Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Guten Morgen,

    schieb das Pulver mal etwas mit einer Rasierklinge o.ä. zusammen. Man muss gerade bei einem so spärlichen Abwurf eine Schicht die dick genug ist beurteilen. Das es aber kein Ocker-oder Dottersporer ist sieht man schon mal. Die Frage ist jetzt blasscreme oder doch rein weiß.

    LG Thiemo

    Hallo Ines,

    ich hoffe du hast das nicht falsch aufgefasst. Das war keinesfalls bloßstellend gemeint. Ich hätte auch einfach die Antwort ausspucken können. Dann wärst du erst einmal bestätigt/wiederlegt aber weist beim nächsten mal wieder nicht so recht. Daher wollte ich sehen anhand welcher Merkmale du deine Funde beurteilst und dir Hilfestellung geben, die richtige Antwort selbst zu finden. Das kostet mich natürlich auch mehr Zeit, aber ich mache das gerne.


    > Wulstlinge/Knollenblätterpilze haben im allgemeinen (fast immer) weiße Lamellen und ein weißes Sporenpulver und eine ausgeprägte Gesammt- sowie Teilhülle. Jung ist der Fruchtkörper von der Gesammthülle vollständig umgeben, diese reist beim Wachstum dann je nach Art in unterschiedlicher Weise auf. Dabei können Reste auf dem Hut (kennt man gut vom Fliegenpilz)und/oder an der knolligen Stielbasis (Grüner Knollenblätterpilz) zurückbleiben.

    > Champignons haben jung (grau)rosa bis elfenbeinfarbene Lamellen, die bald vom Sporenpulver schokoladenbraun gefärbt werden. Die Gesammthülle ist bei den meisten Arten kaum vorhanden, es gibt also keine Hüllreste auf Hut oder Stielbasis.

    Was für ein Champignon es ist, ist ohne Geruch schwer zu sagen. Falls er leicht nach Anis riecht, dann wäre er essbar. Riecht er nach Phenol und verfärbt sich chromgelb vor allem an der Stilbasis, könnte es sich um einen giftigen Karbolegerling handeln.

    Champigons gibt es mehr giftige als nur "den" Karbol-Champignon (das sind auch mehrere Arten). Perlhuhn, Rebhuhn oder auch der eingewanderte Falsche Wiesenchampigon und Falsche Wald-Champigon enthalten das selbe Gift. Sie müssen auch nicht immer gilben oder stark riechen. Wenn er deutlich nach Anis riecht ist es zwar sicher keiner der giftigen Champis aber gerade die Anis-Champignons sind extreme Schwermetallsammler (Cadmium) und zusammen mit dem krebserregenden Agaritin zwar nicht akut giftig aber ungesund. :/

    LG Thiemo

    Hallo Jens,

    einfallen tut mir etwas, aber das bitte nicht als Bestimmung ansehen.

    Wie riecht denn der entnommene Fruchtkörper? Vielleicht etwas fischig? Ist der Hutrand so rissig wie ich den auf den Bildern sehe (Lupe)? Sind die Lamellenschneiden fein bewimpert (Lupe)?
    Wenn ja sollte das einer der Brätlingstäublinge sein (z.B. R.amoena). Ansonsten mal abwarten.

    LG Thiemo

    Hallo,

    mit den jung weißen Stielschüppchen geht das für mich eher in Richtung Pappel-Rotkappe/Espen-Rptkappe Leccinum aurantiacum. An den Berührungsstellen und im Alter schwärzen diese dann schon.

    Die seltenere Birken-Rotkappe fängt jung schon mit schwarzen Stielschuppen an. Das gleiche gilt für den Pappel-Rauhfuß, der wie schon bemerkt wurde eine ganz andere Hutfarbe hat.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Natürlich muss man aufpassen wenn man anhand der Lamellenfarbe die Sporenpulverfarbe einschätzt. Da kann man schnell daneben liegen. Aber hier lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte das hebt sich vom weißen Papier im Hintergrund schon ausreichend ab und der Pilz gilbt/bräunt auch sonst an keinen Stellen deutlich. Das sollte schon ein Cremesporer sein.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Klasse, dass du Schnittbilder zeigst! Die können bei der Bestimmung von Röhrlingen sehr wichtig sein. Noch besser wären natürlich komplette Schnittbilder mit der Stielbasis.

    Ein Schönfußröhrling kann das nicht sein. Dieser wäre stattlicher, die Röhren viel feinporiger und würden deutlich blauen. Die Hutstruktur wäre auch anders.

