Eine Strauchflechten-Art?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 495 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Juni 2024 um 19:32) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa

    Hallo Martin,

    diese spannende Flechte muss ich dir erst noch senden, habe gestern noch eine neue strauchige Flechte ( zwischen anderen Blattflechten ) an einem Birkenstamm entdeckt, ca. 8cm nach unten hängend. Nach meinen ersten Prüfmöglichkeiten + Vergleichen vor Ort vermute ich ev. Usnea dasopoga-Gew. Bartflechte. :hmmm: Hauptstrang an Ansatzstelle schwärzlich, später hell werdend. An den Ästen viele Papillen und abstehende Fibrillen, hoffentlich habe ich das richtig erkannt. Farbe gelblichgraugrün. Farbtest wird erst zu Hause mehr Genauigkeit ergeben.

    Trotzdem, was meinst du zu meiner Vermutung?

    LG Bernd

    Und wieder ein Kneip-Tag aber Donnerstag geht es nach Hause.

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  • Hallo Bernd,

    ja eine Usnea, das ist sofort klar!

    Usean-Bestimmung habe ich bisher erst einmal ernsthaft versucht. Das war schon interessant. Du verwendest den Schlüssel von Italic?

    Ich kann hier auch nur schlüsseln und dazu braucht man mehr Angaben. Usnea ist eine eigene Welt! Den Schlüssel vor Augen, erinnere ich mich wieder, dass es sehr hilfreich ist, den Hauptstrang oder einen dicken Ast unter flachem Winkeln quer durchzuschneiden, und unter der Lupe zu betrachten und an solchen Querschnitten die Färbetests zu machen: Farbe des Marks (weiß, gelblich, rosalich, ...) ? Wie locker oder dicht sind die Hyphen dort gepackt? Farbreaktionen des Marks? Wie dick ist die Rinde im Vergleich zum Gesamtdurchmesser?

    Bei Italic bekommst du auch aufschlussreiche Fotos parallel zum Text im Schlüssel - sehr gut gemacht!

    U. dasopoga kann schon gut sein, sie gilt auch als häufig(st)e Usnea.

    Müsste man genauer untersuchen!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    Ja, habe den Schlüssel bei Italic auch zu Rate gezogen ( super hilfreich ) daher auch meine Vermutung. Das wird noch ganz schön spannend wenn zu Hause mit Mikro + Chemie geschlüsselt wird.:shy:

    Und heute noch einen über 250 Jahre alten Grenzstein mit einer spannenden großen Flechte gefunden, mehr dazu später.

    LG Bernd

  • Hallo KaMaMa ,

    Hallo Martin,

    es gibt mich noch, endlich geht es mit den Flechten aus dem Sauerland weiter. Los geht es mit der Usnea-Art die ich mit meinen Möglichkeiten versucht habe zu Schlüsseln, sehr schwierig hat Stunden gedauert trotz Italic. Wie schon in meinem Beitrag beschrieben jetzt nun die Fortsetzung mit Lupe, Mikro + Chemie und vielen Fotos.

    Flechtenfarbe blass gelblichgrün/grau, Äste mit reichlich Isidien + Papillen besetzt ( Fotos ), Rinde dicklich, Mark freigelegt Weiß, Farbtest: Kortex K+ gelblich. Mark: K+ leicht gelb bis teils rosa ( Fotos ), KC- , P- teils ev. leicht gelblich.

    Habe auch einen dünnen Querschnitt vom Ästchen ( Foto ) gemacht da ist der Markkanal in der Rinde deutlich zu erkennen, beim Quetschversuch ist unterm Mikro das farblose Hymenium mit fädigen Paraphysen zu erkennen. (Hoffentlich ist das richtig beschrieben?).

