Erste Mal in den Pilzen

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.893 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. Oktober 2016 um 20:40) ist von huehnchen69.

  • Hallo zusammen,


    wie die Überschrift schon impliziert, war ich gestern das erste Mal im Wald unterwegs um nach Pilzen zu suchen. Also, eigentlich das zweite Mal, ich war vor einigen Wochen in Schweden mit einer Freundin unterwegs, aber hier hat sie mir genau gezeigt ws ich suchen soll und sie hat die Pilze hinterher alle überprüft (es waren alles Pfifferlinge!!! :))
    Jetzt überkam mich also nach diesem erfolgreichen Pilze suchen in Schweden das heimische Bedürfnis zu sammeln. Und ich muss sagen ich war schon ziemlich erstaunt wie viele Pilze man eigentlich findet, wenn man erst mal angefangen hat diese wirklich wahrzunehmen!
    Ich habe also fleißig versucht mit einem netten Büchlein meine Funde zu bestimmen, und ich würde mich freuen wenn ihr mir sagen könntet ob ich mit meinen Tipps richtig liege:
    breitblättriger Rübling:
    Flaschenstäubling:

    Grauer Faltentintling:

    Lungenseitling:

    milder Milchling oder Birnenmilchling:

    Mönchskopf:

    evtl pechschwarzer Milchling:

    Rettich-Helmling 1

    Rettich-Helmling 2:

    rotbrauner Milchling:

    rotbrauner Scheidenseitling:


    Austernseitling oder Lungenseitling:

    violetter Lacktrichterling:

    Wiesen-Egerling oder Karbol-Egerling (haben nicht dran gerochen...)

    Zitzenwarziger Riesenschirmling:


    So, folgend habe ich noch 2 Pilzarten die ich so gar nicht identifizieren konnte:
    Unbekannter Pilz 1:

    Unbekannter Pilz 2.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kroette!

    Ui, das sind wahnsinnig viele Pilze auf einmal.
    ich würde dir vorschlagen, die Sache erstmal anders aufzubauen. Wenn du dich am Anfang gleich mit solchen Pilzen beschäftigst, dann wirst du da kaum Freude dran haben. In Europa kommen an die 10000 Großpilz - Arten vor. Viele kleinere Einsteigerbücher gaukeln einem da eine Sicherheit in der Bestimmung vor, die es nicht wirklich gibt.
    Ein guter Einstieg wäre es, sich erstmal auf die tatsächlich leicht bestimmbaren Pilze zu konzentrieren. Das sind vor allem Röhrlinge und Leistlinge. Da kann man auch weniger falsch machen (und begibt sich nicht in lebensgefahr), wenn man die Pilze irgendwie auch mal essen will.
    Später pickt man sich dann einzelne, auffällige Lamellenpilze raus, nach denen man mehr oder weniger gezielt auf die Suche geht und die man sich dann genau anschaut. Inklusive Geruch, Schnittbilder, reaktionen beim Ärgern, Haptik der Oberflächen und so weiter.
    Dazu nähert man sich den Lamellenpilzen am besten auch zu anfang schon mit ein bisschen Systematik. Nur ganz grob, um überhaupt erstmal in die richtige Richtung zu kommen. Zum beispiel was die Sprödblättler (Milchlinge und Täublinge) von allen anderen Lamellenpilzen unterscheidet. Oder die Unterteilung in Hellsporer und Dunkelsporer, wie man überhaupt einen Sporenabwurf anfertigt, was merkmale bedeuten wie zB "Lamellen frei", "Lamellen herablaufend", "Hut schuppig" und so weiter.

    Insofern: Wenn ich jetzt deine Funde der Reihe nach durchgehe, und ein paar Namensvorschläge mache, dann ist das zwar ganz nett, hilft dir aber nicht weiter. Denn der nächste Pilz wird für dich genauso aussehen, ist aber ein ganz anderer. Oder ein Pilz wird für dich ganz anders aussehen, ist aber die gleiche Art. Darum ist es besser, weniger Pilze auf einmal zu beobachten, dafür da aber die merkmale intensiver nachzuvollziehen. Und dann könnte man auch was schreiben, was dir bei der Interpretation der Merkmale und deinen eigenen bestimmungen weiter hilft.

