Bestimmungsspaß mit Täublingen Teil II

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.339 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. September 2021 um 18:55) ist von StephanW.

  • Guten Abend,

    heute war ich ein Stündchen mit dem Kinde... na, natürlich im Wald spazieren.

    Diesmal ein Wald voller Roteichen, Kiefern, Lärchen und eingestreuten Traubenkirschen auf Sandboden.

    Ich habe so einiges gefunden und manche mitgenommen:

    Ich werde Sporenabdrücke nehmen, und morgen weitere Merkmale nachpflegen, habe aber schon ein paar Verdachte.

    1. Der selbe Schwärztäubling wie gestern: R.anthracina

    Anschnitt: nach wenigen Sekunden:

    ... nach ca. 2 min:

    ... nach ca. 5 Minuten:

    2. Scharfer Geschmack, Huthaut zur Hälfte abziehbar, Steil ockerlich überhaucht und offenbar bei Berührung/Beschädigung fleckend: R. ochroleuca?


    3. Geschmack merklich scharf, aber nicht besonders. Huthaut zur Hälfte abziehbar. Ich habe keinen Plan bisher.


    4. Diese beiden Kandidaten wuchsen nebeneinander, daher gehe ich davon aus, dass es sich um dieselbe Art handelt. Ähnliche Pilze habe ich früher im Jahr bereits in der Gegend - ebenfalls bei Kiefern - gefunden und im Nachgang von StephanW (?) hier gelesen, dass der Apfeltäubling typischerweise sekundär überdeckte Fraßstellen hat. Beim älteren der Beiden ließ sich die Huthaut nicht mehr abziehen (Trocknet), beim jüngeren werde ich es morgen versuchen. Geschmacksprobe steht noch aus, da meine Zunge sich erst von den ockergelben Kandidaten erholen sollte. Ich habe kurz einen leichten fruchtigen Hauch beim frischen Exemplar vernommen. Gerüche zu beurteilen fällt mir aber nach wie vor schwer. R. paludosa?


    Danke für eure Hilfe und Beteiligung und einen schönen Abend,

    Bernhard

  • Hallo Bernhard,

    zu Nr. 2 hätte ich anzumerken, dass es wohl keine R. ochroleuca ist, denn die ist nicht scharf, zumindest nicht so, dass sich eine Zunge danach erholen müsste. Ein sehr scharfer Täubling dieses Aussehens wäre z. B. R. farinipes (Mehlstiel-Täubling).

    Ein allgemeiner Tipp an dich: schiebe das mit dem Huthautabziehen mal nach hinten, das bringt wirklich kaum Erkenntnis, vor allem wenn es etwa bis zum halben Hutradius geht. Schau lieber, dass du die Sporenpulverfarbe sauber erhebst, das ist für die Bestimmungsarbeit mit Täublingen tausendmal wichtiger.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Guten Abend,

    24 Stunden später habe ich mehr anzubieten, und möchte auch auf die Anmerkungen von gestern eingehen.

    zu Nr. 2 möchte ich sagen, dass die Schärfe verträglich war. Ich wollte nur nicht einen weiteren Pilz verkosten und Gefahr laufen eine existierende leichte Schärfe durch einen "Gewöhnungseffekt" nicht zu erkennen. Das war weise, denn auch der große Rote war etwas scharf, aber so leicht, dass ich es wohl kaum geschmeckt hätte. Leider gab es keine Sporen von beiden Hüten. Sie waren aber erkennbar braun angelaufen. Ich habe noch Guajak und FeSO4 draufgetan. Guajak war schnell blau, FeSO4 hat nicht viel bewirkt. Bleibt es beim Vorschlag R. farinipes?


    Nr. 3 (der graue) war mir ja ohnehin ein Rätsel. Nun weiß ich immerhin noch, dass das Sporenpulver cremefarben ist (im Bild unten links, bzw. nach Buchseite orientiert der obere, der zweite Abdruck ist vom Schwärztäubling. Auf Guajak reagiert er deutlich verzögert, aber dann blau, mit FeSO4 leicht rosarötlich. Mit Kibby komme ich auf vier mögliche Antworten, die wohl alle Kammtäublinge sind (geschuldet der Gruppierung von "brown, black, grey"), mit der Angabe von graugrün lande ich bei aeruginea etc. Das sieht mir nach Sackgasse aus... Da brauche ich euren Input.


    Lasst euch nicht verwirren: Die Sporenabdrücke auf diesem Bild sind nicht von den beiden Hüten daneben! Das war etwas ungünstig arrangiert, sorry.

    Nr. 4 finde ich nach wie vor am interessantesten. Geschmack wie gesagt leicht scharf, Huthaut teilweise abziehbar, Sporenpulver ebenfalls creme. Das Fleisch unter der abgezogenen Huthaut war rot, der Stiel auch leicht rötlich überhaucht. Mit Kibby komme ich bei R. rhodopus raus - wenn ich die Schärfe ernst nehme. Tue ich das nicht, und schlüssele auf "nicht scharf", ist R. paludosa der heißeste Kandidat, denn der Standort ist verhältnismäßig trocken, und unter Kiefern gewesen. Leichte anfängliche Schärfe, wie auch der leicht rötlich behauchte Stiel sind bei 123Pilze genau so beschrieben. Auch der Bildvergleich erhärtet den Verdacht eher. Geht ihr da mit?

  • Hallo Bernhard,

    deine Bilderanordnung sorgt bei mir für Kopfkratzen, es fällt mir schwer, inhaltlich deinen Beiträgen zu folgen. Vielleicht nimmst du künftig nicht so viele Täublinge auf einmal mit?

    Pilz Nr. 3 scheint "graugrün" zu sein - sofern sich das unter Kunstlicht verlässlich beurteilen lässt, und sieht mir nach einer Griseinae aus, möglicherweise R. parazurea.

    Bei Pilz Nr. 4 musst du dich für scharf oder mild entscheiden, das muss jeder, der Täublinge bestimmen will. Du hast reingebissen, und du allein weißt, ob er als scharf oder mild einzusortieren ist, genau so bei Pilz Nr. 1.

    Noch hast du das Sporenpulver nicht zu einem Häufchen zusammengekratzt, aber auch das musst du, wenn die Spp-Farbe verlässlich beurteilt werden soll.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Die Tipps zum Sporenpulver nehme ich gerne an.
    Was die Bildanordnung angeht: nach jeder Nummer und Text folgen die zugehörigen Foto, ich dachte, da ist alles klar. Ich kann aber auch gerne für jeden Pilz ein eigenes Thema machen.

    Was die Schärfe angeht:

    Sobald ich Etwas spüre, und sei es ein Hauch, würde ich scharf sagen. Grenzfälle wie der R. Paludosa werden davon aber im Schlüssel unzureichend erfasst.
    Die Artbeschreibung passt aber wie A zu E.

    Ich bin vermutlich noch nicht richtig eingenordet was die Kategorisierung der Eigenschaften angeht. Außerdem bin ich grünfehlsichtig. Zusammen mit den Mängeln im Schlüssel geht da offenbar noch zu viel schief.

    Der Ansatz, ohne Mikroskop zu bestimmen ist mir vorerst allerdings wichtig. Ich habe nämlich keinen Zugang mehr und möchte im Moment kein eigenes anschaffen.

    viele Grüße,

    Bernhard

  • Man kann viele Täublinge schon auch ohne Mikroskop bestimmen. Aber beim Rest der Bestimmungsarbeit muss man dann halt noch exakter sein. Wie so oft, die Übung machts, also bleib am Ball.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.