    Nach diesen vielen Tests bleibe ich bei meiner Vermutung Usnea dasopoga!?:blush:

    Martin, wie ist deine Meinung dazu?:hmmm:

    LG Bernd

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    • Hilfreichste Antwort

    Hallo Bernd,


    bist du also wieder zurück und kannst dich endlich deinen Funden widmen und fängst gleich mit einer Usnea an. Das Vorgehen ist hier ganz anders, als bei anderen Flechtengattungen - da muss man völlig umdenken, gell? Meistens sind die Dinger steril und man muss die Wuchsform (Verzweigungen, Isidiomporphe, Einschnürungen, Dichte des Marks und und und ...) sehr genau prüfen, die Färbetest an Rinde Mark etc. sehr genau durchführen und auch die Durchmesser von Zentralstrang, Mark und Rinde bestimmen.

    Mit der Bestimmung kannst du Recht haben, K+rosa (Bild 10?) ist ja fast schon rot, P+gelb (sollte besser orange sein) in Bild 9? Waren deine Proben beim Tüpfeln feucht oder trocken?

    Die Bestimmung könnte passen; U. dasopoga ist auch eine häufige Art.

    Du hast deine Probe gequetscht? Wozu denn das? Quetschen macht mit dem Hymenium Sinn, um so die Paraphysen, Asci und Sporen zu vereinzeln und genauer analysieren zu können. Bei einer sterilen Flechte wie dieser hier, also ohne Apothecien, gibt es kein Hymenium zu finden. Das Hymenium (= Meiosporen bildende Fruchtschicht) ist auf die Fruchtkörper (Apothecium, Perithecium, etc.) beschränkt.

    Da has vermutlich einen Strang zerquetscht und zeigst das Mark in Bild 12. Könnte das so sein?

    LG, Martin


    Die Farbreaktionen erkennt man am Besten, wenn man möglichst dünne, trockene Schnitte durch einen Hauptast herstellt, diese auf einem Objektträger über einem weißen Papier unter der Stereolupe plaziert und die Chemie in Form eines kleinen Tropfens mit der Nadel neben der Probe aufträgt. Anschließend kann man die Flüssigkeit mit der Nadel zu Probe und um die Probe ziehen. Sobald die Flüssigkeit die Probe berührt, beginnt die Reaktion. Mit der anderen Hand am Foto (hier Smartphone) kann man recht gut die Entwicklung festhalten.

    Hier ein Beispiel zum Verdeutlichen, wie ich das meine. Die Farben sind auf dem weißen Untergrund gut erkennbar. Die Proben sind dünn und deshalb gut fokussierbar unter der Lupe. Ist so auch übersichtlicher:

    Bild A1: Usnea rubicunda P-, K- und C-Reaktionen an dünnen Querschnitten (zum Vergrößern anklicken!)

    Wenn man einzelne Strukturen gezielt prüfen möchte, muss man sie herauspräparieren, wie den Zentralstrang. Ich hätte besser ein Stück abtrennen sollen, dann wäre der Fokus besser. So ist das meiste im Bild unscharf. Gehtr halt schneller...

    Bild A2: Usnea rubicunda: Zentralstrang K+gelb

    LG, Martin

  • Nachtrag:

    Die Apothecien der Usneen habe eine sehr markante Form durch ihre langen Wimpern. Im Vogesen-Urlaub konnte ich endlich mal eine der apothecientragenden Usneen finden:

    Bild A3: Usnea intermedia an gefälltem Baumstamm (Ap.scheibe P-)

    Eine Mikroskopanalyse des Hymniums habe ich nicht gemacht, da sie für die Bestimmung in dieser Felchtengattung gar nicht erheblich ist. Eine Sporenanalyse natürlich auch nicht, das braucht man eher bei den Krusten.

  • Bemoeh 23. Juni 2024 um 16:26

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Hallo Martin,

    danke für die tolle Demo der Vorgehensweise für den Farbtest, das ist für mich sehr hilfreich und gut fürs Lernen. Ich habe noch einen Strang der Flechtenprobe, daran werde ich versuchen deine Vorgehensweise umzusetzen, mit Nadel + auf weißem Papier. Mal schauen was passiert.;)

    Ja, bei Bild 12 habe ich das Mark gequetscht, wollte wissen was ich dort unterm Mikro sehe. Ja, die Proben waren beim Tüpfeln trocken.

