Beiträge von Steigerwaldpilzchen

    Hallo,

    Jetzt sehe ich auch keine Fotos mehr. :|

    In vielen Regionen ist der Pilz sehr selten, ich hatte vor einem Jahr auch erst meinen persönlichen Erstfund. Und ich sammele doch schon länger als drei Tage.

    Diese persönliche Erfahrung sollte man nicht verallgemeinern, denn die Verbreitung sieht ziemlich ausgeglichen aus. https://www.pilze-deutschland.de/organismen/cal…-vizzini-2014-1
    Da du ihn bisher kaum zu Gesicht bekommen hast, lass dir berichten, dass sich die Art geradezu inflationär ausbreitet. Vor allem an Ruderalstandorten, in Grünstreifen, Parkanlagen oder Friedhöfen findet man sie vielerorts häufig. Deine Gebiete auf Rügen sind wohl zu naturnah für diese Art.:D

    Zudem geht es nicht darum was man selber schon gefunden hat, denn giftige oder unbekömmliche Verwechslungspartner sollte man, sofern man proklamiert "Kenner"zu sein, trotzdem erkennen können. Mir ist auch noch kein Pilzbuch untergekommen, in dem die Art fehlte.

    VG Thiemo

    Hallo,

    ich sehe da wie Jörg Wurzelnde Bitterröhrlinge.

    jedes Jahr gesellig Röhrlinge, mit deren Bestimmung sich auch pilzkenner schwer tun

    Ich möchte niemanden zu nahe treten, aber um einen "Kenner" kann es sich schwerlich handeln, da diese Art fortgeschrittenen Pilzsammlern bekannt sein sollte. Falls du dir da öfters Rat holst, würde ich diesem an deiner Stelle nicht blind vertrauen.

    VG Thiemo

    Hallo Stephan,

    Ja Russula nitida wäre meine zweite Wahl. Ich kenne Russula pseudointegra bisher nur vom zerfressenen Exemplar, dass wir zusammen am Blutsee gefunden hatten, jedoch sieht für mich im Russularum Icones der Hutrand bei älteren Exemplaren auch gerieft aus. Mit der Hutfarbe gebe ich dir Recht, die passt besser zu Nitida. Das komische ist die absolut negative Guajak Reaktion, da das Reagenz an anderen Täublingen ja auch richtig funktionierte.

    Jetzt liegt es am Mikroskop zu unterscheiden: Gibt es Dermatozystiden oder inkrustierte Primordialhyphen in der Huthaut?


    VG Thiemo

    Hallo,

    Wenn ich folgende Punkte zusammenzähle:

    - Sporenpulver hellgelb
    - Geschmack mild, nur bei langem Kauen schwach schärflich
    - Hut rot, stellenweise verblassend
    - Geruch kompottartig-süßlich
    - Stieloberfläche flockig-furchig
    - Guajak auf der Stielrinde entschieden negativ
    - Unter Laubbäumen bei Eiche/Buche

    bleibt als wahrscheinlichster Kanditat der Ockerblättrige Zinnobertäubling Russula pseudointegra.

    Verifikationsmöglichkeiten:
    - Guajak (im Gegensatz zum Stiel) auf den Lamellen schwach bis stark positiv
    - Sporen niedrig ornamentiert, durch feine Linien perlenschnurartig bis teilnetzig verbunden
    - Huthaut mit langen, schmalen, inkrustierten Primordialhyphen - Dermatozystiden fehlend

    VG Thiemo

    Hallo Hannah,

    Ich kann verstehen, dass du nach deiner negativen persönlichen Erfahrung auf Kriegsfuß mit der Schulmedizin stehst. Und tatsächlich sollte man nicht alles sofort glauben, was als Heilmittel propagiert wird. Einen möglichen Interessenskonflikt gibt es aber sowohl bei der Schulmedizin als auch bei alternativ medizinischen Heilmethoden - jeder der etwas anpreist will es auch verkaufen.

    Ich rate dringend dazu "Studien" kritisch zu lesen. Probandenanzahl, Einschluss- wie Ausschlussriterien, klinische Endpunkte oder Surrogatparameter, Studiendesign, usw. können jeder Studie die Aussagekraft geben oder nehmen.

    dass nur alles als „richtig „ gilt, was durch Studien, Gutachter oder Experten belegt und somit „bewiesen „ ist ( ich sage sein soll).

