Warziger Drüsling

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 10.269 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Dezember 2016 um 20:55) ist von Ingo W.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,

    den Warzigen Drüsling (Exidia plana) habe ich bisher immer in Schwarz gefunden. Jetzt ist mir einer über den "Weg gelaufen", der ist nicht schwarz, sondern bräunlich, etwas glasig. ich find nirgends, dass der Warzige Drüsling auch solche Farbe haben kann. Nur bei Michael-Hennig-Kreisel im "Handbuch für Pilzfreunde"; Bd. II wird etwas über die Farbe geschrieben. Ein Schlauchzitterling (Ascotremella faginea) ist es nicht. Hat einer im Forum den Warzigen Drüsling so auch schon al gefunden? oder ist der Pilz gar doch ein anderer?

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Veronika!

    Ja, das geht. Teilweise ist die Färbung einfach davon abhängig, wie viel Wasser die Fruchtkörper aufgenommen haben. Je nasser, desto heller erscheinen sie dann. Gelegentlich kann aber das Pigment auch einfach fehlen, Albinoformen treten ja bei vielen Arten auf, bei Exidia sind sie dann oft eben hyalin. Sieht witzig aus, wenn man normal gefärbte und komplett ungefärbte an einem Ast hat:



    Sieht mikroskopisch beides identisch aus, die anderen hell gefärbten Exidia- und Tremella- (und Myxarium-) Arten unterscheiden sich dann doch etwas davon.


    LG, Pablo.

  • Hallo!

    Zitat


    Teilweise ist die Färbung einfach davon abhängig, wie viel Wasser die Fruchtkörper aufgenommen haben. Je nasser, desto heller erscheinen sie dann.


    Ich denke immer, dass die blassen Fruchtkörper die frischeren sind, weil sich das dunkle Pigment wohl erst mit Licht bildet.
    Dass das Phänomen mit dem Feuchtigkeitshaushalt zusammenhängen könnte, auf die Idee würde ich nicht kommen.
    Allerdings ist es eben auch nur eine gedachte Erklärung, eine wissenschaftliche Begründung habe ich da in dem Fall noch keinmal gehört.
    Bei deinem verschärften Bild oben wirds natürlich schwierig, wenn schwarz und fast weiß nebeneinander sind, wobei das ja auch nicht zur Wassertheorie passt.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Hallo Pablo, hallo Ingo,

    vielen Dank für eure Erklärungsversuche, sehr interessant eure Überlegungen. Wichtig für mich ist, dass ihr beide mein Bild auch als Exidia plana einschätzt.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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  • Hallo Veronika!

    Doch, das passt.
    Können übrigens auch die kleinen Fruchtkörper von Exidia truncata (Abgestutzter Drüsling) machen.

    [size=4]VG Ingo W[/size]

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (16. Dezember 2016 um 12:42)

    • Offizieller Beitrag

    Moin!

    Die Altersabhängigkeit wäre auch eine Möglichkeit, Ingo.
    vermutlich ist es aber wie so oft: Von allem irgendwie irgendwas.
    Bei dem von mir oben kann es jedenfalls nicht die Witterung sein. Alter glaube ich auch nicht, die schwarzen wie die durchsichtigen hatten ungefähr gleich viele freie Sporen, unterschieden sich auch kaum in Konsistenz und Größe oder Verteilung der Drüsenpunkte.

    Was da interessant gewesen wäre: Ob die Fruchtkörper zum selben Mycel gehörten, oder ob zwei Mycelien an dem Ast saßen. Weil wenn es nur ein mycel wäre, dann dürfte es sich um einen nicht genetisch fixierten Albinismus handeln.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Weil wenn es nur ein mycel wäre, dann dürfte es sich um einen nicht genetisch fixierten Albinismus handeln.


    Kenne mich da nicht so aus, aber betrifft das nicht eher die Vererbung.
    Müsste ein nicht fixierter Albinismus nicht so funktionieren, dass ein weißer Fruchtkörper wieder normale schwarze produziert?
    Natürlich woanders, denn auf dem Substrat ist kein Platz mehr.
    Oder doch?

