Hautkopf - Raukopf

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.866 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Juni 2016 um 22:27) ist von JoBi.

  • Hallo zusammen,

    habe gestern einen für mich interessanten Pilz - Erstfund gemacht und versuche mich nun an einer strukturierten Bestimmung.

    Bei Fehlern in meiner Prognose oder dem Weg dorthin freue ich mich über jede Unterstützung - oder auch Bestätigung ;)

    Der Pilz wuchs in einem Buchen / Fichten Mischwald und obwohl einige Nadeln an ihm hängen waren an seinem Standort doch mehr Buchen zu verzeichnen.

    Hutdurchmesser ca. 5 cm, Stieldurchmesser < 1 cm, Länge ca. 8 cm.
    Geruch nicht intensiv - leicht unangenehm.
    Die Farbe kommt auf dem Bild deutlich zu hell raus - in echt eher olivbraun - Hut und Lamellenfarbe vergleichbar.

    Aufgrund des Sporenabdrucks eindeutig Braunsporer.

    Hutoberfläche samtig, filzig auf keinen Fall schleimig und keinerlei Schüppchen - weder an Hut noch Stiel. Wuchsort auf dem Waldboden - nicht auf totem Holz.

    Für mich blieben aus der Gattung der Schleierlinge die Rauköpfe oder Hautköpfe übrig. Zuerst dachte ich an einen Raukopf (Bsp. Olivgrüner Raukopf - Cortinarius cotoneus) da die Hutoberfläche nicht so ganz glatt war und die Farben, Schnittbild und sonstigen Merkmale sehr gut zu meinem Pilz passte.

    Doch dann stellte ich fest, dass man Rauköpfe und Hautköpfe leicht verwechseln kann......

    Der Test mit etwas Spiritus gab dann Klarheit darüber. Der Pilz färbte - also eindeutig ein Hautkopf.

    Nach weiterer Recherche, Bildvergleich und Abgleich der beschriebenen Merkmale entschied ich mich für den Hainbuchen Hautkopf (Cortinarius olivaceofuscus) https://www.123pilze.de/DreamHC/Downlo…gerHautkopf.htm

    Bin gespannt ob Ihr da mitgehen könnt oder ob ich doch irgendwo falsch abgebogen bin.

    VG JoBi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, JoBi!

    Im Grunde hast du alles richtig gemacht.
    Nur müsste dann der Pilz auch ein Schleierling sein.
    Mich erinnert der aber eher an einen Flämmling (Gattung: Gymnopilus), insbesondere wegen den breit und gerade angewachsenen Lamellen. Das passiert bei Cortinarius sehr selten, die sind in den allermeisten Fällen ausgebuchtet angewachsen.

    Mit so einem Fruchtkörper (unglatter Hut) ist es aber schwierig, bei Gymnopus zu einer Artbestimmung zu kommen. Der Fleckblattflämmling (Gymnopilus penetrans) ist ein ganzjährig wachsendes Chamäleon, aber irgendwie glaube ich an den nicht so recht.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    na prima - alles richtig gemacht und trotzdem voll daneben.....:what:
    Das nervt mich natürlich schon - versuche aber nochmals einen Anlauf Dich von meiner Idee zu überzeugen :wink:

    Zu meiner Ehrenrettung sei hier angemerkt, dass Bon bei den Flämmlingen schon die schon Aussage trifft "Gattung Gymnopilus habituell an Schleierlinge erinnernd...." Also darf man die auch mal verwechseln

    Die Fakten sprechen meines Erachtens aber gegen diese Gattung:

    [ol][li]Flämmlinge sind eher Saprobionten und wachsen größtenteils auf Holz - das kann ich bei meinem Fund definitiv ausschließen.[/li][li]Die Lamellen der Flämmlinge sind eher fleckig - bei meinem Fund sind sie gleichmäßig braun
    [/li][li]Die Lamellen speziell beim Gymnopilus penetrans sind eher dünn und gedrängt - auch das kann ich bei meinem Fund nicht bestätigen.[/li][li]Bei meinem Versuch Hautkopf von Raukof zu unterscheiden habe ich neben der Entfärbung mit Spiritus über die ich berichtete auch die Reaktion mit KOH getestet. Laut Krieglsteiner müssten sich die Rauköpfe mit KOH schwarzbraun färben die Hautköpfe aber auf keinen Fall. Bei mir war die Reaktion eher graubraun. Nach Deinem Ansatz mit den Flämmlingen habe ich dort auch nochmals nachgelesen. Krieglsteiner schreibt dort von einer schwarzen Reaktion. Auch diese kann ich definitiv ausschließen.[/li][li]Zuletzt habe ich mir die Beschreibungen mehrerer Hautköpfe (in der Literatur) angeschaut und festgestellt, dass breit angewachsene Lamellen oder ohne Ausbuchtung gerade angewachsene Lamellen gar nicht so selten vorkommen.
    [/li][/ol]
    Aus diesen Gesichtspunkten tendiere ich nach wie vor eher zu den Hautköpfen. Gibt es ausser den Lamellen noch andere Anhaltspunkte die Dich in Richtung Flämmling tendieren lassen?

