Wunderschöne Krustenflechte.

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 609 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2023 um 19:04) ist von Bemoeh.

  • Hallo ans Forum,

    Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    nun habe ich versucht die erste Krustenflechte aus dem Raum Willingen aufzulösen, ein sehr schöne großflächige Flechte.

    Fundort im NSG-Grotenberg auf Diabastuff auch Schalstein genannt ( was immer das ist ) gefunden.

    Nachdem ich reichlich getestet habe denke ich es ist Lecanora muralis!?:smilec: Obwohl mich die dunklere Flechte ( 1a bis 1c ) etwas irritiert.

    Aber die Tüpfeltests auf meinen Proben deutenauf L. muralis.

    K+ gelb, KC+ gelb, P+ leicht gelblich, C-.( Fotos )

    Habe deine Tipps beherzigt und unter der Lupe auch einige Querschnitte der winzigen Apothecien gemacht.

    Auch der Querschnitt wurde K+ gelb. Sind einige Fotos hoffentlich klappt das.

    Schau mal drüber, bin auf deine Meinung gespannt!:happy: War ganz schön spannend.

    LG

    Bernd

    1a

    1b

    1c

    2a

    2b

    2c

    3a Apothecien

    3b lager-k+gelb.

    3c lager-P+gelb

    3d lager-KC+gelb

    4a Apothecien

    4b Querschnitt ohne Tüpfel

    4c Querschnitt K+ gelb

    5a Apothecie

    5b Apothecie Querschnitt

  • Hallo Bernd!

    Ja, das ist häufige L. muralis (oder Protoparmeliopsis m.)!

    Eine einfach zu erkennende Lecanora - trotz ihrer Omnipräsens eine sehr hübsche Flechte, die man wegen ihrer Häufigkeit allzu oft ignoriert.

    Man kann sie schon makroskopisch sehr gut ansprechen, mit dem auffällig grünlichen bis bräunlichen, placodioiden Lager (also mit Randloben) und den gelblich-bräunlichen Apothecienscheiben.

    Von Mauern und dergleichen menschengemachten Strukturen kaum wegzudenken, sie häufig flächig überziehend!

    Flechtenbewuchs auf einer Mauerkrone der Lauffener Burg (unter Linde) - natürlich mit L. muralis!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    bei einem Apothecien-Querschnitt der L. muralis ( Lupe ) habe ich mal versucht die Schichten zu Bestimmen ( Foto ), habe ich das richtig erkannt?:hmmm:

    Was meinst du dazu?

    LG

    Bernd

  • Hallo Bernd!

    Markschicht und Algenschicht hast du richtig zugeordnet, aber eine obere Rinde gibt es hier nicht, da es sich ja um den Fruchtkörper der Flechte handelt.

    Hier muss die Oberfläche "unversiegelt" bleiben, damit die Sporen ausgeschleudert werden können!

    Ich habe mal für dich in meinem Ordner gesucht und tatsächlich einen (dicken) Apothecienquerschnitt einer L. muralis gefunden, der in Auflicht und im Durchlicht aufgenommen ist.

    Querschnitt eines Apotheciums von L. muralis in Auflicht (Lupenbild, trocken)

    Querschnitt eines Apotheciums von L. muralis in Durchlicht (in Wassertröpfchen unter Deckglas)

    Zuoberst liegt im Apothecium also die Fruchtschicht, das Hymenium, in dem die Ascosporen gebildet werden.

    Das Hymenium ist häufig blass bis farblos, kann aber auch Farbstoffe enthalten.

    Das Hymenium schließt zur Luft hin mit einer dünnen Grenzschicht, dem Epihymenium, ab.

    Das Epihymenium ist häufig sehr kräftig gefärbt (ev. um die Sporen vor aggressivem Licht zu schützen) und definiert die Farbe der Apothecienscheibe in Aufsicht.

    Mitunter enthält des Epihymenium auch kleine Kristalle.

    Die Chemie des Epihymeniums bestimmt auch meist die farbliche Reaktion beim Tüpfeln.

    Der Bereich unterhalb des Hymeniums heißt Hypothecium.

    Ein Querschnitt eines sich verfärbenden Apotheciums, der in die entsprechende Färbechemikalie gelegt wird, blutet regelrecht aus dem Epihymenium aus.