    Fragen über Fragen!

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!

    Nun ich verwirrt. :(
    Und das, obwohl der Pilz nicht orangegelb ist.
    Ich dachte eigentlich, bei einem fixierten Albinismus kann ein Mycel immer nur farbreduzierte Fruchtkörper hervorbringen.
    Farbverlust durch andere Einflüsse können dazu führen, daß ein Mycel am linken Ende gefärbte, rechts das gleiche Mycel aber ungefärbte Fruchtkörper hervorbringt.
    Wenn im gesamten Mycel ein genetisch fixierter Albinismus vorliegt, dann müssten doch konstant auch ungefärbte Fruchtkörper produziert werden, und das jedes Jahr?

    Wobei immer noch merkwürdig ist, warum manchmal aus einem solchen fixierten Albinismus (Fruchtkörper eines Mycels immer und jedes Jahr ungefärbt) einie eigene Art gemacht wird, und manchmal nicht.
    Meine konstant immer vollständig gelben Flockis heißen Boletus pseudosulphureus (= Boletus junquilleus ss. orig.), wogegen meine konstant und jedes Jahr komplett gelbweißen Fliegenpilze...
    ...Amanita muscaria heißen.


    LG; Pablo.

  • Hallo,
    wenn Pablo schon verwirrt ist, was soll dann hier erst der "Otto-Normalverbraucher" sagen?!
    Verstehe nur noch Bahnhof...
    Leider wieder mal ein Thread, der am Ende keinen Spass mehr macht, weil ich dem nicht mehr zu folgen vermag...!
    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (19. Dezember 2016 um 22:10)

  • Hallo Pablo!

    Ich meinte oben "Nachkommen produziert".

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Hallo liebe Diskutierer zu meiner anfangs gestellten Frage,

    wie Thomas hier bemerkt, scheint sich die Diskussion zu verselbstständigen zwischen Pablo und Ingo. Die unterschiedlichen Aussagen, Meinungen und eventuell auch Standpunkte sind interessant und jeder kann daraus für sich das Entsprechende nehmen.
    Ich habe jedenfalls gestern genau weiße und schwarze Exemplare von Exidia plana an ein und dem selben Stamm gefunden. Ein Stück von diesen beiden Burschen entfernt, aber am gleichen Holz fand ich dann nur noch weiße Pilze. Ich hätte ohne die Infos aus den Beiträgen von Pablo und Ingo bei diesen Pilzen dann auf weiße Drüslinge getippt. Ich bin schon sehr überrascht, dass Exidia plana so weiße Fruchtkörper bilden soll. Schade, dass hier keine weitere Forenmitglieder mit diskutieren können oder auch wollen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    Einmal editiert, zuletzt von weisheit (19. Dezember 2016 um 22:22)

  • Hallo Veronika!

    Also ich kenne ja nur deine ursprünglich angefragten blassbraunen Fruchtkörper als zugehörig, weil ich ja der Meinung bin, dass junge Fruchtkörper lichtabhängig heller sein können.

    Bei den weißen Fruchtkörpern, wie du es hier zeigst oder Pablo es tat, da bin ich noch nicht restlos davon überzeugt, ob das wirklich alles die gleiche Art ist.
    Wobei es halt bei Pablos weißen Fruchtkörpern diese dunkleren Warzen gibt auf der Oberseite, die dann eben doch eher auf einen Albino-Warzigen Drüsling hindeuten.

    Bei deinen sieht man m.E. nach einige weiße Kerne, die wahrscheinlich auf Myxarium nucleatum hindeuten könnten.
    Hattest du Substrat?

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (19. Dezember 2016 um 22:35)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!

    Überspring mal den Kruscht von wegen der Genetik, Thomas.
    Dabei geht es nur darum, was letztlich so einen Albinismus auslösen kann. Der Rest ist (in diesem Fall) spekulativ.

