Mikro-Übung Cladonia.

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 460 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. November 2023 um 13:28) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    bin noch am Ball, habe in den letzten Tagen viel geübt ( Mikro + Chemie ), es gibt viele Fragen dazu :/.

    Als Probe habe ich C. ramulosa ( Tipp: Exel-Datei Britische Flechten Ges. 02.011.23 ) aus dem Sauerland genommen.

    Was habe ich alles gesehen: Foto 0 getüpfelt, C-, K-, KC-, P+ rot. Foto 1-3 Querschnitt Apothecie + Stämmchen beides hohl.

    Foto 4 Apothecien Dünnschnitt gequetscht 10er Obj.x40, farblose Gallert mit brauner Aporinde?

    Foto 5 - 9 mein erster Mikroversuch mit Immersionsoel, sehe ich da Ascis/Schläuche/Sporen? hoffentlich richtig gemacht.

    Foto 8 ev. Farbpigmente der braunen äußeren Rinde oder Fremdstoffe?

    Dann habe ich bei einem neuen Test Foto 10a - 10e P auf die Probe getupft und wieder unter Lupe + Mikro ( gequetscht ), es ergab die typische rote Reaktion mit interessanten Fotos, sind auch dort Ascis/Schläuche/Sporen zu erkennen?

    Hoffentlich habe ich meine Sichtweise einigermaßen verständlich beschrieben.

    Eine weitere Hilfe von dir würde mich sehr freuen, aber ich sehe du bist sehr gefragt.

    LG und Dank

    Bernd

    Foto 7 ist verrutscht.

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    5-immersionsoel

    6-immersionsoel

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    10b

    10c

    10d

    7- immersionsoel

    10e

  • Hallo Bernd,

    da warst du ja sehr fleißig und hat bestimmt viel Neues entdeckt!

    Ein paar Anmerkungen:

    Beschriftung im Bild 2 "Cortex schäumend, weiß" beschreibt, was du siehst.

    Gut!

    Tatsächlich ist die gezeigte Stelle des Podetiums unberindet, deshalb liegt das weiße, faserige Mark frei, und deshalb gibt es dort keinen Cortex (=Rinde). Die grünen Kügelchen sind (algenhaltige) Soredien, die sich leicht von der Oberfläche lösen und der vegetativen Vermehrung dienen.

    In Bild 5 zeigst du mittlere Abschnitte, in Bild 6 auch ein wenig mehr die Spitze der Asci / der Schläuche. In ihnen reifen 8 einzellige, elliptische bis spindelförmige Sporen heran.

    Die kugeligen Strukturen im Inneren der Sporen könnten Öltropfen sein, also Vakuolen, die mit Speicherstoffen für die spätere Keimung gefüllt sind.

    Das braune Gedöns in Bild 8 sagt mir nichts; es könnte Fremdmaterial sein, das auf der Probe lag. So was findet man eigentlich immer, vor allem Fremdsporen, weshalb man immer vergleichen sollte, ob eine freischwimmende Spore (wie in Bild 7) überhaupt zur untersuchten Probe gehört oder Fremdmaterial ist. Das lässt sich lösen, indem man sich den Schlauchinhalt genau anschaut. (Bei Ständerpilzen halt die Basidien, oder bei Pilzen allgemein einen Sporenabwurf macht und untersucht, die schiere Masse macht's - leider funktioniert das bei Flechten nicht)

    Bild 9 zeigt vermutlich Zellen des Algenpartners: coccoide Grünalgen, hier laut Buch Asterochloris.

    In 10d zeigst du das Hymenium in Querschnitt mit vollständigen, sporengefüllten Asci und Paraphysen (dünne, sterile Zellen). Die Fragezeichen markieren die dicht gepackten Sporen in einem Ascus.

    Das Folgebild 7 zeigt eine einzelne, freie Spore.

    Bild 10e zeigt wieder einen Hymeniumquerschnitt mit sporengefüllten Schläuchen.

    Sehr schön!

    Hast du versucht, die Sporen in den Schläuchen zu zählen? Probier mal!

    Oberhalb der Sporen, an der Schlauchspitze, sitzt ein dicker "Tholus", eine Wandverdickung, der amyloid reagiert (J+ blau). Den Tholus kannst du mit ein wenig Lugol, das du dicht an den Rand neben das Deckgläschen absetzt, und eindiffundieren lässt, einfärben. Aber auch die Hymenialgallerte, welche die Asci und Paraphysen zusammenhält und schützt reagiert amyloid! Damit man nach dem Einfärben überhaupt noch was sieht vor lauter dunkelblauer Masse, sollte die Probe möglichst dünn sein, um transparent zu bleiben.

