Beiträge von KaMaMa

    Hallo Bernd,

    das sehe ich genau so wie du.

    Bei den gelb-grünlichen, rindenbewohnenden, pamelia-artigen Blattflechten gibt es nur drei Arten. Flavopunctelia flaventior verrät sich durch die punkt- znd strichförmigen Pseudocyphellen (vgl. andere Punctelien). Sie scheidet damit gleich aus. Die beiden Arten ohne Pseudocyphellen sind F. caperata und F. soredians. Bei mir kommt hauptsächlich F. caperata vor, mit den grobkörnigen Soralen, die an knäulige Isidien erinnern. F. soredians hat feinkörnige Sorale und kommt vermehrt unter atlantischem Einfluss vor. Schon vom Habitus passt F. caperata zu deinem Fund am Besten.

    Jede der drei Arten hat eine charakteristische Farbreaktion, jeweils durch unterschiedliche Flechteninhaltsstoffe welche die jeweils beiden anderen Arten nicht zeigen:

    F. caperata P+ orangerote Medulla (Protocetrarsäure),

    F. soredians K+ rote Medulla (Salazinsäure)

    F. flaventior C+ rote Medulla (Lecanorsäure)

    Die P+ orangerote Farbreaktion bestätigt somit deinen Anfangsverdacht aufs Schönste.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    sehr gerne!

    Am Stadtrand von Freudenstadt stehen einige Bäume am Rosengarten in Straßennähe, die ich mir genauer angesehen habe. Darunter ein Ahorn (?), der seine unteren Äste in Kopfhöhe mit diversen Strauchflechten verziert hat.

    Bild A2 Strauchflechten in Baumkrone, gemischt E. prunastri und R. farinacea. E. prunastri ist derber, hat breitere Lappen, die auch weit abstehen können, während R. farinacea deutlich filligraner ist, zierlicher und der Schwerkarft stärker folgt.


    Bild A3 Ramalina farinacea, doppelte Ausführung. Leider ist das Bild durch den hellen Hintergrund etwas unterbelichtet. Die Thalli hängen schlaff herab. Viele große, helle, längliche Sorale sind gut zu erkennen. Die hintere Flechte habe ich für dich gepflückt, weil sie ein schönes Exemplar ist.


    Bild A4 Probe: Die Lappen sind schmal (max 2-3mm) und reich verzweigt.


    Bild A5 Schön ausgeprägte Sorale beifinden sich an der Lappenseite. Sie sind länglich/elliptisch und vertieft bzw. konkav. Nahe der Basis, wo der Thallus breiter wird, finde ich auch Sorale in der Fläche.


    Bild A6 Sorale finde ich bis in die Spitzen des Thallus, dort sind die kleinen Sorale auch kreisrund.


    Offenbar habe ich einen Thallus gewählt, der mal auf die Spottests reagiert:

    Bild A8 Die Reaktion auf 20% KOH ist sehr träge und färbt die Sorale (Mark) nur schwach gelblich.


    Bild A9 Umso schneller und intensiver die Reaktion mit P (übrigens noch klar und gut): P+orange


    Bild 10 Mittlerweile hat die K-Reaktion etwas aufgeholt, ich würde mich nun trauen K+gelb(lich) zu notieren. Nach diesem Bild gebe ich sofort C zur KOH hinzu (zuvor an anderer Stelle getestet: C-):


    Bild 11 Es tritt eine spontane, kräftigere Reaktion (KC) in Richtung orange ein. Jetzt lese ich nach und es heißt in der Literatur C-, KC-. Womöglich nicht lange genug gewartet? Die K-Reaktion ist jetzt nicht weiter beobachtbar, weshalb ich sie an anderer Stelle wiederhole und diesmal länger warte. Nach langem Warten zeigt eine schwache gelbe K-Reaktion in den Soredien hinzu orangerot:

    Bild 12 K+ orange (schwach ausgeprägt, aber vorhanden)


    Damit handelt es sich um R. farinacea, Chemotyp 2 (lt. Wirth-Kirschbaum K+orange-rot, C-, KC-, P+gelb-orange). Eine UV-Fluoreszenz kann ich nicht beobachten.

