Weiße Krustenflechte

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 470 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. November 2023 um 21:10) ist von KaMaMa.

  • Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    an der Steilwand Mergelkuhle/Steinbruch habe ich nun die Flecken einer weißen Flechte auf Mergel + teils Erde gefunden (Fotos). Habe Proben der Flechte + Mergel/Gestein (lässt sich in Scheibchen zerlegen Foto) entnommen. Da ich die Beschaffenheit vom Mergel nicht kenne habe ich auf Kalk getestet (mit Zitronensäure) kein perlender Effekt also nicht kalkhaltiges Gestein!?:blush: Was sagst du zum Gestein?

    Bei der Flechte vermute ich eine der schwierigen Lepraria-Arten, aber auf Stein/Erde als Substrat, egal ich habe versucht einiges heraus zu finden, war sehr spannend.

    Oha, auf Foto 6 ev. noch eine Gelbflechte?

    Die Ergebnisse muss ich noch sortieren dann sende die Fotos.

    LG

    Bernd

    1 Steilwand voller Flecken weißer Flechte

    2

    3

    4 Mergel?

    5 Mergel zerlegbar in dünne Scheibchen

    6 wohl noch eine Gelbflechte?

  • Hasllo Bernd,

    die weiße Kruste könnte schon eine der randlich scharf begrenzten Leprarien sein.

    Da musst du mit der Chemie ran, um sie einzugrenzen.

    Vielleicht eine L. nivalis?

    Mergel ist eigentlich eine Ton-Kalk-Mischung.

    Bist du dir sicher, das das Mergel ist und nicht einfach Tonstein oder so ähnlich?

    Wenn deine Säuretest negativ ist, sollte das Gestein auch (oberflächlich) kalkfrei sein.

    Den gelben Belag auf dem letzten Bild würde ich gelbe Flechte nennen, wenn ich weiß, dass es eine gelbe Flechte ist (also Algen enthält).

    Vielleicht sind es auch nur Algen?

    Die Bezeichnung Gelbflechte ist mWn reserviert für die Gattung Xanthoria.

    Es gibt viele gelbe Flechten, die keine Gelbflechten (Xanthoria) sind.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    vorab, es ist kein Mergel, habe nochmals getestet.

    Aber dein Tipp zu L.nivalis ist die richtige Richtung, war mir bisher nicht bekannt (nicht im Wirth). L.nivalis passt auch zu dem gefundenen Substrat (verschiedene Gesteinsarten). Habe recherchiert und gefunden, super.

    Nun passen vermutlich auch meine Testergebnisse zu dieser Flechte:

    Tüpfeltest P+ Orange, K+ Gelb, C- negativ, Mark P-negativ, (Fotos).

    Thallus wulstig, wollig, krustig, sorediös, teils dick bis 3,5mm, Farbe grau/grün/beige/weiß, variabel.

    Mark weiß mit weißen Netzwerk ( Hyphen Foto 8-10 ) unterseits bräunlich Netzadern.

    Dann sind mir noch die kreisrunden Ringe (Foto 11+12) unterm Mikro aufgefallen, ???????.

    Unterm Mikroskop habe ich einiges zu sehen bekommen.

    Hoffentlich ist nicht zu viel daneben, bin auf deine Meinung gespannt:blush:.

    LG

    Bernd

    0 unten links lappenartiger Rand

    1

    2

    3 teils dickes Lager

    4

    5

    6 K+ gelb

    7 C- negativ

    8 Netzartige Hyphen?

    9 Netzartige Hyphen unterseits bräunlich?

    10 Mark weiß

    11 Das gibt Rätsel auf??

    12 Das gibt Rätsel auf??

  • Hallo Bernd,

    L. nivalis kommt auf karbonathaltigem Gestein vor.

    Die Färbereaktionen würden fast passen (C-, P+rot, K+ gelb).

    Aber hier gilt P+orange!

    Ich bin mir bei den Angaben rot/orange/gelb häufig nicht sicher, die Übergänge sind fleißend.

    Wenn ich an die Cladonien denke, würde ich die Farbreaktion oft noch als orange bezeichnen, während sie im Buch schon rot genannt wird.

    Was ich noch für gelb halten würde, wird im Buch orange genannt.

    Also, du sitzt vor der Probe und du musst die Reaktion farblich einordnen.

    Den kleine, grünen Mooskissen nach würde ich annehmen, dass der Standort beregnet, zumindest feucht ist?

    Das L. caesioalba-Aggregat würde von den Farbreaktionen und dem beregneten Silikatstandort vielleicht gut passen.

    Diese Flechte kommt wohl gerne auf/an Moosen vor (vgl. Bild 2/3).

    L. caesioalba: Auf Moos über Silikat oder auf Silikat / an vollberegneten, besonnten Flächen, gerne tau- oder sickerfeuchten, ev. erdimprägnierten Blöcken / gerne bodennah.

    Ich kenne L. caesioalba nicht, aber vergleiche doch auch mal damit.

    LG, Martin

    PS:

    Was die Hyphen angeht, dazu habe ich keine Vorstellung/Meinung.

