Welcher Champignon ist das?

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 14.685 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. September 2014 um 18:34) ist von Ingo W.

  • Hallo zusammen,

    weiß jemand, was das für ein Egerling ist?

    Er wuchs im Fichtenwald, außen am Stiel habe ich leicht gelbe Flecken wahr genommen und die Knolle riecht chemisch, wonach ich zunachst auf den Karbol-Egerling getippt hatte. Doch nach dem Anschnitt musste ich feststellen, dass sich die Schnittstelle im Stiel nicht gelb verfärbt. Die Lamellenfarbe war zunächst weißlich, inzwischen ist sie eher gräulich geworden.

    Liebe Grüße
    Emma

  • Hallo Emma !
    riech doch mal an den Lamellen vielleicht stellst Du da einen ganz anderen Geruch fest ...
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Guten Morgen Harry,

    es tut mir leid, aber kann an den Lamellen keinen Geruch feststellen, auch der Geruch der Stielbasis ist über Nacht verflogen (der Pilz lag draußen auf dem Balkon).

    Was mir allerdings aufgefallen ist, dass die Lamellen stark nachgeraut sind und die Schnittstellen am Stiel teilweise leicht organgefarben sind.

    Liebe Grüße
    Emma

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emma!

    Rein von der Optik her (und auch wegen der kaum gilbenden Stielbasis) hätte ich den Pilz eher bei den Anischampis eingeordnet.
    Aber wenn du da keinen anisartigen, sondern einen - wie du schreibst - chemischen Geruch (Heftpflaster? Desinfektionsmittel? Krankenhaus?) festgestellt hast, dann sollte das schon eher ein Karbolegerling sein.
    Die fehlende chromgelbe Verfärbung macht aber besonders stutzig.
    Das kann zwar schon mal vorkommen. Ich hatte sowas schon mal bei kaltem Wetter erlebt: Da liefen dann nur ein paar Fasern der Stielbasis typisch chromgelb an, was natürlich schwer zu sehen ist.
    Oder, wenn die Stielbasis stark vermadet ist. Dann ist das Fleisch dort braun und gilbt nicht mehr.
    Aber ungewöhnlich ist es dennoch.
    Das wäre so ein Fall, den ich in der Hand halten müsste.
    Ansonsten bleibe ich hier bei einem Fragezeichen. :hmmm:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    mal angenommen, es wäre ein Karbol-Egerling, hätte der Pilz den spezifisch chemische Geruch nicht auch nach der Nacht draußen auf dem Balkon nicht beibehalten müssen?

    Liebe Grüße
    Emma

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Im Gegenteil: Wenn du den Fruchtkörper an der frischen Luft ohne Abdeckung liegen hast und dann womöglich noch in einer +/- kühlen NAcht, dann verschwindet der Geruch.
    Wenn du einen Champi zum riechen bringen willst, dann musst du genau anders rum vorgehen.
    Sperr ihn 1 oder 2 Stunden in ein Plastedöschen (mit deckel), wärme das etwas an (zB auf Heizung stellen), danach kann man auch ruhig mal noch zusätzlich Hut, Lamellen oder unten am Stiel reiben (Reiben setzt auch Geruch frei).


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    danke für die Info! Dann mache ich das heute Abend so. Ich lege den Pilz in eine Plastikdose und lege die Dose abends auf die Heizung. Mal sehen was dann geruchstechnisch passiert!

    Liebe Grüße
    Emma

  • Hallo !
    ich bin mir zeimlich sicher das es sich um keinen Karboli ( A. Xanthoderma ) handelt der Querschnitt hat auch kein trapezförmiges Erscheinungsbild , ich wäre wirklich sehr enttäuscht wenn da kein süsslicher Geruch vorhanden wäre ...
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Hallo Harry,

    der eben durchgeführte Schnüffeltest ergab keinerlei chemischen Geruch mehr! Aber unbedingt als süßlich würde ich den Geruch auch nicht bezeichnen. Eher als typischen Champgnion-Geruch, der sich in der Küche verbreitet wenn der Pilz in der Pfanne angebraten wird.

    Die Lamellen haben sich inzwischen dunkelgrau verfärbt.

    Im Übrigen habe ich heute einen Egerling gefunden, dessen Bruchstelle am Hut so stark gilbte, dass Welten zwischen dem heute gefundenen und dem hier gezeigten lag.

    Liebe Grüße
    Emma

    Einmal editiert, zuletzt von Emma (5. September 2014 um 22:10)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emma!

    Das ist es ja. Die Intensität des Gilbens kann auch innerhalb einer Art recht unterschiedlich ausgeprägt sein und ist von diversen Faktoren abhängig.
    Dann wird der Geruch natürlich um so wichtiger.
    Ich sag's mal so:
    Ich erkenne auf deinen Bildern oben definitiv eine gilbende Art, auch wenn das Gilben nicht zu sehen ist.
    Alle Röter die ich kenne, sehen anders aus.
    Ich stimme Harry zu, daß der Gesamteindruck des Pilzes (dazu gehört auch die Hutform, kann aber nicht alleine als sicheres Merkmal herangezogen werden) nicht zu einem der Karbolegerlinge passt.

    Ich kann nicht sagen, welche Art es nun ist.
    Dazu müsste ich den frischen Pilz in der Hand haben.


    LG, Pablo.

  • Hallo!

    Zitat


    ich wäre wirklich sehr enttäuscht wenn da kein süsslicher Geruch vorhanden wäre ...

