Tote Fichte

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 4.671 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Februar 2016 um 23:00) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,
    Endlich schnelles Internet - und ich kann problemlos Bilder Hochladen :P
    ..und dieser Beitrag sozusagen zum Test.
    Aber zum Thema :
    Anfang 2014 stürzte eine mächtige Fichte scheinbar grundlos um , über den Fahrweg , knapp über dem Boden abgebrochen. Kein Sturm oder sonstwas. Die Waldarbeiter teilten sie und räumten nur zur Seite.
    Bei der Inspektion der Bruchstelle entdeckte ich deutliche Braunfäule.

    Also ein Pilz war die Ursache , ein heimtückischer Fichtenmörder. Natürlich plagte mich die Neugier , und ich schaute immer wieder nach , ob da nicht Fruchtkörper erscheinen. September 2015 war es dann so weit , auf dem unteren Stammteil spross ein kapitaler Nadelholz-Braunporling Phaeolus spadiceus , also war der Übeltäter schonmal festgemacht.

    Aber ich beschloss , diesen Fichtenstamm weiter zu beobachten , wann bleibt so ein mächtiges Stück Holz schonmal jahrelang liegen ? Da kann ich mal von Anfang an die Entwicklung der Pilzflora beobachten.
    Zuerst kamen über die gesamte Stammlänge im Herbst die Spaltblättlinge Schizophora paradoxa wie auch zu erwarten war (Erstbesiedler)

    Jetzt im (warmen) Januar schaute ich wieder nach , tatsächlich tut sich einiges. In den Splittern der Bruchstelle wachsen kleine Exemplare des angebrannten Rauchporlings Bjerkandera adusta (sehe ich das erste Mal auf Nadelholz)

    Sowohl zwischen den Splittern als auch weiter vorne auf der Rinde macht sich jetzt der Blutende Nadelholz-Schichtpilz Stereum sanguinolentum breit.

    Und auf der Mitte des Stammes quellen unter der Rinde diese Drüslinge heraus , bei denen ich mir noch nicht ganz sicher bin :

    An einer Stelle seitlich junge Porlinge , erst 1cm breit , ich nehme an daß die noch wachsen:

    Ich hoffe stark , daß dieser Stamm die nächsten Jahre hier liegenbleibt , ich bin neugierig auf die weitere Entwicklung dieser Pilzflora , wenn auch nichts Besonderes dabei ist.

    Grüße
    Norbert

    Das Pilzwissen kriecht mir nach , hoffentlich holt es mich mal ein .

  • Hallo Norbert,

    eine schöne Beschreibung der Pilzflora und du wirst noch eine ganze Menge beobachten, vorausgesetzt, der Stamm bleibt wirklich liegen. Da er durch Braunfäule ohnehin wertlos für den Verkauf ist, könnte er tatsächlich liegenbleiben.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Norbert!

    Schöner Stamm. :agree:
    Da sind doch sicher auch schon einige Becherchen dran?
    Schizophyllum commune und Bjerkandera adusta sind zwar eher Laubholzarten, gehen aber schon hin und wieder mal auch an Nadelholz.
    Der Drüsling ist aus meiner Sicht Exidia nigricans (Warziger Drüsling) den ich auch gelegentlich an Nadelholz finde.
    Die Verwechslungsart wäre Exidia pithya (Teerfleckendrüsling), den kenne ich aber flacher, nicht so knubbelig. Auch wenn er komplett mit Wasser vollgesaugt ist also mit etwas anderer Form. Die Unterscheidung ist aber nicht immer leicht, zumal da wohl mikroskopisch nicht viel geht.
    Den borsthharigen Porling muss man echt mal beobachten. Mein Verdacht wäre, daß sich da eine Skeletocutis entwickelt.
    Skeletocutis amorpha (Orangeporiger Knorpelporling) kann im Jungstadium so aussehen.


    LG, pablo.

  • Hallo,
    Mir geht es hauptsächlich darum , mal langfristig mal die Entwicklung der Pilze auf so einem dicken liegendem Stamm in Reihenfolge festzuhalten.
    Daß Arten , welche sonst Laubholz bevorzugen , hier auf der Fichte wachsen , liegt wohl am vorwiegendem Laubwald dort. Die Hauptmenge an Pilzsporen , welche auf ihrem "neuen Habitat" landen , sind ja Laubwaldarten. Wenn sie dann mit Fichte zurechtkommen , dann gehts halt ab.
    @Pablo,
    Becherchen fand ich bisher noch keine , liegt wohl an meiner nachlassenden Sehfähigkeit. Mein Foto sieht deutlich mehr als ich , aber ohne "Auslösungsreiz" mach ich natürlich auch kein Foto.
    Grüße Norbert

    Das Pilzwissen kriecht mir nach , hoffentlich holt es mich mal ein .

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Norbert!

    ich glaube, du brauchst eine Einschlaglupe. Die ist nicht nur zutzlich zum Becherchen gucken, sondern kann auch ganz gut benutzt werden, um an größeren Pilzen mal dies und das anzugucken: Hutschuppen, bereifte Stiele, Lamellenschneiden...
    Solches Zeug.
    Aber Stamm hin, Stamm her: Da werden sich auch noch viele andere Sachen finden lassen außer Becherchen. Zum Beispiel Kernpilze. Ach, nee. Die sind ja auch so winzig, da lasse ich selbst am liebsten die Finger von. Also lieber Rindenpilze.


    LG, Pablo