    Noch ein toller Trick um einen Dickröhrling (im weitesten Sinne) von einem Filzröhrling (im weitesten Sinne) zu unterscheiden sieht man im Schnitt der Röhrenschicht:


    Hier sieht man die im Schnitt "Halben Röhren" eines Filzröhrlingsartigen Pilzes.

    Bei einem Dickröhrlingsartigen Pilz sind alle Röhren durchgehend.

    Herbstrotfußröhrling sein Xerocomellus pruinatus.

    Wäre auch meine Idee.

    LG Thiemo

    Hey,

    Einen grünen Knollenblätterpilz kann ich aber definitiv ausschließen, da kein Ring und keine Knolle am Fuß.

    Richtig, das hat ein Täubling nie. :thumbup: Zum Thema wie erkenne ich einen Täubling:

    - Brüchige Lamellen, die beim darüberstreichen brechen/splittern

    - Mürber Bruch des Stiels ohne auszufasern

    - Die meisten Täublinge: Kaum Zwischenlamellen/Lamelletten <-> Fast alle Faserblätterpilze (wie der Grüne Knollenblätterpilz)

    Ich hätte hier einen Frauentäubling zumindest in Betracht gezogen

    Der Frauen-Täubling scheidet aus, weil das sichtbar kein Weißsporer hier ist.

    Ich finde den Grasgrünen Täubling Russula aeruginea hier schon gut passend.

    LG Thiemo

    Hallo,

    das ist kein Frauen-Täubling, denn dein Fund hat kein weißes Sporenpulver wie man bereits an den gefärbten Lamellenflächen erkennt.

    Wenn der unter Kiefern stand und mild schmeckt, kannst du noch die Huthaut probieren die höchstwahrscheinlich bitter schmeckt und im positiven Fall deinen Fund als Buckel-Täubling Russula caerula ablegen.

    LG Thiemo

    Hallo,

    dieses Wochenende war ich mal wieder auf Pilzseminar und möchte euch ein paar Bilder von einem Teil der gefundenen Arten zeigen.
    Auch wenn es vorrangig um die Gattung Lactarius s.l. ging, machten sich die milchenden Genossen ziemlich rar.

    #1 Grubiger Tannen-Milchling Lactarius intermedius

    Ein Zotten-Milchling mit rasch gilbender Milch. Eigentlich leicht kenntlich, aber da gibt es ja noch einen...



    Der Doppelgänger ist der Grubigen Fichten-Milchling Lactarius scrobiculatus. Anhand der Myorrhizapartner fällt die Unterscheidung leicht, doch was wenn es beides am Fundort gibt? L.intermedius ist blasser gefärbt, die kontrastierenden dunklen Flaumbüschel auf dem Hut sind deutlich weniger gut zu erkennen und die Lamellen haben einen fleischfarbenen Reflex.

    #2 Flügelsporiger Milchling Lactarius pterosporus

    Ein recht gut kenntlicher Korallenmilchling. Bei diesen färbt sich die sehr scharfe weiße Milch nach einiger Zeit mehr oder weniger rosa. Wichtig ist der radial runzelig-furchiger Hut und die engstehende Lamellen zur Bestimmung. Beim Eintrocknen kann ein schwacher Kokosgeruch kommen.


    #3 Bitterster Schleimfuß Cortinarius vibratilis

    Name ist Programm. Hier reicht wirklch schon das Berühren des Hutes mit der Zungenspitze aus!


    #4 Nordischer Milchling Lactarius trivialis


    Dieser ist schon deutlich schwieriger festzunageln. Er hat einen violettgraubraunen, schleimig-schmierigen Hut, der auch mal undeutlich (v.a. mit dunklen Flecken) zoniert sein darf.

    Er unterscheidet sich von seinen möglichen Verwechslungspartnern (L.utilis, flexuosus, hysginus) durch die auf einem Papier gelb werdende, sehr scharfe Milch, welche sich mit KOH orange färbt.


    #5 Koralle1 Ramarisa sp.


    #6 Koralle2 Ramarisa sp.


    #7 Ein Violettmilchling wurde auch gefunden *juhu*, in Gestalt vom Fahlen Violett-Milchling Lactarius luridus.

    Wurde zunächst für L.blennius/fluens gehalten, was die Violettfärbung dann wiederlegt hat. Es kann leicht zur Verwechslung mit zwei anderen Violettmilchlingen kommen. Der Gezonte Violett-Milchling Lactarius violascens ist deutlicher gezont und der Ungezonte Violett-Milchling Lactarius uvidus ist (fast) komplett ohne Zonierung und hat ein anderes Sporenornament.