    Bild 13 Weißlicht und UV (365nm). Die violette Färbung war mit dem Auge NICHT zu sehen. Der Siliziumchip im Foto hat eine andere Empfindlichkeit als das menschliche Auge - das macht die Dokumentation schwierig.

    LG, Martin


    PS: Wahrscheinlich waren mein (vorsichtiger) Einwand der Tatsache geschuldet, dass ich die Größe der Flechte nicht auf dem Schirm hatte. Sie ist noch sehr klein und in der Entwicklung. ;)

    Hallo Bernd,


    die Pyknidien sind wohl eher milde Gaben der Springschwänze, und die schwarzbraunen Spitzen wirken abgestorben, oder?

    Ich habe heute eine R. farinacea mitgenommen, die reagiert nicht unter UV.

    Verwendest du eine kurzwellige UV-Lampe mit 365nm Wellenlänge, die wenig sichtbares Licht emittiert? Langwelliger Lichtquellen haben einen hohen Anteil von kurzwelliger, sichtbarer Strahlung (violett, ev. blau?), die reflektiert werden und immer sichtbar sind.

    Soll denn eine der Arten unter UV fluoreszieren?

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    hmmm - ist der Thallus nicht zweiseitig aufgebaut? Sehe ich da nicht eine helle, weißliche Seite, die stellenweise etwas rinnig eingerollt ist (Bilder 3, 5)?

    Die Sorale wollen mich nicht auf Anhieb überzeugen, sie wirken zwar teils elliptisch, aber oft kreisrund und vor allem kaum schön randständig, wie R. farinacea sonst hat, eher flächenständig:

    Bild A1 Randständige, elliptische, konkave Sorale von R. farinacea

    Auch die Breite der Lappen, die Art der Verzweigung, der buschige Wuchs... Hast du gewissenhaft auf E. prunastri geprüft? Ist dein Paraphenylendiamin noch frisch oder gealtert und schon gelblich? Zarten Gelbtöne darf man, wie ich verstanden habe, auch nicht überinterpretieren. Entscheiden musst das letztlich du, der du die Probe in Händen hältst. Wahrscheinlich ist sie es und halt bisschen komisch gewachsen. :)

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    das sieht gut aus. Ohne Mikroskopie würde ich mich zu keiner Aussage trauen. Auch die Chemie bei so dünnen Krusten finde ich nicht unproblematisch, weil durch die aufgeweichte Kruste schnell Algen, Fremdalgen und sogar die Rinde einen falschen Farbenstück machen können. (K+ gelb oder Algen durchgeweicht? C+ orange oder doch nur Rinde gesehen?) Besser ist der Test vielleicht mit abgelöstem Material unter dem Mikroskop/Lupe über neutralem Grund.

    Hier sollte mit einzelligen, farblosen Sporen etc. schon L. elaeomcroma vorliegen.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    alles richtig! :thumbup:

    Du könntest versuchen, den Aufbau des Hymeniums an einem Dünnschnitt zu zeigen. Der Querschnitt lässt nicht sehr viele Details erkennen.

    Wegen der.Rotfärbung des Epihymeniums der Quetschprobe, vermute ich KOH-Zusatz im Wasser. Richtig?

    Was hast du da für einen orangen Bobbel in dem Querschnitt? Etwa einen Fruchtkörper eines lichenicolen Pilzes? Da ist einen weiteren Blick wert. Hierfür gibt es auch gute Bestimmungsschlüssel.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    ja der Kalksteinblock!