    Und genau deshalb bin ich froh darum, da aussagekräftige Studien Verbraucher vor Scharlatanerie bewahren können. Studien, die zur Zulassung von Arzneimitten führen müssen aussagekräftig sein, sonst wird die Zulassung verweigert. Ich bin zudem froh, dass der Stand der Wissenschaft nicht im 11.Jahrhundert hängen geblieben ist. Wer möchte sich nach dem Kentnisstand von Hildegard von Bingen operieren lassen? Pflanzliche Arzneimittel haben sicherlich ihre Berechtigung aber warum nicht in Koexistenz mit der Schulmedizin?

    PS. Contergan: Für damalige Verhältnisse hatte man tatsächlich überdurchschnittlich viele Sicherheitsaspekte untersucht, sogar an Affen in Tierversuchen um möglichst nichts zu übersehen. Komplexerweise liegt hier eine Nebenwirkung vor, die nur beim Mensch auftritt. Wenn man der Firma Grünenthal etwas vorwerfen kann, sind es die Aktionen nach dem Bekanntwerden des Problems. Erst daraufhin wurde in Deutschland ein strenges Arzneimittelgesetz mit Zulassungsverfahren eingeführt um solchen Ereignissen vorzubeugen.

    VG Thiemo

    Ich möchte noch ergänzen, dass die oben aufgezählten Punkte für eine Bestimmung essenziell sind und nicht durch Mikroskopie ersetzt werden können.

    Erst brauchst du einen Arbeitsnamen, rein aus der Makroskopie, den du anschließend mit dem Mikroskop überprüfst. Nur so funktioniert es mit der Bestimmung. Also versuche obiges zu klären bevor du mit dem Mikroskopieren anfängst.

    VG Thiemo

    Hallo,

    Du willst es wirklich wissen, das kann ich gut verstehen und finde es klasse das du dranbleibst. :thumbup:

    Ich kann natürlich nur bis zu einem gewissen Grad „aus der Ferne“ helfen, letztendlich hast du den Pilz in der Hand.


    1. Sporenpulverfarbe: Bestimmung nur bei Tageslicht aber ohne direkt im Sonnenschein. Du kratzt das auf einen Objektträger oder eine Glasplatte ausgefallene, trockene Pulver mit einer Klinge zusammen und klemmst es zwischen einem zweiten Objektträger ein - dann ist die Dicke einheitlich und die Farbe authentisch. Hast du das so gemacht?


    2. Es gibt neue Fruchtkörper? Das ist die Chance noch mal eine Geschmacksprobe zu nehmen. Du musst dich klar entscheiden ob mild oder scharf - sonst kommt man nicht weiter. Bitte ein ca. Erbsengroßes Stück Hutfleisch mit Lamellen ca. 20-30 Sekunden kauen.

    3. Mach doch noch Fotos von den nachkommenden Fruchtkörpern. Vielleicht erkennt man relevante Merkmale.

    4. Notiere alle Baumarten im Umkreis von ca. 15m der Fundstelle.

    VG Thiemo

    Hallo,

    das ist jedoch kein stark gefährdeter Igel-Stachelbart, sondern ein Dorniger Stachelbart würde ich auf den ersten Blick meinen. Der Igel bildet nicht solche „Hüte“. Hast du noch mehr Bilder?

    Es gibt die Seite pilzkartierung.de bei der man bitte nur zweifelsfrei bestimmte Funde eintragen kann.

    VG Thiemo

    Hallo,

    Wilde Champignons sind sehr schwierige Bestimmobjekte und selbst essbaren Arten lassen sich als ungesund aufgrund ihrer hohen Schwermetallmenge betiteln - aber das wurde ja alles schon gesagt.

    Hier kann man den Fund schon in eine Sektion einordnen. Ich stimme Veronika zu, dass es sich um eine Art der Anis-Champignons handeln sollte. Sehr wichtig bei der Bestimmung ist der Aufbau vom Velum, den Hüllresten. Hier sieht man bei einem jungen Fruchtkörper an der Unterseite eine zahnradförmige Struktur, die typisch für einen Anis-Champignon ist.



    VG Thiemo

    Hallo,

    Bei meiner Suche bin ich noch zu r. lateritia gekommen; ich meine, auf manchen meiner Fotos auch eine leicht verkürzte Huthaut zu erkennen. Leicht kalkiger Boden wäre dort denkbar, Bärlauch und Aronstab gibt es auch immer wieder. Kauprobe wird als mild angegeben.
    Guajak "hell weinrot bis gräulich-hellgrün".
    Der wär aber extrem selten und nur im Süd-Westen nachgewiesen (komme aus Hamburg)...