    Immerhin, was ich super finde: Daß du offenbar hier schon ganz gute Arbeit gelestet hast, denn einige deiner Ideen sind entweder richtig oder gehen schon mal wenigstens in die richtige Richtung.
    Als da wären:
    Lungenseitling: Ist zwar ein berindeter (Pleurotus dryinus), aber die gattung stimmt.
    Der Milchling direkt danach: Auch hier stimmt die Gattung.
    Der Mönchskopf ist allerdings ein Milchling, darum ist es so wichtig, die Sprödblättler erkennen zu können. :wink:
    Ebenso beim Kaffebraunen Gabeltrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis) direkt danach, denn der Stiel bricht da nicht wie bei Sprödblättlern.
    Rettich - Helmling: Super, das passt. :agree:
    Danach der Milchling, da stimmt ebenfalls die gattung, aber diese orangenen bis rötlichbraunen, glatthütigen Milchlinge vergiss mal leiber für den Anfang. Das ist höchstwahrscheinlich der Süßliche Buchenmilchling (Lactarius subdulcis), aber diese Artengruppe ist übel in der Bestimmung.
    Der Violette lacktrichterling stimmt, aber davor hast du eine Nebelkappe (Lepista / Clitocybe nebularis) in der Hand. Und die ist giftig. Darum: Achtung, auch Standort spielt eine Rolle.
    Champi lassen wir jetzt mal weg, darum kümmern wir uns ein andermal.
    Riesenschirmling ist erneut die richtige Gattung, was du da in der Hand hast ist ein Sternschuppiger (Macrolepiota rhodosperma). Da ist aber vor allem wichtig, die gattung erkennen zu können.
    Zum Schluss hast du noch einen Violetten Rötelritterling (Lepista nuda) und junge nebelkappen (Clitocybe / lepista nebularis).
    Und dein Rotbrauner Seidenstreifling (schicker name, gehört nur leider zu ekinem Pilz) dürfte ein Weichritterling (Gattung: Melanoleuca) sein, der Pilz ganz am Anfang des Beitrages ein Dachpilz Gattung: Pluteus). Darum ist auch die Sporenpulverfarbe und der Lamellenansatz so wichtig.


    LG; pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

    Einmal editiert, zuletzt von Beorn (30. Oktober 2016 um 15:02)

  • Hallo Pablo,
    vielen Dank für deine ausführliche Antwort!! Ich muss sagen ich habe mich auch ein wenig erschlagen gefühlt, nicht nur durch die vielen Pilze die man tatsächlich im Wald findet, sondern auch hinterher bei der Bestimmung.
    Für den "Einführung in die Pilzbestimmung"-Kurs nächstes Wochenende habe ich mich versucht anzumelden, bin aber leider nur auf der Warteliste da er voll zu sein scheint :(
    Das mit den Röhrlingen ist wahrscheinlich eine sehr gute Idee. Ein Arbeitskollege von mir geht immer auf Steinpilzsuche, da er sagt er hat wenig Ahnung von Pilzen und da kann er im Prinzip nichts falsch machen ^^ Ich glaube aber ich habe gestern keinen einzigen Röhrling gesehen! Bin aber auch alle 2 Meter stehen geblieben um irgendeinen anderen Pilz zu bestimmen ;)
    Danke dafür dass du die ganzen Pilze trotzdem durchgegangen bist, das spornt an dass ich da zumindest ein paar Treffer gelandet habe!:agree:

    Zitat

    Der Mönchskopf ist allerdings ein Milchling, darum ist es so wichtig, die Sprödblättler erkennen zu können


    Ich wusste doch es ist komisch dass da milchige Tropfen aus den Lamellen kommen...:hmmm:

    Das mit der Nebelkappe ist ziemlich ernüchternd, in meinem schlauen Buch steht nichts darüber dass man Austernseitlinge mit denen verwechseln könnte... Naja, wenn man sich ein wenig besser mit Pilzen auskennt würde man das vermutlich auch nicht, oder?

    Ich werde mich mal ein wenig näher damit auseinandersetzen und mal ein paar Röhrlinge sammeln (wenn ich welche finde :))
    und diesen Kurs mal machen, ich denke hier kann man auch schon viele Grundlagen lernen (zumindest hoffe ich das)

    Danke für die tolle Antwort und einen schönen Sonntag abend noch!

  • Hallo Kroette,

    herzlich Willkommen hier!
    Im Moment steht der Wald echt gerade gut voll. Das ist leider nicht immer so :wink:.

    Schön, dass du die Pilze für dich entdeckt hast. Ich war letzten Sommer auch in Schweden. Das war schon fein dort, so pilzmäßig betrachtet.

    Was deine Bestimmungen angeht habe ich Pablos Ausführungen nichts hinzuzufügen.

    Wenn du so gar keine Röhrlinge gefunden hast, obwohl alles voller Pilze stand: Vielleicht war vor dir schon jemand zum Sammeln dort.

    Liebe Grüße,
    Sabine