Gallen Täubling - Russula fellea

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.291 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Oktober 2020 um 20:08) ist von CH-Andy.

  • Hallo!

    Das wird ja bald die Reihe "Täubling der Woche", denn heute gibt's einen weiteren Täubling, den man makroskopisch bestimmen kann. :)

    Eine l. Literatur durchweg häufige Art, v.a. in Buchenwäldern. Auch in meiner PSV-Prüfung musste ich sie als "Doppelgänger" des Ocker-Täublings erkennen.


    Die Art ist ein überraschend konstant gefärbter, gelbhütiger Täubling. Mittelgroß und mit sehr scharfen Geschmack.

    Der Hut hat ein auffälliges Merkmal. Er ist mit ocker bis stohfarbenen Tönen in der Mitte dunkler und deutlich zum Rand hin entfärbt. Die Farbe ist nicht nur am Hut, auch die Lamellen und der Stiel sind nie ganz weiß sondern etwas gelblich getönt. Der Hutrand ist etwas gerieft. Ein zweites auffälliges Merkmal ist der Geruch. Der Pilz verströmt einen markanten, süßlichen Duft, der an Fruchtkompott (Quitten, Stachelbeere) erinnert, mit einem Hauch blumigen Geranienduft vermischt. Das allein unterscheidet ihn von vielen anderen Täublingen, die zwar obstartig oder nach Eisbonbons riechen können, aber nie so fruchtig. Den gleichen Duft hat übrigens auch der Stachelbeer-Täubling Russula queletii, dessen deutscher Namen dieses Merkmal aufgreift.

    Die Art wächst, wie in der Einführung schon erwähnt, vorwiegend in Buchenwäldern und nur selten, z.B. in höheren Lagen unter Nadelbäumen wie der Fichte. Dieser Fund kommt aus einem Nadelwald.

    Trotz der gefärbten Lamellen ist das Sporenpulver weiß (Ib). Dadurch führen alle Merkmale zum Gallen-Täubling Russula fellea. Entgegen des Namens ist er nicht bitte, sondern eben sehr scharf!

    Natürlich gibt es weitere gelbhütige Täublinge.
    - Der häufigste, der Ocker-Täubling Russula ochroleuca (=gelb und weiß), hat einen einfarbigen Hut, einen weißen, etwas grauenden Stiel mit ockerflecken an der Basis und ist geruchlos. Außerdem schmeckt er erträglich scharf, manchmal sogar mild.

    - Der ebenfalls sehr scharfe Blassgelbe Täubling Russula raoultii, riecht nur etwas obstartig, hat aber auch die Zweifarbigkeit des Hutes. Allerdings sind seine Lamellen und der Stiel rein weiß.

    - Auch mit einem hellerem Hutrand aber stärker gerieft, ist der sehr scharfe Sonnen-Täubling Russula solaris ein weiterer Doppelgänger. Dieser kann schon recht ähnlich riechen, aber das Sporenpulver ist deutlich cremefarben und nicht weiß.

    Im mikroskopischen Bild zeigen sich zahlreiche, mehrfach septierte Dermatozystiden und kurzgliedrige Haare. Das Sporenornament sind mit zahlreichen aber sehr feinen Linien verbunden.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo

    Diesen Duft nach Apfelkompott kann man sich nach meiner Meinung gut einprägen. Ausserdem auch der Ockerfarbenen Stiel gleich wie der Hut ist ein guter Indikator.

    Ich finde ihn oft und kann mir daher die Geschmacksprobe sparen.

    Trotzdem vielen Dank für deine ausführliche Doku.

    LG Andy