    Eine Russula lateritia ist ein zweifelhaftes Taxon, dass laut Sarnari zu R.cremeovellanea zu stellen ist. Die angeblichen Fund-Nachweise sind unbelegt.
    Wie Stephan bereits schrieb, kann Guajak nicht weinrot werden. Guajaconsäure reagiert immer zu einem blauen Farbstoff.

    Grundsätzlich gilt bei der Täublingsbestimmung, dass ohne eine Ermittlung der Sporenpulverfarbe alles im Bereich der Mutmaßung bleibt. Wenn du anfangen möchtest Täublinge zu bestimmen, rate ich dringend zur Anschaffung einer Farbskala. Bei deinem obigen Fund könnte man mit dem Wissen deutlich mehr erreichen. :)

    VG Thiemo

    Hallo,


    Mag sein, dass die Angaben widersprüchlich sind. Bei Guajak verlasse ich mich auf die Arbeit von Chalange. Dort steht ++/+++. Bei der Haltbarkeit hängt es natürlich auch von den Lagerungsbedingungen (Temperatur, Verunreinigungen, wie oft geöffnet, geschüttelt,…) ab aber grundsätzlich brauch man Guajak jede Saison frisch um auf der sicheren Seite zu sein.


    VG Thiemo

    Hallo,

    Mit IVer Sporenpulver und verzögert scharfen Geschmack kommt eine Art der „Trügerischen Dottertäublinge“ Insidiosula in Frage. Mit roten Hut bei Laubbäumen die Gruppe der Maculatinae.

    Um hier etwas wirklich zu bestimmen, ist normalerweise eine mikroskopische Untersuchung nötig. Das fehlen einer Birke schließt zumindest R.lundelii=intermedia aus. Da du von Honig-Geruch schreibst, könnte ein Vergleich mit dem Scharfen Honig-Täubling Russula veternosa lohnen.

    Es stellt sich allerdings die Frage wie frisch dein Guajak ist, da dieser eigentlich positiv reagieren soll.

    VG Thiemo

    Hallo,


    Ähnlichkeit zwischen Arten ist immer relativ und abhängig vom Wissensstand und der Sorgfalt des Betrachters.

    Deswegen ist es auch ein nahezu unmögliches Unterfangen, alle möglichen Verwechslungspartner einer Art zu benennen. Aus Erfahrung kann ich berichten, dass es auch Leute gibt, die beispielsweise Röhrlinge mit Lamellenpilzen verwechseln. "Der hat doch den gleichen braunen Hut".
    Ähnlich ist es mit stupiden Ausweniglernen von Regeln. "Der Pilz hat rote Milch und ist daher ein essbarer Reizer". Es war jedoch ein Bluthelmling.

    VG Thiemo

    Hallo Andreas,

    Bei den zwei bekannten Jodoformtäublingen R.turci & R.amethystina lässt sich in der Hutmitte oft eine zweite Farbzone, wie aufgestempelt erkennen. R.amethystina neigt zudem dazu fleckig auszublassen. Daher wirken die violetthütigen Täublinge dazu ziemlich passend.

    Mit dem Arbeitsnamen an der Hand kannst du selber nun weiter prüfen auf Jodoform-Geruch an der Stielbasis, dunkelocker-gelbes Sporenpulver, ggf. sehr schwache Guajakreaktion am Stiel,…

    LG Thiemo

    Hallo,

    Ich sehe keinen Burggraben, wie der Ritterling ihn hat

    Das steht als vorschriftsmäßiges Gattungsmerkmal in den Büchern, ist in der Praxis jedoch nicht immer zu beobachten. Hier finde ich, dass man ihn bereits bei diesem jungen Fruchtkörper erkennen kann.

    Das freut mich sehr. Täublinge zu unterscheiden finde ich wirklich schwierig.

    Dürfte auch der größere, madige einer gewesen sein? Bei dem habe ich keine violette Färbung am Stiel erkannt. Beide standen aber nah aneinander und sahen ansonsten auch gleich aus.

