einige aus letzter Zeit Teil 4

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.352 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Dezember 2015 um 16:00) ist von Beorn.

  • Grüß euch mitanand!

    Heute nun der letzte Teil aus dem Erfassungsraum von Teil 1 bis4. Die Begehung ist teilweise recht anstrengend. Über die Bäume und unten durch. Die Stämme nass und glitschig. Immer wieder vom Biber gezogene Gräben und dadurch viel Nässe im Boden. Aber die Artenvielfalt der auf Holz wachsenden Pilzen ist doch recht hoch.
    Bild 1: Kleiner Einblick in den Erlenbruch und Nahrungsbiotop des Bibers

    Bild 2+3: Gleich am Rand Rot als Warnzeichen Zinnoberrote Tramete (Pycnoporus cinnabarinus)

    Bild 4 - 6: Gallertfleischiger Fältling (Merulus tremellosus); in diesem Winter weniger anzutreffen.

    Bild 7: "Zweifarbigen" Buchader Zähling (Plicatura crisma); der weiße Teil war noch unter der Rinde

    Bild 8+9: Violetter Knorpel-Schichtpilz (Bjerkander adusta); so ganz flach anliegend auch noch nicht gesehen

    Bild 10: Gelbstieliger Muschelseitling mit weißen Rand

    Bild 11: dto. Unterseite mit Schimmelpilz

    Bild 12 - 14: Runzeliger Schichtpilz (Stereum rugosum)??

    Bild 15: Muschel - oder Austernseitling über und Unterwasser. Pilze gibt's überall

    Über eure Antworten vielen Dank im Voraus.
    Gruß
    Hermann

  • Hallo Hermann,

    dein Runzeliger oder Rötender Schichtpilz (Stereum rugosum) müsste an Laubholz wachsen, wenn er es tatsächlich sein soll. Ist dem so? Auf den Bildern ist das nicht gut zu erkennen.
    Eine kleine Korrektur - "Violetter Knorpel-Schichtpilz (Bjerkander adusta)" - Diese Bezeichnung ist nicht richtig. Bjerkandera adusta ist der Angebrannte Rauchporling. Dein violetter Pilz muss Chondrostereum purpureum heißen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Hast du von Nummer 7 (Plicatura crispa) noch ein Bild von unten? Ist das Substrat da Laub- oder Nadelholz?
    12-14: Egal, ob das Laub- oder Nadelholz ist: Der kommt mir extrem dunkel vor für Stereum rugosum. Insbesondere die jungen Bereiche wollen dazu nicht passen.
    Möglichkeiten gibt es da nun allerdings viele. Das kann auch Amylostereum (Amyloid - Schichtpilz) oder auch Chondrostereum (Knorpelschichtpilz) oder Porostereum / Lopharia (Rußbrauner Schichtpilz) sein. Oder eine andere Stereum - Art...
    Ansonsten: Tolles Gebiet. Ich wünsche mir auch viel mehr Biber hier in der Gegend, da die in Sachen Landschaftsgestaltung, Biotoppflege, und nachhaltiger Wasserschutz extrem viel drauf haben. Die sollten Kurse geben, damit auch die offiziellen Ämter und Behörden mal wenigstens annähernd auf den Wissensstand kommen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Veronika und Paplo!

    @Veronika: Der Schichtpilz wuchs auf Erle siehe dazu beigefügtes Bild. Der Schichtpilz wuchs genau auf der Bild abgewandten Seite.

    Dein violetter Pilz muss Chondrostereum purpureum heißen.
    Hast recht:blush:

    @Paplo:

    Zitat

    Hast du von Nummer 7 (Plicatura crispa) noch ein Bild von unten? Ist das Substrat da Laub- oder Nadelholz .


    Substrat auch hier Erle

    Zitat

    Egal, ob das Laub- oder Nadelholz ist: Der kommt mir extrem dunkel vor für Stereum rugosum. Insbesondere die jungen Bereiche wollen dazu nicht passen


    Siehe hierzu das o. eingefügte Bild. Im übrigen habe ich soeben entdeckt, dass ich diesen Pilz schon einmal am 8.11. fotografiert habe. Vielleicht könnt ihr jetzt daraus bessere Schlüsse ziehen.

    Gruß
    Hermann

  • Hallo Hermann,

    für mich ist die Holzart für die Entscheidung Runzeliger oder Blutender Schichtpilz schon wichtig. Ich glaube auch, auf deinem Bild einen Kiefernstubben zu entdecken und tendiere somit zu Blutendem Schichtpilz. Wenn du an dem Pilz kratzt, verfärbt sich die Stelle tief rot.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Veronika!

