Flechten aus der Kirchdorfer-Heide.

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.084 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2022 um 13:36) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa

    Hallo Martin,

    diese Flechten sind alle aus der Kirchdorfer-Heide, habe einige Bestimmungs-Experimente damit gemacht.

    Flechte 1a bis1g Substrat: Auf abgeplagten Heideboden in Massen angewachsen, strauchig weiß in alle Richtungen verzweigt, braune Spitzen, Stämmchen hohl, alle Farbtests negativ.

    Bin bei Cl. portentosa - Ebenästige Rentierflechte gelandet??:hmmm:

    Flechte 2a bis 2d Substrat: verrottetes Holz, Lager schuppige Blättchen, unverzweigt, schlank, gekrümmt, gespitzt oder stumpf mit Eintiefungen ( bräunlich ) am Ende. P+ orangerot K-.

    Meine Vermutung Cl. coniocraera - Gewöhnl. Säulenflechte?:hmmm:

    Flechte 3a bis 3c Substrat: verrottetes Holz, kleinblättriges Lager, längliches mehliges Stämmchen, braune Apothecien am Becherrand, P+ rot K- .

    Meine Vermutung Cl. fimbriata - Trompeten-Becherflecht?:hmmm:

    Flechte 4a bis 4f gibt mir viele Rätsel auf, auch mit UV + Farbtest ( Fotos ). Substrat: auch verrotteter Baumstumpf keine Borke, sorediös körnig, wattig dicklich, weißlich blassgrün. Farbtest K+ gelb, P- C- J- ,

    habe UV getestet (Fotos) ist es UV+? Flechte sieht weislich aus?

    Bei Lepraria finkii müsste UV - steril sein und K+ gelb? Was könnte noch passen?

    Martin, nun raucht mein Kopf, bin gespannt was ich so verzapft habe, hoffentlich nicht zu viel des Guten

    LG

    Bernd

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    4e

    4f

  • Hallo Bernd!

    Bei #1 bin ich auch bei C. portentosa, ich finde die Bilder und die Beschreibung, die Farbreaktionen R- passen nach der Literatur, mit der ich vergleiche.

    Auch die punktartig grün berindeten, sonst meistenteils unberindet weißen Stämmchen passen.

    Diese Flechte habe ich selbst noch nicht finden können.

    Cladonie #2 sollte C.coniocraea sein, wie du schreibst.

    Ich teile deine Meinung.

    Die zahlreichen Grundschuppen, die Podetien mit schlanken Bechern oder spitz auslaufend sind wohl typisch.

    Allerdings würde hier die Farbreaktion P+ rot erwartet werden!

    In wie weit die hellorangene Reaktion bei deiner Flechte C.coniocraea ausschließen könnte, weiß ich nicht.

    Eventuell hängt sowas vielleicht vom Alter der Flechte ab (Flechtestoff-Konzentration), dem Feuchtegrad (Farb-Verdünnung)?

    Kann ich leider nicht abschätzen.

    Ich kenne die Farbreaktion an einer trockenen C.coniocraea eher so:

    Auch Cladonie #3 könnte mit C.fimbriata durchaus richtig bestimmt sein.

    Podetien mit Schüppchen an der Basis, weiter oben sorediös, Becher vorhanden, zumindest teilweise abrupt von Stiel abgesetzt.

    P+ orangerot, K+/- möglich!

    Lepröse Flechte, wie #4, geben auch mir immer Rätsel auf.

    Mit sowas habe ich mich bisher nicht wirklich beschäftigt, trotzdem versuche ich mal zu schlüsseln:

    Thallus nicht gelb/orange; sorediös aufgelöst; Grünalgen-Partner; gänzlich leprös => Lapraria

    Thallus nicht scharf begrenzt, rosettig; ohne Trentepolia; C-; NICHT auf Kalkstein, sd. auf Borke; ohne gelblichen Rand; an +/- regengeschützem Standort (?)

    Das führt zu Flechten mit entweder P+ orange (L.finkii - vermutlich eher nicht) oder oberseitig P+/- gelblich und K+ gelb => L. bergensis.

    Vergleiche mal damit.

    Der Beschreibung nach kommt L.bergensis aber eher auf basischen, auch leicht kalkhaltigem Silikatgesteinen an regengeschützen Stellen vor.

