Pilze auf Rindenmulch

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 6.695 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Mai 2016 um 18:43) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    ich habe in meinem Garten auf Rindenmulch folgende Pilze entdeckt, die ich gerne stehen lassen würde. Da ich ein kleines Kind im Haus habe (und dass auch noch rohe Champignons gerne isst), möchte ich sicherstellen, dass sie ungefährlich sind, zumal sie aus meiner Sicht gekauften Champignons zum verwechseln ähnlich sehen.

    Der Pilz ist weiß und oben cremefarben, ebenso die Lamellen. Das Fleisch ist rein weiß. Der ganze Pilz ist fest, der Stiel nicht hohl. Die Größe ist aus dem angehängten Foto ersichtlich, das abgebildete Exemplar ist ein eher junges. Der Pilz verfärbt sich weder beim drauf drücken, noch beim durchbrechen, auch nicht nach Stunden. Riechen tut er exakt genau wie die Supermarkt-Champignons.

    Der Standort ist halbschattig, eher trocken, auf Rindenmulch. In der Nähe wachsen einige Büsche, eine Kugelakazie und ein Blauregen.

    Falls die Bilder nicht ausreichend sein sollten, kann ich selbstverständlich noch weitere hinzufügen.

    Vielen Dank für eure Unterstützung,
    Markus

  • Hallo Markus,

    ich sehe auf jeden Fall einen Champignon, auch wenn die Lamellen noch nicht die rosa und später dunkle Farbe haben. Die Blätter sind jedenfalls nicht reinweiß. Der Pilz hat einen flüchtigen Ring und der Hut sieht leicht geschuppt aus. Ich vermute, dass das ein "ausgebüchster" Pilz ist, also ein Zuchtpilz, der auf irgend eine Weise sich aus einer Zuchtanlage verbreiten konnte. Gefahr für deine Kinder sehe ich nicht. Auf diesem Weg kann ich dir natürlich keine Essensfreigabe erteilen. Du müsstest schon in der Nähe deines Wohnortes einen Pilzsachverständigen aufsuchen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Markus!

    Das sehe ich auch wie Veronika.
    Es werden Champignons sein. Man könnte mal die Stielbasis schräg anschneiden, bei giftigen Champignons wird's da dann rasch chromgelb.
    "Giftig" heißt in dem Zusammenhang, daß es bei mehreren verzehrten Pilzen etwas Bauchweh geben kann, Schlimmeres passiert nicht.
    ich denke aber auch nicht, daß der Pilz zu der Gruppe gehört.
    Eher in die Richtung, die veronika vorschlägt.
    Oder er gilbt, wenn man am Hut kratzt und riecht dabei lecker nach Anis bzw. Marzipan.
    Da gibt es auch ein paar Arten mit dem Aussehen, die aber ebenfalls harmlos sind.


    LG; Pablo.

  • Hallo Markus.

    Das dein kleines Kind rohe Champignon isst, hat ja auch was mit Erfahrung zu tun. Geruch, Geschmack, Aussehen usw. Ich find das ist eine sehr gute Eigenschaft, die gefördert werden sollte. Ich glaub auch nicht, das dein Kleinkind sich den Karbolchampignon einverleiben würde. Das wird dann wohl nicht der gewohnte Geruch sein, der bekannt ist und zum Wohlgeschmack führt. LG aus Berlin. Heinz

  • Bezüglich rohe Champions für Kinder würde ich mich gründlich informieren. Das enthaltene Agaritin ist krebserregend (wie stark und damit wie relevant bei geringem Verzehr ist wie üblich umstritten).
    Daher am Besten mal nachforschen wie ernst zunehmend das Risiko ist, insbesondere für Kinder.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (21. Mai 2016 um 19:58)

  • Hallo Thomas.

