Beiträge von KaMaMa

    Hallo, Doktor!

    Toller Fund und tolle Fotos, Danke für's Zeigen!

    Ich hatte mir die Schweinsohren eigentlich viel größer vorgestellt (schweineohrengroß halt). Im Vergleich zu den Moosästchen im Bild scheinen sie ja ziemlich klein zu sein, eher Däumlinge...

    LG, Martin

    Hallihallo, Hallo Bernd ( Bemoeh )!

    Angeregt durch Bernd schönen Beitrag über Rhizocarpon geographicum habe ich auch mal eine meiner Rhizocarponproben vorgenommen. Die gelben Rhizocarpen sind makroskopisch immer einladend, mikroskopisch habe ich bisher leider immer R. lecanorinum oder R. geographicum vorgefunden. So auch hier wieder...

    Die Flechte wuchs auf einer Sandsteinbank am Fußweg vom Mummelsee hoch zu Katzenkopf und Hornisgrinde.

    Bild 1 Es war März und ein Wintereinbruch im Schwarzwald breitete ein weißes Tuch über alles - eine Steinbank mit Flechtenbewuchs im Schnee!

    Bild 2 Eine kräftig gelbe Landkartenflechte mit schwarzen Apothecien in gelben, geschlossenen bis sichelfömigen, zusammenschließenden Areolen, ohne Sorale.

    Der Vorthallus ist schwarz.

    Bild 3 Die Areolen der gezogenen Probe sind bis 1mm groß (Lineal am oberen Bildrand). Die Apothecienscheiben sind plan bis konkav und haben einen dünnen schwarzen Eigenrand.

    Der Querschnitt zeigt ein hellblaues Hymenium Das sieht man nicht oft! Ich hatte schon die Befürchtung, ich hätte Lugol auf den Querschnitt verschleppt. War aber nicht so!

    Bild 4 Querschnitt durch Apothecium in Wasser: Hymenium hellblau, Epihymenium bräunlich; das dunkle Hypothecium ist leider großteils abgebrochen, aber am linken Rand noch erkennbar. Asci 8-sporig mit dunklen, muriformen Sporen. Die Sporen sind unreif hyalin-farblos, einige davon schwimmen im Wassertropfen unterhalb des Hymeniums im Bild.

    Bild 5 Die Hyphen der Algenschicht und die Medulla reagieren J+ intensiv blau.

    Im Querschnitt ist eine Reaktion P+gelb in der Medulla erkennbar:

    Bild 6 Medulla P+gelb

    Die Sporen sind graugrün und gemauert, In Ausfsicht sind bis > 20 Zellen zu erkennen:

    Bild 7 Reife, graugrüne Sporen

    Bild 8 Sporengröße: 39-46 x 16-18 µm

    Bild 9 Ascusspitze mit dickem Tholus ohne Okularkammer; Sporen unreif und hyalin, aus wenigen Zellen zusammengesetzt.

    Einige wenige Sporen beginnen bereits zu keimen:

    Bild 10 Keimende Sporen mit schwacher Halo in Wasser

    Die Sporen besitzen die rhizocarpon-typische Halo, die sich beim Einfärben des Hymeniums (J+tiefblau) mit Lugol gegen das blau verfärbte Lugol abhebt. Die Halo ist auch in Wasser erkennbar (Bild 10), wenn man gut aufpasst:

    Bild 11 Sporen mit gallertiger Halo in Lugol (leider unscharf geworden :confused:)

    Ebenfalls typisch für Rhizocarpon sind die verzweigenden und anastomosierenden Paraphysen (im WHS als Paraphysioide bezeichnet):

    Bild 12 Paraphysen (Dicke auf halber Höhe um 3 µm, Endzellen bis 5 µm dick, teils mit brauner Pigmentkappe), hier zwecks Kontrasterhöhung mit Baumwollblau eingefärbt

    Die schwach cyanophile Halo ist nach Einfärben mit Baumwollblau im Wasser erkennbar:

    Bild 13 Sporen mit Halo nach Einfärben mit BWB

    Der Rhizocarponschlüssel führt direkt zu R. lecanorinum: Thallus gelb, ohne Sorale, Sporen mauerförmig, Mark amyloid, Sporen vielzellig (>10 in Aufsicht), Apothecien sichelförmig oder vollständig von Areolen umschlossen, Areolen dicht zusammenschließend, Vorthallus schwarz, Mark P+ gelb; Apothecienscheibe flach bis konkav, bis 1mm; Sporen 30-50 x 13-20 µm.