    Wegen der runden Strukturen in Bild 11 und 12, möchte ich vermuten, dass die Probe mit Wasser mikroskopiert ist.

    Wenn das richtig ist, möchte ich vermuten, dass die runden Strukturen schlicht Luftbläschen sind.

    Die Luft fängt sich gerne in den hyrophoben Teilen der Flechten und wird beoim Quetschen in Form kleiner Bläschen ausgetrieben.

    Durch die Totalreflexion an der Wasser-Luft-Grenzfläche (kennt vielleicht man vom Tauchen) ist das Bläschen von einem reflektierenden Rand konstanter Breite umgeben, welcher die Umgebung spiegelt, oder schwarz erscheint, wenn die Umgebung dunkel ist.

    Weiter innen ist der Grenzflächenwinkel flacher und man kann in die Blase hinein- und hindurchschauen.

    Trotz ihres ästhetischen Reizes stören die Bläschen im Bild.

    Man kann die Anzahl der Bläschen (etwas) reduzieren, indem man ein wenig Spüli oder Seife dem Wasser zusetzt und so die Benetzung verbessert.

  • Hallo Martin,

    und wieder eine neue Lepraria:).

    Ja, der Standortist eine feuchte moosig/erdige Steilwand, nicht regengeschützt und von Bäumen vor starker Sonne geschützt. Habe deinen Vorschlag bei Lichensmarins + Italic 7.0 mal angeschaut, das sieht sehr gut aus und die Chemie passt genau:thumbup:. Werde meinen Fund unter L. caesioalba erstmal einordnen.

    Das mit den dicken Wasserringen hat mich schon irritiert darum auch die Frage, demnächst also mit ein wenig Spüli.

    Die grünliche Flechte/Alge von dem gezeigten Stein wurde zu Hause gelb ( war vermutlich noch feucht ).

    Hat mich neugierig gemacht und ich habe als erstes die Chemie benutzt, davon ein Foto angehängt.

    Gestern von den Steinen die Kruste abgekratzt, was mache ich nun am besten mit den Proben um genauere Ergebnisse zu bekommen??:smilec:

    LG

    Bernd

    A

    B

  • Hallo Bernd,

    du kannst versuchen mit dem Mikroskop herauszufinden, ob dein Fund eine Flechte ist: Dann müsstest du sowohl Pilzhyphen, als auch Algenzellen in der Probe zu finden sein.

    Von derart gelingen Allen habe ich noch nicht gehört. Von Flechten, die sobaussehen, natürlich schon.

    K+rot klingt eine wenig nach Caloplaca s. lat.. Candelariella ist allerdings raus, die Flechten der Gattung wären K-.

    Soweit ich weiß, gibt es eine (oder mehrere) sterile, sorediös aufgelöste Caloplacen. Das könntest du recherchieren.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    nachdem ich reichlich recherchiert + Mikroskopiert habe deutet alles auf die sterile Chrysotrix chlorina (Fels-Schwefelflechte) hin. Passend zum Fundort: schattig, feucht, Silikatgestein. Lager soredierte grün bis gelbe Körnchen, K+ orange/rot, KC+ orange/rot, C-, P- und UV+ orange/rot (Fotos). Algen + Hyphen vorhanden (Foto).

    Die braunen runden Schläuche Foto 4 bis 6 sind das Sporenformen?:hmmm:

    Auf dem Foto 0a + 0b habe ich nach Vergrößerung noch eine unbestimmte Flechte mit Apothecien entdeckt die mitten in dem Flechtenlager wächst.

    Bin auf deine Meinung gespannt:what:.

    LG

    Bernd

    0a unbestimmte Flechte

    0b Apothecie der unbestimmtem Flechte

    1 KC+ orangerot

    2 K+ orangerot

    3 UV+ orangerot

    4

    5 ???

    6 ???

  • Hallo Bernd,

    Chrysotrix chlorina kenne ich nicht, deshalb kann ich auch wenig dazu sagen. Wenn die Chemie passt, wird das schon stimmen. :thumbup:

    Die leconorinen Apothecien in Bild 0b könnten eventuell zu einer Lecanora gehören. Das wird schwierig. Bei den Krustenflechten muss man viel mikroskopieren, analysieren, schlüsseln.

    Zum Schlüsseln braucht man die passende Literatur.

    Die braunen Dinger sind vermutlich Fremdmaterial. Du musst bedenken, die Flechte lebt dort seit einer ganzen Weile und sammelt auf ihrer Oberfläche natürlich alles Mögliche, was durch die Luft, den Wind, durch Tierchen oder vom darüber rinnenden Regen bewegt oder verschleppt werden kann: (auskeimende) Pilzsporen, (Cyano-)Bakterien, Algenzellen, Algenkolonien, Flechtensporen, Fremdhyphen, Pflanzenpollen, Ausscheidungen von z.B. Springschwänzen und Milben, die zuhauf auf solchen Flächen leben, lichenicole Pilze und Flechten, kleine Moosthalloi, wasweißichwasnochalles...

    IN den Flechten (Algenschicht/Medulla) findet man meist farblose Hyphen.

    Was da auf den letzten Bildern genau zu sehen ist, kann ich dir leider nicht sagen.

    LG, Martin