    Inwieweit ist das Vorkommen von Agaratin in Egerlingen/ Champignon nachgewiesen? Inwieweit bezieht es sich auf Zuchtchampignon und/oder auf in der Natur vorkommende Arten? Gibt es hier in dieser Richtung wircklich verifizierte Ergebnisse? Ich denke NEIN. LG aus Berlin. Heinz

  • Erst mal vielen Dank an alle für die raschen Antworten. Sieht also so aus, dass in meinem Garten mit hoher Wahrscheinlichkeit Champignons wachsen. Hab allerdings keine Ahnung, wie sie dahin kommen. Vielleicht über den Kompost? Bevor sie bei uns im Salat landen, werde ich sie zur Sicherheit auf jeden Fall nochmal einem Sachverständigen aus der Liste der DGfM vorlegen. Hab auch schon einen Kontaktversuch gestartet, bisher aber noch keine Rückmeldung erhalten.

    Das rohe Champignons krebserregend sein sind / sollen, ist für mich neu. Hab jetzt mal ein bisschen nachgelesen: der Konsens scheint zu sein, die Finger von rohen Champignons zu lassen. Es wird aber auch behauptet, dass sich der Stoff bei Lagerung rasch zersetzt, damit sollten also Pilze aus dem Supermarkt OK sein. Interessanterweise findet man auch Quellen die behaupten, dass Agaritin eine krebsvorbeugende(!) Wirkung hat.

    Ist wohl wie bei allem: je genauer man sich zu informieren versucht, desto weniger schlau ist man danach. Die Kleine kommt so im Schnitt auf einen halben bis einen ganzen rohen Champignon pro Tag, ich hoffe jetzt einfach mal, dass das bei normaler Ware aus dem Laden OK ist.

    Liebe Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen!

    Ich denke, solche Studien haben schon eine recht starke Aussagekraft.
    Man muss sie nur lesen können. Hier wird Folgendes bewiesen:
    Man kann in einer Studie alles nachweisen und belegen. Man braucht nur die richtige Zielsetzung und Finanzierung. Ändert man die Zielsetzung, kann man in einer Folgestudie auch das Gegenteil beweisen, wenn man denn will.

    Sicherlich enthalten alle Pilze irgendwelche Inhaltsstoffe, die irgendetwas bewirken. Manche haben sicherlich eine krebsfördernde, manche eine krebshemmende Wirkung.
    In der Summe ist es sicher um ein vielfaches krebserregender, Fleisch zu essen (und ich tue es trotzdem). Auch Atmen in Peking oder Dheli birgt ein sehr viel höheres Krebsrisiko in sich, als der Verzehr roher Champignons.
    Und um das zu wissen braucht es keine Studien, das sagt einem einfach schon der gesunde Menschenverstand. :wink:

    Aus welcher Ecke kommt ihr denn ungefähr?
    Irgendwie muss es ja möglich sein, an eine/n Pilzsachverständige/n zu kommen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Heinz,

    verstehe Deine Fragen an mich(!) nicht. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass es hier Berichte gibt die darauf hinweisen, dass ein Risiko bei Champions bestehen könnten und daher vorgeschlagen sich diesbezüglich selbst zu informieren. Da es um die Gesundheit von Kindern geht, finde ich es wichtig nicht unnötig in Panik zu verfallen aber sich eben zu informieren (als Eltern) und darauf basierend eine Entscheidung treffen.

    Hallo Markus,
    ob ein halber bis ganzer roher Champion täglich für Kinder ein Risiko darstellen kann, oder nicht, wird Dir wohl niemand sagen können. Liegt einfach daran, dass es für einen täglichen Konsum roher Champions (insbesondere bei Kindern) wohl kaum belastbare Erfahrungswerte geben kann. Im Endeffekt hast Du das richtige getan, dich informiert und darauf basierend eine Entscheidung getroffen.:agree:

    Ansonsten hat Pablo natürlich völlig recht mit seinen Aussagen bezüglich der Aussagekraft von Studien und anderen Risiken.
    Wobei meine Kinder beispielsweise keine rohen Champions bekommen. Zum Einen weil ich bei einer so unklaren Datenlage kein Risiko eingehe und zum Anderen weil ihnen zubereitete Champions sowieso besser schmecken:D

    Fleisch esse ich übrigens auch und ein gute Bier weis ich ebenso zu schätzen (beides wenigstens krebsfördernd). Beides aber in Maßen nicht Massen.:P

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Ich denke, genau darum ging es Heinz:
    Er will sich weitere Informationen verschaffen und sucht eine Quelle.

