyllum molybdites (Grünblättriger Safranschirmling). Die Art hätte blassgrünes Sporenpulver, ist tropisch und subtropisch verbreitet und kommt in Mitteleuropa nur in Warmhäusern vor. Sie ist potentiell giftig.
    In "freier Wildbahn" kommen in Deutschland drei weitere Arten der Gattung vor.
    - Chlorophyllum olivieri ist das, was meist als Macrolepiota rhacodes var. rhacodes bezeichnet wird, also als "Gemeiner Safranschirmling. Das ist die Art, die an nährstoffarmen Standorten vorkommt und deren Hutschuppen mehr oder weniger gleich des Untergrundes gefärbt sind.
    Wird auf deutsch nun Olivbrauner Safranschirmling genannt.
    Die Art ist essbar und lecker.
    - Chlorophyllum rachodes ist das, was hier auch zu sehen ist. Das wäre der "Garten - Safranschirmling" bzw. Macrolepiota rhacodes var. hortensis / bohemica. Den sollte man nun wohl Keulenstieliger Garten - Safranschirmling nennen. Die Art kommt gerne in Gärten vor, auch auf Kompost aber auch in Wäldern an nitratgesättigten Standorten wie Wegrändern und Holzlagerplätzen. Gerne zwischen anderen Nitratzeigern wie zB Brennesseln. Die Hutschuppen sind gröber als bei der vorigen Art und kontrastieren auch im Alter noch zum helleren Untergrund. Der Stiel ist normal lang und geht in eine keulige, aber niemals abgesetzt gerandete Knolle über.
    Die Art ist essbar, wohlschmeckend, hat aber gelegentlich wohl schon Unverträglichkeiten verursacht.
    - Chlorophyllum brunneum ist das, was man früher meist als Macrolepiota rhacodes var. venenata oder als Macrolepiota venenata bezeichnet hat. Als der ominöse Gift - Riesenschirmling. Kann man auf deutsch jetzt Gerandetknolliger Garten - Safranschirmling nennen. Die Art ist von der Ökologie sehr ähnlich zu Chlorophyllum rachodes. Benötigt aber noch mehr Wärme.
    Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zur vorigen Art sind die große, deutlich abgesetzt - gerandete Knolle und der gedrungene Wuchs (Hut oft breiter als Stiel lang). Zudem erscheint diese Art gerne fast büschelig wachsend.
    Dieser Pilz ist wohl schwach giftig oder verursacht zumindest häufig Unverträglichkeiten.
    Unterschiede im Geruch konnte ich selbst zwischen allen drei Arten nicht beobachten, zumindest keine konstanten.

    Ich finde das so eigentlich sehr einleuchtend und kann damit sehr gut arbeiten. Auch wenn es anfangs schwer war, die Synonymien nachzuvollziehen. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und empfinde es sogar als Vereinfachung des Systems.
    Zumal die Hintergründe der Namensgebung und die Artabgrenzungen von Vellinga sehr klar und deutlich recherchiert sind.
    Aber das muss man sich individuell entscheiden, nach welchem System man am besten arbeiten kann.
    Mir persönlich ist es am ende nicht wichtig, welchen Namen jemand verwendet, wenn doch klar ist, welche Art gemeint wird. Die Pilze sind ja immer die Selben, egal wie man sie nun nennt.


    LG, Pablo.

  • Danke Pablo
    Das hast du gut erklärt. :agree: Jetzt habe ich das auch begriffen, war ja immer etwas verwirrend und durcheinander!

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Das muss ich mir erst nocheinmal in Ruhe zu Gemüte ziehen und in meinem kleinen Kopf gut abspeichern. Über diese Gattung gibt und gab es auf unserer Pilzausstellung im Botanischen Garten Rostock immer wieder sehr viele Fragen von den Besuchern.

    Viele Grüße

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe & Veronika!

    Das Konzept scheint sich mittlerweile durchzusetzen.
    Auch Frieder Gröger folgt dem im "Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa Teil II" / Regensburger Mykologische Schriften Band 17.
    Ich glaube, in Deutschland rückte das Konzept erstmals durch den Artikel von Gernot Friebes im Tintling 18/4 (2013) in den Fokus, davor auch schon in Teilen durch seine Aufstellungen im [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topi…01.html#msg8601]>Forum der Bayrischen Gesellschaft für Mykologie<[/url].
    Beides basiert auf den Arbeiten von Else Vellinga (in Coolia 46/4 (2003) und Svampe 50 (2004)).


    LG, Pablo.