Pilze an Weide

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 11.097 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Dezember 2014 um 21:30) ist von ThomasL.

  • Hallo,

    ich habe heute kurz vor Feierabend auf einer älteren, schadhaften Weide auf unserem Firmengelände Pilze entdeckt. Es waren zahlreiche Fruchtkörper verteilt über den Stamm, nicht wirklich büschelig aber teilweise 2 zusammengewachsen (Bild kann ich event. nächste Woche machen).
    Die Weide stand dabei auf eher trockenem Sandboden.

    Optisch erinnerte er mich an Samtfußrüblinge.

    Dafür sprachen:
    - Samtig brauner Stiel mit heller Stielspitze
    - Hutfarbe
    - der "Burggraben"
    - Die Zwischenlamellen
    - Lamellen hellgelb
    - Fleisch weiß
    - der sehr zähe, gummiartige Stiel (waren kaum vom Baum zu trennen)
    - Substrat und Zeitpunkt des auftretens (den Sommer und Frühling über gab es dort keine Fruchtkörper)

    Dagegen sprachen:
    - der Habitus (kräftig):
    Stieldurchmesser des großen, abgebildeten Exemplars gut 1cm
    (Stiellänge ca. 3,5cm, Hutdurchesser ca. 4cm)
    - Hutrand nicht gerieft
    - Hut glatt (minimal klebrig), nicht schleimig (auch angefeuchtet nicht schleimig)

    Riechen konnte ich nichts, Verfärbungen habe ich nicht beobachtet. Sporenabdruck wird gerade angefertigt.

    Die Fruchtkörper machten auf mich einen älteren, eingetrockneten Eindruck. Da ich heute nach 2 Wochen zum ersten Mal wieder dort vorbei gekommen bin, kann ich nicht sagen wie lange sie dort schon stehen.

    Bild 1:

    Bild 2:

    Bild 3:

    Bild 4:

    Bild 5:

    Sorry für die schlechten Bilder, habe die auf der Heimfahrt schnell im Auto geschossen um das letzte Tageslicht auszunutzen.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (28. November 2014 um 22:23)

  • Hallo Thomas!

    Also, das sind schon Samtfußrüblinge (Flammulina).
    Bei trockenem Wetter sind die natürlich auch hutoberseitig trocken. So richtig schleimig sind die ja auch feucht nicht wirklich, eher klebrig.

    Dass die jetzt am Rand gerieft sein müssten, ist mir nicht wirklich bewusst. Selbst ordentlich feucht fällt mir das jetzt nicht ein:
    http://www.hlasek.com/foto/flammulina_velutipes_a8875.jpg

    Dann gibt es noch das Phänomen, dass manche Pilze manchmal wenige Fruchtkörper produzieren (besonders bei guten Wachstums-Bedingungen, die eher außerhalb der normalen Erscheinung liegen, wie z.B. einzelne Riesen-Pfifferlinge oder auch wenige Rauchblättrige Schwefelköpfe mit Durchmessern über 10 cm), anstatt viele.

    Und dann sollte ich noch erwähnen, dass auch das Bestimmen der Samtfußrüblinge nicht einfach ist, wöllte man es ganz ordentlich machen; Denn da gibt es mehrere Arten an Holz wachsend.

    VG Ingo W

    Edit:
    Hier der Schlüssel zu den Arten:
    http://www.bio.utk.edu/mycology/Flamm…OF%20FLAMMULINA

    Irgendwo war auch mal im Bayernforum ein deutscher Schlüssel, den ich aber gerade nicht finde.

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (28. November 2014 um 22:42)

  • Hallo Ingo,

    vielen, herzlichen Dank für Deine Hilfe. Das Jahr der außergewöhnlich großen Fruchtkörper scheint sich fortzusetzen.
    Insbesondere der Hinweis, dass die nicht so sehr schleimig und nicht zwingend eine gerieften Rand haben ist für mich mangels Erfahrung mit dieser Art sehr hilfereich.

    Das war ein ziemlich unverhofter Erstfund gerade mal einen Tag nach meiner Rückkehr und ohne Zeit gezielt zu suchen (hatte ich für heute geplant).

    Danke auch für den Schlüssel, da kann ich mich dann nächste Woche mal an eine nähere Bestimmung machen.

    Nachtrag:
    Sporenpulver war natürlich auch weiß.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (29. November 2014 um 14:10)

  • Hallo Thomas!

    Zur Artbestimmung guck lieber [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,395.msg4215.html#msg4215]hier[/url], da ist der Schlüssel ins Deutsche übersetzt und auf die in Europa vorkommenden Arten reduziert.
    Ich habe auch mal ein Portrait zu der Art verfasst, kannst du dir ja auch mal ansehen.

    Viele Grüße,
    Emil

  • Vielen Dank Emil. Da kann ich jetzt loslegen. Am Samstag in meinem Auwald gezielt nach weiteren Exemplaren gesucht - erfolglos. Dafür dann gestern bei der (erfolglosen) Suche nach Austern ein paar an einer Buche gefunden. Mit einem komplett anderen Habitus, Bilder folgen heute abend (in Fundbericht Unterfranken)

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hier mal als starker Kontrast bezüglich des Habitus zwei Exemplare die ich gestern an Buche gefunden habe. In diesem Fall war der Hut auch klebrig, schmierig und am Rand leicht gerieft:

    Bild 1:

    Damit habe ich nun den gleichen Fund (unterschiedl. Bilder) in 3 Threads eingefügt - passte zwar jeweils, jetzt langt es aber wohl doch;-)

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hi Thomas,

    dein letztes eingestelltes Bild zeigt für mich eindeutig den Samtfussrübling, ohne wenn und aber, auch wenn das Bild nicht so toll ist.