    Jetzt ist mir auch klar was du meinst, Ingo. Klar, wenn es zwei Mycelien von einer Art sind, dann sind sie kompatibel und dann wären die "Nachkommen" einer geschlechtlichen Vereinigung vermutlich wieder normal gefärbt. :agree:

    Die weißen Gestalten auf deinen letzten Bildern sind allerdings Kerndrüslinge (Myxarium nucleatum) und oben Weißkerniger Zitterling (Tremella encephala), Veronika. Bei einigen Fruchtkörpern sind die weißen, opaken Inhalte schon gut zu erkennen, auch wenn die bei beiden nicht immer vorhanden sein müssen. Aber sie haben zB nie Drüsenpunkte, was ein weiteres Merkmal zur Abgrenzung vom Warzigen Drüsling ist. Leider nicht hilfreich bei anderen weißlichen Drüslingen, denen ebenfalls die Drüsenpunkte fehlen.

    Jedenfalls vermute ich mal, daß auf dem oberen Bild Nadelholz das Substrat ist, auf dem auch Exidia nigricans (Warziger Drüsling) oft vorkommt. Irgendwo müssten dann auch noch Fruchtkörper vom Blutenden Nadelholz - Schichtpilz (Stereum sanguinolentum) sein, welcher von Tremella encephala parasitiert wird.

    Auf dem unteren Bild sollte das Substrat Laubholz sein, Myxarium - Arten sind keine Mykoparasiten. Myxarium nucleatum ist meist etwas kleiner und etwas flacher (vor allem an den Rändern) als die eher gehirnmäßige Tremella encephala. Dazu sind die kerne bei Myxarium weißlicher, kleiner, rundlicher; die Gallertmasse um die Kerne herum hyaliner und meist ohne Rosatöne, die bei Tremella encephala oft (nicht immer) zu erkennen sind.

    Soweit die Theorie, wenn das oben auch Laubholz ist, dann liege ich vermutlich falsch und beides ist Myxarium nucleatum. :happy:


    Edit:
    Ups, hat sich überschnitten.
    Die weiße Kollektion von Exidia nigricans, die ich gezeigt habe, ist schon makro- wie mikroskopisch ziemlch sorgfältig auf weitere hyaline bzw. weiße Drüslingsarten mit Drüsenpunkten abgeklopft. Da komme ich zu keiner anderen Art, so gerne ich auch was Spektakuläres draus gemacht hätte.


    LG; Pablo.

  • Hallo Ingo, hallo Pablo,

    nun lasst mal ab von den Erklärungen ohne die Pilzchen unter das Mikroskop zu legen, kommt es hier zu keinem Ende. Der Ausgngspunkt von mir waren ja tatsächlich die helleren Pilze von Exidia plana und nicht die ganz weißen. Und der Erklärung von Ingo folgend, sind meine weißen sicher auch Myxarium nucleatum. Ich habe mal zwischenzeitlich etwas "geforscht" und das scheint auch so zu sein.

    http://www.scmycoflora.org/genera/myxariu…ium-species.php

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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    Einmal editiert, zuletzt von weisheit (19. Dezember 2016 um 22:42)

  • Hallo nochmal!

    Was mir gerade beim Bildersuchen zu Myxarium nucleatum (Körnchen-Drüsenpilz) noch eingefallen ist:
    Bei manchen Heteros (also dem glibberigen Zeugs) ist z.B. der Farbstoff auch recht frostlabil.
    Ich weiß es z.B. von den gelben Gallerttränen (Dacrymyces)-Arten und auch vom Gelben Zitterling (Tremella mesenterica), dass deren gelbe Farbe nach Frost verschwindet.
    Das kann man manchmal gut an ein und demselben Fruchtkörper nachvollziehen.
    http://www.messiah.edu/oakes/fungi_on…mesenterica.htm

    Die bei 123Pilze im Moment gezeigten Fruchtkörper sind m.M.n. für Myxarium recht suspekt.
    Ich sehe hier eher Gallerttränen mit kollabierter Farbe.....