    Vorkommen auf saurem bis basischem Silikat, ziemlich euryök! Passt alles - und sollte stimmen...

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    was in Bild 19 zu sehen ist, weiß ich nicht.

    Bedenke, dass Krustenflechten jahrelang der Umwelt ausgesetzt sind und sich alles mögliche auf ihrer Oberfläche anlagert oder aufwächst - (Cyano)Bakterien, Algen, Fremdsporen, Pollen, Parasiten, ... und natürlich Dreck jeder Art.

    Die Folgebilder zeigen ein farbloses, längliches Gebilde. Den Grünalgenzellen im Bild nach zu urteilen, scheint es riesig zu sein und leere Asci scheiden dann vermutlich aus. Vielleicht hast du ein Tierlein gequetscht? Ist irgendwo ein Kopf oder so zu erkennen? :confused:

    LG, Martin


    Ich glaube, ich muss mich mal an meine Rhizocarpon-Proben machen, die schon eine Weile herumliegen... :)

    Hallo Bernd,

    sehr gut hast du alle nötigen Parameter bestimmt und aufgelistet. Abgesehen vielleicht von der Areolengröße ist alles auf den Fotos super belegt und nachvollziehbar!

    Die Sporenbilder sind dir sehr gut gelungen!

    Mit deinen Angaben gelangt man beim Schlüsseln (Italic) problemlos zu R. geographicum. :thumbup:

    Sehr schön dokumentiert!

    LG, Martin


    Ach ja, die runden Flecken in Bild 10 könnten vielleicht Vakuolen sein. Ich weiß es aber nicht wirklich.

    Was man sonst noch sieht? Nun ja, jede Menge Paraphysen (sterile, dünnen Hyphenfäden, die zum Stützen und Schützen der Asci im Hymenium dienen, die mit ihren Endzellen das Epihymenium / Epithecium aufbauen). Sind bei einigen Gattungen wichtig für die Bestimmung der Gattung und ev. Art ; wie groß ist der Durchmesser? Sind die Endzellen verdickt ? Wie weit stehen sie über die Asci über ? etc. Hier kann etwas KOH zum Erweichen vor dem Quetschen nützen (oder auch Anfärben etwas bei der Erkennbarkeit nachhelfen).

    Vollständige Asci erkenne ich auf deinen Fotos nicht (braucht man hier zur Bestimmung auch nicht). Auch ihr Aufbau ist oft zur Bestimmung der Gattung sehr wichtig (Form, Länge und Breite, Sporenanzahl? Gibt es einen Tholus an der Spitze und falls ja, welche Form und Dicke hat er? Wie reagiert er auf J, wie auf K/J? Wie ist die Wanddicke der Asci?

    Hier spielt das keine Rolle, die gelben Krusten sind schon makroskopisch als Rhizocarpon gut erkennbar.

    Auf den Fotos mit den Sporen erkennt man unterschiedliche Entwicklungsstadien der Sporen: von ganz jung, heller und mit weniger Zellen, über braun, prall und reif bis hin zu überaltert, dunkelbraun, verknittert (Bild 9 mittig unten) .

    Mit den Krustenflechten erschließt du dir ein weites, sehr spannendes Feld. Allerdings muss man meist Messungen am Mikroskop durchführen, wenn man im Bestimmungsschlüssel vorwärts kommen möchte. Ohne Messokular geht hier fast nichts.