    #8 Lachs-Reizker Lactarius salmonicolor

    Der Reizker (Milchlinge mit orangeroter Milch) unter Tannen. Färbt sich nie grün (außer komplett vergammelt) und hat meist Grübchen am Stiel.


    #9 Fichten-Habichtspilz Sarcodon imbricatus


    #10 Nadelwald-Anhängselröhrling Butyriboletus subappendiculatus - Die Stieloberfäche blaut, das Fleisch nicht.


    #11 Jodoform-Täubling Russula turci s.l.

    Ein recht kleiner, milder, dottersporender Täubling. Die Stielbasis riecht nach Iod/Iodoform und der Hut ist neben der v.a. jung feinen Bereifung, mit einer andersfarbigen Zone in der Mitte.


    #12 Stahlblauer Rötling Entocybe nitida

    Ein relativ kräftiger, der blauen Rötlinge. Im sauren Nadelwald praktisch ohne Doppelgänger.


    #13 Pechschwarzer Milchling Lactarius picinus

    Der klassische "Doppelgänger" des Mohrenkopf-Milchlings. Die Unterscheidung zu letzterem mit den Stielrunzeln dürfte klar sein. Fast unmöglich ist die Abgrenzung zu Lactarius fuliginosus, der allerdings unter Buchen vorkommt.

    Geschmack unangenehm bitter nach längerem Kauen.

    LG Thiemo

    Hallo,

    einer mehr im Team Egerlingsschirmlinge :). Die dürfen schon (etwas) gilben. Einen Karbolchampignon würde ich eher auschließen, da passt mir die Ringstruktur nicht.

    Aber: Aber es gibt bei den Chapignons einige die sehr jung fast weiße Lamellen haben. Der Karbolchampigon ist auch so einer. Die Lamellen starten elfenbeinfarben, werden dann maximal blass graurosa bevor sie die Sporenpulverfarbe annehmen (schokoladenraun).

    Hier ein junger Karboli im Schnitt. Von noch jüngeren mit noch helleren Lamellen hab ich grad kein Foto zur Hand.



    LG Thiemo

    Hallo Marcus,

    das mit der Pfannentauglichkeit ist bei den Perlpilzen wirklich ein Problem. Ich konnte die Erfahrung machen, dass an etwas trockeneren, sonnenexponierten Standorten sich das Bücken mehr lohnen kann.

    Super, dass du den Pilz nicht verspeist, wenn du dir unsicher bist. Das ist bestimmt auch kein Muss! Den Perlpilz kann man aber einfach "erlernen". Das ist der einzige Wulstling der rötet. Wenn das Fleisch irgendwo Rot anläuft ist die Sache schon klar. Etwas mehr "tricky" wird es wenn er mal kaum rötet. Dann (erst Recht) die rübenartige Knollenform und die geriefte (gestreifte) Manschette verifizieren.

    LG Thiemo

    Hallo,

    Pilz Nr. 1 ist schon der Grubige-Fichtenmilchling Lactarius scrobiculatus. Bei diesem kontrastieren die dunklen "Flaum-Büschel" auf dem gelben Hut deutlich und auch die Hutfarbe ist leuchtender gelb als bei der nah stehenden Tannen Art.

    Pilz Nr. 4 dürfte wahrscheinlich auf L. zonarioides (=bresadolanus) hören, aber wie Stephan schon schreibt geht da nichts ohne den Geschmack und Angaben zur Ökologie.

    Vermutlich müsste ich eine Geschmacksprobe nehmen, aber irgendwie bin ich da nicht so motiviert.

    Ich kann dein Bedenken zwar verstehen, aber du wirst dich dann damit abfinden müssen, dass deine Bestimmversuche von Täublingen und Milchlingen oft scheitern werden. Ich wäre da schon motiviert, bevor man nur raten kann. Du wirst doch bestimmt schon mal etwas scharfes gegessen haben, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. :wink:

    LG Thiemo

    Sooo,

    gerade noch vor Anbruch der Dunkelheit geschafft aus dem Wald zu kommen. :wink: (Gesetzeskunde: Nachts ist das Betreten des Waldes zum Schutz der Wildtiere in Deutschland verboten)

    Gar nicht so einfach zu sehen, aber bei schräger Beleuchtung ist der sterile Stielteil zu erkennen. :)



    Das Wochenende bin ich auf Pilzseminar, mal schauen was wir finden und ich dann ggf. euch zeigen werde.

    LG Thiemo

    Hallo,

    mit dem Flocken-Stäubling könntet ihr Recht haben. Ich kannte diese Art noch gar nicht. Das "schollige" abblättern der Außenhülle war für mich ein Bovist-Indikator. Auch die Konsistenz der Außenhülle war für einen Stäubling recht dick und zäh.

