Graubraune Kuchenflechte? --> Lecanora-Gruppe, mehr geht nicht

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 115 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. März 2024 um 21:12) ist von IngeS.

  • Hallo,

    9.3.2024 Mooswäldchen am Bodensee, 430m, Nebelfeuchtgebiet

    auf umgestürzter ? alter Grauerle SOseitig alles voller gedrängten Kuchenflechte.

    Flache bis gewölbte unbereifte FK auf hellem warzigen Lager,

    FK sitzen mit breiter Basis auf Lager oder sind tief ins Lager eingesenkt.

    Die orange-braunen Scheiben sind von deutlich gekerbten und gewellten Rand umgeben.

    Meine Hypothese: Lecanora cinereofusca?


    Über Diskussion bzw Bestätigung freue ich mich.

    Einmal editiert, zuletzt von IngeS (10. März 2024 um 19:44)

  • Hallo Inge,

    bei einem so weißen Thallus könnte man an L. chlarothera oder L. argentata denken. (Ich frage mich, ob die Flechte auf dem zweiten Bild nicht eventuell zu einem anderen Thallus gehört, wie die Flechte(n) auf Bild 1 und 3. Ist das der gleiche Thallus?)

    Es ziemlich gibt viele Lecanoren mit hellgrauem bis weißem Thallus und braunen Apothecienscheiben. Sehr häufig ist vor allem L. charothera, deren Scheiben, wenn sie feucht werden, grünlich durchscheinen. Diese Art liebt Allebäume und Obstbäume, also Bäume, an die mehr Licht als im Waldesinneren kommt. Ich habe meistens eine altes Fläschchen Nasenspray, das ausgespült und mit Wasser befüllt ist dabei, um Eigenschaften in feuchten Zustand überpüfen zu können. Leider vergesse ich das Fläschchen oft zu verwenden. Manchmal aber auch nicht!

    Bei einer Grauerle denke ich an einen Bachlauf. An Bächen stehen die Bäume häufig schütter, insofern könnte L. chlarothera vielleicht passen. Aber ohne Chemie und Mikroskopie keine Chance! Ich jedenfalls traue mir kein Urteil ohne genauere Untersuchung zu! Es gibt lt. DFD (die Bände sind von 2013) 113 Lecanora-Arten in Deutschland. Mittlerweile sind es sicher mehr geworden. Zur Unterscheidung der Lecanoren muss man u.a. im Mikroskop auf die kristallisierten Auscheidungen am Apothecienrand und auf dem Epihymenium achten, deren Größe, Löslichkeit in Lauge/Säure etc. Auch das Auflösen dieser Kristalle ist z.B. mit für unterschiedliche Farbreaktion auf der Apothecienscheibe, am Thallusrand und auf dem Thallus verantwortlich und dient der Artbestimmung. Ohne geht das leider nicht. Ich wollte die Reagenzien früher auch nicht anwenden, aus den gleichen Gründen, die du nennst. Ich habe deshalb großes Verständnis für deine Haltung, aber eine Artbestimmung ohne Chemie (z.B. Artbestimmungsschlüssel bei Italic) ist leider nicht möglich.

    Somit bleibt: Es ist eine braunfrüchtige, corticole Lecanora - eine von vielen. :confused:

    LG, Martin

    P.S. Wie kommst du denn gerade auf L. cinereofusca?

  • Hallo Martin,

    herzlichen Dank für die ausführliche Antwort.

    • re: Ob das derselbe Thallus ist?

    Am Baum waren etwa auf 10 Meter Länge die gesamte Seite voller Thallusse (Thalli?), die teils ineinander übergingen; es dürfte sich um dieselbe Art handeln, aber bei Flechten weiß man nie, wer sich noch mit drunter gemischt hat...

    • re: Auf L. cinereofusca komme ich, weil die Fotos mit den starken Randeinkerbungen und dem Aufgewellten an den Küchlein dazu am ehesten passten (Internet und Buch)

    Zu Deinem Vorschlag der L. charothera (helle Kuchenflechte): die Abbildungen in der Literatur weisen zwar auch angedeutete Einkerbungen an den Rändern auf, aber die einzelnen FK sind eher lose und nicht so dicht gedrängt.

    Außerdem spricht die bevorzugte Höhenlage der Hellen Kuchenflechte ("in nicht zu dunklen Wäldern....wächst oft bevorzugt auf kräftigen Ästen im Kronenbereich, weil der Stamm zu wenig Lichtgenuss bietet") dagegen, denn die Abgebildete war am Stamm im unteren Drittel während im abgebrochenen Kronenbereich des letztjährig gestürzten Baumes nichts derartiges zu finden war.

    Alles weiche Kriterien, aber ich sammle mal und entwickle mal ein Gespür für die Lecanorengruppe

    • re: Fläschchen mit Wasser: heute haben wir Landregen und ich war natürlich bei diesem fantastischen Flechtenwetter dort, keine Spur von grün

    Gelegentlich habe ich auch schon mit der Hand aus den Bächlein Wasser geschöpft, um die Lebermoose zu benetzen etc, Leitungswasser ist kalkhaltig, fluoridiert, mit Entkalkungssalzen (hier in Rado) behandelt, das ist dann auch nicht mehr eine natürliche Reaktion...vlt ist Deine Grünfärbung weil Dein Bodenseewasser(? in NWH) behandelt wurde?

    herzliche Grüße

    inge

  • IngeS 10. März 2024 um 21:14

    Hat den Titel des Themas von „Graubraune Kuchenflechte?“ zu „Graubraune Kuchenflechte? --> Lecanora-Gruppe, mehr geht nicht“ geändert.