Neues aus dem Mückenwald – Trichterling, Tintling und seltsamer „Gummizwitterpilz“

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Juli 2024 um 22:58) ist von Mykolologe.

  • Guten Tag in die Runde, für den Wald (Mischwald heute) nach den Regentagen muss man sich derzeit gut präparieren – Insektenschutzmittel, stichfeste Kleidung usw. Angenehm geht anders. Schön anzusehen ist allerdings die große Anzahl von Weißfleck-Widderchen, die von Pflanze zu Pflanze flattern (Bild 1).

    Bild 1

    Die Häufigkeit der Pilze scheint aber etwas zuzunehmen, immerhin innerhalb einer halbstündigen Kurzvisite drei Arten gefunden. Am häufigsten präsentierten sich mit elf Exemplaren jüngere und ältere Trichterlinge (Bilder 2 bis 5) :

    Bild 2

    Bild 3

    Bild 4, Altpilze.

    Bild 5, Altpilze.

    Hellbraune Hüte, 3 bis 7 cm im Durchmesser, trichterförmig mit kleinem Buckel in der Mitte, glatte Oberfläche, keine signifikante Braunfärbung mit KOH (20%)

    Stiel 6 cm bis 8 cm, 0,3 bis 1 cm dick, fest, bei den älteren Pilzen hohl, weißlich-cremig, angedeutete Rillen, etwas verdickt an der Basis, dort weiße Myzelreste. Lamellen mit Zwischenlamellen, hell-cremefarben, laufen gleichmäßig etwas am Stiel herab.

    Die Sporenfarbe ist Weiß.

    Geruch angenehm nach Pilzen, aber mit leichtem „süßlichem“ Unterton. Geschmack sehr angenehm. Ich denke, es ist schon der Ockerbraune Trichterling Infundibulicybe gibba.

    Bei der zweiten Art handelt es sich um kleine, junge, leicht zerbrechliche Tintlinge an Totholz, die ich so noch nicht gefunden hatte (Bilder 6 bis 8). Kegelige Hüte, ca. 2,5 cm lang. Weißliche Färbung mit gelb-bräunlichen Schuppen auf der Oberseite, an der restlichen Hutoberfläche wahrscheinlich abgeschwemmt. Hohle Stiele, noch bräunliche Lamellen mit hellen Schneiden.

    Bild 6

    Bild 7

    Bild 8

    Die Bestimmung dieser Tintlinge soll ja schwer sein, aber könnte es sich um den Braunschuppigen Holztintling Coprinopsis pseudofriesii handlen (soll allerdings selten sein) oder geht es vielleicht in Richtung Grauer Falten-Tintling (braunschuppige Varietät), Coprinopsis atramentaria var. romagnesiana? Habe ich so im Netz gefunden. Schade, dass die Mikroskopie noch nicht klappt.

    Die dritte im Gras des Weges aufgefundene Art (Bilder 9 bis 11) zeigt sich ganz in mattem Weiß als 7cm-Pilz in den Hauptdimensionen, dafür in allen Teilen mit einer seltsam weich-gummiartiger Konsistenz, wie man sie von einigen Süßigkeiten kennt. Es wirkt so, als seien die im Schnittbild braunen Lamellen unten zusätzlich durch eine weiße Haut mit warzenförmigen Ausstülpungen abgetrennt. Sind das Sporendrüsen? Die Unterseite ist zusätzlich gerändelt. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen; wie ein Zwitter zwischen Hutpilz und Drüsling. Der Stiel ist gefüllt, dunkelbraun an der Basis und heller werdend zum Hut hin. Die Fleischfarbe ist ein weißliches Hellbraun. Mit diesen Merkmalen müsste eine Bestimmung leicht sein, aber bisher ist mir das noch nicht gelungen. Die Sporenprobe verlief leider negativ.

    Bild 9

    Bild 10

    Bild 11

    Beste Grüße aus Anhalt Henry

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    Meine Fotos sind alle gemeinfrei und dürfen für persönliche Zwecke verwendet werden. Es gelten die üblichen Zitierregeln. Bei Weiterreichung bzw. Verwendung für kommerzielle und nichtkommerzielle Publikationen bedarf es einer persönlichen Abstimmung.

