Meine Erstlinge/Frühjahr 2024/Laubholzwald

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 268 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. April 2024 um 19:47) ist von Mykolologe.

  • Hallo in die Runde, ich bin derzeit am liebsten in einem Laubholzwald bei Dessau (ca. 4 km²), der jedes Mal für mich neue Überraschungen bereithält. Zu den ersten in diesem Frühjahr dort aufgefundenen Pilze gehören folgende:

    1. Zwei weißliche Hutpilze mit (noch?) hellbrauner Tönung der Hutmitte (Hut ca. 3,5 cm im Durchmesser), dünner langer (10 cm), brüchiger, hellbräunlicher und teils hohler (hohler werdender ?) Stiel, flach, evtl. an vergrabenem Holz entspringend (Bilder 1 und 2).

    Bild 1

    Bild 2

    Bild 3

    Bild 4

    Lamellen – hellbraun, dicht stehend mit Zwischenlamellen, am Stiel regelmäßig angewachsen, leicht gezahnt, über Nacht stark nachdunkelnd, Sporenfarbe dunkelbraun, fast schwarz (Bild 3).

    Meine Vermutung geht in die Richtung Ackerlinge, vielleicht Hohlstieliger Ackerling (Agrocybe vervacti). Der ist im Hut auch nicht hygrophan bzw. stark nachdunkelnd wie beim Geschwärztem Ackerling (Agrocybe arvalis), eher ausbleichend. Kenne mich aber noch nicht so gut aus in dieser Gattung.

    2. Glimmertintlinge – bekanntlich ohne Mikroskop nicht eindeutig zuordnungsbar. Traten zahlreich in Gruppen auf, größter Hutdurchmesser 4 cm (Bilder 5 und 6).

    Bild 5

    Bild 6

    3.Ein weiterer ca. 12 cm langer Tintling mit interessantem Wurzelbereich, kam fast wie in vergleichbaren Photos unter einem liegenden Stamm hervor (Bilder 7 und 8). Größenverhältnisse, rotbrauner Mycelfilz und dunklere Hutflocken im Hutzentrum wie beim nichtzerfließenden Haustintling (Coprinellus domesticus). Ich halte das gefundene Exemplar für ziemlich arttypisch. Viele vielleicht ähnliche Tintlinge sehen eigentlich anders aus. So ist z.B. der Bescheidete Tintling (Coprinellus ellisii) deutlich kleiner usw.

    Bild 7

    Bild 8

    4. Riesenbecherling (Peziza varia) oder Buchenwald-Becherling (Peziza arvernensis, Bild 9; war einExtra-Thread hier.)

    Bild 9

    5. Stäublings-Schleimpilze (Reticularia lycoperdon) an Totholz (Bild 10). Bestimmt von Emil (Danke nochmals). Extra-Thread hier.

    Bild 10

    Im Vergleich zum Vormonat sehe ich eine deutliche Verbesserung bzw. größere Artenanzahl. Mal sehen, wie es weitergeht. Beste Grüße aus Anhalt Henry

    Bilder

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    Meine Fotos sind alle gemeinfrei und dürfen für persönliche Zwecke verwendet werden. Es gelten die üblichen Zitierregeln. Bei Weiterreichung bzw. Verwendung für kommerzielle und nichtkommerzielle Publikationen bedarf es einer persönlichen Abstimmung.

  • Zum 1. Pilz: Ackerlinge würde ich dickfleischiger, mit robusterem Stiel und beringt vermuten. Ich würde eher etwas in Richtung Mürblinge/Faserlinge vermuten. Dazu passt auch das eher schwärzliche Sporenpulver, das du beschreibst. Bei Ackerlingen geht das ja eher ins Bräunliche (bei Gminder steht "Tabakbraun").

    Nachtrag: Nach Anschauen einiger weniger bekannter Ackerlinge scheint es da auch schmächtige Arten zu geben, mit teilweise recht dunklem Sporenpulver, will mich daher in dem Fall besser nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo,


    Nr. 1 sollte der hier sein. Das ganze ist aber ein Artenkomplex bei denen niemand durchsieht. Selbst Andreas Melzer, der sich jahrelang mit diesen beschäftigt hat, ist daran gescheitert.


    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo und besten an Dank Euch für die Hinweise. Ich bin inzwischen ebenfalls zu der Überzeugung gelangt, dass es eher in Richtung Faserlinge geht, zumal dort auch realativ dünne und lange hohle Stiele auftreten (Lederbrauner Faserling, Psathyrella conopilus). Und die fast schwarze Färbung des Sporenpulvers ist natürlich ein weiteres starkes Argument. Wahrscheinlich gehören die beiden neulich zusätzlich an anderer Stelle gefundenen Exemplare (leider in schlechterer Erhaltung) auch zu den Faserlingen. Da sich die Hüte teilweise überlappten, scheint ein Pilz auf den anderen ausgesport haben. Die Stiellänge war hier aber mit 6 cm deutlich geringer als bei den ersten, oben gezeigten Funden. Beste Grüße aus Anhalt Henry

    Bild 11

    Bild 12

    Bild 13

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  • In einem Youtube Video habe ich gesehen, dass man eine Stieltest bei Faserlingen machen kann. Man hält den Pilz aufrecht in der Hand und schlägt mit dem Finger der anderen Hand ganz sachte in der Mitte gegen den Stiel. Bei Faserlingen bricht der Stiel sehr schnell und leicht und die Bruchstelle fasert auffällig stark.

    Weiß allerdings nicht, ob das als allgemeine Regel so immer funktioniert. Es ist wohl auch nicht 100% trennscharf, denn ich würde sagen, dass das bei manchen schmächtigen Tintlingen auch so auftritt.

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  • Hallo MisterX, interessantes Detail. Auf jeden Fall war ich vor der Aufnahme von Bild 1 etwas ungünstig an eine Stiel geraten, wobei dieser sofort brach. Auf die sezielle Faserung habe ich leider nicht geachtet, Das weiß man leider immer erst beim nächsten Mal. Beste Grüße Henry

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