    Ich gehe sogar so weit, dass ich es nicht glaube.
    Das sieht einfach so sehr nach Agaricus essettei (Schiefknolliger Anisegerling) aus.....
    Und bei der gezeigten Frische auf dem Bild dürfte das schnelle Gilben einer eventuellen Karbolegerlings-Art überhaupt kein Problem sein. Deren Färbeverhalten lässt höchstens im Trocknen, vielleicht bei Frost, nach.
    Aber wie gesagt, ich glaube da ja sowieso an A. essettei.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (5. September 2014 um 22:43)

  • Hallo Harry,

    der eben durchgeführte Schnüffeltest ergab keinerlei chemischen Geruch mehr! Aber unbedingt als süßlich würde ich den Geruch auch nicht bezeichnen. Eher als typischen Champgnion-Geruch, der sich in der Küche verbreitet wenn der Pilz in der Pfanne angebraten wird.

    Im übrigen haben sich die Lamellen inzwischen dunkelgrau verfärbt.

    Im Übrigen habe ich heute einen Egerling gefunden, dessen Bruchstelle am Hut so stark gilbte, dass Welten zwischen dem heute gefundenen und dem hier gezeigten lag.

    Liebe Grüße
    Emma

  • Guten Morgen Ingo,

    ich habe mich jetzt zu der Art "Agaricus essette" ein wenig eingelesen und u.a. folgende Textpassage gefunden (Qulle: Wikipedia):

    Zitat

    Mit Kaliumhydroxid (KOH) färbt es sich gelb.


     
    Ich habe KOH 20 % Zuhause und werde es heute Mittag ausprobieren. Ich hoffe jedoch, dass der Pilz inzwischen nicht zu alt geworden ist. Sobald ich das Ergebnis habe, werde ich es posten!

    Ich möchte mich an dieser Stelle wirklich mal für Eure Geduld und Eure konstruktiven Beiträge bedanken! :shy:

    Liebe Grüße
    Emma

    Einmal editiert, zuletzt von Emma (6. September 2014 um 09:13)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emma.

    Wenn das bei A. essettei geht, dann geht es auch bei den anderen Champis aus der Gruppe.
    Allerdings lese ich gerade bei Gröger (und dem ist unbedingt mehr zu trauen als Wiki), daß auch alle Arten der Karbol - Gruppe eine gelbe Reaktion mit KOH zeigen.
    Der Test würde hier also nicht weiter helfen.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    hilft dieses Sporenbild hier weiter? Bitte seit nicht zu streng mit mir, es ist mein erstes Sporenbild unter dem Mikroskop. Die Sporengröße bemessen, kann ich leider noch nicht :confused:


    Liebe Grüße
    Emma

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emma!

    Das ist doch ganz beachtlich für ein erstes Mikrobild! :agree:
    Man erkennt die Sporen, man erkennt auch die Farbe (braun) und daß sie mehrheitlich breitelliptisch sind.
    Also relativ typische Champisporen.
    Die Größe ist aber schon das Wesentliche in der Gattung. :(
    Ich find's trotzdem super und beachtlich, was du dir für Mühe mit der Bestimmung gibst. Das muss man echt mal sagen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Emma!

    Du hast doch jetzt auch den super Vergleich mit dem schnell Gelb verfärbenden, wahrscheinlichen Karbol-Egerling (Agaricus xanthodermus).
    Gibt es da Bilder?
    Kannst du nicht mal jemanden anderes an frischgeriebener Stielbasis riechen lassen?
    Riechen denn beide wenigstens verschieden?

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Guten Morgen Ingo,

    zu dem stark gilbenden Egerling gibt es leider keine Bilder! Den hatte ich mit meiner Begleitung zufällig beim Wandern entdeckt und ich wollte ihn nicht herausnehmen und mitnehmen, da wir noch einige Stunden Wanderung vor uns hatten.

    Ich kann ihn leider nur beschreiben, weiß aber, dass das Pilzen eigentlich herzlich wenig bringt: Er war kräftiger gebaut, als mein hier gezeigter, schiefknolliger Freund. Die Huthaut war mit braunen großen Schuppen versehen und gilbte an einer Bruchstelle - hervorgerufen durch einen Ast, auf den ich getreten bin - intensivst. Meine Wanderbegleitung und ich sahen uns das Bruchstück genauer an und rochen daran. Er roch sehr stark nach Bittermandel.

    Was meinen schiefknolligen Freund hier betrifft, so riecht er immer noch einfach nach "normalem" Champignon - ohne chemischen Geruch! Den chemischen Geruch hatte ich allerdings nicht alleine festgestellt, sondern auch meine Pilzsuchbegleitung.

    Ich hatte die Tage auch einen Anis-Zähling in einer Fichtenschonung gefunden; den Anisgeruch konnte ich klar und ohne jeden Zweifel feststellen.

    Vielleicht war es an dem Tag, an dem ich bzw. wir Agaricus essettei fanden und daran schnüffelten durch irgendetwas riech-technisch getäuscht :confused:


    Liebe Grüße
    Emma

  • Hallo Emma!

    Ok., manchmal riechen sie eben nicht mehr.
    Nachdem deine Nase den Anis-/Mandel-Test bestanden hat, gibt es ja auch die Möglichkeit auf eine andere Art, die eben nach Champignon riecht.

    Dein beschriebener braunschuppiger Fund erinnert mich übrigens an A. augustus (Riesen-Champignon).

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.