    Es gibt aber ganz bestimmte Reizkonfigurationen - Merkmale, die für mich eindeutig sind. In diesem Fall: SAMTFUSSRÜBLING

    Deine ersten Bilder sind für mich allerdings immer noch nicht eindeutig als Samtfussrüblinge zu identifizieren, auch wenn hier die Meinung vorherrherscht, es seien welche.

    Mag aber auch mit meinen Erfahrungen zu tun haben. "Irren ist Menschlich".

    Was mich stört bei den ersten Bildern, ist das Vehältnis zwischen Stiel und Pilzhut also die Relationen. Schon sehr viele von Ihnen geerntet und verarbeitet.

    Ein weiteres für mich hartes Merkmal beim Samtfussrübling ist die Riefung des Hutes.
    die Riefung sehe ich so nicht auf den ersten Bildern. Also würde ich sie stehen lassen, da die Riefung für mich zwingend erforderlich zur Bestimmung ist.

    Ein Erster Gedange, den ich hatte, war: Es könnte sich eventuell um den Weissblättrigen Samtfussrübling handeln. Bin dem aber nicht weiter nachgegangen.

    LG. Heinz

  • Hallo Thomas!

    Zum Thema Riefung als "hartes Merkmal" vielleicht nochmal dieses Bild, das sich ganz groß machen lässt,...
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_…%9Fr%C3%BCbling
    ....für den stämmigeren Wuchs vielleicht das:
    http://www.naturephoto-cz.com/flammulina-vel…_lat-16920.html

    Hier auch ein paar trockene:
    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/samtfussimapril.jpg
    Wenn dir das Klebrige des Hutes am Herzen liegt, dann leg die Fruchtkörper einfach mal 5 min ins Wasser, dann quillt sogar das Schleimige auf der Hutoberseite wieder auf.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (2. Dezember 2014 um 01:53)

  • Hallo Heinz,

    auch Dir vielen Dank für Deine Einschätzung, gerade bei potentiellen Speisepilzen finde ich es sehr wichtig auch Zweifel offen zu kommunizieren. Die von Dir genannten Punkte (Habitus, geriefter Rand, Klebrigkeit des Hutrands) waren ja auch Grund für meine anfänglichen Zweifel bei der Bestimmung des ersten Fundes. Dank der zahlreichen, von Ingo verlinkten, Abbildungen (nochmals vielen Dank), sehe ich jetzt aber keinen Grund mehr zu zweifeln - gegessen habe ich sie aber trotzdem nicht ;-). Seltsam ist, dass dieser Fund sich hartnäckig weigert Sporenpulver in sichtbarer Menge abzugeben. Der Fund aus dem Wald machte diesbezüglich keine Probleme.
    Ich werde auch mal versuchen ein Buchenstück mit den Sporen (falls doch welche raus kommen) zu impfen um zu sehen, ob die Fruchtkörper sich unter anderen Wachstumsbedingungen anders entwickeln.

    Den Fund vom Sonntag gibt es heute abend dann.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (2. Dezember 2014 um 12:07)

  • Ich beobachte seit Wochen jetzt diese Samtfußrüblinge. Überrascht bin ich wie lange die Fruchtkörper nahezu unverändert bleiben.
    Hat jemand von Euch Erfahrung damit, wie lange die Fruchtkörper "frisch" bleiben und wie dieser Faktor durch das Wetter beeinflusst wird?

    Achja inzwischenzeit habe ich auch einen Sporenabdruck hin bekommen, wie erwartet ist die Sporenfarbe weiß.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Thomas!

    Wie lange die frisch bleiben, hängt immer davon ab, was der Pilz an Temperaturschwankungen verträgt.
    Wenn er eingefroren war, auftaut und einen Tag später immer noch stramm aussieht, dann lebt er weiter.
    Bei welchen Temperaturen er vielleicht weiterwächst und größer oder reifer wird, das wäre ja auch mal eine interessante Beobachtungsaufgabe.

    Das könnten wohl am ehesten Züchter wissen, die sowas im Garten stehen haben und ständig dran vorbeikommen.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Ich werde mal versuchen, dass an der Weide zu dokumentieren. Falls ein frischer Fruchtkörper dazu kommt.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Ich habe diese Woche damit begonnen alle paar Tage eine kleine Fruchtkörper zu fotografieren (wie im letzten Beitrag angekündigt). Mal sehen wie er sich über die nächsten Wochen entwickelt. Dokumentiere ich dann in einem eigenen Thread.
    Inzwischenzeit habe ich in ca. 500m Entfernung von den hier gezeigten Samtfußrüblingen noch welche mit vergleichbaren Habitus gefunden. Auch diese wieder an Weide.
    Würde mich wirklich interessieren ob es sich hier um eine Unterart handelt. Alle sonstigen Funde (alle in anderen Gebieten, bisher nur an Buchen) hatten einen völlig anderen Habitus (u.a. dünner und auch etwas andere Farben).
    Versuchsweise habe ich auch mit den Erstfund einige Buchenstücke geimpft.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (19. Dezember 2014 um 21:32)