    Du hast in zwei Punkten übrigens völlig recht, wie ich finde:
    Man muss keine Risiken eingehen, die man nicht eingehen muss. Insbesondere bei Kindern, die ihr ganzes leben noch vor sich haben.
    Und man kann alles genießen, solange man es nicht übertreibt.
    Das gilt für Bier wie für Fleisch wie für Pilze. In großen Mengen wird irgendwann alles ungesund.


    LG, Pablo.

  • Zitat

    Inwieweit ist das Vorkommen von Agaratin in Egerlingen/ Champignon nachgewiesen?
    Inwieweit bezieht es sich auf Zuchtchampignon und/oder auf in der Natur vorkommende Arten?

    http://link.springer.com/article/10.1007%2FBF01041897#page-1
    http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/02652039009373930


    Zitat

    Gibt es hier in dieser Richtung wircklich verifizierte Ergebnisse?


    Wohl eher nicht.


    Hier ein Artikel der dagegen spricht:
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6539423

    Hier etwas, was darauf hinweisen könnte, dass es ein Risiko geben könnte. Man achte auf die Formulierung von mir (könnte!).
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/563287

    Ich denke es gibt noch keine "sicheren" Erkenntnisse (ich kenne natürlich nicht alle relevanten Quellen bzw. den aktuell Stand, d.h. dies ist lediglich mein Eindruck basierend auf einer kurzen Internetsuche).

    Zitat

    Ich denke NEIN.


    Worauf beziehst Du diese Annahme (eine ernst gemeinte Frage)?

    Nachtrag da Pablo zu schnell war ;-):
    Pablo, so sehe ich das auch! Wo die richtige Balance liegt muss dann jeder für sich selbst entscheiden. Am Ende sterben wir schließlich alle und 120 zu werden ohne je wirklich gelebt zu haben ist auch nicht erstrebenswert.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (22. Mai 2016 um 11:09)

  • Das Erstaunliche an der Diskussion um Agaritin finde ich, dass verschiedene Studien zu konträren Ergebnissen bezüglich der DNA-Toxizität und der Karzinogenität der Substanz (oder deren Abbauprodukte) kommen. Meistens dreht es sich bei der Diskussion gut/schlecht von Lebensmitteln ja um verschiedene Inhaltsstoffe die in den Lebensmitteln vorkommen, von denen die Eigenschaften jedes einzelnen Inhaltsstoff ziemlich gut bekannt sind.

    In Ergänzung zu den Links von Thomas noch das hier: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20347942. Das ist eine japanische Studie aus 2010 mit folgender Kernaussage: "The results indicate that agaritine from ABM has direct anti-tumor activity against leukemic tumor cells in vitro. This is in contrast to the carcinogenic activity previously ascribed to this compound."

    @Pablo: Aus KA, ich hab den nächsten Experten aus der Liste der DGfM per Mail kontaktiert. Bisher noch keine Reaktion... mal abwarten, kann ja auch im Urlaub sein oder so, ist ja grad Pfingsten. Die wöchentliche Pilzberatung ist leider erst wieder ab August geöffnet.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Markus!

    Immerhin gibt es in Karlsruhe eine gute mykologische Arbeitsgruppe.
    Leider weiß ich auch nicht, wer dort bereit ist, eine Pilzkontrolle durchzuführen.
    Aber du könntest zB auch einen Versuch >direkt über die Pilzgruppe< starten.
    Da kann man immerhin mal einen Kontakt aufnehmen, drei gute Leute sind dort als Kontakt über Email und Telefon kontaktierbar. Selbst wenn die keine Zeit hätten könnten sie dich möglicherweise an einen Kollegen verweisen, der deine Pilze angucken mag.


    LG; Pablo.