    Die gelben Flechten #1/3 gehören natürlich zu Rhzicarpon. Rhizocarpon ist normalerweise auf Silikat anzutrefffen. Nur wenige Arten wollen kalkreiche (R. umbilicatum, ist aber weiß, nicht gelb) oder tolerieren kalkarme Gesteine. R. petraeum (weiß) und zwei alpinen Arten, R. atroflavescens (gelb) und R. ridescens (gelb und sorediös) - so lese ich. R. geographicum / R. lecanorinum gehören nicht dazu! Vielleicht solltest du das Gestein auf Kalk überprüfen, damit du auf die richtige Fährte kommst. Auch in Kalkgebieten kommen eingesprengt andere Gesteine vor, liegen darüber oder darunter.

    Für das NSG Weiße Frau wird explizit neben Kalk auch Diabas (Vulkanit, Silikat) genannt!

    Bei der ersten Flechte sehe ich keine Apothecien, nur sehr lückige, gelbe Thallusareolen auf viel schwarzem Vorthallus. Schwierig... Die dritte Flechte besitzt Apothecien, zumindes kann ich sie auf dem Foto erkennen. Gelbe Rhizocarpon nehme ich relativ selten mit, da meistens R. geographicum agg. herauskommt oder R. lecanorinum. Da die Areolen nicht sichelförmig sind, fällt R. lecanorinum raus.

    Candelariella vitellina und C. coralliza sind auch nicht wirklich Flechtenarten, die auf kalkreichem Substrat vorkommen. Bei Flechte #2 ann ich leider kaum etwas auf dem Foto auflösen. Selbst dann würde ich immer mikroskopieren, um sicher zu gehen. Flechte #4 sieht schon wie C. vitellina aus. Aber ist sie es wirklich? Kirschbaum weist nicht umsonst darauf hin, dass es Doppelgänger unter den Caloplacen gibt. Anthrachinon-Test mit KOH klärt die richte G(roßg)attung schnell ab.

    Lecidea ist eine sehr große Gattung. Bei weißen Krusten mit schwarzen Apothecien hört es beim mir auf, nach Foto gehen zu können - da ist das volle Programm der Chemie nötig, inklusive Lugoltest des Markes, und Mikroskopie ist unerlässlich! Dennoch finde ich Lecidea angenehmer und abwechslungsreicher als z.B. die Kristallsuche bei Lecanora... Die rostfleckige L. lithophila ist übrigens auch auf Silikat zuhause.

    Bei Melanelixia fuliginosa gehe ich mit. Die Flechteart kommt übrigens ebenfalls auf (kalkfreiem) Silikat vor, nicht auf Kalk! À propos, da war doch neulich schon Mal eine M. fuliginosa s.lat. vom gleichen Felsen, die ich dann wegen der Angabe "auf Kalkstein" als M. glabratula sehen wollte. Die Flechte könntest du nochmal vergleichen, ob es nicht doch die gleiche Art (M. fuliginosa s.str.) ist...

    Also lauter Arten, die für Silikat typisch sind, nicht für Kalkstein. Es macht beim Bestimmen immer Sinn, die Flechtengemeinschaft mit ins Auge zu fassen.

    Pardon, aber zu den Fotos kann ich leider nicht mehr sagen.

    Deine Vorschläge halte ich allerdings zumindest für plausibel. :)

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    in meinem Dafürhalten - und ich sage dir gleich, ich bin mir da nicht sicher - würde ich bei C. fimbriata etwas schlankere Podetienstiele im Vergleich zu den Becherbreiten erwarten, etwas feinmehligere Soredien auf der Oberfläche, vielleicht auch nicht so braune Becherränder und nackte weiße Stellen mit abgefallenen Soredien.

    Das spricht alles aber vielleicht nicht gegen C. fimbriata, aber ich würde dennoch auch C. chlorophaea nicht ausschließen wollen. Leider nicht einfach (für mich jedenfalls).

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    weil ich sie gerade bearbeite: eine M. fuliginosa von gestern.

    Auf Silikat, besonnte Vertikalfläche in Südausrichtung. Rand glänzend; Zentrum schwärzlich und sehr dicht isidiös, Isidien sehr fein, dünn, lang und verzweigend; Stellen mit abgeschagten Isidien (und selbst Mark) weiß, Mark C+rosa, sehr flüchtig; P-.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    sehr schöne Nachreichung!