    Ich bin gespannt auf Deine Rückmeldung

    VG JoBi

    Einmal editiert, zuletzt von JoBi (24. Juni 2016 um 08:49)

  • Hallo JoBi,
    zur Sache selbst kann ich leider mangels Wissen nichts beitragen.
    Einer Ehrenrettung bedarfst du ganz sicherlich nicht. Ich wäre froh, das zu wissen, was du weißt. Außerdem habe ich es selber immer mal wieder erlebt, dass selbst versierte Mykologen bei derart ähnlichen Pilzen daneben lagen. Und gerade fällt mir ein, auch hier ist es eventuell noch gar nicht raus, um was es sich handelt. Gerade aus solchen Fällen lerne ich viel. Ich mache es oft so, dass ich bei einem neuen Beitrag nicht auf die Überschrift schaue und auch nicht auf den Text, sondern mir die Bilder anschaue und versuche selbst eine Bestimmung. Hier dachte ich auch an einen Schleierling oder einen Flämmling. Aber entscheiden könnte ich dies nicht. Als ich deinen Text las, war ich von einem Schleierling überzeugt. Als ich den Text von Beorn las dachte ich es könnte doch ein Flämmling sein. Aber warum nun, könnte ich nicht sagen.Sollte sich hier die Gattung bestimmen lassen, ist der Lerneffekt für mich enorm groß. Gerade solche vorgestellten Pilze machen mir viel Freude, da es spannend ist und wie gesagt der Lerneffekt groß. Bin auf Den weiteren Verlauf gespannt.
    Viele Grüße.
    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas,

    vielen Dank für Deinen Beitrag.

    Klar hast Du recht und das Thema "Ehrenrettung" habe ich schon mit einem Augenzwinkern und Schmunzeln so formuliert.

    Das spannende an der Sache ist ja in der Tat, dass man sich über solche Beiträge über die Pilze und Gattungen austauscht - noch viel besser wie irgendwas in Büchern zu lesen.

    Die Recherche über Flämmlinge und Hautköpfe anhand des einen Pilzes sind super interessant und man lernt die ganzen Merkmale dadurch besser kennen.
    Insgeheim denke ich ja Pablo wird mit hoher Wahrscheinlichkeit recht behalten. Dennoch möchte ich nichts hinterfragt und versucht lassen - und wenn es nur meiner Ausbildung dient.
    Alles was ich geschrieben habe stellt aber auf keinen Fall mein Know How dar sondern ist nur aus unterschiedlichen Büchern zusammengetragen - und wird dadurch schrittweise mein Know How :D

    Und ein kleine bisschen Hoffnung habe ich ja doch den ein oder anderen Punkt gefunden zu haben den Pablo übersehen hat :wink:

    Es bleibt also spannend.

    VG JoBi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Das ist aber auch alles andere als einfach bei solchen Pilzen.
    Selbst in die richtige Gattung zu kommen, klappt da nicht immer ohne Mikroskopische Details.

    Sicherlich sind auch bei Schleierlingen die Lamellen nicht immer deutlich ausgebuchtet. Das kann schon mal gerade angewachsen aussehen, gerade bei älteren Fruchtkörpern, was hier zweifellos der Fall ist. Dennoch wäre es eher ungewöhnlich, so einen lamellenansatz bei einem Schleierling zu sehen.

    Wenn ich solche Bilder angucke, verlasse ich mich immer auch etwas auf mein gefühl, also ein Erfahrungswert zusammengesetzt aus all dem Zeug, was mir so begegnet ist. Und wenn ich so im Kopf meine Funde von diversen Hautköpfen, rauköpfen und Gürtelfüßen durchgene, dann macht es einfach nicht klick ("no match forund"). Beim Abrufen von Flämmlingen passte es eher. Eine weitere Option wären Schüpplinge (Pholiota).

    Da gibt es ja wesentlich mehr Arten als nur den Fleckblattflämmling (der auch durchaus auf mit Holzteilchen durchsetztem Erdboden wachsen kann), und die müssen nicht immer an Holz wachsen. Es gibt einige Flämmlings - Arten, die sogar nur an bestimmten Gräsern wachsen.
    Aber wie gesagt: Schwierig bei solchen Pilzen, erst recht über Bilder. Es ist durchaus auch möglich, daß ich falsch liege.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    mir geht es gar nicht so sehr um richtig oder falsch sondern mehr darum auf was man denn noch so alles achten muss / kann / sollte .......
    um eben das aufzubauen was Du schon mannigfaltig hast - Erfahrung.

    Daher besten Dank, dass Du uns an Deinem Erfahrungsschatz teilhaben lässt - auch wenn es teilweise recht schwer ist anhand von Bildern.

    Übrigens habe ich heute (leider ohne Bilder) einen Langstieligen Pfeffermilchling (Lactarius piperatus) - leider ohne Bild - gefunden und wollte unbedingt die Erfahrung machen wie scharf er denn wirklich ist......

    oohhh jaaa diese Erfahrung und diesen Pilz werde ich nicht mehr vergessen :horny:
    Erfahrung muss man eben erfahren!

    VG JoBi

  • Hallo Jobi,

    oh ja, diese Erfahrung mit dem Pfeffermilchling habe ich auch schön gemacht. Fand vor einigen Jahren eine Ansammlung. Wusste aber nicht um was es sich handelt. Es waren aber ein paar Pilze abgeschnitten. Meine Neugier ging dahin, mal ein kleines Stück zu probieren. Danach war nichts mehr mit Geschmack.

    Aber man kann ihn, da Essbar, sehr wohl getrocknet zu Pilzpulver verarbeitet wohl dosiert als Pfefferersatz verwenden.

    Man sollte ihn allerdings nicht mit dem Wolligen Milchling verwechseln.

    LG Heinz

  • Hallo Heinz,

    in der Tat da hast Du recht.
    Ich habe allerdings nur die Milch probiert und die hat mir schon gereicht :D.
    Beim Wolligen Milchling ist die Milch nicht scharf, so kann man die gut unterscheiden.

    VG JoBi