Hallihallo, Hallo Bernd ( Bemoeh )!
Angeregt durch Bernd schönen Beitrag über Rhizocarpon geographicum habe ich auch mal eine meiner Rhizocarponproben vorgenommen. Die gelben Rhizocarpen sind makroskopisch immer einladend, mikroskopisch habe ich bisher leider immer R. lecanorinum oder R. geographicum vorgefunden. So auch hier wieder...
Die Flechte wuchs auf einer Sandsteinbank am Fußweg vom Mummelsee hoch zu Katzenkopf und Hornisgrinde.
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Bild 1 Es war März und ein Wintereinbruch im Schwarzwald breitete ein weißes Tuch über alles - eine Steinbank mit Flechtenbewuchs im Schnee!
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Bild 2 Eine kräftig gelbe Landkartenflechte mit schwarzen Apothecien in gelben, geschlossenen bis sichelfömigen, zusammenschließenden Areolen, ohne Sorale.
Der Vorthallus ist schwarz.
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Bild 3 Die Areolen der gezogenen Probe sind bis 1mm groß (Lineal am oberen Bildrand). Die Apothecienscheiben sind plan bis konkav und haben einen dünnen schwarzen Eigenrand.
Der Querschnitt zeigt ein hellblaues Hymenium Das sieht man nicht oft! Ich hatte schon die Befürchtung, ich hätte Lugol auf den Querschnitt verschleppt. War aber nicht so!
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Bild 4 Querschnitt durch Apothecium in Wasser: Hymenium hellblau, Epihymenium bräunlich; das dunkle Hypothecium ist leider großteils abgebrochen, aber am linken Rand noch erkennbar. Asci 8-sporig mit dunklen, muriformen Sporen. Die Sporen sind unreif hyalin-farblos, einige davon schwimmen im Wassertropfen unterhalb des Hymeniums im Bild.
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Bild 5 Die Hyphen der Algenschicht und die Medulla reagieren J+ intensiv blau.
Im Querschnitt ist eine Reaktion P+gelb in der Medulla erkennbar:
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Bild 6 Medulla P+gelb
Die Sporen sind graugrün und gemauert, In Ausfsicht sind bis > 20 Zellen zu erkennen:
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Bild 7 Reife, graugrüne Sporen
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Bild 8 Sporengröße: 39-46 x 16-18 µm
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Bild 9 Ascusspitze mit dickem Tholus ohne Okularkammer; Sporen unreif und hyalin, aus wenigen Zellen zusammengesetzt.
Einige wenige Sporen beginnen bereits zu keimen:
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Bild 10 Keimende Sporen mit schwacher Halo in Wasser
Die Sporen besitzen die rhizocarpon-typische Halo, die sich beim Einfärben des Hymeniums (J+tiefblau) mit Lugol gegen das blau verfärbte Lugol abhebt. Die Halo ist auch in Wasser erkennbar (Bild 10), wenn man gut aufpasst:
![](https://www.123pilze.de/000Forum/index.php?attachment/137835-20240726-145006946-lugol-jpg/&thumbnail=1)
Bild 11 Sporen mit gallertiger Halo in Lugol (leider unscharf geworden
)
Ebenfalls typisch für Rhizocarpon sind die verzweigenden und anastomosierenden Paraphysen (im WHS als Paraphysioide bezeichnet):
![](https://www.123pilze.de/000Forum/index.php?attachment/137834-20240726-160653963-bwb-jpg/&thumbnail=1)
Bild 12 Paraphysen (Dicke auf halber Höhe um 3 µm, Endzellen bis 5 µm dick, teils mit brauner Pigmentkappe), hier zwecks Kontrasterhöhung mit Baumwollblau eingefärbt
Die schwach cyanophile Halo ist nach Einfärben mit Baumwollblau im Wasser erkennbar:
![](https://www.123pilze.de/000Forum/index.php?attachment/137836-20240726-160738416-bwb-jpg/&thumbnail=1)
Bild 13 Sporen mit Halo nach Einfärben mit BWB
Der Rhizocarponschlüssel führt direkt zu R. lecanorinum: Thallus gelb, ohne Sorale, Sporen mauerförmig, Mark amyloid, Sporen vielzellig (>10 in Aufsicht), Apothecien sichelförmig oder vollständig von Areolen umschlossen, Areolen dicht zusammenschließend, Vorthallus schwarz, Mark P+ gelb; Apothecienscheibe flach bis konkav, bis 1mm; Sporen 30-50 x 13-20 µm.
Vorkommen auf saurem bis basischem Silikat, ziemlich euryök! Passt alles - und sollte stimmen...
LG, Martin