    Bild:Gerhard Koller (ich hoffe mal, dass das mit dem Bildautor passt, denn die Angabe dazu ist irgendwie mysteriös)
    https://www.123pilze.de/dreamhc/download/Kerndruesling.htm

    Auf jeden Fall wäre Veronikas Bild 100x einleuchtender zum Darstellen der Myxarium-Art.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (19. Dezember 2016 um 23:06)

  • Hallo Ingo,

    dass Gallerttränen und auch Goldgelbe Zitterlinge nach Frost die Farbe verlieren können, wusste ich nicht. Demnach sind die folgenden zwei Bilder splche Gallerttränen. Das 3. Bild habe ich aufgenommen als ich mit Markus im Frühling unterwegs war. Die hellen Kügelchen passen dann wohl nicht zu den gelben Gallerttränen.
    Ich möchte 30 Jahre jünger sein, um all das noch zu lernen, was die kleinen Pilzchen so faszinierend macht oder ich muss 100 werden.:wink:


    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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  • Hallo Veronika,
    bei deinem gesunden Lebenswandel (Pilze, regelmäßig in der Natur etc....) und deinem Wissensdrang wirst du definitiv mindestens 100!!! :)

    LG Thomas

  • Oh, vielen Dank, Thomas - die 36 Jahre schaffe ich noch mit der linken A...backe.:wink:

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo & Veronika!

    Stimmt. Frost macht Gallerttränen blass, Alter und Feuchtigkeit spielen da auch mit rein. Eingetrocknete Gallerttränen dagegen sind ja oft satt leuchtend orange und fast opak.
    Tremella mesenterica (Goldgelber Zitterling) kann das ja auch, so blass zu werden. Auch wenn der systematisch in einen anderen Stamm gehört.
    Andererseits können manche an sich weißliche Heterobasidiomyceten wiederum durch äußere Einflüsse bräunlich oder gelblich werden. Als Beispiel mal Exidia cartilaginea (Wachsartiger Zitterling), die das sogar ziemlich regulär macht, von weiß auf braun oder goldbraun zu wechseln.


    LG, Pablo.

  • Hallo Veronika!

    Zitat


    Demnach sind die folgenden zwei Bilder solche Gallerttränen.


    So sehe ich das.
    Wobei man das halt am Fundort noch besser einschätzen kann, weil die Ansicht dann nicht eingeschränkt ist. Verschiedene Arten auf gleichem Substrat sind natürlich immer einzuplanen.

    Dein Gezeigter ist wahrscheinlich auch kein 0-8-15-Dacrymyces, ich schätze mal, dass das vielleicht in Richtung der wenig beachteten Gewundenen Gallertträne geht:
    http://asco-sonneberg.de/pages/gallery/…3-01xs13281.php
    Edit: oder ist das etwa Exidia cartilaginea (Knorpeliger Drüsling)?

    Über das, was Pablo anspricht, man könnte Stunden plaudern!
    Über schnelle Verletzungs-Oxidationsverfärbung (Hexenröhrling), über langsame Verfärbung (Gilbender Erdritterling), über Verfärbung mit Chemikalien (Schleierlingsbestimmung), über mikroskopische Verfärbung einzelner "Bauteile", über Farbe, die erst bei älteren Pilzfruchtkörpern ersichtlich ist (Pablos Beisiel mit der Exidia cartilaginea z.B. oder manche Schnecklinge), über Schädigungsfärbung (erfrorene Stielbecherchen) oder gar Verfärbung des Substrates durch Becherchen (Hyphodiscus oder Grünspanbecherchen).

    Es gibt wirklich viel zu entdecken, wenn man sich etwas Zeit lässt. Und viel Entdecktes kann vielleicht auch nützlich für die Artabgrenzung sein.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (20. Dezember 2016 um 20:59)