    In Bild 25 sind eindeutig mind. zwei Apothecien (wenn auch noch kleine) zu sehen, eventuell ein drittes im Profil dazwischen:

    Damit bestätigt sich deine Vermutung, mit den Apothecien komme auch ich beim Schlüssel zu R. fastigiata.

    LG, Martin


    PS: zu dem was immer du da im Inneren gefunden hast, kann ich nicht sagen. Könnten es Eier sein?

    Hallo Emil,

    ja, genau so sieht es dort aus, ein sehr schönes Foto zeigst du von der Gegend. Da hast du eindeutig besseres Wetter erwischt. Bei meinem Besuch war der Boden gefroren und die oberen 2 cm zu schmierigem Glitsch aufgetaut. Die Gegend selbst allerdings ist allerliebst!

    Ich kann dir versichern, es sind noch genug Flechten vorhanden, wenn du mal wieder dort vorbeikommst. Nach 12 Jahren wird es wieder mal Zeit, oder? Tatsächlich hatte ich mir mehr von dem Ort erhofft: Im Wental auf der schwäbischen Ostalb ist wesentlich mehr an unterschiedlichen Flechten auf Dolomit geboten. Ähnliches hatte ich mir von den 12 Aposteln erhofft. Leider sind die Felswände dort praktisch unzugänglich.

    Wegen der Bilimbia muss man aber nicht so weit reisen. Da reicht das Gartenmäuerchen in der Nachbarschaft vielleicht schon aus!

    LG, Martin

    Hallo,

    Bilimbia sabuletorum ist eine unscheinbare Krustenflechte, die häufig auf gesteinsbewohnenden Moosen über Kalk vorkommt. Bestimmt hat sie jeder schon gesehen, aber vielleicht nicht unbedingt als solche erkannt. Denn die Strukturen der Flechte sind recht klein und man benötigt schon sehr gute Augen, besser eine Lupe oder ein gutes Makrofoto, um die Details zu erkennen.

    Zuletzt auf der Fränkischen Alb in der Nähe von Solnhofen, wo bekanntlich der Archeopterix wohnt(e), und schöne bankartige "Schwammkalksteine" aus Dolomit anstehen, lassen sich kalkliebende Flechten finden. Auch B. sabuletorum.

    Bild 1 Dolomitbank über der Altmühl


    Bild 2 Flechtengesellschaft auf Dolomitfelsen


    In einer kleinen Höhlung knapp über Bodenniveau war eine auffällige, graugrüne Stelle zu erkennen. Bei flüchtiger Betrachtung könnte man meinen, Moos vor sich zu haben. Tatsächlich ist ein Flechtenthallus zu sehen, der das Moos fast vollständig und dünn überzogen hat, und die Struktur des Mooses sichtbar erhält. An der eigentümlichen graugrünen Färbung ist die Flechte jedoch im trockenen Zustand schon aus größerem Abstand über dem Kalkstein zu erkennen.

    Bild 3 Bilimbia sabuletorum (Bildbreite um 10 cm in Natura) auf Moos. Einige Moosästchen sind nicht überwachsen: Beachtet man die grünen Moosästchen rechts im Bild und in der Bildmitte, die zum gleichen Moosthallus wie der überwachsene Bereich gehören, so ist der farbliche Unterschied bestens erkennbar


    Die Strukturen der Flechte erkennt man erst unter der Lupe richtig:

    Bild 4 Ein grüngrauer, körniger Thallus mit ocker bis braunen, randlosen Apothecien überzieht dünn das Moos. Bei sehr jungen, noch flachen Apothecien ist ein Rand erkennbar, der aber beim Wachsen und Reifen der Fruchtkörper schnell verschwindet.


    Bild 5 Detail mit unterschiedlich hellen, gelblichen bis braunen Apothecien. Die Apothecien sind stark konvex bis fast kugelig. Es sollen auch sehr dunkle, bis schwarzbrauns Apothecien vorkommen können.