    Super, du machst große Fortschritte! :thumbup:

    Viel Spaß noch!

    LG, Martin

  • Noch eine Anmerkung zum Immersionsöl:

    Wische deine Objektive (nirmalerweise nur das 100er, aber machmal dreht man falsch dann taucht auch das 40er ins Öl ein).möglicht immer nach Gebrauch mit einem weichen Tuch vorsichtig trocken.

    Dea 100er ist das Herzstück deines Mikroskops.

    Trotzdem wird es von Zeit zu Zeit nötig werden, die ölbenetzte Eintrittslinse des Objektivs gründlich mit Reinigungsbenzin von verharzten Ölrückständen zu befreien. Ev. geht auch Ethanol, aber Vorsicht, der Linsenkitt könnte sich lösen!

    Die Bildqualität wird sonst merklich schlechter. Irgendwann sieht man ohne Reinigung und Linsenpflege nichts mehr.

    Martin

  • Hallo Martin,

    da hat mich deine Meinung sehr gefreut hat spornt es mich zu weiteren Versuchen an.:)

    Zum Zählen der Sporen müssen meine Bilder noch schärfer werden, arbeite dran.

    Viele Infos zu Flechten + Schlüssel hole ich mir auch aus ITALIC 7.0 - the information system on Italian lichens, dort sind auch Fotos zu den Ascus + Sporen zu finden, hilft. Den Tipp hast du mir ja mal mitgeteilt.

    Den Test mit Lugol werde ich probieren.

    Die Objektive werden auch regelmäßig gereinigt.

    LG

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    alle Sporen in den Asci kannst du wahrscheinlich nicht in einem einzigen Bild festhalten und später auszählen, da sie sich gegenseitig verdecken (können).

    Du. musst in diesem Fall besser am Mikroskop mit dem Fokus spielen und durchzählen.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    noch eine prächtige Cladonia an verrotteten Baumstumpf ( Ettelsberg Sauerland ) Foto 1.

    Selten so eine schöne Cladonia gesehen, die muss ich dir zeigen.

    Habe leider keine Probe nur Fotos. Aber nach meinen Recherchen bin ich mal ganz mutig und vermute, es ist

    C. coccifera!? :/

    Schuppiges blättriges Lager, auch Podetien teils auffälligen körnig, schuppig, blättrig. Podetien mit tassenförmigen Kelch + fingerartigen Auswüchsen mit roten Apothecien.

    Könnte meine Vermutung passen? Was vermutest du?

    LG

    Bernd

    1 Verrotteter, bemooster Baumstumpf

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  • Hallo Bernd,

    auf jeden Fall eine schöne Cladonie!

    C. coccifera ich nicht persönlich. Sie soll montan und alpin vorkommen, vor allem aber auf saurem, mageren Böden, aber nicht auf morschem Holz leben.

    Die Oberfläche ihrer Podetien wäre grobschollig belegt, im unteren Teil auch beschuppt, nicht aber sorediös, geschweige denn fein sorediös.

    Die gefundene Cladonie lebt nun aber auf morschem Holz.

    Ferner sehe ich sorediöse Podetien, im unteren Teil beschuppt. Die großen, aber spärlichen Grundschuppen im letzten Foto zeigen deutlich orange Stellen auf der Unterseiten!

    Das in Verbindung mit den manchmal verzweigten Stämmchen, den unförmigen, sprossenden Bechern und den roten Fruchtkörpern lassen mich an C. digitata denken.

    Vergleiche mal mit C. digitata, es passt, wie ich finde, alles sehr viel besser zu Fund und Lebensraum.

    LG, Martin

    Sind die Grundschuppen am Rand sorediös? Das würde dann ebenfalls zu C. digitata passen.

  • Hallo Martin,

    wie konnte mir die Namens-Verwechslung passieren, muss mich selber abstrafen war wohl zu hektisch, erst Nachdenken dann Schreiben!!X/ Schon beim Aufwachen heute morgen hatte ich die Verwechslung im Kopf.

    Es ist eindeutig C. digitata alle Merkmale typisch, hatte ich auch so archiviert.

    Danke für deinen Weckruf.

    Bernd