    LG Bernd

  • Hallo Bernd:

    Vorsicht, ich beschrieb ein Vorgehen nicht auf weißem Papier, sondern AUF GLAS ÜBER WEIßEM PAPIER! Beachte den Schattenwurf in Bild A1, die Proben scheinen wegen des Objektträgers über dem weißen Untergrund zu schweben.

    Das Papier saugt sonst die Chemie in Windeseile auf.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    das mit Glas und Papier habe ichmir schon gedacht, aber gut für deinen Hinweis.;)

    Habe nun deinen Rat befolgt und einige dünne (!?) trockene Schnitte vom Hauptast gemacht und daran die Farbreaktion probiert. Die Reaktionen waren sehr Variabel. In den Beschreibungen von U. dasopoga sind ja viele Farbvariationen möglich. Ich habe mit C, K und P mehrere Tests unter der Lupe mit Fotos gemacht, einige Fotos nach meinem Farbempfinden sende ich mit. Deine Meinung ( auch negativ ) ob mein Farbempfinden richtig liegt würde mir sehr helfen!! :)

    Foto 1 die Dicke vom Hauptast ca. 1mm., Foto 2 ohne Chemie, Foto 3a K- Rinde und Mark, Foto 3b K+ gelbe Rinde ev. orange Rinde oben Links, Foto 4 P+ Rinde gelborange - Mark rötlich, Foto 5a C- negativ, 5b C+ Mark rötlich.

    Gruß und vielen Dank Bernd

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  • Hallo Bernd,

    die neuen Fotos sind sehr detailliert in Vergleich zu den ersten und dadurch viel besser! Man erkennt z.B. sehr schön dass lockere Mark zwischen der Rinde und dem Zentralstrang (Bild 2). Kann es sein, dass der Zentralstrang schon vor Auftragen der Chemie leicht rosa schimmert? In 4 und 5b ist der rosa Schimmer deutlicher.

    Was ist denn der Unterschied zwischen 3a und 3b? Eine andere andere Probe, eventuell unterschiedlich lange Einwirkzeit?

    K+ orange kann ich nicht erkennen, höchsten schwach gelb. Bei ordentlicher Farbreaktion bildet sich - wenn man nicht zu viel Chemie aufträgt - durch Ausbluten ein gelber Hof in der Flüssigkeit um die Probe oder man kann beobachten, wie die Farbe in benachbarte Schichten eindiffundiert.

    Eine so schwache gelbe Reaktion ist meiner Meinung nach nicht aks positiv gemeint, sie müsste schon deutlich ausfallen.

    Ich würde die Reaktionen als R- bezeichnen.

    Interessant finde ich den rosa Zentralstrang.

    Wichtig in deutschen Schlüssel sind neben der Farbreaktion auch die Dickenverhältnisse der Schichten. Besonders der sehr dicke Zentralstrang in Verbindung mi den dünnen Mark passt gut zu U. das(y/o)poga. R- par ja auch!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    um den rosa Zentralstrang genauer anzuschauen habe ich mal 4 Fotos ohne und mit Chemie nebeneinander gelegt, je länger ich schaue scheint auch der Zentralstrang ohne Chemie schon einen leicht rosa Touch zu haben der sich durch P + C stärker hervor bildet!? Ist schon interessant.

    Foto 3a und 3b sind vom selben Strang aber zwei verschiedene Schnitte - war ein zweiter Versuch.

    Jetzt werden die ganzen Fotos der Usnea dasopoga einsortiert.8| Dann auf zur nächsten Flechte.

    LG Bernd


    Oben links ohne Chemie, oben rechts P+ unten rechts 4Min später, unten links C reaktion.