    Könnte gut möglich sein, dass es die gleiche Art ist. Ohne den Pilz in der Hand kann man nie etwas 100%ig dazu sagen. Typisch für die Art ist auch das wachsartige Gefühl, dass die Huthaut auf dem Finger hinterlässt. Der Stiel muss übrigens nicht immer violett überfärbt sein.

    Also makroskopisch sind die Stoppelpilze überhaupt nicht auseinander zu halten?

    Man sieht auch markante Unterschiede in Hutfarbe, Stoppelform sowie Stoppelansatz. Leider ist für eine klare Unterscheidung Sporenform und Größe wichtig.

    VG Thiemo

    Hallo,

    auch wenn der Beitrag sicherlich aus informierender und gut gemeinter Absicht entstanden ist, muss man trotzdem festhalten, dass das Internet, im speziellen ein Forum, keine geeignete Informationsquelle für Gesundheitsinformationen ist. Hierbei kann es schnell gewollt aber leider auch ungewollt zu einseitiger oder verzerrter Information kommen.

    Eine solche unglücklich rübergekommene pharmazeutische Info möchte ich klarstellen:

    dass bis zu 1 von 1000 Behandelten nach Doxycyclin permanent ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren

    Das ist eine seltene unerwünschte Wirkung, die selterner als1:1000 aber häufiger als 1:10.000 auftreten kann. Davon war nur ein Teil irreversibel. Es ist also nicht so, dass jeder tausendste Patient danach nicht mehr richtig schmecken kann.
    Übrigens kann man auch mit einem anderen Wirkstoff behandeln, wenn man gegen Doxycyclin Vorbehalte hat (z.B. Amoxicillin). Der Vorteil von Doxycyclin ist aber seine intrazelluläre Wirkung (falls sich die Borrelien innerhalb von Zellen verstecken).

    Was ich nicht verstehen kann ist eine Therapiedauer von 3 Wochen

    Das liegt u.a. daran, dass diese Bakterien sehr langsam wachsen.

    VG Thiemo

    Hallo,


    Eine gute Farbtabelle bekommt man übrigens zur digitalen Version von Russularum Icones. Das mit der Feinabstufung ist immer so eine Sache und bei vielen Arten auch in einem von - bis Bereich. So nach Bild würde ich meinen, dass IVe als zu dunkel interpretiert ist also könnte der Punkt wieder passen. Die Unsicherheit bleibt, wenn Laubbäume im Umkreis standen.


    Zu #3: Das ist mir zu wenig Verfärbung für R.puellaris. Da du eine sehr sauren Standort erwähnst könnte man mit dieser gelb-braunen Stielbasis über R.brunneoviolacea nachdenken. Aber ohne Abwurf ist das alles wenig belastbar und diese Art kenne ich nicht genau.


    Der Kiefern-Speitäubling braucht nicht zwingend eine Kiefer soweit ich weis. Für R.emetica s.str. ist er mir zu schmächtig. Weitere Gewissheit bringt wohl nur die Sporengröße.


    VG Thiemo

    Hallo Benjamin,

    #1: Problematisch ist die Angabe zum Habitat. Da es dort neben Laub- auch Nadelbäume gibt, kann ich hier, insbesondere wegen der ungewöhnlich dunkel (IVe! <-> l. Täublingsliteratur IVc-d) angegebenen Sporenpulverfarbe ohne Mikroskopie nichts genaueres sagen. Im reinen Nadelwald fällt mir gerade keine Alternative ein, bei Funden im Mischwald müsste man vielleicht doch reinlinsen.

    #2: Für mich eindeutig R.ochroleuca. Der Hut darf auch einen Grünstich haben.

    #3: Du könntest zwar mit einem der gilbenden Zwergtäublinge richtig liegen, zur Unterscheidung braucht es aber den genauen Mykorrhizapartner und die exakte Sporenpulverfarbe. R.puellaris wächst typischerweise unter Fichte, riecht kaum und gilbt sehr stark (über Nacht liegen lassen!) bei nur cremefarbenen (II) Sporenpulver. Wie sieht denn der Frkp. einen Tag später aus?

    #4: Bei den Echten Spei-Täublingen sollte man Guajak auftragen, falls diese aus einem Mischwald stammen. R.emetica & R.silvestris sind negativ, die anderen positiv. Der vorliegende Habitus spricht gegen R.emetica und angenommen der Pilz sei Guajak negativ für R.silvestris.

    #5: R.foetes o. R.subfoetens, per Sporenmikroskopie zu unterscheiden.

    VG Thiemo