    Die Apothecien bleiben im Durchmesser unter 1 mm.


    Bild 6 Quergeschnittenes, feuchtes Apothecium mit hellem Hymenium und braunem Hypothecium darunter.


    Bild Quetschpräparat: Quetscht man das Apothecium in Wasser, so werden die Schichtdicken und Farben der einzelnen Schichten des Fruchtkörpers besser erkennbar.

    Es zeigen sich 8-sporige Asci mit spindelförmigen, mehrzelligen Sporen:


    Bild 7 Hymenium mit Asci und mehrzelligen, spindeligen Sporen


    Bild 8 Ascus mit 8 Sporen


    Bild 9 einige frei schwimmende Sporen mit 4-6 Zellen, Es lassen sich auch Sporen bis zu 10 Zellen finden.

    Die relativ dicken, spindelförmigen Sporen messen bewim Fund - ganz typisch - um 20-35 x 6,5 µm.


    Wenn man diese Flechte finden möchte, muss man nicht weit reisen. Es lohnt sich, an nährstoffreichen, schattigen, etwas feuchten und kalkhaltigen Gartenmäuerchen zu suchen. Unter Umständen kann auch Mörtel in der Fuge als Kalkquelle genügen.

    Also Augen auf!

    Bild 10 Alte vermooste Garteneinfassung (Nordseite) am Ortsrand mit B. sabuletorum


    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    gestern am Händi dachte ich Sorale zu erkennen. Jetzt am PC keine Spure davon! Leider sind auch keine Apothecien zu sehen.

    Tja - eventuell sine junge R. fastigiata, die noch Apothecien ausbilden muss. Oder doch was anderes, was noch Sorale ausbilden muss? Diese feinzipfeligen Enden, passen die zu R. fastigiata? Hast du ganz, ganz gründlich nach Soralen und auch nach Apothecien-Initialen geguckt? Nichts?

    Ramalina-Arten sind schwierig, da halte ich mich lieber etwas zurück. :confused:

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    ja - M. fuliginosa im weiteren Sinne ist wohl richtig!

    Es werden M. fuliginosa und M. glabratula (im Kirschbaum nicht erwähnt) unterschieden:

    - M. glabratula, glänzend grün-braun/oliv (feucht grünlich) , rötlicher Ton möglich; Isidien eher locker stehend, Ränder isidienfrei; v.a. auf rinden- und gesteinsbewohnenden Moosen (und verm. Flechten), selten irekt auf Gestein, in Wäldern, und häufiger als

    - M. fuliginosa, dunkel braun-schwärzlich mit dichtstehenden, samtigen Isidien in der Thallusmitte, v.a. auf (kalkfreiem) Gestein, im Umbilicarium hirsutum.

    Dein Fund ist unter Bäumen (Quelle?!), zwar auf kalkhaltigem Gestein, aber über Krustenflechten, nicht direkt auf Kalk; ferner grünlich mit isidienfreiem Rand => ich würde also M. glabratula vermuten.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    eine schöne Bilderreihe! Eine aspicilioide Flechte mit eingesenkten Apothecien auf Gestein und R-, mit großen, einzelligen, elliptischen Sporen => Circinaria halte ich für richtig. Aber welche davon? Man stopert oft über die Flechten dieser Gattung, aber trivial zu bestimmen finde ich sie nicht. Ich bin mir bisher immer etwas unschlüssig beim Schlüsseln. ;)

    C. contorta soll ja meist 4-sporige Asci haben. Ich finde sie meist mit 6 Sporen, wie bei deiner Probe. Was mir hier ein wenig fehlt - vielleicht hast du bessere Fotos - sind die deutlich überstehenden, gerne rilligen Apothecienränder, die man bei C. contorta findet. Oft läuft der Rand wie ein heller Ring um die eingesenkte Scheibe herum. Die Struktur haben nicht alle Apothecien (nur "oft"), aber wenn man sie irgendwo findet, wird die Sache klarer. C. contarta ist auch im trockenen Zustand oft grünlich/graugrün gefärbt. Die Färbung schimmert, wenn sie bereift ist, meist trotzdem durch den Reif hindurch.