    Hallo Bernd,

    schon mal wieder etwas von dir zu "hören".

    Das letzte Foto zeigt vermutlich Abschabsel der Krustenflechte, vermute ich. Da hast du dann sicher genug Material! :)

    Wenn du wie ich nicht makroskopisch bis zur Art vordringen kannst, musst du die Sporen analysieren. Rhizocarpon ist für die gelbe Flechte gesetzt, die graue daneben ist eventuell auch eine.

    Am besten einen Dünnschnitt durch ein Apothecium herstellen, so wie immer bei Krustenflechten. Ob das besser feucht oder trocken zu schneiden geht, bekommst du heraus. Meistens ist feucht besser, weil weicher, weicher ergibt meist dünner. Es sei denn, glitscht dir weg...

    Die Sporen sind bei R. recht variabel, sie helfen sehr bei der Artfindung. Nichts besonderes eigentlich. R. geographicum hat wie ich meine, relativ dicke, leicht braune, gemauerte Sporen, was aber kein Alleinstellungsmerkmal ist.

    Du brauchst natürlich einen Schlüssel (zB Italic, oder WHS), den man Schritt für Schritt abarbeitet. Eigentlich bekommst du über den Schüssel alles mit, was wichtig ist. Du brauchst Lugol (Mark J+blau ?), wie ich gerade nachlese, musst die Zellen in den Spire abschätzen, die Farbe von Thallus und Vorthallus erkennen, Sporen ausmessen ist wohl unnötig.

    Vor dieser interessanten Gattung drücke ich mich ein bisschen. Ich habe selbst noch einige unbestimmte Proben herumliegen.

    Ich bin gespannt, was du heraus bekommst! Und du bekommst das heraus, da bin ich sicher.

    LG, Martin

    Hallo Auwald,

    freihand durch das Okular zu fotografieren braucht Übung und eine ruhige Hand. Falls du das öfters machen möchtest, empfehle ich dir die Anschaffung einer Handyhalterung für dein Okular. Das ist gar nicht teuer und würde die Qualität der Aufnahmen sicher sprunghaft steigern, was für die Bestimmung günstig wäre.

    So ist es eigentlich unmöglich, etwas Vernünftiges dazu zu sagen.

    Flechten sind es aber sicher nicht. Es gibt nur wenige Flechtenarten in unseren Breiten, die auf Blättern wachsen, da die meisten Blätter jährlich abgeworfen werden - für die meisten Flechten zu wenig Zeit, um sich zu entwickeln. Zudem wäre Flechtenbewuchs auch keine Pflanzenkrankheit.

    Um was es sich bei deiner Beobachtung nun handelt, ist kaum zu erraten. Ich könnte mir Mehltau vorstellen, eventuell sogar Häutungsreste von Blattläusen?

    LG, Martin


    Im Zweifelsfall einfach nicht mitrauchen. ;)

    ...wie gedacht: die Sporengrößen sind sehr ähnlich und überlappen stark.

    Laut Italic (Sporenbilder auch dort!)

    P. canina: Asci 8-spored, Peltigera-type, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring. Ascospores 3-5-septate, hyaline to very pale brown at maturity, acicular, thin-walled, (36-)42-53(-65) x 2.5-5.2 µm.
    P. membranacea: Asci 8-spored, Peltigera-type, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring. Ascospores 3(-5)-septate, hyaline to very pale brown at maturity, acicular, thin-walled, (40-)50-65(-80) x 2.5-5 µm.
    P. praetextata: Asci 8-spored, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring, Peltigera-type. Ascospores 3-5-septate, hyaline to pale brown at maturity, acicular, thin-walled, 30-65 x 2.5-6 µm.

    Das taugt nicht, um die Arten zu bestimmen.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    ich bin bei Peltigera echt nicht firm, aber ich sehe das wie du: die dicken weißen, filzigen Rhizinen weisen vielleicht am ehesten ihn Richtung P. canina. Der sehr starke Filz auf der Oberseite passt auch gut, denke ich.