  • Hallo

    Der Tintling bleibt unbestimmt, kann oder sollte klappt bei dieser Gattung nicht.

    Beim letzteren wurde von einem Hypomycen befallen.

    Bg Andy

  • Die dritte im Gras des Weges aufgefundene Art (Bilder 9 bis 11) zeigt sich ganz in mattem Weiß als 7cm-Pilz in den Hauptdimensionen, dafür in allen Teilen mit einer seltsam weich-gummiartiger Konsistenz, wie man sie von einigen Süßigkeiten kennt.

    Hallo

    Würdest du den dritten Pilz insgesamt beim Durchschneiden als eher fester bezeichnen? Fester als ein normaler Röhrling in dem Aussehen?

  • Hallo Uwe, die Konsistenz war im gesamten Pilz irgendwie wabbelig-zäh und nicht ganz zu vergleichen mit einem einem festen Röhrenpilz. Kein Wunder, wenn ein parasitärer Zweitpilz ihn schon halb ausgesaugt hat.

    Hallo Andy, es ist schon klar, dass der Tintling so nicht exakt bestimmt werden kann, aber die Beschäftigung damit hilft beim Lernen und eröffnet damit neue Horizonte, zu denen es gehen könnte.

    Natürlich weiß man, dass Pilze andere Pilze befallen können; beim dritten Pilz (s.oben) hatte ich das aber zunächst nicht vermutet, so gleichmäßig er unten die Lamellen besiedelt hatte. Aber so klärt sich jetzt logisch das scheinbare Rätsel um die sonderbare Struktur. Wenn man jetzt recherchiert, findet man in der Literatur, dass Reizker befallen werden, und der Übeltäter heißt Hypomyces lateritius. Anbei auch für die anderen Leser einige Stellen im Netz beginnend mit https:// :

    https://www.mykoweb.com/CAF/species/Hy…ysospermus.html

    https://www.inaturalist.org/taxa/152947-Hy…s-chrysospermus

    commons.wikimedia.org/wiki/File:Hypomyces_lateritius_en_niscalo_%288148576936%29.jpg

    pilzbestimmer.de/Detailed/19016.html


    Vielen Dank noch einmal und beste Grüße Henry

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  • Hallo Henry,

    beim dritten Pilz wurden keine Lamellen besiedelt, da der Pilz keine Lamellen hatte, sondern Röhren. Auch hat der Befall nichts mit einem etwaigen Reizker-Befall zu tun, der Pilz ist ganz banal verschimmelt.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Danke Stephan für Deine Erklärung. Bild 11 hatte mich auf die Lamellenspur geführt. Jetzt stehen zwei Meinungen im Raum - Schimmelpilze und Hypomyces - Spezies. Beides Schlauchpilzgruppen. Auf jeden Fall handelt es sich um Pilzbefall, durch welche Art und in welchem Stadium auch immer.

    Gruß Henry

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  • Jetzt stehen zwei Meinungen im Raum - Schimmelpilze und Hypomyces - Spezies.

    Hallo

    Nein, es ist doch klar, ist der Pilz richtig weich, dann ist es ein ganz gewöhnlicher Schimmel, wie jedes Jahr an unzähligen Pilzen. Wäre er fester als vorher, dann kann es eine spezielle Hypomyces-Art sein, die den Röhrling "härtet"!

  • Danke Uwe, jetzt habe ich Deine Frage von neulich verstanden. Wie gesagt, er war gummiartig-zäh und nicht so weich wie z.B. bei Goldschimmelbefall an Röhrlingen. Gruß Henry

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  • Hallo noch einmal, dank Eurer Hilfe hatte es sich kürzlich geklärt, dass der Pilz in Bild 10 wahrscheinlich durch Hypomyces befallen war. Etwas Ähnliches hat sich hier im Garten in der letzten Nacht ereignet. Buchstäblich über Nacht war ein Egerling erschienen, dessen Hutrand und Velum offenbar schon befallen waren, und das in kürzester Zeit (Bild 11). Ich finde das beeindruckend:

    Bild 11

    Beste Grüße aus Anhalt Henry

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