    Sollte L.bergensis vorliegen, findest du orangebraune bis dunkelbraune Hyphen auf der Substratseite, die K+ purpur reagieren sollen!

    Sollte die Flechte an einem feuchteren Standort gelebt haben oder nicht wie oben beschrieben beschaffen sein, muss man halt weiter überlegen!

    Natürlich - wie immer - ohne Garantie auf Richtigkeit!

    Ich hoffe, das hilft trotzdem. :)

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    vorab herzlichen Dank für deine Mühe!!!!!!!!!!

    Nun nochmal zu der Lepraria: Fundort offene Heidelandschaft, sandig trocken/mooriger Boden mit vielen verrotteten Baumresten als Substrat der Flechte.

    Habe nochmal auf L.bergensis getestet, ob orangebraune bis dunkelbraune Hyphen auf der Substratseite zu sehen sind kann ich nicht erkennen.

    Die Unterseite habe ich vorsichtig sichtbar gemacht ( Fotos ) und mit P und K getestet, die Flechtenunterseite wurde mit K eigenartig orangerot, sagt mir nichts!?

    Und K direkt auf die sichtbare Substratseite zeigt mir keine Reaktion!?

    Alles in Fotos noch mal dokumentiert, kannst ja noch mal drüber schauen ob das noch neue Erkenntnisse bringt, wahrscheinlich aber nicht.

    Sicherlich habe ich wieder etwas gelernt.

    Zu der L. bergensis finde ich keine Fotos oder Beschreibung im Netz, hast du einen Tipp?

    LG

    Bernd

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  • Hallo Bernd,

    naja, unter "K+ purpur" stelle ich mir schon was anderes vor.

    L. bergensis ist auch etwas exotisch, dein Fund ist sicher was Normales...

    Die Flechte stammt also von einem moorigen Baumstumpf?

    Das ist wohl alles andere als regengeschützt, wie ich annahm.

    Da bieten sich natürlich ganz andere Leprarien an!

    Aber ehrlich gesagt, bin ich mit der Leprarien-Thematik überfordert!

    Du kannst ja mal selber versuchen, die Flechte weiter einzugrenzen:

    einen Schlüssel für Leprarien (allerdings für Nordamerika!) habe ich im WWW schnell gefunden.

    Auf den ersten Blick sind da auch etliche Europäische Flechten enthalten.

    Dennoch macht es schon Sinn, einen Schlüssel für Europa zu googeln, wenn man die Flechte bis auf Arteben bestimmen wollte.

    Schau mal da rein - ich sage nur: Viel Spaß! <X

    Bleib lieber vorerst bei einfacherer Materie - mir ist das zuviel, ich streiche hier die Fahne...

    Bite nicht bös' nehmen!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    das ist ganz so wie ich es auch denke, ist nix mit böse nehmen meinerseits, lieber bei einfachen Flechten bleiben !!!!!!!!! War nur ein Versuch, von der Neugier angetrieben. Werde mir den Schlüssel für Lepraria aber mal anschauen.

    Habe da auch noch ein paar schöne farblich interessante, bekannte, Flechten gefunden. Beim Betrachten am PC mit ein paar Überraschungen. Werde ich mal ins Forum stellen.

    LG

    Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Ich gehe hier erst mal auf die C. portentosa ein. Diese sollte im UV weiß aufleuchten. UV bei einigen Cladonien wichtiges Bestimmungsmerkmal.

    C. portentosa enthält Usninsäure. Leider nur per TLC festzustellen. Es könnte auch eine C. mitis sein.

    Die Unterscheidung hier wäre die Rangiformsäure, welche nur in der C. mitis enthalten ist. Rangiformsäure ist eine Fettsäure und leider auch nur per TLC festzustellen.

    Ich würde da beiden Namen auf die Tüte schreiben. C. mitis und C. portentosa.

  • Hallo Mike ,

    das sind interessante Infos die ich nun aufarbeiten muss. Es wird immer spannender mit den Flechte.

    Zu deinen Tipp: Mal P auf eine Unterseite der Grundschuppen. Welche Farbe?

    Welche Farbreaktion müsste ich erkenne??

    Gruß

    Bernd