    LG, Martin

    Die Apothecien von Peltigera habe ich noch nie untersucht. Gibt es eventuell Unterschiede in z.B. der Sporenlänge, die hier als Ausschluss helfen konnten? Dem könnte man mal nachgehen.

    Im deutschen Schlüssel werden die Sporen, ich meine, gar nicht erwähnt. Die Maße könnten bei Italic zu finden sein

    Hallo Bernd,

    bei Peltigera kenne ich mich noch weniger als bei Cladonia aus, aber ich will gerne versuchen, zusammenzufassen, was ich zum Thema weiß... :what:

    Beide Gattungen werden rein makroskopisch bestimmt. Bei Cladonia hast du den Vorteil, dass du Chemie anwenden kannst, dieser Vorteil fällt bei Peltigera fast vollständig weg. Das Mikroskop hilft nichts. In der Gattung Peltigera gibt es zum Glück viel weniger Arten (in D um 20) als bei Cladonia (um 70). Leider sind diese Arten untereinander recht ähnlich und auch noch (für meinen Geschmack) recht variabel.

    Worauf man achten muss?

    Abgesehen vom Habitat (Baumstamm, Moos, Trockenrasen,...)

    Dieser Tage habe ich in einem Kommentar eines Peltigera-Kenners gelesen, dass man keine überalterten, sondern möglichst immer schöne, junge Lappen als Probe verwenden soll: Nur dann weisen die Unterseiten die typische Färbung auf. Alle Rhizinien und Adern werden irgendwann durch Überalterung dunkel - und deren Färbung ist u.a. ein wesentliches Bestimmungsmerkmal.

    Also jungen Lappen bis zur Lagermitte vorsichtig vom Substrat lösen, möglichst ohne Substrat! Junge Lappen haben bei großen, gut entwickelten Peltigera-Lagern den Vorteil, dass sie manchmal noch nicht am Substrat haften. Ein weiterer Vorteil junger Lappen!

    Peltigera muss man in feuchtem und im trockenen Zustand makroskopisch beurteilen! Nur im trockenen Zustand ist der eventuell vorhandene Filz und die eventuell vorhandene Bereifung auf der Oberfläche erkennbar. B8 könnte z.B. auf Filz an den Lappenrändern hinweisen.

    Achte auf die Färbung der Oberseite, wenn feucht: Düster grau/braun/blauer Thallus spricht dür Cyanobakterien als Photobiont, so hier in deinem Fall und den meisten anderen Fällen. Achte auf Sorale, achte auf Isidien und Phyllidien, insbesondere an den Rändern der Loben!

    Achte auf die Breite und die Form der Lappen und Lappenränder - hier z.B. wellig - auch mit Längswülsten - das Adernetz nachzeichnend (B4), der Rand etwas nach unten gebogen (B3a, B4); Farbe, Form und Größe der Apothecien können helfen (hier weniger).

    Sehr sehr wichtig sind immer die Unterseiten! Farbe, Länge, Form, Verteilung von Rhizinien und Adern sind ausschlaggebend. Hier fehlt mir Erfahrung, um zu einem sicheren Ergebnis zu gelangen. Ich falle bei der Bestimmung regelmäßig auf die Nase (z.B. hier und hier).

    Den Online-Schlüssel zu Peltigera bei Italic kennst du ja. Jetzt bin ich mal gespannt, auf was du kommst, und auch warum.

    Schau dir vielleicht auch die Beschreibungen und Fotos bei Ralf Wagner an.

    Ausschlaggebend wäre bei deinem Fund meiner bescheiden Meinung nach, die Form der Rhizinien (vergrößert betrachten!) und ev. auf Isidien zu prüfen. Von einer filzigen Obersite ausgehend, bleiben nur 2-3 Arten übrig.

    Ich habe mal versucht, mehr oder minder typische Rhizinien der drei in Frage kommenden Arten zusammenzustellen - zumindest, so wie ich mir das derzeit vorstelle...

