Massiver Noch-Jungchampignon, aber welcher?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 376 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juni 2024 um 21:48) ist von Bernhard 3.

  • Hallo und Guten Abend miteinander,

    nicht nur der Ingenieur, auch der Champignonbestimmer hat es schwer. Auf einer gemähten und wahrscheinlich selten gedüngten Wiese fand ich gestern noch einen Champignon, der sehr kompakt und schwer „daher kam“, er wirkte mit seiner halbkugeligen Form (Jungpilz ?) fast wie ein kleiner Riesenbovist. Der „Durchmesser“ lag bei 13 cm. Der Hut war stark eingerollt. Haut bis fast zur Mitte abziehbar. Der Stiel war sehr dick (fast 5 cm), massiv, nicht brüchig und relativ kurz. Beim Schneiden gilbte er, wurde dann aber wieder hell. Die Hutfarbe – weiß bis cremefarben. Kratzen am Hut sowie KOH (nur 20%) am nächsten Morgen führten zu keiner Reaktion. Auffällig die kleinen, dunklen, bräunlichen Schuppen auf der Hutoberfläche. Lamellen (soweit erkennbar) – dunkelrosa, gezähnt. Bilder 1 bis 5.

    Bild 1

    Bild 2

    Bild 3

    Bild 4

    Bild 5

    Bild 6

    Das Velum war von unten etwas, und im Schnitt besser zu erkennen (also doch Jungpilz).

    Geruch sehr angenehm, ähnlich den Supermarkt-Champignons, nicht richtig nach Anis oder gar Urin.

    Geschmack ebenfalls angenehm. Pilz wurde später von unseren Bekannten „beschlagnahmt“.

    Die mäßige Sporenprobe ergab eine nicht zu dunkle braune Färbung (Bild 7). Habe diese Art wahrscheinlich noch nie vorher gefunden und auch die Literaturangaben sind verwirrend. Kennt sich vielleicht jemand besser aus?


    Beste Grüße aus Anhalt Henry

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    Meine Fotos sind alle gemeinfrei und dürfen für persönliche Zwecke verwendet werden. Es gelten die üblichen Zitierregeln. Bei Weiterreichung bzw. Verwendung für kommerzielle und nichtkommerzielle Publikationen bedarf es einer persönlichen Abstimmung.

  • Hallo Henry,

    das ist halt nur ein junges Einzelexemplar, da ist die Makroskopie ziemlich schwierig zu erfassen. Du erwähntest Gelbverfärbung, war das vielleicht eher eine Orangeverfärbung?

    Dass er zu den Schafchampignons gehört, also etwa zu A. macrocarpus/urinascens, glaube ich auch nicht, die haben eigentlich immer einen glatt-feinfilzigen, ziemlich reinweißen Hut und viele kleine Schuppen in der unteren Stielhälfte.

    Mir fallen folgende drei Dinge auf: die von dir schon erwähnten bräunlichen Hutschuppen, die zugespitzt-wurzelnde, überhaupt nicht regulär zylindrische Stielbasis und vor allem die Velumzone zwischen Hut und Stiel, die KIBBY "inrolled tissue" nennt, welche hier sehr stark entwickelt ist. Daher würde ich den Pilz am ehesten bei Agaricus bernhardii (Salzwiesen-Champignon) vermuten.

    Der Bekannte, der dir den Pilz beschlagnahmt hat, weiß aber schon, dass es hierzulande 50 Champignonarten gibt, von denen etliche unverträglich sind, und die einem ein, zwei Nächte auf dem Klo bescheren können, und dass man daher besser keine Champignons isst, die man nicht vorher auf die Art genau bestimmt hat. Falls dem nicht so ist, solltest du ihm das mal sagen und solche "Beschlagnahmungen" künftig unterbinden, im Interesse seiner Gesundheit. Ich als Pilzberater hätte den jedenfalls nicht freigegeben.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan, ich habe unter http://www.mykoweb.com/CAF/species/Ag…ce=pocket_saves noch ein Bild gefunden, dass ziemlich ähnlich aussieht - Agaricus bernardii, wie auch Du vermutest hattest. Allerdings riecht meiner noch am am dritten Tag angenehm und nicht widerlich, wie alle schreiben. Rätselhaft. Die Sporenfarbe würde ich jetzt als schokoladenbraun bezeichnen:

    Die erwähnte "Gilbung" war übrigens nur eine normale Oberflächenverfärbung, wenn der Pilz eine Weile liegt. Darunter war der Stiel weiß. Bekannteninfo. Ich selbst esse nur noch selten Pilze, da der Körper nicht mehr so sehr danach verlangt. Unsere Bekannten sammeln seit Jahrzehnten Pilze zum Verzehr und halten sich an die Champignonregeln, aber grundsätzlich muss man natürlich bei noch unbekannten Arten vorsichtig sein. Ich habe diese bisher nie zubereitet. Warum auch? Beste Grüße Henry

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  • nicht nur der Ingenieur, auch der Champignonbestimmer hat es schwer.

    Heißt es so? Mein Großvater war Ingenieur und sagte immer "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer (mit ö, sodass es sich reimt)"

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo, das stimmt. Wird oft mit "ö" gesprochen und geschrieben. Gebürtige Sachsen und/oder einigermaßen korrekte Sprachler dürfen das aber immer auch anders :D:D;) Gruß Henry

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  • . Wird oft mit "ö" lgesprochen und geschrieben. Gebürtige Sachsen und/oder einigermaßen korrekte Sprachler dürfen das aber immer auch anders :D:D;)

    Hallo Henry und Anderstsprachige

    Dialekte und Sprachfärbungen sind notwendig und meinerseits erwünscht, sonst wird's doch langweilig. Natürlich muss es soweit verständlich bleiben, aber wenn ich meine "Haussprache" schreiben müsste, würde ich neu lernen müssen. Also nur zu.

    Gruß Bernhard