    Das kannst du bestimmt auch mit der Lupe gut verfolgen:

    L.muralis: Querschnitt in 3% KOH, K+ gelb

    Bei Leconora sitzt das Hymenium mit dem Hypothallus auf einem hier gestielten Lager auf, das den üblichen Aufbau besitzt:

    oben Algenschicht, darunter die Markschicht, zuunterst mit der unteren Rinde (Cortex) abgeschlossen.

    Bei anderen Gattungen kann die Algenschicht unterhalb fehlen, nur am Thallusrand exisiteren oder völlig fehlen.

    Bei Lecanora können häufig im Thallusrand zusätzlich kleine oder große Kristalle eingelagert sein, die bestimmungsrelevant sind oder sein können.

    Um diese Kristalle zu erkennen, muss man allerdings sehr stark vergrößern und benötigt ein Mikroskop!

    Die Analyse des Aufbaus der Apothecien ist gerade bei der Bestimmung von Lecanoren oft unerlässlich (z.B. Farbe, Reaktion und Dicke der Schichten, Vorkommen, Löslichkeit und Größe der Kristalle, ).

    Natürlich auch der Asci, Paraphysen und der Sporen; etc.

    Lecanora muralis kann man auch ohne Hilfsmittel erkennen!

    (Es sei denn, die Art wird irgendwann in mehrere Arten aufgedröselt - wer weiß?)

    Ich hoffe, keinen Quatsch erzählt zu haben! :blush:

    LG, Martin

    PS:

    Wenn du einen planparallelen Schnitt erzeugst (z.B. doppelte, frische Rasierklingen), liegt die gesamte Schnittfläche in der Fokalebene und ist gut zu erkennen.

    Oder, wenn man ein Steinsplitter/Ast mit der Flechte vor sich hat, direkt auf dem Stein/Ast viele parallele Schnitte durch den Fruchtkörper ziehen, anschließend vorsichtig die dünn geschnittenen Lamellen mit einer Nadelherauslösen.

    Die Klingen müssen sehr scharf sein, um nicht zu reißen.

    Die Probe lässt sich natürlich angefeuchtet besser schneiden als in trockenem Zustand.

  • Hallo Martin,

    wieder etwas neues gelernt:). Vielen Dank!!

    Von der gezeigten L. muralis hatte ich auch noch einen Querschnitt mit K+ gelb getüpfelt ( Foto ) man kann die Gelbfärbung ganz gut erkennen, dein Foto ist natürlich deutlicher.

    Es ist verdammt schwierig die kleinen Apothecien zu teilen, muss meine Technik noch verfeinern.

    Weiter geht es nun mit einer grau/weißen Krustenflechte von dem gleichen Fundort ( Diabastuff/Schalstein ), wird ein schwieriger Bestimmungsfall, mal schauen was ich erreichen kann.

    LG

    Bernd

    Querschnitt K+gelblich

  • Das ist spannend!

    Ich plage mich gerade mit bretonischen Usneen herum - schöne (rötliche!) Exempare, aber trotzdem ein schwieriges Gebiet.

    Vielleicht bringe ich später ein paar Bilder hierzu...

    LG, Martin

  • Hallo Bernd,

    ich habe mich dazu entschieden, den Usnea-Beitrag im Schwesterforum einzustellen, da ich auf Antwort / Hilfe hoffe.

    Dort sind mehr Leute, die sich mit Flechten beschäftigen, sich zwar nur selten äußern, aber dann doch gute Anregungnen und Korrekturen liefern können.

    Da ich mir aber vorstellen kann, dass dich (oder andere) das Thema eventuell interessiert, stelle ich mal eine Verküpfung zum Beitrag "Die Bartflechten Usnea rubescens und Usena cornuta" ein.

    Ich bin gespannt, ob ich mit der Bestimmung, besonders der zweiten Flechte, richtig liege.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    da hast du dir aber eine interessante und spannende Flechte vorgenommen, tolle Funde + Fotos.

    Bei Lichens marins werden einige Usnea beschrieben ( kommen deinen Flechten sehr ähnlich ), aber ist dir sicher bekannt!?

    Bin gespannt was du hörst.

    Werde jetzt mal die Testfotos meiner weißen Krustenflechte zusammenstellen.

    LG

    Bernd