    Vielleicht findet sich auch in diesem Forum ein Peltigera-Connaisseur und hilft aus der Klemme...

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    Cladonien finde ich immer schwierig, da sie so variabel in der Erscheinung sind.

    Ich habe mir angewöhnt, nachdem ich eine Flechte im Schlüssel eingekreist habe, auf Italic die Beschreibung der Flechte Satz für Satz durchzugehen und zu überprüfen, ob alles passt. An den Stellen im Schlüssel, wo ich mir nicht 100%ig sicher bin zu variieren, anders abzuzweigen und zu prüfen, wo man landet. Häufig entdeckt man Widersprüche und kann Teilzweige des Schlüssels verwerfen. Die Beschreibungen der ev. passenden alternativen Flechten ebenfalls Satz für Satz abgleichen. Die Beschreibung, die dann am besten zum Fund passt, stimmt am ehesten.

    C. subulata hat sehr lange Podetien über 5cm, sogar bis 10cm - das passt zu deinem Fund. Die verschwindenden Grundschuppen sollen sehr klein sein, ich lese typisch 2x3mm, auf den Fotos wirken sie zumindest nicht sehr groß. Die Podetien seien nur sparsam verzweigt - bei deinem Fund passt das vermutlich auch.

    Interessant wäre für die Cladonien-Bestimmung immer die Beschaffenheit der Podetien - über gesamte Länge mehlig sorediös? Oder untere Hälfte berindet? Schüppchen (Blättchen) über die gesamte Länge verstreut oder nur im untersten Teil? C. subulata ist meist über die gasmte Länge sorediös-unberindet, oder auch im untersten Bereich mal berindet; dort darf sie auch kleine Blättchen tragen. Die Basis darf bei C. subulata etwas schwärzen.

    Kurz und gut, wenn alle Details, Substrat und Habitat passen - warum sollte dein Fund nicht C. subulata sein? Ich sehe keinen Widerspruch. :thumbup:

    (Ich habe aber auch nicht alle Daten.)

    LG, Martin


    PS:

    Ich glaube, diese Flechte neulich auch erstmals gefunden zu haben. Sie fiel mir am Wegesrand in den Vogesen durch ihre schiere Größe gleich auf:

    Bild A1 Einge wenige, sehr hohe Podetien von C. subulata zwischen anderen Cladonien

    Bild A2 Podetien über Millimeterpapier (heruntergeladen, ausgedruckt und laminiert, deshalb abwaschbar) => bis ca. 8 cm hoch! Schwach verzweigt, unberindet, sorediös über die gesamte Höhe, nur im untersen Bereich einige Schüppchen, die nur wenige mm² groß sind (kann man auf dem Foto über den mm-Kästchen gut abschätzen).

    Bild A3 P+rot, K- (und UV-)

    Hallo zusammen,

    heute mal wieder eine Flechte von mir! Übrigens ein Erstfund, was sich, wie bei Krustenflechte so üblich, erst unter dem Mikroskop erweist.

    An der schattigen und feuchten Nordseite alter, etwas bröseliger Schwammriffe (laut Infotafel aus Dolomit) finden sich rosa Krustenflechten mit dickrandigen, krugförmigen Apothecien.

    Bild 1 Schwammriffe aus Dolomit Blick auf schattige Nordflanken

    An den Nordseiten wird der häufig schwärzliche Biofilm durch rosa Flecken unterbrochen.

    Bild 2 Rosa Krustenflechten


    Bei näherer Betrachtung fallen ein weißlicher bis hellrosa Thallus mit halbkugelförmigen Warzen auf, dazwischen geöffnete Apothecien mit oranger Scheibe und dickem Rand.

    Bild 3


    Der folgende Thallus besitzt mehrere geöffnete Apothecien und wurde zur Probennahme ausgewählt:

    Bild 4


    Bild 5 Die Flechtenart scheint hier nicht selten zu sein! An einer der Riffe scheint sie sogar in hoher Dichte vorzukommen.