    Wenn es eine C. contorta ist, könnte villeicht mehr C. hoffmanniana vorliegen, da der Thallus nicht aus einzelnen rundlichen Areolen besteht, sonden zusammenhängt - oder?

    Circinaria calcarea kannst du ausschließen? Sie kann ähnlich aussehen.

    Bild: Kraterartige Areolen mit hochstehenden, bereiften rilligem Rand

    Zur Absicherung finde ich immer einen Blick auf das Epihymenium schön, dort findet man ein grünes bis olivgrünes Epihymenium (die Farbe erinnert mich irgendwie an eingelegte Gurkenscheiben) und perlenkettenartige = "moniliforme" Endzellen an den Paraphysen.

    Bei den Krusten ist es immer gut, für die Bestimmung einen Blick auf den Vorthallus zu werfen, bzw. dafür zu sorgen, dass man gute Fotos davon für später macht.

    Deine Fotoreihe - besonders der Aufbau - gefällt mit sehr gut:

    1. Foto, Habitat (der ganzer Felsen mit Bäumen etc., damit man erkennt, wie schattig, sonnig etc. der Platz ist, ev. noch Fotos von der nackten Steinoberfläche, oder vom Laub auf dem Boden, bzw. am Ast des Baumes bei Rindenflechten, etc. als Merkhilfe)

    2. Foto, Flechte komplett mit den Nachbarflechten, schon mit erkennbaren Strukturen

    3. Dann Makroaufnahmen mit allen wichtigen Flechteneingeschaften: Thallusoberfläche und -areolierung, Fruchtkörper, Vorlager, weitere Strukturen wie Sorale, Isidiien, Pyknidien, etc. Das kann man auch teilweise zuhause unter der Lupe nachholen. Enthält die genommene Probe allerdings bestimmte Details nicht, ist es dann zu spät.

    Ich versuche immer daran zu denken, es klappt aber leider nicht jedesmal.

    LG, Martin

    Hallo Henry,

    eine tolle Fotostrecke! Und auch anregend beschrieben: Ganz toll finde ich die Darstellung des Übergangs von Fruchtkörperinitial zum resupinaten FK. Das habe ich so noch nicht bewusst gesehen.

    Die überzähligen Fotos kannst du natürlich löschen. Das Problem dabei ist meist, dass man nicht weiß, welches der Duplikate in den Text eingebunden ist. Deshalb am Besten auch das eingebundene Bild löschen und anschließend das nicht gelöschte Foto im Anhang neu im den Text einbetten, sonst fehlt es später vielleicht und hängt wieder hinter dem Text.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    nebenbei eine kleine Korrektur: es handelt sich hier um eine Blattflechte und nicht um eine Krustenflechte. Das Lager ist ja mehr oder minder locker am Substrat anhaftend und zumindest theoretisch als Ganzes abhebbar - abgesehen von Brüchen beim trockenen Thallus und Schnittwunden durch die verwendete Klinge. Krustenflechten dagegen sitzen flächig fest auf dem Substrat auf, dringen in das Substrat ein oder leben sogar vollständig im Substrat. So oder so, du musst die Kruste zerstören, wenn du sie vom Subtrat trennen willst, sofern das überhaupt möglich ist. Natürlich existieren - wie immer - fließende Übergänge zwischen den menschengemachten Kategorien.

    Die Krustenflechten (z.B. Caloplaca sen. lat.) unter den Teloschistaceen (durch Anthrachinone gelb-orange-roter Thallus, dadurch K+ purpurrot, immer mit polarilocularen Sporen) fallen weg. Wir wenden mal den Xanthoria (s.lat.)-Schlüssel an, da die Flechte im Inland gefunden wurde, sollte der deutsche Schlüssel passen: Die Lappen sind sehr schmal und konvex, stellenweise fast drehrund wirkend, der Wuchs rosettig, hier gar in Etagen übereinander wachsend. Die Farbe ist tief orange. Apothecien sind reichlich vorhanden, keine Sorale, keine Isidien. Das Substrat - kalkhaltiger Betonpfeiler - spricht ebenso dafür, zumindest meidet sie saure Silikate.