    Auch da gebe ich dir absolut recht: Bei der Unterscheidung zwischen Stereum sanguinolentum und Stereum rugosum spielt das Substrat schon eine Rolle.
    Schwieriger wird es, wenn das Substrat unbekannt ist.
    Aber Stereum sanguinolentum sollte weicher und dünner sein als Stereum rugosum, wobei das freilich nur für ältere Fruchtkörper gilt. Stereum rugosum entwickelt ja irgendwann richtig dicke, dunkle Kanten, das kann Stereum sanguinolentum nach meiner Erfahrung nicht. Dafür bildet Stereum sanguinolentum eher mal dünne, teils zarte und gerne auch wellige Hütchen aus, womit sich Stereum rugosum ja zunächst mehr zurückhält.
    Insgesamt sieht Stereum sanguinolentum für mich von der Wuchsform mehr aus wie Stereum gausapatum (Eichen - Schichtpilz). Wenn nicht meist nicht ganz so flattrig und hütig wachsend.

    Dieser Fund hier ist mir mysteriös.
    Nach den neuen, also den älteren Bildern würde ich schon eher an Stereum rugosum denken, aber keineswegs an Stereum sanguinolentum (weil eben die Kanten so dick sind und sicher auch ganz schön hart).
    Aber du hast auch recht: Das sieht fast wie Nadelholz aus. Oder ist es möglicherweise Linde?
    Von der Idee mit Amylostereum bin ich immer noch nicht weg.
    Aber so ist das halt mit den Krustis: Schwierig, schwierig.


    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich habe noch einmal in meinem Fundus nachgeschaut und hier ein gutes Exemplar für den Runzeligien Sch. - also rugosum und den Blutenden - als sanguinolentum. Ich komme somit zu der Überzeugung, dass es wohl tatsächlich Stereum rugoum sein könnte, wenn nicht doch ein anderer.

    hier rugosum

    hier sanguinolentum

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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    • Offizieller Beitrag

    Moin, Veronika!

    Da kann man deine Bestimmung absolut nachvollziehen, finde ich. :agree:
    Der Stereum rugosum auf dem zweiten Bild ist aber nicht an Nadelholz, oder? Ist das Prunus avium (Wildkirsche)?
    Aber auch da wäre ich bei dem kurzen, wahrscheinlich auch brettharten und oberseits fast schwarzen Hut auf 1 Uhr bei Stereum rugosum, selbst wenn das Nadelholz wäre. Der sieht aus, als wäre es ein "mehrjähriger Fruchtkörper", was ich bei S. sanguinolentum nicht kenne.

    Der ist auf dem unteren Bild absolut klar mit den dünnen, flattrigen Hütchen, die sicherlich auch eher weich sind und farblich nicht so dunkel sondern hübsch zoniert?

    In den Großpilzen BWs werden übrigens von Stereum rugosum 2 Funde an Nadelholz angegeben, was angesichts der extremen Häufigkeit der Art verschwindend wenig ist. Immerhin ist einer davon wohl glaubhaft und auch mit einem Beleg in Stuttgart gesichert.
    Also das muss uns wirklich nicht stören, das können dann extrem seltene Übersteiger sein. Da ist das Substrat wohl schon ziemlich verlässlich.


    LG, Pablo.

  • Hallo Veronika und Paplo,

    hat ein Stück gedauert bis antworten konnte. Ich bin wegen des Schichtpilzes nochmals unterwegs gewesen. Nicht weil ich gezweifelt habe ob das Substrat Nadelholz oder Laubholz wäre, sondern um die Baumart Erle (Schwarzerle) fest zu schreiben. So nebenbei habe ich in nächster Umgebung weitere Stellen gefunden und immer an Erle. Teilweise noch an lebenden Bäumen. Ich denke beilieg. Fotos können die Einordnung als Stereum rugosum Bestätigung.
    Übrigens bei dem heutigen Streifzug fand ich wieder einige, z. B. Spitzwarzige Tramete und Rotbraune Kohlbeere, die bei nächster Gelegenheit vorgestellt werden.
    Nochmals herzlichen Dank für eure Kommentare.
    Gruß
    Hermann
    Bild 1 - 4: ist der Baumstumpf auf dem S. rugosum wächst; desweiteren sind Schnitt- bzw. Sägeflächen zu sehen; Rindenbild zum Vergleich zu Bild 5

    Bild 5: zwecks Rindenstrukturvergleich hier ein lebender Baum

    Bild 6: ein abgelöstes Stück Rinde mit S. rugosum; bei Vergrößerung kann man erkennen, dass er schwitzt (Gutationströpfchen)

    Bild 7: eine der weiteren Fundstellen; Baumstumpf mit jungen Trieben; auch hier Erle

    Bild 8 + 9: gehört zu Bild 7

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hermann!

    So am Rande: Könnte das nicht auch Eiche sein? Von wegen der Rinde her?

    Spielt aber für den Pilz keine Rolle: Jetzt sieht man auch das Röten wunderbar. Und damit sind wir dann auch sicher bei Stereum rugosum, zusammen mit dem dicken, krustigen Wuchs. Hatte also Veronika von Anfang an recht.
    Die Rötende Schichtpilz - Alternative an Laubholz hatten wir ja erwähnt, das war Stereum gausapatum (Eichen - Schichtpilz), und der hat eine andere Wuchsform.


    LG, Pablo.