    Bild 6


    Unter der Lupe erkennt man den wachsig-weißlichen Thallus und die halbkugelförmigen Warzen gut. Der Thallus hat einen deutlichen Stich nach Rosa. Die Warzen erweisen sich als Apothecien-Vorläufer, die jung noch eingesenkt sind, dann aus dem Thallus herauswachsen und sich dabei immer weiter öffnen.

    Bild 7 Junge, flache Apothecien und ältere, halbkugelige mit größerer Öffnung


    Bild 8 Schnitt durch Apothecium - das orange Hymenium ist erkennbar


    Bild 9 Querschnitt im Mikroskop, in Wasser


    Bild 10 Asci mit 8 langen, querseptierten Sporen - Die relativ häufige G. jenensis kann es - wie schon vermutet - nicht sein!


    Bild 11 Typisch 7-fach querseptierte Sporen (Sporen achtzellig)


    Die Eigenschaften Vorkommen auf Kalkstein, 8-sporige Asci, Sporen mit typ. 7 Quersepten, Sporen ohne Schleimhülle, Algenpartner Trentepohlia, nicht gekerbte Apothecienränder und -ränder ohne rötlichen Ring führen zu Gyalecta hypoleuca. Das Ergebnis des deutschen Bestimmungsschlüssels wird vom italienischen bestätigt.

    Dieser Flechtenart siedelt der Beschreibung nach bevorzugt auf Dolomit (und Kalkstein), an hellen, aber regengeschützten, rauen bis porösen Vertikalflächen.

    In "Die Flechten Deutschlands" ist das Vorkommen dieser Flechte für den Schwäbischen Jura kusiv gedruckt, was für einen letzten Nachweis vor 1950 hinweist. Die Flechte scheint aktuell dort wieder zu gedeihen. Das freut uns alle, wie ich vermute!

    LG, Martin

    Hallo Murmel,

    sehr schöner Einkauf mit Beifang.

    Die kleinen Becherchen auf dem Thallus des BLMes dienen der vegetativen Vermehrung: Wenn Regentropfen hineintreffen, schlagen sie die Brutkörperchen heraus.

    Die Schirme gehören auch zum BLM und sind für die sexuelle Vermehrung. Mit der Lupe kannst du mehr erkennen.

    Schau mal hier bei Wikipedia zum Thema.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    die neuen Fotos sind sehr detailliert in Vergleich zu den ersten und dadurch viel besser! Man erkennt z.B. sehr schön dass lockere Mark zwischen der Rinde und dem Zentralstrang (Bild 2). Kann es sein, dass der Zentralstrang schon vor Auftragen der Chemie leicht rosa schimmert? In 4 und 5b ist der rosa Schimmer deutlicher.

    Was ist denn der Unterschied zwischen 3a und 3b? Eine andere andere Probe, eventuell unterschiedlich lange Einwirkzeit?

    K+ orange kann ich nicht erkennen, höchsten schwach gelb. Bei ordentlicher Farbreaktion bildet sich - wenn man nicht zu viel Chemie aufträgt - durch Ausbluten ein gelber Hof in der Flüssigkeit um die Probe oder man kann beobachten, wie die Farbe in benachbarte Schichten eindiffundiert.

    Eine so schwache gelbe Reaktion ist meiner Meinung nach nicht aks positiv gemeint, sie müsste schon deutlich ausfallen.

    Ich würde die Reaktionen als R- bezeichnen.

    Interessant finde ich den rosa Zentralstrang.

    Wichtig in deutschen Schlüssel sind neben der Farbreaktion auch die Dickenverhältnisse der Schichten. Besonders der sehr dicke Zentralstrang in Verbindung mi den dünnen Mark passt gut zu U. das(y/o)poga. R- par ja auch!