    Bild A1: Rusavskia elegans aus den hohen Tauern an strahlungsexponierter Stelle, daher schön tief orange


    Die einzige Xanthoria, die ebenfalls rel. schmale Lappen ausbildet, kommt meist auf salzbeinflusstem Sillikat in Meeresnähe vor und scheidet aus (X. aureola). Sie kann auch tief orange daherkommen. Aber sie sieht durch die flachen, teils auch breiteren Läppchen anders aus:

    Bild A2: Xanthoria aureola an der bretonischen Küste mit bandartigen, schmalen Lappen


    Da bleibt eigentlich nur - wie du ja sagst - R. elegans. Da bin ich ganz deiner Meinung! :thumbup:

    LG, Martin

    Hallo Bernd,

    der Thallus ist zwar nicht sehr buschig gewachsen, wirkt bisweilen etwas gestört, weshalb auch die Sorale nicht besonders ausgeprägt sind, aber mit der Zuweisung zu H. tubulosa bin ich sehr einverstanden: Die Sorale liegen am Ende von röhrigen, etwas aufsteigenden Lappen. Die Färbetestss passen auch.

    LG, Martin

    Hallo Thomas,

    die ersten beiden Flechten sehen schon nach Bagliettoa aus. Bagliettoa calciseda und Bagliettoa parmigera sind sehr gute Arbeitshypothesen, wenn du dir sicher bist, dass es sich um eingesnekte Perithecien und nicht um eingesenkte Apothecien handelt, sollte das hinkommen.

    Vorsicht: Nicht alles mit eingesenkten schwarzen Fruchtkörpern im Kalk ist Bagliettoa! Es gibt sogar sehr ähnlich wirkende Flechten mit eingesenkten, schwarzen Apothecien, wie z.B: Rinodina immersa. Oder mit scharzen Perithecien aus anderen Gattungen, wie Verrucaria hochstetteri, V. dolomiticola etc.

    Ich gebe zu, es sieht erstmal so aus, wie du es vorschlägst - aber es gibt nunmal wesentlich mehr Flechten, als im Kirschbaum-Buch genannt werden... Was es nun genau ist? Dazu braucht es bessere (höher auflösende) Fotos, Querschnitte und ev. Sporenmikroskopie zur Absicherung. Das ist gerade bei den endolithischen Krusten nicht unbedingt einfach, aber manchmal machbar. Es beginnt mit dem Querschnitt, um den Aufbau und die Färbung des Fruchtkörpers zu beurteilen:

    Bild A1 Bagglietoa steineri - Querschnitt durch Perithecium (Excipulum um 200 µm breit)


    Die dritte Flechte (am Besten immer die Bilder numerieren, dann kann man sich besser darauf beziehen) sieht den ersten beiden nicht sehr ähnlich. Die Form der Fruchtkörper - auch hier bedingt durch die geringe Vergrößerung nur zu vermuten - ...

    Bild A2 Detail aus Bild 3 oben

    ... erinnert deutlich an eine Flechte mit länglichen, auch verzweigenden bis fleckförmigen, apothecienartigen Fruchtkörpern (vgl. Opegrapha, Alyxoria,..). schwarzer Rand und hellere Scheibe (Bild A2).

    Das vierte Foto kann gut eine Tephromela atra zeigen, wie du vermutest. Die schwarzen, lecideinen Apothecien weisen in diese Richtung. T. atra kommt auf Siliat und auf schwach kalkhaltigen Steinen vor (z.B. Sandstein, auch Kalksandstein, wenn der Kalk oberflächlich ausgewittert ist.)

    LG, Martin