    Für mich ist der Stäubling davor aber auch zum Besten gehörend. Hast du evtl. ein Schnittbild gemacht?


    Er kommt ja auch fast zum Schluss. :wink:

    Natürlich habe ich auch ein Schnittbild gemacht. Leider nicht ganz scharf, da die Art an einem Hang gewachsen ist und ich kaum das Gleichgewicht halten konnte.

    LG Thiemo

    Hallo zusammen,

    nachdem ich gestern Abend nur noch zum zeigen der Hasenröhrlinge gekommen bin, ist nun der Rest dran.

    #1: Frische Steinis Boletus edulis in der Abendsonne


    #2: Der Steinpilzanzeiger war nicht weit - Pfefferröhrling Chalciporus piperatus


    #3: Horden von Perlpilzen Amanita rubescens


    #4: Und noch ein Perlpi... halt stopp! Da hat sich wohl ein Panther Amanita pantherina dazwischen geschlichen!


    #5: Bovista sp. Flocken-Stäubling Lycoperdon mammiforme


    #6: Das Beste kommt immer zum Schluss und ist natürlich ein Täubling :D: Gelbfleckender Täubling Russula luteotacta.

    Da kürzlich das Interesse an Täublingsbestimmung gestiegen ist, gibt's den (meinen) Lösungsweg zur "Rechnung" gratis dazu. ;)

    Ein rot ausgeblasster, v.a.im Stiel auffällig hartfleischiger Täubling, gewachsen unter Eiche und Buche (neben den Hasenröhrlingen). Die Huthaut ist nicht abziehbar. Mein erster Gedanke war der Harte Zinnobertäubling, aber der Pilz war etwas weniger stämmig, daher erste Zweifel. Diese wurden durch eine kleine Kostprobe bombig untermauert - sehr scharf! Und er hat mich doch mit seinem süßen Bonbon Geruch gewarnt. Also ein scharfer Cremesporer, da die Lamellen deutlich gelblich gefärbt sind. Bei den Zinnobertäublingen gab's doch auch einen scharfen? Aber irgendwie will der makroskopisch doch nicht so recht passen.

    Also daheim dann volles Programm. Sporenabwurf wird vorbereitet, Reagenzien werden aufgefahren. Guajak schlägt nach 4 Sekunden langsam um, Eisen(II) ist banal - also Aussagkraft gleich 0. Beim vorbereiten des Sporenabwurf fällt mir auf, dass die Stelle von der ich ein Stück zum probieren abgeschnitten habe chromgelb angelaufen ist. Also eine gilbende Art! Und ich hatte mich im Gelände schon über den gelben Hutrand gewundert und das als Trockenschaden verbucht. Das heist außerdem, dass die Lamellenfarbe komplett von der Sporenpulverfarbe abweicht, was der Abwurf später bestätigt! Die Sporen sind weißlich Ib, vielleicht etwas dunkler weil frisch ausgefallen, aber keinesfalls IIa.

    Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr. Eigentlich reichen die oben fett geschriebenen Merkmale bereits um den Täubling rein makroskopisch anzusprechen - der Gelbfleckende Täubling. Wie ich später gelesen habe, eine Art der Roten Liste (RL3).


    Sporenabwurf am nächsten Tag. Man beachte v.a. den fast schon gänzlich chromgelb angelaufenen Fruchtkörper! Beim Ankratzen der Stielrinde ist die Verfärbung besonders intensiv. Auch auffällig sind die vor dem Stiel stark gegabelten Lamellen.


    Klare Idee zur Art ist da, Mikro darf nun zur Bestätigung her.

    Die Sporen sind wie beschrieben etwas länglich und haben ein Ornament von ca. 0,75 Mikrometer im Mittel, welches nicht ganz isoliert ist. Wenige feine Grate und Verbindungen sind vorhanden.

    in Melzer x1000[Öl]


    Die Huthaut zeigt in Sulfovanillin anfärbbare Zystiden. Darunter sind viele, extrem lange aber auch einige kürzere. Insgesammt sehr vielgestaltig und durchaus "schlangenförmig", wie Fr. Marxmüller schreibt. Allerdings(!) haben doch ein paar Zystiden Septen, die so nicht in meiner Beschreihung zu finden sind. Das schiebe ich jetzt auf die Variationsbreite, denn eine andere so extrem gilbende, Art mit weißem Sporenpulver und harten Stiel, ist meines Wissens nach nicht beschrieben.

    in SV x1000[Öl]


    LG Thiemo