    LG, Martin

    Hallo Bernd:

    Vorsicht, ich beschrieb ein Vorgehen nicht auf weißem Papier, sondern AUF GLAS ÜBER WEIßEM PAPIER! Beachte den Schattenwurf in Bild A1, die Proben scheinen wegen des Objektträgers über dem weißen Untergrund zu schweben.

    Das Papier saugt sonst die Chemie in Windeseile auf.

    LG, Martin

    Nachtrag:

    Die Apothecien der Usneen habe eine sehr markante Form durch ihre langen Wimpern. Im Vogesen-Urlaub konnte ich endlich mal eine der apothecientragenden Usneen finden:

    Bild A3: Usnea intermedia an gefälltem Baumstamm (Ap.scheibe P-)

    Eine Mikroskopanalyse des Hymniums habe ich nicht gemacht, da sie für die Bestimmung in dieser Felchtengattung gar nicht erheblich ist. Eine Sporenanalyse natürlich auch nicht, das braucht man eher bei den Krusten.

    Hallo Bernd,


    bist du also wieder zurück und kannst dich endlich deinen Funden widmen und fängst gleich mit einer Usnea an. Das Vorgehen ist hier ganz anders, als bei anderen Flechtengattungen - da muss man völlig umdenken, gell? Meistens sind die Dinger steril und man muss die Wuchsform (Verzweigungen, Isidiomporphe, Einschnürungen, Dichte des Marks und und und ...) sehr genau prüfen, die Färbetest an Rinde Mark etc. sehr genau durchführen und auch die Durchmesser von Zentralstrang, Mark und Rinde bestimmen.

    Mit der Bestimmung kannst du Recht haben, K+rosa (Bild 10?) ist ja fast schon rot, P+gelb (sollte besser orange sein) in Bild 9? Waren deine Proben beim Tüpfeln feucht oder trocken?

    Die Bestimmung könnte passen; U. dasopoga ist auch eine häufige Art.

    Du hast deine Probe gequetscht? Wozu denn das? Quetschen macht mit dem Hymenium Sinn, um so die Paraphysen, Asci und Sporen zu vereinzeln und genauer analysieren zu können. Bei einer sterilen Flechte wie dieser hier, also ohne Apothecien, gibt es kein Hymenium zu finden. Das Hymenium (= Meiosporen bildende Fruchtschicht) ist auf die Fruchtkörper (Apothecium, Perithecium, etc.) beschränkt.

    Da has vermutlich einen Strang zerquetscht und zeigst das Mark in Bild 12. Könnte das so sein?

    LG, Martin


    Die Farbreaktionen erkennt man am Besten, wenn man möglichst dünne, trockene Schnitte durch einen Hauptast herstellt, diese auf einem Objektträger über einem weißen Papier unter der Stereolupe plaziert und die Chemie in Form eines kleinen Tropfens mit der Nadel neben der Probe aufträgt. Anschließend kann man die Flüssigkeit mit der Nadel zu Probe und um die Probe ziehen. Sobald die Flüssigkeit die Probe berührt, beginnt die Reaktion. Mit der anderen Hand am Foto (hier Smartphone) kann man recht gut die Entwicklung festhalten.

    Hier ein Beispiel zum Verdeutlichen, wie ich das meine. Die Farben sind auf dem weißen Untergrund gut erkennbar. Die Proben sind dünn und deshalb gut fokussierbar unter der Lupe. Ist so auch übersichtlicher:

    Bild A1: Usnea rubicunda P-, K- und C-Reaktionen an dünnen Querschnitten (zum Vergrößern anklicken!)

    Wenn man einzelne Strukturen gezielt prüfen möchte, muss man sie herauspräparieren, wie den Zentralstrang. Ich hätte besser ein Stück abtrennen sollen, dann wäre der Fokus besser. So ist das meiste im Bild unscharf. Gehtr halt schneller...

    Bild A2: Usnea rubicunda: Zentralstrang K+gelb

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    ja eine Usnea, das ist sofort klar!

    Usean-Bestimmung habe ich bisher erst einmal ernsthaft versucht. Das war schon interessant. Du verwendest den Schlüssel von Italic?

    Ich kann hier auch nur schlüsseln und dazu braucht man mehr Angaben. Usnea ist eine eigene Welt! Den Schlüssel vor Augen, erinnere ich mich wieder, dass es sehr hilfreich ist, den Hauptstrang oder einen dicken Ast unter flachem Winkeln quer durchzuschneiden, und unter der Lupe zu betrachten und an solchen Querschnitten die Färbetests zu machen: Farbe des Marks (weiß, gelblich, rosalich, ...) ? Wie locker oder dicht sind die Hyphen dort gepackt? Farbreaktionen des Marks? Wie dick ist die Rinde im Vergleich zum Gesamtdurchmesser?

    Bei Italic bekommst du auch aufschlussreiche Fotos parallel zum Text im Schlüssel - sehr gut gemacht!

    U. dasopoga kann schon gut sein, sie gilt auch als häufig(st)e Usnea.

    Müsste man genauer untersuchen!

    LG, Martin

    Ahoi Bernd!

    Noch auf hoher See?

    Ich bin seit einer guten Woche im Trockenen und sichte Pröbchen. Zuerst mal das, was makroskopisch geht: Cladonien und Peltigeren.

    Die große Peltigera-Probe, die ich wegen der Lappenabmessungen oben zeigte, hat sich übrigens als P. membranacea herausgestellt. Rufescens ist oberseits meist deutlich bereift und hat - zumindest bei solchen Abmessungen - dunkle Adern und Rhizinien in der Thallusmitte.

    Andere gefunden Peltigera-Arten stellten sich als P. hymenina und P. polydactylon vor - bei den beiden lag ich falsch. :(

    Tatsächlich hatte ich die beiden richtigen Namen schon im Büchlein stehen, dann aber das Steuer in letzter Sekunde beide Male in Richtung P. neckeri abgeändert. Beide Male war der Wunsch Vater des Gedankens! Man sollte vielleicht öfter der ersten Bestimmung folgen und weniger unbewusst "wünscheln". :blush:

    Zu oft habe ich noch den Eindruck - Oh! Das habe ich noch nie gesehen, das muss was "Neues" sein... Das stimmt halt nur selten. Als Anfänger muss man sich die Variationsbreite der Flechten, die man noch nicht gut kennt und nicht kennen kann, noch mühsam erarbeiten.

    Peltigera finde ich da mit am schlimmsten! Und Cladonien sind auch nicht viel besser - aber immerhin kann man mit Chemie testen und etwas einschränken. Schnell verzweifle ich an den variablen Wuchsformen deiser kleinen Biester! :evil:

    LG, Martin

    ...Nachtrag, da ich offenbar zuviele Bilder einfügen wollte, was nicht geklappt hat.

    Ich hoffe es geht dadurch nicht zu sehr durcheinander!

    Bild F0 Felsen Vogesensandstein mit großen Flusskieseleinschlüssen


    Bild F1


    Bild F2 Diese braunfrüchige Flechte mit beschuppten Podetien und offenen Achseln stellt sich als Cladonia squamosa heraus.


    Bild F3


    Bild F4


    Blick zurück


    So könnte es lange weitergehen - da habe ich einiges an Bestimmungsarbeit vor mir. :) Sobald ich mehr weiß, werde ich die Bilder noch beschriften.

    Und das waren nur die Cladonien...

    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    leider fragst du ohne Bild.

    Meinst du so etwas?


    Das ist eine Nostoc-Kolonie mit olivgrünen Bakterienketten im Gallert.

    Sie finden sich oft direkt auf der Erde eines Wald- oder Wiesenweges oder im Moos. Sie sind allerdings nur bei feuchtem Wetter gut zu beobachten, wenn der Gallert aufquellen kann. Bei Trockeheit bleibt nur ein dünner grüner Film übrig, den man kaum wahrnimmt, wenn man nicht gezielt danach sucht.


    LG, Martin